Eine Mekoniumaspiration, die auch als Mekoniumaspirationssyndrom bekannt ist, tritt nur bei Neugeborenen auf. Das ist dann der Fall, wenn Mekonium, das sogenannte Kindspech, in die Lungen der Neugeborenen eingedrungen ist. Bei Mekonium handelt es sich um den Darminhalt der Kinder im Mutterleib. Im Normalfall wird dieser in den ersten Lebenstagen eines Kindes regulär als Kot ausgeschieden. Gelangt das Kindspech über das Fruchtwasser in die Lunge, dann ist eine erhebliche Atemnot eine der unmittelbaren Folgen nach der Geburt. Die Mekoniumaspiration gehört zudem zu den Störungen, die über bestimmte Krankheitsvorgänge zu einem sogenannten Atemnotsyndrom des Neugeborenen (IRDS, Infant Respiratory Distress Syndrome) führen können.
Im Regelfall scheidet das Kind das Kindspech erst nach der Geburt aus. Es kann jedoch passieren, dass Mekonium im Mutterleib oder während der Geburt ausgeschieden wird. Dann besteht die Möglichkeit, dass das Kindspech in die Lungen des Kindes gelangen kann. Zu solch einer verfrühten Ausscheidung kann es kommen, wenn beim Fetus zum Beispiel eine Minderversorgung der Gewebe mit Sauerstoff vorliegt. Damit in diesem Fall die Funktion der lebenswichtigen Organe bei dem ungeborenen Kind aufrechterhalten werden kann, fließt das Blut vermehrt in diese Organe. Das bedeutet, dass der Magen-Darm-Trakt bei dem Ungeborenen keine ausreichende Durchblutung mehr bekommt. Dies hat verstärkte Darmbewegungen gepaart mit einer Erschlaffung des Schließmuskels zur Folge. Somit ist die verfrühte Ausscheidung des Mekoniums zu erklären.
Ist die Notsituation auf einen Sauerstoffmangel zurückzuführen, dann löst dies bei dem Ungeborenen häufig eine Art Atemzüge aus. Dies führt dazu, dass das Mekonium, welches jetzt im Fruchtwasser schwimmt, tief in die Lungen eingeatmet werden kann.
Die genannte Problematik tritt in den folgenden Fällen vermehrt auf:
Das Mekonium, das sich in den Bronchien und der Lunge befindet, führt zum einen zu überblähten Anteilen der Lunge (Lungenemphysem). Zum anderen führt es zu zusammengefallenen, nicht richtig belüfteten Anteilen der Lunge (Atelektasen). Damit ist die Atmung des Säuglings deutlich verschlechtert.
Nur weil Mekonium im Fruchtwasser zu finden ist und die Kinder mit Mekonium bedeckt zur Welt kommen, muss dieses nicht zwingend in die Lungen gelangt sein. Tatsächlich entleert sich der Darm vergleichsweise vieler Kinder als Stressreaktion während der Geburt. Rund 13 Prozent aller Neugeborenen, die lebend zur Welt kommen, werden aus Fruchtwasser geboren, in dem sich Mekonium befindet. Von diesen Kindern sind zwischen 5 und 12 Prozent vom Mekoniumaspirationsyndrom betroffen.
Wenn auch Mekonium am Körper des Kindes kein eindeutiges Anzeichen darstellt, weisen einige Auffälligkeiten auf eine Mekoniumaspiration hin. Die folgenden Symptome deuten in der Summe mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auf eine Mekoniumaspiration hin:
Um eine Mekoniumaspiration bei einem Neugeborenen festzustellen, werden die zuständigen Ärzte vor allem auf die eben genannte Symptome achten. Dabei zählen Mekoniumrückstände im Bereich des Munds, Rachens sowie an den Schleimhäuten zu den deutlichsten Anzeichen für eine Mekoniumaspiration. Besteht ein entsprechender Verdacht, wird eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs in die Wege geleitet, um die Diagnose zu bestätigen. Die Abgrenzung von anderen Erkrankungen gestaltet sich relativ einfach. Wenn eine Mekoniumaspiration vorliegt, sind Mekoniumrückstände am Körper des Kindes und vor allem in den Atemwegen zu finden.
Bei einer Mekoniumaspiration handelt es sich um eine akut lebensbedrohliche Notlage. Ein schwerwiegender Verlauf und ein Sauerstoffmangel-Zustand, der bereits im Mutterleib länger angedauert hat, kann sogar bedeuten, dass das Kind ohne nennenswerte Lebenszeichen geboren wird. Dann müssen umgehend Maßnahmen getroffen werden, um es zu reanimieren. Während eine Mekoniumaspiration in der nicht allzu fernen Vergangenheit mit einer hohen Sterblichkeitsrate einherging, sind die Heilungsaussichten heute gut. Dazu müssen jedoch die erforderlichen Therapiemaßnahmen sofort in die Wege geleitet werden.
Neben der starken Atemnot kann es zu einem Riss von überblähtem Lungengewebe kommen (Pneumothorax). Der betroffene Lungenflügel fällt dann in sich zusammen. Dies erschwert die Situation erheblich. Eine mögliche Komplikation, die im Anschluss an eine Mekoniumaspiration auftreten kann, ist eine Lungenentzündung. Im schlimmsten Fall kann diese zu einem späteren Lungenversagen beitragen. Das ist ein weiterer Grund, weshalb eine Mekoniumaspiration beim Kind schnellstmöglich behandelt wird.
Wenngleich die Heilungsprognose inzwischen gut ist, sind Spätfolgen nicht auszuschließen. Kinder, die mit einer Mekoniumaspiration zur Welt gekommen sind, leiden öfter an Erkrankungen der Atemwege. Eine Neigung zu Asthma ist festzustellen.
