Die Beckenendlage (BEL) ist eine mögliche Ausrichtung des Kindes im Mutterleib. Das Kind liegt vor der Geburt oder zur Geburt in der Gebärmutter mit dem Becken nach unten. Der Kopf zeigt nach oben in Richtung Oberrand der Gebärmutter. Die Beckenendlage ist eine Abweichung von der normalen Lage, bei der das Kind mit dem Kopf nach unten gedreht ist (Schädellage). Die Beckenendlage betrifft etwa drei bis fünf Prozent der Geburten. Die häufigste Form der Beckenendlage ist die (reine) Steißlage. Bei der Steißlage sind beide Beine im Hüftgelenk nach oben gebeugt. Weitere Formen der Beckenendlage wie die Fußlage oder gemischte Lagen können vorkommen. Eine Beckenendlage kann die Geburt erschweren, so dass im Vorfeld versucht werden kann, das Kind noch in eine Schädellage zu drehen. Die Geburt kann trotzdem manchmal auf normalem Wege erfolgen, in anderen Fällen ist aber ein Kaiserschnitt sicherer.
Die häufigste und günstigste Lage des Kindes zum Geburtstermin ist eine Schädellage, bei der der Kopf nach unten zeigt. Während eines großen Teils der Schwangerschaft kann sich das Kind zunächst relativ frei innerhalb der Gebärmutter bewegen. Im Normalfall dreht es sich bis spätestens in der 36. Schwangerschaftswoche so, dass der Kopf unten ist. Frühgeburten sind deshalb überdurchschnittlich häufig von Beckenendlagen betroffen. Sie lassen sich bei Frühgeborenen damit erklären, dass das Kind eigentlich noch nicht seine endgültige Lage eingenommen hat.
Eine Beckenendlage kann bis zur Geburt bleiben, wenn ein bestimmter Grund verhindert, dass das Kind sich dreht. Das kann ein mechanisches Hindernis sein wie beispielsweise eine Wucherung (Myom) in der Gebärmutter, eine fehlgebildete Gebärmutter oder einfach der Umstand, dass das Kind zu groß ist. Ähnliche Ursachen sind ein Tiefstand des Mutterkuchens (Placenta praevia) oder eine andere Mutterkuchen-Fehllage sowie eine zu kurze Nabelschnur. Eine zu geringe Fruchtwassermenge kann ebenfalls dafür sorgen, dass eine Beckenendlage besteht. Wenn die Kopfform des Kindes von der Norm abweicht, kann dies für eine Beckenendlage sorgen, ebenso wie weitere Fehlbildungen des Kindes. Bei Zwillingen (oder Mehrlingen) befindet sich nicht selten eines der Kinder in einer Beckenendlage, bisweilen auch beide.
Wenn sich das Kind kurz vor dem Geburtstermin noch zu viel bewegen kann, bleibt es eventuell nicht in einer normalen Geburtslage mit dem Kopf nach unten. Das kann bei einer vorherigen Überdehnung der Gebärmutter oder bei zu viel Fruchtwasser vorkommen.
In vielen Fällen kann allerdings keine Ursache für eine Beckenendlage gefunden werden. Das Risiko für eine Beckenendlage des Kindes ist bei Müttern erhöht, die ihr erstes Kind bekommen. Außerdem befinden sich Kinder häufiger in einer Beckenendlage, wenn die Eltern selbst in einer Beckenendlage geboren wurden.
Die Beckenendlage kann in einigen Unterformen auftreten. Dies wird von Geburtsmedizinern im Allgemeinen als Einstellung bezeichnet. Die häufigste und bekannteste Art der Beckenendlage ist die Steißlage. Der kindliche Körper liegt bei der einfachen Steißlage mit dem Po voran vor dem Geburtskanal. Die einfache Steißlage macht rund zwei Drittel der Beckenendlagen aus.
