Es kann dazu kommen, dass eine Schwangerschaft nicht in der Gebärmutter, sondern außerhalb davon in der Bauchhöhle besteht. Am weitaus häufigsten ist eine Eileiterschwangerschaft, bei der sich die Frucht im Eileiter einnistet. Bei solchen Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter (Extrauteringravidität, sprich: Extra-Uterin-Gravidität) ist eine Behandlung erforderlich. Die an der falschen Stelle bestehende Schwangerschaft muss mittels Medikamenten oder operativ beendet werden.
Sobald die befruchtete Eizelle ein bestimmtes Entwicklungsalter erreicht hat, versucht sie sich einzunisten. Normalerweise findet dies in der Gebärmutter statt. Befindet sich die Frucht nicht darin, so siedelt sie sich in anderen Geweben ab, die sich in der Nähe befinden. Dies kann beispielsweise das Innere des Eileiters sein oder ein Gewebe in der Bauchhöhle wie etwa der Eierstock.
Meist liegen Störungen des Eileiters (Tuba uterina) vor, so dass die befruchtete Eizelle nicht vom Eierstock beziehungsweise der Bauchhöhle in die Gebärmutter wandern kann. Dies kann nach Entzündungen des Eileiters, Operationen oder Fehlentwicklungen der Fall sein. Auch kann ein Vorliegen von Gebärmutterschleimhaut an falscher Stelle (Endometriose) die Eiwanderung behindern.
Die Frucht kann sich bei einer ektopen (am falschen Ort liegenden) Schwangerschaft im Eileiter einnisten, aber auch im Eierstock oder an weiteren Bereichen der Bauchhöhle. Bisweilen besteht auch an der Gebärmutter eine Fehlbildung mit einer unterentwickelten Seite oder einer Ausbuchtung, in der es zur Schwangerschaft kommt. Andere Stellen sind äußerst selten.
Die Beschwerden sind abhängig vom Ort, an dem sich die Frucht angesetzt hat, sowie vom Zeitpunkt. Meist beginnt die Symptomatik ab der 5. Woche nach der letzten Regelblutung. Es bestehen oft Schmerzen im Bauchbereich. Durch Hormonstörungen kann es zu menstruationsähnlichen Blutungen aus der Gebärmutter kommen. Es besteht die Gefahr, dass es durch Angriff von Gefäßen zu einer starken, nicht selten lebensbedrohlichen Blutung kommt. Befindet sich die Frucht in einem Eileiter, so kommt es durch das Wachstum zu einem Einreißen des Eileiters (Tubar-Ruptur) oder zu einem Austritt der Frucht durch die vorher bestehende Öffnung (Tubar-Abort).
Nach der Befragung der Patientin (Anamnese) findet eine körperliche Untersuchung statt, unter anderem mit Abtastung des Bauches und Fingeruntersuchung der Scheide. Eine Blutuntersuchung, unter anderem auf das Schwangerschaftshormon HCG (Humanes Chorion-Gonadotropin), muss durchgeführt werden. Wichtig sind bildgebende Verfahren wie beispielsweise Röntgen, Ultraschall oder Computertomographie (CT). Zur Untersuchung kann im Prinzip manchmal auch eine Operation selbst gezählt werden, da der Befund erst während des Eingriffs vollständig beurteilt werden kann.
Eine Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft kann vielen Erkrankungen des Bauchraums ähneln. Beispielsweise können dies die so genannte Blinddarmentzündung (Appendizitis), weitere Darmerkrankungen oder Nierenkrankheiten sein. Zu den gynäkologischen Erkrankungen, die zu einer ähnlichen Symptomatik führen können, gehören die Eileiter- und Eierstockentzündung (Adnexitis) und die Stieldrehung bei bestimmten Eierstocktumoren. Ebenfalls könnte eine Fehlgeburt, die sich noch innerhalb der Gebärmutter befindet (verhaltener Abort), für die Beschwerden verantwortlich sein.
Eine Schwangerschaft am falschen Ort kann nicht erhalten werden. Die Behandlung der Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft kann unter Umständen mit Medikamenten erfolgen, oftmals ist aber eine Operation unumgänglich.
Eine reine Medikamentengabe bei Schwangerschaft am falschen Ort ist meist dann möglich, wenn die Symptomatik noch nicht stark ausgeprägt ist und noch keine Blutungen im Bauchraum aufgetreten sind. Eine Operation kann damit umgangen werden. Ebenfalls können die Wirkstoffe gegeben werden, wenn nach operativer Entfernung noch Zellen des Schwangerschaftsgewebes vorhanden sind, die erneut wachsen.
In aller Regel wird der Wirkstoff Methotrexat gegeben, der wachstumshemmend ist und die ektope Schwangerschaft beenden kann. Es muss immer wieder durch Blutuntersuchungen auf das Schwangerschaftshormon kontrolliert werden, ob ein Wachstum nicht doch noch besteht.
Vor allem bei Erfolglosigkeit der Arzneimitteltherapie oder bei Komplikationen wie z. B. Blutungen muss in den meisten Fällen eine Operation erfolgen.
