Die Zervixinsuffizienz beschreibt eine vorzeitige Öffnung des Muttermundes und Verkürzung des Gebärmutterhalses vor der 34. Schwangerschaftswoche. Wird ein Kind in dieser Zeit geboren, spricht man von einer Frühgeburt oder, wenn das Kind nicht lebensfähig ist, von einer Fehlgeburt. Das Risiko der frühzeitigen Geburt ist bei bestehender Gebärmutterhalsschwäche stark erhöht, aber auch abhängig davon, wie schnell die Erkrankung erkannt und behandelt wird.
Es lässt sich nicht genau sagen, wie hoch das Risiko einer vorzeitigen Geburt bei bestehender Zervixinsuffizienz ist. Die Zervixinsuffizienz an sich tritt bei etwa ein bis zwei Prozent aller Schwangerschaften auf. Zur Entstehung einer Fehl- oder Frühgeburt spielen viele Faktoren eine wichtige Rolle. Insbesondere kommt es darauf an, ob die Zervixinsuffizienz frühzeitig erkannt wird. Dies gestaltet sich meistens schwierig, da nur selten Symptome mit der Erkrankung einhergehen. Nur in seltenen Fällen kommt es zu Blutungen, wehenartigen Schmerzen im Bauch und Unterleib, Ziehen im Rücken oder Druck auf die Gebärmutter.
Im Laufe der Schwangerschaft finden regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt statt. Hierbei wird neben der Untersuchung des Kindes auch besonderes Augenmerk auf die Zervix (Gebärmutterhals) gelegt. Ist der Gebärmutterhals bereits verkürzt, das Gewebe sehr weich und der Muttermund leicht geöffnet, sind das die ersten Anzeichen für eine drohende Fehlgeburt oder Frühgeburt. Der Arzt wird schnellstmöglich die notwendigen Maßnahmen einleiten.
Auch kann die Mutter selbst durch Ertasten spüren, ob eine Zervixinsuffizienz vorliegt. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, da ein Infektionsrisiko besteht. Meist ist die Öffnung des Muttermundes und die Beschaffenheit des Gewebes sehr gut zu ertasten, wenn der Muttermund tief liegt.
Wird die Zervixinsuffizienz früh genug erkannt, stehen die Chancen gut, die Geburt bis zu einer ungefährlichen Schwangerschaftswoche hinauszuzögern. Trotzdem ist die Zervixinsuffizienz verantwortlich für etwa 20 bis 25 Prozent aller Fehlgeburten.
Je stärker die Zervixinsuffizienz ausgeprägt ist und je deutlicher sich der Gebärmutterhals verkürzt hat, umso höher ist die Gefahr einer frühzeitigen Geburt. Das Risiko liegt bei 18 Prozent, wenn die Länge der Zervix weniger als 25 mm beträgt. Bei weniger als 20 mm spricht man von einem 25-prozentigem Risiko. Das Risiko steigt auf 50 Prozent, wenn die Länge sich auf 1,5 mm verkürzt.
Das erhöhte Risiko, bei bestehender Zervixinsuffizienz eine Frühgeburt oder Fehlgeburt zu erleiden, kann gesenkt werden, wenn die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet werden. Je nachdem, wie weit die Gebärmutterhalsschwäche fortgeschritten ist, gilt es zunächst, den Körper der Schwangeren zu schonen. Nicht selten wird hier Bettruhe verordnet, wobei das Becken hoch gelagert wird, um den Druck von der Gebärmutter zu nehmen. Körperliche Belastung, insbesondere schweres Heben, sollte weitestgehend vermieden werden. Ebenso ist es hilfreich, seelischen Stress zu vermeiden und für innere Ruhe und Ausgeglichenheit zu sorgen. Bei bestehender Zervixinsuffizienz sollte auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden, um die Gebärmutterhalsschwäche nicht zu verstärken. Während einer Schwangerschaft sollte die Mutter gänzlich auf den Konsum von Alkohol, Nikotin oder übermäßigem Koffein verzichten, da insbesondere Nikotin geburtsfördernd wirkt und Hormone angeregt, die die Beschaffenheit des Muttermundes verändern.
Werden diese Maßnahmen eingehalten, stehen die Chancen gut, dass die drohende Geburt in frühzeitigen Schwangerschaftswochen verhindert werden kann.
Je nachdem, wodurch die Zervixinsuffizienz ausgelöst wird, können Medikamente eingesetzt werden, die das Voranschreiten verzögern. Ist eine Scheideninfektion die Ursache für die Muttermundschwäche, wird die Infektion mit Antibiotika oder entsprechenden Medikamenten behandelt. Treten im Zuge der Zervixinsuffizienz bereits Wehen und Schmerzen auf, kommen wehenhemmende Mittel zum Einsatz. Zu guter Letzt gibt es noch die Möglichkeit, den Muttermund zuzunähen oder mithilfe eines Kunststoffbandes zu verschließen, was durch einen kleinen operativen Eingriff geschieht. Werden all diese Maßnahmen frühzeitig angeordnet, sinkt das Risiko einer Fehlgeburt oder Frühgeburt enorm. Trotzdem bleibt immer ein Restrisiko, insbesondere dann, wenn die Zervixinsuffizienz schnell voranschreitet und nicht früh genug erkannt wird.
aktualisiert am 30.03.2017