Knapp jede fünfte Beckenendlage ist eine Fußlage. Unterschieden wird eine unvollkommene Fußlage (nur ein Fuß steht nach unten) oder eine vollkommene Fußlage (beide Füße stehen nach unten). Das Bein beziehungsweise die Beine sind in Richtung Geburtskanal gestreckt.
Eine Mischform aus Steißlage und Fußlage gibt es ebenfalls, das Bein oder die Beine sind dann in einer Hockstellung und der Fuß geht voran. Diese Lagen werden als Steiß-Fuß-Lagen bezeichnet.
Noch seltener befindet sich das Kind in einer Knielage. Eines oder beide Knie liegen voran in Richtung Geburtskanal.
Eine Beckenendlage ist nicht einfach eine mögliche Lagevariante des Kindes. Sie birgt gewisse Risiken. Der Geburtsvorgang kann deutlich erschwert sein. Bei allen Beckenendlagen ergibt sich das Problem, dass der Körperteil mit dem größten Umfang, nämlich der Kopf, erst zum Schluss geboren wird. Der Geburtskanal ist durch die zuerst kommenden Körperteile oft nicht optimal gedehnt. Die Geburt des Kopfes kann sich daher stark verzögern. Auch können die Wehen schwächer sein als bei einer normalen Kindslage. Wenn der restliche, vorangehende Körper schon geboren ist, aber der Kopf noch nicht, dann kann dieser auf die Nabelschnur drücken. Die Blutzufuhr kann verringert sein und das Kind kann mit Sauerstoff unterversorgt sein.
Der Geburtsvorgang kann für das Kind in Beckenendlage mechanisch ungünstig sein, und Verletzungen können entstehen. So kann es bei der Geburt unter anderem zu einer Auskugelung der Hüfte (Luxation) oder selten auch zum Bruch des Schlüsselbeins oder Oberarmknochens kommen. Kinder, die sich in einer Beckenendlage befanden, haben eine erhöhte Rate an neurologischen (nervlichen) Schäden wie etwa Lähmungen. Nicht ganz sicher ist, ob diese Schäden schon durch die Lage vor der Geburt zustande kommen oder ob sie bei der Entbindung entstehen. Des Weiteren sind Komplikationen wie Einblutungen in das Gehirn des Kindes nicht auszuschließen.
Hinweise auf eine ungünstige Kindslage wie die Beckenendlage ergibt die Abtastuntersuchung des Bauches. Diese erfolgt auf bestimmte Weise mit den so genannten Leopold-Handgriffen. Beim Abtasten über die Scheide (vaginale Untersuchung) kann der Arzt statt des kindlichen Schädels eher weiche und unregelmäßige Formen erfühlen. Mit einer Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft kann der Facharzt feststellen, in welcher Lage sich das Kind befindet und welche Ausmaße es hat. Der Arzt kann damit das Risiko abschätzen, ob eine normale vaginale Entbindung möglich ist oder ein Kaiserschnitt durchgeführt werden sollte.
Wenn sich ein Kind in der 37. Schwangerschaftswoche in einer Beckenendlage befindet, wird meist versucht, es noch zu drehen. Gelingt das nicht, dann wird entschieden, ob eine herkömmliche Geburt über die Scheide stattfinden kann oder ob ein Kaiserschnitt gemacht wird. Bei einer vaginalen Entbindung eines Kindes in Beckenendlage werden Hilfshandgriffe angewendet.
Von außen kann versucht werden, das Kind vor der Geburt noch in eine Schädellage zu drehen. Der Vorgang wird als äußere Wendung bezeichnet und geschieht durch mäßige, aber bestimmte Druckausübung an der Bauchwand. Der Versuch kann erst nach einer Schwangerschaftsdauer von 37 Wochen durchgeführt werden. Da bei der Maßnahme Komplikationen nicht auszuschließen sind, muss der Arzt mit der Schwangeren ein Aufklärungsgespräch führen. Die Schwangere muss eine Einwilligungserklärung unterschreiben. Unter anderem können Wehen ausgelöst werden. In der Regel wird die Wehentätigkeit durch Medikamente gehemmt (Tokolyse). Unter Umständen kann bei der Wendung eine Blutgruppenunverträglichkeit (Rhesus-Unverträglichkeit) zwischen Mutter und Kind ausgelöst werden, wenn sie dafür prädestiniert sind. Ein vorbeugendes Gegenmedikament kann notwendig sein.