Die Operation bei Eileiterschwangerschaft oder Bauchhöhlenschwangerschaft erfolgt in Vollnarkose. Der Eingriff kann durch einen Bauchschnitt (Laparotomie) oder eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) vorgenommen werden. Bei der Operation mittels Bauchspiegelung wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Um das Bauchgewölbe aufzuspannen und die Sicht zu verbessern, wird CO2-Gas eingeblasen. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet und kann die notwendigen Maßnahmen durchführen. Oftmals wird ebenfalls ein Instrument über die Scheide in die Gebärmutter eingeführt, um die Gebärmutter bewegen zu können.
Falls tatsächlich eine Eileiterschwangerschaft besteht, wird in vielen Fällen der Eileiter herausgenommen. Eventuell ist auch ein Erhalt des Eileiters möglich, insbesondere kann dies bei noch bestehendem Kinderwunsch angestrebt werden. Entweder wird dann der Eileiter aufgetrennt und das Schwangerschaftsgewebe herausgeholt, oder ein Abschnitt des Eileiters wird entfernt. Bei letzterer Möglichkeit kann der Eileiter seine Transportfunktion nicht mehr ausüben, aber später erneut zusammengenäht werden und somit wieder funktionstüchtig werden.
Bei einer Eierstockschwangerschaft wird je nach Ausprägung der Eierstock teilweise oder komplett entfernt. Bei sonstiger Bauchhöhlenschwangerschaft wird die Frucht vom jeweiligen Organ beziehungsweise dem umgebenden Bauchfell vorsichtig gelöst und aus dem Bauchraum entfernt.
Bei einer strukturellen Fehlbildung der Gebärmutter muss eine Schwangerschaft im falsch entwickelten Bereich ebenfalls herausgeholt werden, da es später oft zu einem sehr gefährlichen Gebärmutterriss kommt. Der betroffene Anteil der Gebärmutter wird herausgeschnitten.
Am Ende des Eingriffs wird manchmal eine Drainage in den Bauchraum eingeführt, damit Wundflüssigkeit abgeleitet werden kann. Nach einigen Tagen kann der Schlauch wieder entfernt werden.
Bei unerwarteten Befunden müssen manchmal andere Maßnahmen als geplant getroffen werden. Darüber hinaus können Komplikationen dazu führen, dass eine Erweiterung oder Änderung der Operationsmethode vorgenommen werden muss. Nicht selten ist ein Übergehen von der Bauchspiegelung in eine offene Operation erforderlich. Manchmal muss trotz des Versuchs der organerhaltenden Operation schließlich doch der gesamte Eileiter herausgenommen werden.
Falls trotz Nachweis einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter keine Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft gefunden wird, so ist es empfehlenswert, die Gebärmutter auszuschaben. Dazu wird in einem Eingriff durch die Scheide der Muttermund vorsichtig geweitet und die Gebärmutter von innen mit einem löffelartigen Instrument (Kürette) ausgeschabt oder mit einer Saugkürette abgesaugt.
Durch die Medikamentengabe von Methotrexat kann es sehr selten zu Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, Schleimhautentzündungen, Haarausfall und Schäden an inneren Organen kommen.
Bei der Operation können benachbarte Organe oder anatomische Strukturen verletzt werden. Dadurch kann es unter anderem zu starken Blutungen und Nachblutungen kommen. Nervenbeschädigungen können zu Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl oder auch zu (meist nicht dauerhaften) Funktionseinbußen der Harnblase führen. Verwachsungen im Bauchraum können entstehen. Selten kommt es zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung oder einem Darmverschluss. Schwangerschafts-Restgewebe kann in der Bauchhöhle verbleiben. Des Weiteren kann es zu überschießender Narbenbildung mit Funktionseinbußen und Schmerzen sowie zu allergischen Reaktionen kommen.
Bei einer Gebärmutterausschabung kann selten die Wand des Organs durchstochen werden.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Meist kann das außerhalb der Gebärmutter liegende Schwangerschaftsgewebe komplett entfernt werden. Allerdings können dennoch Reste verbleiben, die bei Wachstum einer neuerlichen Operation oder Methotrexat-Therapie bedürfen.
Nach Entfernung eines Eileiters oder eines Eierstocks kommt es nicht zur Unfruchtbarkeit, wenn das gegenseitige Organ noch funktionsfähig ist. Falls nur ein Teil eines Eileiters herausgenommen wird, ist die Gefahr einer erneuten Eileiterschwangerschaft größer. Wenn beide Eileiter nicht mehr funktionsfähig sind, ist eine Schwangerschaft nur noch durch künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation, IVF) möglich.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
In der Zeit nach der Operation sollte keine zu starke körperliche Tätigkeit ausgeübt werden, insbesondere sollten keine schweren Lasten hochgehoben oder getragen werden. Auch Geschlechtsverkehr kann für einen bestimmten Zeitraum nicht ausgeübt werden. Tampons sollten nicht benutzt werden, besser sind Vorlagen. Ebenso sollte auf Scheidenspülungen verzichtet werden.
Ärztliche Kontrollen sollten regelmäßig wahrgenommen werden.
Ergeben sich Auffälligkeiten, die Zeichen von Komplikationen wie beispielsweise inneren Blutungen sein können, so sollte möglichst rasch der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 16.11.2023