Die Zervixinsuffizienz (Muttermundschwäche) kann ein großes Risiko für das ungeborene Kind darstellen und zu Frühgeburten oder Fehlgeburten führen. Ist es bereits zu dieser Gebärmutterhalsschwäche gekommen, ist das Risiko bei Folgeschwangerschaften erhöht. Doch nicht immer bedeutet eine Gebärmutterhalsschwäche in der ersten Schwangerschaft, dass sie bei weiteren Schwangerschaften erneut auftritt.
Um das Risiko einer erneuten Zervixinsuffizienz in der Folgeschwangerschaft einschätzen zu können, muss die Ursache für die erste Entstehung der Gebärmutterhalsschwäche ergründet werden. Die Zervixinsuffizienz kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, so zum Beispiel durch Infektionen an der Scheide, die jedoch gut mit Antibiotika oder entsprechenden Medikamenten behandelt werden können. Weitere Ursachen sind der Konsum von Nikotin durch die Mutter oder auch übermäßige körperliche Belastung, schweres Heben oder Mehrlingsschwangerschaften. In diesen Fällen ist es nicht sicher, dass bei einer erneuten Schwangerschaft ebenfalls eine Zervixinsuffizienz entsteht. Bei einer Mehrlingsschwangerschaft besteht ein enormer Druck auf den Gebärmutterhals, ausgelöst durch das Gewicht der Babys. Findet die Folgeschwangerschaft mit nur einem Kind statt, ist das Risiko einer Gebärmutterhalsschwäche nicht erhöht. Hier wurde dieses nur durch das Gewicht mehrerer Babys in der ersten Schwangerschaft ausgelöst. Auch kann es sein, dass eine Mutter, die in der ersten Schwangerschaft geraucht hat, in der zweiten Schwangerschaft darauf verzichtet. Somit mindert sie das Risiko einer erneuten Zervixinsuffizienz. Ebenso verhält es sich bei Zervixinsuffizienzen, die durch Infektionen ausgelöst worden sind. Eine Infektion in der ersten Schwangerschaft bedeutet nicht, dass dieser Ablauf in der zweiten Schwangerschaft ebenfalls stattfindet.
Anders verhält es sich, wenn die Zervixinsuffizienz durch Ursachen entstanden ist, die während der zweiten Schwangerschaft noch bestehen. Hierbei handelt es sich um Faktoren, die die Beschaffenheit der Gebärmutter dauerhaft verändern. Dazu zählt man eine Konisation: Die Konisation ist eine kleine Entnahme (Biopsie) des Gebärmuttersgewebes, die im Zuge der Krebsvorsorge vorgenommen wird, wenn der Abstrich an der Gebärmutter auffällige Zellen aufweist. Obwohl dies nur ein kleiner Eingriff ist und nur wenig Gewebe entnommen wird, kann sich der Gebärmutterhals in seiner Form und Beschaffenheit verändern. Das wiederum kann bei einer bestehenden Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Zervixinsuffizienz darstellen. Dieses Risiko besteht auch bei Folgeschwangerschaften. Eine Konisation bedeutet noch lange nicht, dass eine Gebärmutterhalsschwäche entsteht. Ebenso kann es keinerlei Auswirkungen haben oder sogar gegenteilige Auswirkungen wie die Vernarbung der Gebärmutter und damit festeres Gewebe verursachen.
Kam es in der ersten Schwangerschaft zu einer Zervixinsuffizienz, sollte in einer Folgeschwangerschaft besonders darauf geachtet werden, einer erneuten Gebärmutterhalsschwäche entgegenzuwirken und vorzubeugen. Leider ist dies nicht immer möglich. Da eine Zervixinsuffizienz selten erkannt wird, weil sie meist symptomlos verläuft, sind die vorbeugenden möglichen Maßnahmen eher gering. Meist berücksichtigt der behandelnde Arzt die Probleme der ersten Schwangerschaft. Er wird Vorsorgeuntersuchungen in kürzeren Abständen als üblich anordnen. Auch kann die Mutter ertasten, ob sich der Muttermund im Laufe der Schwangerschaft verändert. Hier sollte auf ausreichende Hygiene geachtet werden. Vor der Untersuchung sind die Hände gründlich zu waschen, es ist auf Creme zu verzichten und die Fingernägel sollten kurz gehalten werden, um Verletzungen zu vermeiden. Das regelmäßige Ertasten des Muttermundes bringt ein Infektionsrisiko mit sich, was immer bedacht werden sollte. Spürt die Mutter, dass der Muttermund sehr tief liegt, weich ist und eine spürbare Öffnung vorhanden ist, sollte sie schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Weitere Anzeichen der Zervixinsuffizienz und drohenden Frühgeburt sind Blutungen, leichte bis starke Wehen, Druck auf den Unterleib und Rückenschmerzen.
Lag bereits eine Zervixinsuffizienz vor, ist das kein Grund, auf eine weitere Schwangerschaft zu verzichten. Selbst wenn das Risiko erhöht ist, dass es wieder zu einer Gebärmutterhalsschwäche kommt, kann die Mutter einiges dafür tun, den Schwangerschaftsverlauf positiv zu beeinflussen. Hier sollte insbesondere darauf geachtet werden, dass dem Körper ausreichend Ruhe und Schonung gestattet wird. Schweres Heben sowie übermäßige körperliche Anstrengung können eine Zervixinsuffizienz auslösen. Auch seelischer Stress wirkt sich negativ auf den Schwangerschaftsverlauf aus und sollte vermieden werden. Positiv dagegen ist es, viel zu liegen und den Druck somit von der Gebärmutter zu nehmen. Kommt es doch zu einer Zervixinsuffizienz, kann der Arzt weitere Maßnahmen einleiten, so zum Beispiel strikte Bettruhe im Krankenhaus, wehenhemmende Mittel oder das Einsetzen eines Kunststoffbandes (Cerclage), um den Muttermund geschlossen zu halten.
aktualisiert am 28.03.2017