Bei einer Zervixinsuffizienz ist der Gebärmutterhals verkürzt und weicher, was meist zur Folge hat, dass sich der Muttermund noch vor der 37. Schwangerschaftswoche öffnet. Die Zervixinsuffizienz stellt ein Risiko für die Schwangerschaft dar und kann zu Fehlgeburten oder Frühgeburten führen. Wird die Gebärmutterhalsschwäche jedoch frühzeitig erkannt und behandelt, kann die Schwangerschaft bis zu einem günstigen Geburtstermin fortgeführt werden. Mitunter kann die Veränderung am Gebärmutterhals für eine schnellere und leichtere Geburt sorgen. Dies ist aber nicht grundsätzlich der Fall.
Der Gebärmutterhals hat eine Länge von etwa 3 cm und besteht aus relativ festem Gewebe. Er bildet die Öffnung der Gebärmutter zur Scheide und den Verschluss während einer Schwangerschaft. Der Bereich wird auch Muttermund genannt. Dieser besteht während der längsten Zeit der Schwangerschaft aus festem Gewebe, das dafür sorgt, dass das ungeborene Kind trotz des Drucks durch das Gewicht auf den Gebärmuttermund nicht vorzeitig geboren wird. Vor der Geburt verändert sich der Muttermund, das Gewebe wird weicher, der Gebärmutterhals verkürzt sich und die Geburt wird eingeleitet. Dabei weitet sich der Muttermund auf etwa 10 cm. Dieser Geburtsvorgang kann sich über viele Stunden hinweg ziehen und ist durch die damit verbundenen Wehen der Mutter kraftaufreibend. Eine bestehende Zervixinsuffizienz kann jedoch dafür sorgen, dass die Geburt schneller abläuft. Abgesehen davon ist ein ausreichend geweiteter Muttermund die Voraussetzung dafür, dass die Geburt reibungslos verläuft.
Jede 100. Schwangere leitet unter der sogenannten Gebärmutterhalsschwäche. Durch die Veränderungen des Muttermundes kann es dazu kommen, dass dieser sich vorzeitig öffnet und eine Fehlgeburt oder Frühgeburt droht. Die Risiken dafür sind vielseitig, angefangen bei vorherigen Operationen am Gebärmutterhals bis hin zu Infektionen an der Scheide. Daher sollte eine Gebärmutterhalsschwäche so früh wie möglich erkannt und behandelt werden, was mithilfe von Antibiotika gegen Infektionen, wehenhemmenden Medikamenten oder einem Kunststoffband, das den Gebärmutterhals verschließt, geschehen kann. Durch die Zervixinsuffizienz kann sich der Muttermund schon lange vor dem errechneten Geburtstermin weiten oder so weit öffnen, dass der Fötus geboren wird. Die Geburt kann dabei sehr schnell voranschreiten, da das Kind in früheren Wochen auch einen kleineren Kopf hat und der Muttermund nicht ganz so weit gedehnt werden muss. Hier droht auch eine sogenannte Sturzgeburt, eine sehr schnell voranschreitende Geburt, bei der das Risiko besteht, dass die Mutter es nicht mehr rechtzeitig ins Krankenhaus schafft.
Wirkt man jedoch der Gebärmutterhalsschwäche früh genug entgegen, kann dieses sich letztendlich zum Zeitpunkt der Geburt positiv auf den Geburtsverlauf auswirken. Der Muttermund ist infolge der Gebärmutterhalsschwäche bereits weicher und das Gewebe hat sich entsprechend verändert. Zudem kann es sein, dass sich der Muttermund bereits einige Zentimeter geöffnet hat. Ist der Muttermund mit einem Kunststoffband (Cerclage) verschlossen worden, wird dieses vor der vaginalen Geburt entfernt. Im Schnitt dauert eine Geburt mit vorangegangener Zervixinsuffizienz nicht so lange wie eine Geburt ohne diese Vorerkrankung. Trotzdem kann sich solch eine Geburt sehr lange hinziehen und auch hier kann ein Kaiserschnitt erforderlich sein. Insbesondere bei sehr kleinen Kindern oder wenn die vaginale Entbindung beispielsweise durch eine ungünstige Lage des Babys erschwert ist, kann ein Kaiserschnitt notwendig sein. Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zervixinsuffizienz einen Teil des Geburtsvorganges schon vor der 37. Schwangerschaftswoche vorwegnimmt, nämlich die Veränderung des Muttermundgewebes und die Öffnung zur Scheide hin. Dadurch ist dieser Vorgang während der Geburt schon begonnen oder abgeschlossen, was eine verkürzte Entbindung zur Folge haben kann. Eine Zervixinsuffizienz ist aber keine Garantie, dass sich der Geburtsvorgang tatsächlich verkürzt. Hier spielen viele andere Faktoren eine wichtige Rolle, unter anderem auch die Lage des Kindes und der Wehenvorgang.
aktualisiert am 06.02.2017