Im Notfall muss kurzfristig ein Kaiserschnitt möglich sein, weshalb die äußere Wendung (ambulant) in der Klinik erfolgt. Nach einem vermutlich erfolgreichen Versuch der äußeren Wendung wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Nicht bei allen Schwangeren ist die äußere Wendung möglich, so spricht z. B. eine geplatzte Fruchtblase, eine Blutung, ein schlechter Wert im CTG (so genannter Wehenschreiber) oder ein Tiefstand des Mutterkuchens (Placenta praevia) dagegen. Die Erfolgsausssichten der äußeren Wendung liegen etwas über 50 Prozent, wobei ein kleiner Teil der Kinder sich in den Folgetagen wieder in die Beckenendlage zurückdreht.
Auch mit alternativen Methoden kann bereits in früheren Schwangerschaftswochen (etwa ab der 32. SSW) versucht werden, das Kind zu einer Drehung zu bewegen. Zu den möglichen Maßnahmen gehören das Leuchten einer Taschenlampe auf den Bauch, eine Fußreflexzonenmassage oder eine Akupunktur. Diesen Verfahren ähnlich ist die Moxibustion, bei der eine Art Kräuterzigarre an einem Punkt an den Fuß gehalten wird. Eine spezielle Übung aus der Schwangerschaftsgymnastik, um ein Kind in die richtige Lage zu bringen, ist die Indische Brücke. Eine spezielle Atemübung zu diesem Zweck ist die Zilgrei-Methode.
Bei einer Beckenendlage hängt es von den Gegebenheiten ab, ob eher eine herkömmliche vaginale Entbindung zu empfehlen ist oder eher ein Kaiserschnitt. Die Untersuchungsergebnisse sind wesentliche Kriterien zu der Entscheidung zwischen Kaiserschnitt und normaler Geburt.
Für eine vaginale Geburt sprechen folgende Umstände:
Ein Kaiserschnitt ist bei folgenden Umständen angezeigt:
Sowohl bei der Vaginalentbindung als auch beim Kaiserschnitt sollten die möglichen Komplikationen bedacht werden. Bei der normalen Entbindung sind dies vor allem die erschwerte und oft verzögerte Geburt sowie die möglichen Schäden des Kindes. Eine Operation zum Kaiserschnitt weist Risiken für die Mutter auf wie beispielsweise Blutungen, Infektionen, Narben oder eine später nicht mehr so strapazierbare Gebärmutter.
Der Kaiserschnitt für ein Kind in Beckenendlage kann auf ähnliche Weise durchgeführt werden wie in anderen Fällen. Die Entbindung auf herkömmlichen Weg bei einer Beckenendlage erfordert meist unterstützende Handgriffe. Sie dienen dazu, dass der Kopf schneller aus dem Körper der Mutter gezogen werden kann. Der Veit-Smellie-Handgriff besteht darin, dass der Geburtshelfer mit einer Hand in die Mundhöhle des Kindes greift, während der restliche Körper des Kindes auf dem Unterarm lagert. Nach einem Zug wird das Kind im Bogen nach oben gedreht, und der Kopf kommt frei. Der Bracht-Handgriff (Bracht-Manualhilfe) funktioniert etwas anders, indem der Geburtshelfer das Kind mit beiden Händen am Steiß umfasst und vorsichtig nach oben zieht. Ist der Kopf gelöst, dann geht es wie bei jeder anderen Entbindung weiter.
aktualisiert am 16.12.2020