Die Schwere der Mekoniumaspiration entscheidet über die Therapie. Folgende Faktoren weisen auf das Ausmaß des Mekoniumaspirationssyndroms hin:
Abhängig davon, wie stark die Atmung der Neugeborenen durch die Mekoniumaspiration eingeschränkt ist, werden verschiedene Therapiemaßnahmen erforderlich. Zunächst können Wiederbelebungsmaßnahmen nötig werden. Bei Neugeborenen mit Mekoniumaspirationssyndrom werden nicht nur die oberen, sondern auch die tiefen Atemwege abgesaugt, um sie von dem Kindspech zu befreien. Diese Therapiemaßnahme wird auch bei Kindern in die Wege geleitet, die anschließend nicht intensivmedizinisch betreut werden müssen. Ob nur die oberen oder auch die unteren Atemwege abgesaugt werden, hängt von der Schwere der Mekoniumaspiration ab.
Das Kind muss womöglich künstlich beamtet werden. Dass dem neugeborenen Kind Sauerstoff über eine Gesichtsmaske verabreicht wird, ist bei diesem Krankheitsbild häufig der Fall. Bei allen diesen Maßnahmen muss das Kind stets beobachtet werden. Denn der Druck, der durch die Beatmung oder Sauerstoffgabe auf die Lungen des Neugeborenen ausgeübt wird, kann zu Lecks führen. Wenn der Blutdruck plötzlich abfällt und sich die Sauerstoffsättigung rasant verschlechtert, weist dies auf solch ein Leck hin (Pneumothorax). Dann werden weitere intensivmedizinische Maßnahmen erforderlich.
Zusätzlich zu den speziellen Beatmungstechniken wird den betroffenen Kindern ein Antibiotikum verabreicht. Bei aktivem Lungenversagen kommt die Gabe von Stickstoffmonoxid, welches den Neugeborenen zum Inhalieren verabreicht wird, zum Einsatz. Dies erweitert die Blutgefäße der Lunge und trägt dazu bei, dass eine Mekoniumaspiration mit verbesserten Überlebenschancen bei Neugeborenen einhergeht.
Ebenso ist die Gabe von Surfactant üblich. Bei Surfactant handelt es sich um eine spezielle Substanz, die zum Funktionieren der Lunge beiträgt. Diese Substanz ist bei Mensch und Tier gleichermaßen zu finden. Liegt eine Mekoniumaspiration vor, dann kann den Kindern Surfactant aus Tierlungen verabreicht werden, um die Lunge zu stabilisieren.
Diese Therapiemaßnahmen haben dafür gesorgt, dass immer weniger Neugeborene, die mit einer Mekoniumaspiration zur Welt kommen, an bestimmte intensivmedizinische Geräte angeschlossen werden müssen. Diese Geräte können die Arbeit ihrer Lungen für sie übernehmen. Es handelt sich um eine Art Herz-Lungen-Maschine (ECMO, extrakorporale Membranoxygenierung). Die Nutzung derartiger Geräte ist weiterhin notwendig, wenn eine schwere Form des Mekoniumaspirationssyndroms vorliegt. Derartige Maschinen können über einen Zeitraum von Tagen oder Wochen zum Einsatz kommen. Sie sorgen dafür, dass der Körper des Kindes mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird und gleichzeitig Kohlendioxid abgeben kann. Somit kann die Lunge zeitgleich abheilen, ohne die Sauerstoffversorgung übernehmen zu müssen. Allerdings geht die Nutzung solcher Technologien mit Komplikationsrisiken wie zum Beispiel Blutungen einher.
Wer sein Kind vor dem Risiko einer Mekoniumaspiration schützen möchte, sollte als Mutter jeglichen Konsum von Alkohol, Drogen (besonders Kokain) und Nikotin während der Schwangerschaft meiden. Ein Bluthochdruck, Diabetes oder eine Herz-Kreislauf-Erkrankung bei der Mutter erfordern eine Behandlung, um das Risiko einer Mekoniumaspiration für das Baby nicht unnötig zu erhöhen. Während der letzten Wochen der Schwangerschaft sowie unter der Geburt sind die behandelnden Ärzte und Hebammen dafür zuständig, das Risiko einer Mekoniumaspiration zu minimieren. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass die Geburt vorzeitig eingeleitet wird, um eine Übertragung zu verhindern. Ebenso kann ein Kaiserschnitt veranlasst werden, wenn das Kind während der Geburt großem Stress ausgesetzt wird.
Alle diese Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass kein derart hohes Stresslevel entstehen kann, das bewirkt, dass die Fäkalien in das Fruchtwasser gelangen. Allerdings gilt es zu bedenken, dass Mekonium im Fruchtwasser nicht zwingend eine Mekoniumaspiration nach sich ziehen muss. Einer Mekoniumaspiration gezielt vorbeugen können die werdenden Mütter und Ärzte demnach nur bedingt.
Wenn das eigene Kind mit einer Mekoniumaspiration zur Welt gekommen ist, sollten die Eltern eine regelmäßige Überwachung ihrer Kinder anstreben. Besonders wenn diese Kinder an Atemwegserkrankungen oder Atembeschwerden leiden, ist Vorsicht geboten. Es kann sinnvoll sein, sich bereits vor einem möglichen Asthmaanfall ein spezielles Spray verschreiben zu lassen, um den Kindern bestmöglich helfen zu können. Unter Umständen sollte dieses Spray auch in der Schule oder im Kindergarten hinterlegt werden. Wie groß die Gefahr für die Kinder im späteren Leben ist und ob diese zusätzlichen Maßnahmen sinnvoll sind, muss mit dem zuständigen Arzt abgeklärt werden.
aktualisiert am 04.08.2022