Eine Zervixinsuffizienz (Muttermundschwäche, Gebärmutterhalsschwäche) ist der Zustand, wenn der Muttermund zu früh in der Schwangerschaft geöffnet ist. Der Muttermund ist ein Teil des Gebärmutterhalses. Die Weitung des Muttermundes vollzieht sich bei jeder normalen Geburt, sie kann aber auch frühzeitig im Verlauf einer Schwangerschaft vorkommen. Der Gebärmutterhals ist bei der Zervixinsuffizienz offen (geweitet), verkürzt und weich. Vor allem in Verbindung mit Wehen besteht bei der Gewebeschwäche die Gefahr, dass sich eine Frühgeburt oder sogar eine Fehlgeburt ereignet. Falls sich zu einem frühen Zeitpunkt eine Muttermundschwäche zeigt, sollte eine Behandlung erfolgen. Diese geschieht gewöhnlicherweise mit einem kleinen Eingriff zum Verschluss des Muttermundes, der so genannten Cerclage. Falls erforderlich, werden auch die Wehen gehemmt.
Der Muttermund beziehungsweise der Gebärmutterhals ist in der längsten Zeit der Schwangerschaft straff und verschlossen (eng). Erst wenn die Geburt bald bevorsteht, üblicherweise etwa von der 36. Schwangerschaftswoche an, weitet sich der Gebärmutterhals. In dieser Phase ist die Öffnung normal, denn wenn der Muttermund offen und dehnbar genug ist, wird der Durchtritt des Kindes ermöglicht. Unter verschiedenen Umständen kann der Gebärmutterhals aber schon vorher geweitet sein.
Eine solche Muttermundschwäche (Zervixinsuffizienz) kann durch Störungen entstehen, die das Gewebe am Gebärmutterhals beeinträchtigen. Die Ursache für einen geöffneten Muttermund ist oftmals eine allgemeine Bindegewebsschwäche. Der Druck durch das Kind, der ja bei jeder Schwangerschaft gegeben ist, spielt ebenfalls eine Rolle. Häufig führen zu frühe Wehen auch zu einer Aufweitung des Muttermundes. Frühere Fehlgeburten, häufige Geburten oder schnell aufeinanderfolgende Geburten schwächen das Gewebe und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit, dass in der neuen Schwangerschaft der Muttermund vorzeitig offen wird. Fehlbildungen können ebenfalls die Ursache für eine Zervixinsuffizienz sein.
Nicht selten erfolgte bei einer Patientin mit geöffnetem Muttermund in der Vergangenheit ein operativer Eingriff am Gebärmutterhals beziehungsweise Muttermund. Dies sind vor allem die Kürettage (Ausschabung der Gebärmutter) und die Konisation (Entnahme eines kegelförmigen Gewebeanteils) oder eine chirurgische oder gewaltsame Methode des Schwangerschaftsabbruchs. Außerdem sind Krankheiten wie Entzündungen beziehungsweise Infektionen manchmal die Ursache für einen geschwächten Muttermund.
Die Zervixinsuffizienz oder Muttermundschwäche besteht dann, wenn sich der Muttermund schon einige Zeit vor dem normalen Geburtstermin öffnet. Der Gebärmutterhals (Cervix uteri) ist weit, weich und verkürzt. In den meisten Fällen treten zur gleichen Zeit Wehen auf. Es handelt sich aber normalerweise um Vorwehen, die noch nicht den Geburtswehen entsprechen.
Der vorzeitig geöffnete Muttermund kann dazu führen, dass eine Frühgeburt geschieht. Insbesondere kann dies dann passieren, wenn bereits sehr ausgeprägte Wehen ablaufen. Je kürzer der Gebärmutterhals ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine vorzeitige Geburt eintritt.
Eine Frühgeburt sollte aber möglichst vermieden werden, denn das Kind ist bis etwa zur 36. Schwangerschaftswoche noch nicht reif für das Leben außerhalb des Mutterleibs. Insbesondere haben sich die Lungen noch nicht vollständig entwickelt, denn die wichtige Substanz Surfactant ist noch nicht in genügender Menge vorhanden. Deshalb gibt es häufig Atemprobleme bei Frühgeborenen.
