Ein Muttermundverschluss, auch als „Cerclage“ bekannt, wird häufig bei einer werdenden Mutter mit erhöhtem Früh- oder Fehlgeburtsrisiko angeordnet. Mit Hilfe eines Kunststoffbandes wird in einer Operation buchstäblich der Muttermund eingeschnürt. Die Maßnahme macht nur in ganz bestimmten Fällen Sinn. Viele Auslöser für Früh- oder Fehlgeburten lassen sich mit einer Cerclage nämlich nicht beeinflussen. Der Eingriff selbst birgt eigene Risiken und es gibt bestimmte Gegenanzeigen (Kontraindikationen), die bei einigen Patientinnen gegen die Cerclage sprechen.
Frauen mit einer Muttermundschwäche (Zervix-Insuffizienz) wird häufig die Cerclage empfohlen. Bei der Zervixinsuffizienz ist der Gebärmutterhals oft extrem kurz oder das Gewebe zu weich und instabil. In der Folge öffnet sich die Gebärmutter nach unten, je weiter die Schwangerschaft fortschreitet. Gelegentlich verschließt sich die Zervix von vornherein nicht ausreichend.
Die Muttermundschwäche macht sich bei betroffenen Frauen meist nicht durch Symptome bemerkbar. Die Verkürzung, Erweiterung oder Erschlaffung des Gebärmutterhalses wird bei den Untersuchungen des Arztes festgestellt. Ein Verdacht auf eine Zervix-Insuffizienz besteht bei Frauen, die bereits einmal eine Fehlgeburt ohne Schmerzen, Blutungen oder Wehen erlitten haben. Neben einer Veranlagung (ein zu kurzer Gebärmutterhals) können
zu einer Muttermundschwäche führen.
Die Cerclage wird unter Vollnarkose oder Rückenmarksnarkose durchgeführt. Ein Kunststoffband verengt den Gebärmutterhals, wird vor Ort mit einer Naht fixiert und zugezogen. Entscheidend und zuweilen heikel ist es, den Verschluss zum richtigen Zeitpunkt wieder zu entfernen. Dies erfolgt etwa zwei Wochen vor dem angenommenen Geburtstermin oder unmittelbar vor der Geburt.
Früher war die Cerclage gang und gäbe. Insbesondere wenn Frauen schon Frühgeburten erlitten hatten, galt der Eingriff als unumgänglich. Bei einigen Frauen ist der Muttermund zu kurz, zu „elastisch“, schrumpft oder verformt sich. Während der Fetus an Umfang und Gewicht zunimmt und die Menge des Fruchtwassers ansteigt, baut sich Druck nach unten auf. Damit steigt das Risiko auf eine Frühgeburt. Das Kind kommt dann zur Welt, bevor es ausreichend entwickelt ist. Moderne Methoden sichern, je nach der Reife des Kindes, sein Überleben, aber die damit verbundene Belastung und die Gefahren sind immer noch hoch.
Eine Alternative zum operativen Muttermundverschluss waren oder sind viele Wochen Liegezeit für die Schwangere. Diese sind begleitet von entsprechendem Unbehagen und hohem psychischem Druck. Die Frauen sind zur Untätigkeit verdammt, was besonders unangenehm ist, wenn bereits andere Kinder da sind. Obendrein quälen sie sich ständig mit der Frage: Was geschieht, wenn es ein „Frühchen“ wird?
In einer solchen Situation verhilft die Cerclage der werdenden Mutter häufig zu einer entspannteren Schwangerschaft. Trotzdem muss sie sich konsequent schonen, starke körperliche Belastung meiden und häufig ruhen.
Bei einigen werdenden Müttern sprechen verschiedene Faktoren individuell gegen eine Durchführung der Cerclage. Zu diesen Gegenanzeigen oder Kontraindikationen gehören:
Weitere Faktoren wie eine Placenta praevia (Mutterkuchen ist in Richtung des Muttermundes verlagert) können gegen einen Eingriff zur Cerclage sprechen, werden aber im Einzelfall entschieden.
Ist das Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt bei einer Frau stark erhöht, kann bereits das Legen einer Cerclage zu Komplikationen führen. Dazu zählen beispielsweise
Ein stationärer Aufenthalt über mehrere Tage zur Beobachtung ist nach der kleinen Operation immer empfehlenswert.
Andere Ursachen für zu frühe Wehen müssen unter allen Umständen vorab ausgeschlossen werden. Dazu zählen beispielsweise bestehende Risse und Schäden an der Fruchtblase, hormonelle Störfaktoren und diverse Erkrankungen von Mutter und Kind. Funktionsstörungen oder eine Ablösung der Plazenta beispielsweise machen eine verfrühte Einleitung der Geburt notwendig. Andernfalls würde das Kind unzulänglich versorgt und Schaden nehmen. Die Cerclage würde in diesem Falle nur wichtige Symptome überlagern.
Ist der Muttermund einer Schwangeren unauffällig und nicht verkürzt, ist eine Cerclage häufig vollkommen sinnlos. Doch hierzu liegen recht widersprüchliche Studienergebnisse vor. Damit gibt es viele Argumente pro und contra Cerclage. Ob der Eingriff sinnvoll oder überflüssig und daher zu riskant ist, muss immer im Einzelfall mit aller Sorgfalt entschieden werden.
Eine gute Alternative zu einer Cerclage ist ein Pessar, ein elastischer Ring, der ganz ohne operativen Aufwand über den Muttermund gezogen werden kann. Das hat einen weiteren Vorteil: Diese „Sicherung“ kann ohne Narkose schnell wieder entfernt werden, sobald sie überflüssig wird. Setzen die Wehen zur richtigen Zeit ein oder treten anders geartete Komplikationen auf, ist keine erneute Operation erforderlich.
aktualisiert am 16.11.2023