Hypnobirthing ist eine Methode zur Geburtsvorbereitung und Geburt, die der Mutter bei der Entbindung zur Entspannung und zu weniger Schmerzen verhelfen kann. Hypnobirthing verwendet Elemente der Hypnose beziehungsweise Selbsthypnose, geht aber in seiner Philosophie und seinen Verfahrensweisen darüber hinaus. Die Geburt soll als natürlicher und sanfter Vorgang erlebt werden, die Furcht vor diesem eigentlich schönen Ereignis soll den Frauen genommen werden. So können die Anspannung und damit auch die Schmerzen abfallen. Hypnobirthing erfolgt meist mit Hilfe von Kursen, in denen die Schwangeren die Vorgehensweise erlernen. Hypnobirthing wird auch Mongan-Methode genannt, denn dieses Konzept einer Geburt mit Hypnose wurde von Marie F. Mongan entscheidend weiterentwickelt.
Hypnobirthing eignet sich im Grunde für alle Schwangeren beziehungsweise Mütter, die ein Kind zur Welt bringen. In erster Linie ist Hypnobirthing für die Mütter gedacht, die eine natürliche Geburt anstreben.
Besonders helfen kann die Methode des Hypnobirthing denjenigen Schwangeren, die Angst vor der Geburt haben. Sie richtet sich an Mütter, die weniger Schmerzen haben wollen und die befürchten, beim Geburtsvorgang zu verkrampfen. Dies kann beispielsweise Frauen so gehen, die ihr erstes Kind erwarten und deshalb unsicher sind. Gleichermaßen kann Hypnobirthing eine Hilfe sein für Schwangere, die zuvor schon eine oder mehrere schmerzhafte, zähe, mit Krämpfen verbundene Geburten hatten und die Sorge haben, dass es jetzt erneut so ablaufen könnte. Doch auch Mütter, die keine stärkeren Bedenken bezüglich der Geburt haben, können Hypnobirthing anwenden. Des Weiteren wird der Partner der werdenden Mutter in das Vorgehen mit einbezogen, um ihr zur Seite stehen zu können.
Das Prinzip des Hypnobirthing kann sogar auf Mütter angewendet werden, die gar keine natürliche Entbindung, sondern einen Kaiserschnitt vornehmen lassen. Auch ihnen kann die Geburtsvorbereitung mit Hypnobirthing helfen, entspannt und ohne Angst in die Entbindungsoperation zu gehen.
Mütter aus anderen Kulturkreisen bekommen ihre Kinder oft auf entspannte Weise und ohne größere Schmerzen. Viele werdende Mütter hierzulande kennen den Geburtsvorgang nicht mehr als etwas Natürliches, das normalerweise reibungslos funktioniert. Die Schwangeren hören und lesen stattdessen überall über Schmerzen und mögliche Schwierigkeiten bei der Entbindung. Einige Mütter haben auch bereits Kinder bekommen und bei diesen Geburten schon schlechte Erfahrungen gesammelt. Angesichts solcher negativer Erwartungen bekommen viele Schwangere Angst vor der Geburt. Dies führt zu einer inneren Anspannung, die sich bei der Geburt bis zu einer starken Verkrampfung aufbauen kann. Die ganze Anspannung kann zu verstärkten Schmerzen führen und zu einem schwierigen, stockenden Geburtsverlauf.
Dieser mögliche Mechanismus kann aufgebrochen werden durch Hypnobirthing. Hypnobirthing bedient sich bei Techniken aus der Hypnose, oder besser gesagt der Selbsthypnose. Die Frau kann sich selbst in eine Art Trance-Zustand bringen, so dass sie völlig entspannt und konzentriert ist. Die Geburt kann dank Hypnobirthing mit großer Gelassenheit als ein schönes Ereignis erlebt werden. Die Schmerzen treten in den Hintergrund oder werden gar nicht wahrgenommen. Die Mutter bekommt ein Vertrauen in die Fähigkeiten ihres Körpers. Sie soll sich vor und während der Geburt wohlfühlen. Trotzdem bekommt sie die Geschehnisse bewusst mit und handelt eigenverantwortlich. Hypnobirthing hat auch nichts mit einer Show-Hypnose zu tun, die Frau behält ihren eigenen Willen. Die Selbsthypnose ermöglicht, die schlechten Vorstellungen bezüglich der Geburt in gute zu verwandeln. Damit kann auch die Furcht vor der Situation abgebaut werden.
