Eine Hausgeburt ist eine Geburt, die nicht im Kreißsaal oder einer anderen spezialisierten Einrichtung stattfindet, sondern in der eigenen Wohnstätte. Mütter, die eine Hausgeburt vollziehen, haben sich normalerweise bewusst für diese Form entschieden. Zu den Argumenten für die Hausgeburt gehört z. B. die vertraute Umgebung, in der sich die Mutter wohlfühlt. Die Geburt kann als intime Situation innerhalb der Familie erlebt werden. Bei einer Hausgeburt ist meist eine Hebamme dabei, dies wird auch ausdrücklich empfohlen. Wenn die Schwangerschaft problemlos verläuft, spricht meist nichts gegen eine Hausgeburt. Möglicherweise muss die Entbindung dennoch kurzfristig ins Krankenhaus verlegt werden, falls Schwierigkeiten auftreten. Werdende Mütter mit einer Risikoschwangerschaft sollten von vornherein in der Klinik entbinden.
Damit eine Hausgeburt ohne größere Risiken durchgeführt werden kann, sollten einige Voraussetzungen gegeben sein. Im Wesentlichen hängt die Entscheidung von dem Zustand der angehenden Mutter ab, aber auch von den räumlichen und organisatorischen Gegebenheiten. Prinzipiell steht es jeder werdenden Mutter frei, eine Hausgeburt zu wählen. Falls aber eine regelrechte, komplikationsarme Geburt nicht gewährleistet ist, dann ist die Hausgeburt nicht empfehlenswert.
So sollte eine Hausgeburt nur dann in Betracht gezogen werden, wenn es sich nicht um eine so genannte Risikoschwangerschaft handelt. Das sind Schwangerschaften, die mit einer erhöhten Rate an Problemen verbunden sein können. Dazu gehören etwa Mehrlingsschwangerschaften, Lageabweichungen des Kindes, tiefsitzender Mutterkuchen (Placenta praevia), Komplikationen in früheren Schwangerschaften, Erkrankungen wie Diabetes oder Präeklampsie (eine Schwangerschaftserkrankung mit Bluthochdruck). Frauen, die schon frühzeitige Wehen oder einen Blasensprung hatten, sollten ebenfalls nicht zu Hause entbinden.
Wenn die werdende Mutter eine Hausgeburt realisiert, sollte sie auch vollends davon überzeugt sein. Sie muss sich über die Vor- und Nachteile sowie die möglichen Probleme informiert haben und die Entscheidung gründlich überdacht haben. Sie sollte sich nicht von Verwandten und Bekannten in die Entscheidung hereinreden lassen, sie aber mit dem Partner absprechen.
Eine Hausgeburt sollte ordentlich vorbereitet sein. Viele Punkte müssen bedacht werden, damit der Ablauf problemlos gestaltet werden kann und Schwierigkeiten vermieden werden können. Sehr wichtig ist es, eine geeignete Hebamme zu finden und zu bestellen. Die Hebamme sollte nicht nur fachlich kompetent sein, sondern menschlich zur Gebärenden passen. Die Hebamme sollte sich einige Wochen vor dem Termin schon einmal mit den Gegebenheiten im Haushalt vertraut machen. Umgekehrt schaut die Hebamme, ob die Wohnverhältnisse günstig für eine dortige Entbindung sind. Die Wünsche für die Geburt sollten mit der Hebamme eingehend besprochen werden, ebenso wie der erwartete Ablauf der Entbindung. Problematisch kann es allerdings sein, dass es nur recht wenige Hebammen gibt, die Hausgeburten leiten. So finden manche Mütter keine geeignete Geburtshelferin und gehen nur aus diesem Grund in die Klinik zur Entbindung.
Die werdende Mutter sollte den Raum für die Geburt so präparieren, wie sie es sich wünscht. Schließlich muss in erster Linie sie selbst die Gegebenheiten als angenehm empfinden. Sie muss aber berücksichtigen, dass der reibungslose Ablauf gewährleistet sein muss und es für die Helfer keine Hindernisse geben sollte. Schon frühzeitig sollten Hilfsmittel besorgt und schließlich bereitgelegt werden. Hierzu gehören Bekleidung (z. B. dicke Socken, bequemes Shirt), eine Schüssel mit sauberem Wasser, genügend Handtücher, etwas zu trinken und auch Traubenzucker. Wärmespendende Mittel können nützlich werden wie beispielsweise eine Wärmflasche oder ein Heizstrahler, falls die Heizungstemperatur nicht ausreicht. Außerdem sollte eine Folie auf dem Boden ausgelegt sein, eventuell auch auf der Matratze. Die Hebamme braucht neben dem Geburtsbett oder -platz einen Tisch, auf dem sie ihre Sachen ablegen kann. Ebenfalls sind gute Lichtverhältnisse unabdingbar. Für die Zeit nach der Geburt sollten Binden bereitliegen. Speisen und Getränke sollten vorrätig sein und bis einige Tage nach der Geburt reichen.
