Sprechen Mediziner von einer Eileiterschwangerschaft, so hat die befruchtete Eizelle den Weg in die Gebärmutter nicht gefunden. Stattdessen ist sie an der Schleimhaut des Eileiters hängen geblieben und hat sich dort eingenistet. In vielen Fällen ist ein verengter Eileiter an der Fehleinnistung schuld. Verschiedene Faktoren von sexuell übertragbaren Krankheiten bis zu früheren Becken-Operationen können Einfluss auf die Durchgängigkeit des Eileiters nehmen und damit das Risiko für eine Eileiterschwangerschaft erhöhen.
Die Wahrscheinlichkeit für eine Eileiterschwangerschaft liegt bei rund ein bis zwei Prozent. Das bedeutet, dass es bei 100 Schwangerschaften ein bis zwei Mal zu einer sogenannten Tubargravidität kommt. Von diesen stirbt die befruchtete Eizelle aber in den meisten Fällen ab, so dass die kurzzeitig bestehende Eileiterschwangerschaft von vielen Frauen nicht bemerkt wird. Ansonsten kann eine Operation oder eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein.
Bei der Tubargravidität nistet sich die befruchtete Eizelle im Eileiter ein. Oftmals ist der Eileiter verengt, sodass die Eizelle darin gehindert wird, den Eileiter zu durchwandern. Bei Frauen bestehen verschiedene Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Eileiterschwangerschaft begünstigen:
Die Endometriose ist eine Erkrankung, die zu starken Schmerzen während der Menstruation führen kann und sogar bis zu einer Unfruchtbarkeit der Frau reichen kann. Das Leiden wird durch versprengte Zellen der Gebärmutterschleimhaut ausgelöst. Diese können sich unter anderem in den Eierstöcken, am Bauchfell oder im unteren Beckenraum ansiedeln. Die Zellinseln an sich sind harmlos, sie können aber Verwachsungen verursachen. Solche Verwachsungen wiederum können den Eileiter fixieren oder verkleben, sodass die befruchtete Zelle an ihrem Weg in den Uterus (Gebärmutter) behindert wird und sich im Eileiter einnistet.
Verschiedene Operationen, die den Bauch oder das Becken betreffen, können später zu Verwachsungen führen. Wie bei der Endometriose ist das Gewebe an solchen Verwachsungen harmlos, dennoch können sie den Darm sowie auch den Eileiter fesseln oder verkleben.
Der Eileiter kann von vornherein schlecht angelegt und wenig durchgängig sein.
Bei Tumoren an Eierstock und Eileiter werden mit Chemotherapie oder Bestrahlung, gegebenenfalls auch zusätzlich zu einer Operation, behandelt. Wird ein Teil des Eileiters operativ entfernt, erhöht sich die Gefahr einer Eileiterschwangerschaft.
Bei Chlamydien handelt es sich um Bakterien, die vor allem durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Die Bakterien verursachen eine Entzündung des Eileiters, bei der das Organ geschädigt wird. Gleichzeitig sind von der Entzündung die feinen Zilien (Flimmerhärchen auf der Schleimhaut) betroffen, die für den Transport der befruchteten Eizelle verantwortlich sind. Dadurch bleibt der Embryo im Eileiter stecken und nistet sich schließlich dort ein.
Sollten Frauen mit der Spirale (Intrauterinpessar) oder mit einer Hormonspirale verhüten, senken sie damit die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ganz erheblich. Dennoch erhöht die Spirale in zweifacher Hinsicht das relative Risiko für eine Eileiterschwangerschaft. Die Spirale begünstigt einerseits die Entstehung von Infektionskrankheiten, die von der Scheide in den Eileiter aufsteigen. Solche Entzündungen können den Eileiter nachhaltig schädigen, sodass die befruchtete Eizelle diesen nicht mehr ungehindert durchqueren kann. Andererseits blockiert die Spirale eventuell selbst den Eileiter. Sollte es trotz Spirale zur Befruchtung einer Eizelle gekommen sein, kann diese aufgrund der eingesetzten Spirale oft nicht ungehindert in die Gebärmutter wandern. Stattdessen nistet sie sich im Eileiter ein.
Diese Faktoren sorgen in erster Linie dafür, dass sich die Form des Eileiters verändert oder dieser geschädigt wird. Verwachsungen können das Organ so stark schädigen, dass es nicht mehr vollständig durchgängig ist. In manchen Fällen ist es möglich, die ursprüngliche Form der Eileiter durch Operationen wiederherzustellen. Allerdings ist auch in diesem Fall die Wahrscheinlichkeit für eine Eileiterschwangerschaft deutlich erhöht.
Darüber hinaus gibt es Risikofaktoren, deren Einfluss auf die Eileiter nicht eindeutig geklärt ist. Ärzte gehen dennoch davon aus, dass folgende Faktoren eine Eileiterschwangerschaft begünstigen:
Wenn es bei einer Frau bereits einmal zu einer Eileiterschwangerschaft gekommen ist, erhöht sich das Risiko für eine erneute Tubargravidität deutlich. Experten zufolge liegt das Risiko für eine zweite Fehleinnistung bei mindestens sieben Prozent und kann bis zu 20 Prozent betragen. Einige Ärzte sprechen sogar von einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 25 Prozent. Das bedeutet jedoch immer noch, dass es sich bei drei von vier betroffenen Frauen bei der zweiten Schwangerschaft um eine gesunde Schwangerschaft handelt. Sollte es wiederholt zu einer Eileiterschwangerschaft gekommen sein, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine dritte Tubargravidität jedoch noch einmal stark. In diesem Fall liegt das Risiko zwischen 40 und 70 Prozent.
Sollte den Betroffenen das Risiko für eine dritte Eileiterschwangerschaft zu groß erscheinen, bietet sich die künstliche Befruchtung an. Zwar geht auch diese mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Eileiterschwangerschaft einher, dennoch wird das Risiko auf rund drei Prozent gesenkt und ist im Vergleich zum normalen Vorgang bei diesen Frauen niedriger.
aktualisiert am 14.03.2020