Beim Hypnobirthing geht es zudem nicht nur um Hypnose. Die Schwangere lernt eine Menge über die Geburt. Sie trainiert auch mit anderen Methoden, sich zu entspannen, um dies bei der Geburt anwenden zu können. Sie soll die negativen Denkweisen und Annahmen in positive ummünzen. Die Beteiligten sollen mit allen Sinnen die wohlige Atmosphäre aufnehmen. So gibt es im Hypnobirthing sogar eine eigene Sprache, die angenehmere Worte verwendet als die fachliche Medizinersprache. Beim Hypnobirthing wird beispielsweise gesagt: Geburtswellen für Wehen, Empfindung/Spannung für Schmerz, Gebärmuttersiegel für den verschließenden Schleimpfropf am Muttermund.
Weitere Aspekte reichen von der Geburtsvorbereitung über die Gestaltung der Räumlichkeiten bis hin zur bewussten Ernährung und Bewegung in der Schwangerschaft. Und auch der Vater kann beim Hypnobirthing ein wichtiges Element darstellen. Der Partner kann im Zusammenspiel mit der Gebärenden für Entspannung sorgen. Er kann Maßnahmen durchführen, die die Geburt vereinfachen.
Mit Hypnobirthing ist es der Gebärenden möglich, die Angst und Anspannung zu verringern. Sie kann einen großen Einfluss auf ihr Empfinden nehmen und bewirken, dass die Schmerzen abnehmen oder gar nicht erst auftreten. Weil die Schmerzen reduziert werden, braucht die Mutter meist auch wesentlich weniger Schmerzmittel oder kann komplett auf sie verzichten. Die Frau ist nicht so schnell erschöpft und hat mehr Kraft für die wichtigen Phasen der Geburt. Sie bleibt wach und kann die Begebenheit genießen, dass sie gerade ein Kind zur Welt bringt. Auch nach der Entbindung ist die Mutter schneller wieder wohlauf und fit.
Das Hypnobirthing kann letztendlich sogar die Stresssituation für das Kind vermindern. Die Geburt geht in vielen Fällen mit Hypnobirthing auch schneller und läuft damit für das Kind mehr oder weniger reibungslos ab. Selbst Komplikationen der Geburt sollen seltener vorkommen, wenn Hynobirthing angewendet wird.
Somit kann sich die Mutter mit Hypnobirthing besser auf die Geburt als angenehme und erfreuliche Erfahrung fokussieren. Die Mutter kann eine bessere Bindung zu ihrem Kind aufbauen. Ebenso ist oft auch das Verhältnis zu der Hebamme oder dem Geburtshelfer besser.
Die Übungen für diese Methode kann praktisch jede Frau erlernen. In Kursen oder in Einzelstunden können Frauen eine genaue Anleitung zum Hypnobirthing bekommen.
Die Erkenntnisse und Fähigkeiten lassen sich über die Geburt hinaus nutzen. Sie können allgemein einem gelassenen Leben zugute kommen. Die Hypnosetechniken und Entspannungsmethoden können auch speziell angewendet werden, um in anderen Ereignissen Ängste und Schmerzen abzubauen, beispielsweise bei Zahnarztbesuchen.
Die Methoden aus dem Hypnobirthing, die die Geburt vereinfachen und angenehmer machen können, eignet sich die Schwangere in einem Kurs an. Der Kurs kann in der Gruppe geschehen, meist sind es dann kleine Gruppen von beispielsweise vier Elternpaaren. Der Kurs kann aber auch im Einzelunterricht stattfinden, also z. B. eine Hypnobirthing-Leiterin und eine Schwangere mit Begleitung. Empfehlenswert ist es, dass der Partner zu den Kursterminen mitkommt. Die Frau kann aber auch alleine den Kurs besuchen.