Organisatorisches sollte ebenfalls schon früh geregelt werden. Bei weiteren Kindern oder bei Haustieren kann es notwendig sein, eine Person zu bestimmen, der diese aufnehmen oder beaufsichtigen kann. Auch für Tätigkeiten wie Aufräumen und Saubermachen, Einkaufen oder Kochen sollten Helfer organisiert werden. Da es immer dazu kommen kann, dass die Geburt ins Krankenhaus verlegt werden muss, sollte dieses rechtzeitig über die bevorstehende Hausgeburt informiert werden.
Mütter beziehungsweise Eltern, die sich für eine Hausgeburt entscheiden, schätzen die intime Atmosphäre im eigenen Heim. Sie empfinden die eigenen vier Wände als einen behaglichen und vertrauten Ort, an dem sie sich besser entspannen können als in einer Klinik. Die Geburt ist zudem ein Ereignis, das vollkommen natürlich ist und auch ohne großartiges Eingreifen von außen funktionieren sollte. Das hat schließlich schon vor Jahrhunderten und Jahrtausenden so geklappt, bevor es die Möglichkeit einer Klinikgeburt überhaupt gab.
In der heutigen Zeit sind die Bedingungen für eine Hausgeburt im Allgemeinen günstig. Die Wohnräume sind sauber und ruhig, die Beteiligten sind meist gut vorbereitet und ausgestattet. Im Notfall lässt sich fast überall ein nahegelegenes Krankenhaus erreichen. Bei Schwierigkeiten ist bei den allermeisten Hausgeburten eine Hebamme anwesend, die gleich eingreifen kann. Die in Frage kommenden Hebammen sind gut geschult und haben viel Erfahrung mit den möglichen Situationen während des Geburtsvorgangs. Auch über das Finanzielle müssen sich Mütter keine Gedanken machen: Die Bezahlung der Hebamme wird von der Krankenversicherung übernommen (bei gesetzlich Versicherten).
Schwangere sind heutzutage im Allgemeinen in sehr guter körperlicher Verfassung. Damit besteht aus dieser Hinsicht nur eine geringe Gefährdung, auch weil Risikoschwangere erfasst werden und ihnen nahegelegt wird, ihr Kind in der Klinik zu bekommen.
Die Hebamme ist auf die Situation eingestellt und hält sich über den kritischen Zeitraum bereit. In der Regel ist sie drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin bis zehn Tage nach dem Termin rund um die Uhr erreichbar. Besonders günstig ist es, wenn zwei Hebammen an der Hausgeburt teilnehmen. So kann eine der Hebammen das Kind versorgen und die andere Hebamme die Mutter betreuen.
Außerdem entfällt die Fahrt in die Klinik vor der Geburt. Die Fahrt kann vor allem für die Mutter stressig und belastend sein. Sie muss unter Umständen ihre Wehen unter Kontrolle bringen und findet möglicherweise keine optimale Körperposition dafür.
Trotz allem sind Geburten in den eigenen vier Wänden in Deutschland eher selten. Nur bei ein bis zwei Prozent der Entbindungen handelt es sich um Hausgeburten.
Am Anfang einer Geburt beginnen die Wehen einzusetzen. Die eigentlichen Geburtswehen unterscheiden sich von den Vorwehen dadurch, dass sie regelmäßig und in relativ kurzen Abständen kommen (mehr als dreimal die Stunde). Zu diesem Zeitpunkt sollte die Hebamme kontaktiert werden. Ebenso muss sie gerufen werden, falls die Fruchtblase geplatzt ist. Bei der Geburt dürfen neben der Hebamme erwünschte Personen dabei sein (z. B. der Kindsvater, eigene Kinder, beste Freundin).