Direkte Symptome, dass der Muttermund offen ist, verspürt die Betroffene normalerweise nicht. Ein mäßiger Druck kann im Bauch verspürt werden, der auch in Richtung der Scheide ziehen kann.
Eine Muttermundschwäche wird meist dann erkannt, wenn der Arzt z. B. im Rahmen eines Vorsorgetermins eine Untersuchung an der Schwangeren durchführt. Mit dem Finger lässt sich ertasten, dass der Muttermund weich ist. Im Ultraschall erkennt der Arzt eine mögliche Weitung des Muttermundes oder eine Verkürzung des Gebärmutterhalses. Die Ultraschalluntersuchung mit einer schmalen, länglichen Sonde über die Scheide (transvaginal) durchgeführt. Definitionsgemäß ist die Zervixinsuffizienz gegeben, wenn die Länge des Gebärmutterhalses weniger als 2,5 Zentimeter beträgt. Zusätzlich zu diesen Untersuchungen kann ein CTG (Cardiotokographie) sinnvoll sein, um unter anderem die Wehentätigkeit aufzuzeichnen.
Der Arzt kann die Gebärmutterhalsschwäche und den offenen Muttermund meist zweifelsfrei feststellen. In seltenen Fällen steckt eine Verletzung (z. B. ein Muttermundriss) oder eine ernstzunehmende Erkrankung (z. B. Fehlbildung, Tumor) hinter der Muttermundschwäche. Diese eventuellen Veränderungen kann der Untersucher normalerweise ebenfalls gut feststellen.
Tritt ein offener Muttermund bis zur 32. Schwangerschaftswoche (SSW ) in Erscheinung, dann wird er mit einem kleinen Eingriff verschlossen. Ausnahme ist, wenn sich bereits stärkere Wehen zeigen. In diesem Fall wird nicht riskiert, dass der Muttermund beschädigt werden kann.
Die Operation ist eine so genannte Cerclage. Um den Gebärmutterhals wird eine Schlinge gelegt, die eng gezogen wird und somit den Durchgang verschließt. Kurze Zeit vor dem errechneten Geburtstermin, meist ein bis zwei Wochen vorher, wird die Naht wieder entfernt. Heutzutage kann statt des üblichen Fadens auch ein Silikonring um den Gebärmutterhals gelegt werden. Eine Umschließung des Gebärmutterhalses mit diesen Methoden ist ein relativ einfacher Eingriff. Bedeutsame Komplikationen sind prinzipiell möglich, aber selten. Unter anderem können manchmal Wehen ausgelöst werden oder die Fruchtblase beschädigt werden.
Sollte eine Verletzung des Gebärmutterhalses vorliegen, so wird diese in einer Operation versorgt. Gleiches gilt für Beschädigungen an anderen Geweben wie Scheide oder Damm.
Um eine frühzeitige Geburt zu vermeiden, werden gegebenenfalls weitere Maßnahmen durchgeführt. Eventuelle Wehen können mit Medikamenten (Tokolytika) gehemmt werden. In einigen Fällen muss die werdende Mutter Bettruhe halten. Die Schwangere wird engmaschig kontrolliert, oftmals im Abstand von jeweils wenigen Tagen.
Vor allen in Kombination mit starken Wehen kann der vorzeitig geöffnete Muttermund zu einer Frühgeburt führen. Eine solche Geburt geht manchmal auch sehr rasch vonstatten (überstürzte Geburt). Durch die Therapie kann das häufig vermieden werden.
Auf das Wohlergehen des Kindes hat die Zervixinsuffizienz keine Auswirkung. Nur wenn eine Frühgeburt geschieht, kann es je nach der Schwangerschaftswoche zu Problemen des Kindes kommen.
Die Cerclage als Behandlung kann in den meisten Fällen eine Frühgeburt verhindern. Eventuelle Wehen müssen aber auch gehemmt werden und Verhaltenshinweise von der Schwangeren beachtet werden.
aktualisiert am 09.03.2023