Der Kurs geht in den meisten Fällen über mehrere Sitzungen, die wöchentlich stattfinden. So können es beispielsweise fünf Termine mit jeweils zweieinhalb Stunden sein. Die Frau kann mit dem Kurs zu dem Zeitpunkt anfangen, an dem sie es für richtig hält, oft gewählt wird beispielsweise der Beginn etwa zur Hälfte der Schwangerschaft.
Die Inhalte eines solchen Kurses sind sehr vielseitig. Als Grundlage bekommt die Schwangere Informationen, was hinter dem Hypnobirthing steckt und wie sie davon profitiert. Sie erfährt Wissenswertes zum körperlichen Aufbau der Frau, zum Ablauf der Geburt, zu Geburtspositionen sowie zu möglichen Schwierigkeiten. Die Kursleiterin berichtet, wie negative Vorannahmen und Ängste zur Verkrampfung und zu Schmerzen führen können. Die werdende Mutter bekommt dann erläutert, wie sie stattdessen über optimistisches Denken, Hypnose und Entspannungsmaßnahmen eine natürliche, stressfreie Geburt erreichen kann.
Noch wichtiger im Hypnobirthing-Kurs sind die Übungen, die zunächst unter Anleitung ausgeführt werden. Die Schwangere macht Übungen zur Entspannung, zur Atmung, zur weiteren Geburtsvorbereitung sowie auch zum Verhältnis zu den anderen Personen, die an der Entbindung teilhaben. Vor allem lernt sie Maßnahmen zur Selbsthypnose beziehungsweise, wie sie sich in den erwünschten tranceartigen Zustand versetzen kann. All dies kann später in der Geburt angewendet werden.
Des Weiteren können in dem Kurs andere Fragestellungen geklärt und geregelt werden. Dazu gehört z. B. die Entscheidung, wo die Frau ihr Kind bekommt, wie der Raum eingerichtet ist, welche Wünsche sie sonst hat und wer sie begleiten darf.
An sich birgt das Hypnobirthing keine wesentlichen Risiken. Gebärende könnten sich allerdings zu sehr auf die Wirkung des Hypnobirthings verlassen. Die Schmerzausschaltung funktioniert nicht immer. Trotz Anwendung der Hypnobirthing-Methode kommt es vor, dass Frauen die Geburt als sehr schmerzhaft erleben und dabei verkrampfen. In solchen Fällen ist es sogar möglich, dass sich Frauen Vorwürfe machen, dass sie vermeintlich selbst für die erlittenen Schmerzen verantwortlich wären.
Mit wissenschaftlichen Methoden ist es bisher noch nicht ausreichend gesichert, dass die Techniken der Hypnose die Schmerzen bei einer Geburt reduzieren können. Während einige Studien über herabgesetzte Schmerzen und den geringeren Bedarf an Schmerzmitteln berichten, sehen andere Studien keinen Zusammenhang zwischen Hypnose und Schmerzarmut.
Um sich auf die Entbindung mit Hypnobirthing vorzubereiten, ist außerdem ein gewisser Zeitaufwand notwendig. Da der Ausdruck Hypnobirthing in Deutschland nicht geschützt ist, gibt es auch keine verbindlichen Richtlinien, wie Kursleiter und Hebammen ausgebildet sein müssen. Die Mutter sollte sich erkundigen, ob die Kursleiter nach der gewünschten beziehungsweise nach der etablierten Methode vorgehen. Nur in manchen Fällen beteiligen sich die Krankenversicherungen an den Kosten zum Hypnobirthing-Kurs. Interessierte Schwangere sollten sich bei dem Kursanbieter über die Kosten informieren sowie bei ihrer Krankenkasse über eine eventuelle Übernahme.
aktualisiert am 10.12.2020