In der Schwangerschaft gilt es als typisch, dass ein Heißhunger mit Gelüsten auf oftmals abnorme Speisenkombinationen auftritt. Der Heißhunger ist meist am stärksten in den Anfangsmonaten der Schwangerschaft. So gilt die außergewöhnliche Essenslust oder der Heißhunger auch als ein frühes Anzeichen, dass eine Frau schwanger ist. Die werdende Mutter kann ihren Vorlieben immer einmal nachgeben, weil das Verlangen ein Signal des Körpers sein kann, dass er Nährstoffe braucht. Die Schwangere sollte aber darauf achten, dass sie es nicht mit den Essanfällen übertreibt und sich insgesamt nicht zu unausgewogen ernährt.
Der genaue Mechanismus, weshalb der Heißhunger oder das Verlangen nach bestimmten Speisen kommt, ist nicht bekannt. Einige Gründe für die Gelüste können vermutet werden.
Weil die Blutspiegel von Hormonen in der Schwangerschaft deutlich abweichen, verändert sich die Wahrnehmung von Geruchs- und Geschmacksqualitäten. Insbesondere erhöht sich bei Schwangeren der Blutwert des Hormons HCG (Humanes Chorion-Gonadotropin). Aufgrund der abgewandelten Wahrnehmung kommt es dazu, dass eine schwangere Frau nun bestimmte Gerüche verlockend oder aber abstoßend findet. Dabei können vorherige Vorlieben durchaus auf den Kopf gestellt werden.
Eine schwangere Frau benötigt viel Energie, um sich und das Kind in ihrem Bauch gut zu versorgen. Der Körper signalisiert durch den Heißhunger vermutlich, dass gerade eine Menge Kalorien gebraucht werden. Der Körper legt Reserven an, um für die kommenden beschwerlichen Zeiten gerüstet zu sein. Möglicherweise führt ein Bedarf an einzelnen Nährstoffen, Vitaminen oder Mineralien wie z. B. Eisen zu einem Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln. Darüber hinaus könnte die Psychologie eine Erklärung bieten, denn die Frau fühlt sich durch die Schwangerschaft jetzt dazu berechtigt, etwas zu essen, was sie sich jahrelang verwehrt hat.
Diskutiert wird ebenfalls, ob sich die vermehrte Ausschüttung von Insulin auf das Essverhalten auswirkt. Nach dieser Theorie sinkt der Blutzuckerwert nach dem Essen wegen des Insulins relativ rasch ab und dies führt zu einer Hungerattacke.
Der Heißhunger tritt am ehesten innerhalb der ersten Schwangerschaftsmonate in Erscheinung, kann aber selbstverständlich auch in den anderen Schwangerschaftsabschnitten bestehen. Die Gelüste und Abneigungen machen sich bei jeder betroffenen Schwangeren anders bemerkbar. Sehr oft ist es so, dass die Frau besondere, für Außenstehende eigenartige Geschmackskombinationen verzehren will. Die berühmte saure Gurke wird vielleicht mit etwas Schokoladigem zusammen gegessen, die fettige Soße pur verschlungen oder das Steak mit Erdbeermarmelade. Nicht immer sind die Vorlieben so auffällig, oft besteht einfach nur Hunger auf eine normale kalorienreiche Speise. In einigen Fällen passiert es, dass eine schwangere Frau etwas essen will, was sie vorher überhaupt nicht gemocht hat.
In die gleiche Kategorie wie der Heißhunger fällt übrigens die Übelkeit während der Schwangerschaft und das eventuelle Erbrechen. Hier steht eben nicht das Verlangen nach etwas, sondern die Abneigung im Vordergrund. Und einige schwangere Frauen sind als Kontrast zum Heißhunger oft appetitlos.
Einige werdende Mütter nehmen auch einen Geschmack im Mund wahr, der sie dazu veranlasst, bestimmte Speisen oder Getränke zu sich zu nehmen oder zu meiden.
In Ausnahmefällen können Gelüste nach Substanzen auftreten, die nicht zum Essen oder Trinken geeignet sind. Es handelt sich dann um eine Form des so genannten Pica-Syndroms. Sollte ein Verlangen nach etwas Ungenießbarem oder Schädlichem wie Erde, Kohle, Waschmittel, Holz oder Kot bestehen, sollte sich die Betroffene unbedingt an einen Arzt wenden.
Eigentlich ist nichts dagegen einzuwenden, dem Verlangen beziehungsweise Heißhunger nachzugeben. Die Schwangere darf im Prinzip essen, worauf sie gerade Lust hat, auch im Hinblick darauf, die vom Körper verlangten Nährstoffe zuzuführen. Die ungehemmten Essanfälle sollten aber nicht überhand nehmen, insgesamt sollte die werdende Mutter auf eine einigermaßen ausgewogene Ernährung achten. Wenn zu oft dem Gefühl des heftigen Appetits nachgegeben wird, wird es sicherlich zu einer starken Gewichtszunahme mit Fettpolstern kommen. Ein Übergewicht kann sich nachteilig auf die Gesundheit auswirken, so können beispielsweise ein Schwangerschaftsdiabetes oder eine andere Stoffwechselstörung entstehen. Außerdem darf natürlich keine sehr schädliche Substanz aufgenommen werden. Die angehende Mutter muss darauf achten, nichts zu essen oder zu trinken, was das Wohlergehen des Kindes oder die eigene Gesundheit gefährdet.
Mit gesunden Zwischenmahlzeiten lässt sich oft verhindern, dass der nächste Angriff der Essgelüste kommt. Kleinere Portionen Früchte, Vollkornsnacks, Gemüsestücke oder auch Nüsse können gegessen werden, bevor wieder der Heißhunger auftritt.
aktualisiert am 13.04.2021