Zwischen einem Totalen Muttermundverschluss (TMV) und einer Cerclage besteht ein grundsätzlicher Unterschied: Die Cerclage stabilisiert den Muttermund, verschließt ihn aber nicht vollständig. Der TMV führt dazu, dass der Muttermund vollständig zuwächst. So können keine Infektionserreger mehr eindringen und den Verlauf der Schwangerschaft stören.
Bestimmte Infektionen im Geschlechtsbereich der Frau sind häufig für Komplikationen wie einen verfrühten Fruchtblasen-Sprung verantwortlich. Der TMV in Kombination mit vorsorglichen Maßnahmen gegen bakterielle Erreger schließt dieses Risiko weitgehend zuverlässig aus. Allerdings wird der Totale Muttermundverschluss nur in einigen bestimmten Zentren und Kliniken durchgeführt.
Bei der Cerclage gibt es zwei Vorgehensweisen, benannt nach ihren „Erfindern“ McDonald und Shirodkar. Beide werden entweder unter Vollnarkose oder lokaler Betäubung ausgeführt.
Die Cerclage kann prophylaktisch (ab der 12. Schwangerschaftswoche) und therapeutisch (bei verkürztem Muttermund im späteren Verlauf der Schwangerschaft) durchgeführt werden. Nahe dem Geburtstermin werden die Fäden wieder entfernt. Die beiden Methoden der Cerclage gelten als ähnlich effektiv. Eine Cerclage ist unter Medizinern aber umstritten und nicht immer gilt der Eingriff als sinnvoll.
Der Totale Muttermundverschluss nach Saling wird unter Vollnarkose oder Rückenmarks-Narkose durchgeführt. Im ersten Schritt wird mit Hilfe eines Schlingeninstruments die Portio, der Übergang des Gebärmutterhalses in die Vagina, abgebunden. Auf diese Weise werden Blutungen verhindert. Das ist besonders wichtig, denn dieser Bereich ist während einer Schwangerschaft stärker durchblutet. Das Abbinden verhindert exzessives Bluten und der Operateur behält bessere Sicht. Der zweite Schritt ist entscheidend: Das Epithel, die oberste Schleimhautschicht, wird innen wie außen vom Muttermund und vom inneren Ende des Zervikal-Kanals (Gebärmutterhalskanal) entfernt. Ohne dieses Vorgehen kann das Gewebe nicht vollständig zusammenwachsen.
Heute wird das Epithel nicht mehr mit dem Skalpell „abgezogen“. Stattdessen kommt eine rotierende, sterile Drahtbürste zum Einsatz. Ein vergleichbares Gerät wird in der kosmetischen Chirurgie zum Abtragen von Narben verwendet. Im Falle des TMV wird die gesamte Oberfläche des Muttermundes und der Portio damit bearbeitet. Diese Verfahrensweise ist wesentlich schonender als die Vorgehensweise mit dem Skalpell. Ein bis zu zwei Millimeter tiefer Schnitt mit dem Skalpell begrenzt den Bereich, in dem die Oberhaut abgetragen wird.
Der letzte Schritt besteht aus mehreren Nähten. Bis zu dreimal wird der Muttermund-Ausgang rundum vernäht, darauf folgen zwei quer verlaufende Reihen von sogenannten Knopfnähten. Dazu werden monofile (einfädige) Synthetikfäden verwendet, die erfahrungsgemäß die Naht optimal abheilen lassen.
Nach etwa zwei Wochen sollte dieser Eingriff vollständig abgeheilt sein und die Schwangere kann ihr Alltagsleben relativ unbesorgt wieder aufnehmen. Selbst wenn bei Kontrolluntersuchungen nach dem Totalen Muttermundverschluss ein verkürzter Zervix oder eine „Trichterbildung“ auffallen, besteht nun keine akute Gefahr mehr.
Am Ende der Schwangerschaft öffnet sich der Muttermund entweder spontan oder die Narbe oder Naht wird kontrolliert geöffnet. Ein Öffnen der Narbe verhindert, dass das Gewebe unkontrolliert einreißt. Auf jeden Fall muss die Naht geöffnet werden, wenn die Geburt künstlich eingeleitet werden soll. Aber auch wenn vorzeitige Wehen einsetzen oder wenn die 37. Schwangerschaftswoche verstrichen ist, ist dieses Vorgehen notwendig.
Ein Totaler Muttermundverschluss kann ab der 12. Schwangerschaftswoche sinnvoll sein und wird dann als Früher Totaler Muttermundverschluss bezeichnet. Wird der TMV nach der 16. Schwangerschaftswoche durchgeführt, handelt es sich um einen Späten Totalen Muttermundverschluss. Dies geschieht meist notfallmäßig bei verkürztem Muttermund.
Die Cerclage wird häufig empfohlen und trotzdem stark diskutiert. Vor allem das weiter bestehende Infektionsrisiko trägt trotz Cerclage zum verfrühten Ende vieler Schwangerschaften bei. Statistisch gesehen gilt der Totale Muttermundverschluss als sicherer und erfolgreicher. Allerdings ist er auch aufwändiger.
Die Cerclage ebenso wie ein spezielles Cerclage-Pessar (ein Kunststoffring, der um den Gebärmutterhals gelegt wird) sind nur dann sinnvoll, wenn ausschließlich eine Muttermundschwäche vermutet wird. Andere Faktoren wie beispielsweise Infektionen lassen sich mit einer Cerclage nicht ausschalten. Der Totale Muttermundverschluss schützt davor, dass Infektionen in die Gebärmutter gelangen, doch auch für diesen Eingriff gibt es einige Gegenanzeigen, bei denen er nicht durchgeführt werden darf.
aktualisiert am 16.11.2023