Die Hebamme wird bald eintreffen und wichtige Utensilien für die Entbindung mit sich führen. Dazu gehören etwa Verbandmaterialien, Desinfektionsspray, Instrumente, Arzneimittel und ein mobiles CTG-Gerät (Cardiotokographie), also einen Apparat zur Aufzeichnung von Wehen und Herzschlag des Kindes. Als erstes untersucht die Hebamme kurz die Gebärende und beurteilt, ob der Verlauf regelrecht ist und wie weit der Vorgang schon fortgeschritten ist.
Zur Geburt bringt sich die Schwangere in eine bequeme Lage, je nach Wunsch auf dem Bett, dem vorbereiteten Fußboden, in der Badewanne oder einem Becken. Die Hebamme ist bei der Geburt behilflich und gibt der Mutter Anweisungen. Die Hebamme sorgt auch für den Dammschutz und hält z. B. den Kopf des Kindes. Bei eventuellen Problemen führt sie die entsprechenden Maßnahmen durch. Sie unterstützt die Mutter aber auch mental und muss sie ermutigen und beruhigen können.
Auf stärkere Schmerzmedikamente wird meist verzichtet, um die Mutter die Geburt ihres Kindes aufmerksam mitbekommen zu lassen. So kann die Mutter selbst mitmachen und dafür sorgen, dass sie das Baby aktiv zur Welt bringt. Auf eine Periduralanästhesie (PDA), eine Art der Rückenmarksbetäubung, wird normalerweise ebenfalls verzichtet. Dafür kennt sich die Hebamme mit Methoden aus, die alternativ zur Schmerzlinderung eingesetzt werden können.
Die Hebamme nabelt das Kind ab und führt am Baby die erste Vorsorgeuntersuchung (die U1) durch. Später kommt noch die Nachgeburt (der Mutterkuchen wird ausgestoßen), dies wird gegebenenfalls auch von der Hebamme unterstützt. Wenn sichergestellt ist, dass es Kind und Mutter gut geht und auch weiterhin gut gehen wird, kann die Hebamme das Haus wieder verlassen. Sie kommt noch einige Male in den nächsten Tagen und Wochen zur Nachsorge. Sie schaut nach der Mutter und ihrem Baby und untersucht, ob mit den beiden alles in Ordnung ist. Außerdem kann die Hebamme der Mutter Ratschläge geben, wie sie das Baby behandeln soll und stillen kann, und kann ihr gegebenenfalls die richtigen Methoden zeigen.
In den eigenen vier Wänden ist die Einrichtung nicht auf alle Eventualitäten ausgerichtet. Komplikationen können bei jeder Geburt vorkommen, auch wenn vorher nichts darauf hindeutet und die Schwangerschaft bis dahin völlig normal verlaufen ist. Das Wohlergehen des Kindes und manchmal auch der Mutter können bei Komplikationen gefährdet sein. Die Geburt kann sich sehr stark verzögern oder zum Stillstand kommen. Die Herztätigkeit des Kindes kann sich verschlechtern. Dies sind mögliche Gründe, warum einige Hausgeburten schließlich doch in der Klinik vollendet werden müssen. In einigen Fällen kann dann sogar ein Kaiserschnitt notwendig werden. Das spezialisierte Krankenhaus bietet immer noch die bestmögliche Versorgung der Gebärenden und ihres Kindes. Im Krankenhaus ist nicht nur das entsprechende Equipment vollständig, sondern in der Regel auch ein Arzt verfügbar.
Einige Geburten vollziehen sich sehr schnell und unerwartet (Sturzgeburt). Dann ist es möglich, dass die Klinik nicht mehr erreicht wird und das Kind zu Hause geboren wird. Oftmals trifft dann auch eine Hebamme oder ein Sanitäter oder Notarzt nicht mehr rechtzeitig ein. Der Vater oder eine andere anwesende Person muss dann bei der Geburt helfen. Für den unvorhergesehenen Geburtshelfer ist es nützlich, über einen Telefonanruf Anweisungen entgegenzunehmen. Die Mutter sollte aber auch versuchen, über eine Hechelatmung die Austreibungswehen aufzuhalten, bis ausgebildete Helfer eintreffen.
Nach einer solchen plötzlichen Geburt werden Baby und Mutter meist noch in die Klinik gefahren, wo sie untersucht und gegebenenfalls versorgt werden.
aktualisiert am 14.12.2020