Eine Schwäche des Gebärmutterhalses ist ein seltener Grund für einen Abort oder eine Frühgeburt in späteren Phasen der Schwangerschaft. Bei Schwäche des Gebärmutterhalses kann die Schwangerschaft nicht gehalten werden. Ist die Diagnose einer Zervixinsuffizienz festgestellt worden, dann hilft eine prophylaktische Cerclage, die Schwangerschaft mit Erfolg zu Ende zu bringen.
Nach einer oder mehreren Früh- oder Fehlgeburten in den letzten beiden Trimestern der Schwangerschaft wird vorsorglich eine Cerclage nach der 12. Schwangerschaftswoche (zwischen der 13. und 16. Schwangerschaftswoche) ausgeführt. Damit soll sichergestellt werden, dass das Kind ausgetragen wird. Zudem soll der Mutter eine monatelange Bettruhe erspart bleiben.
Außerordentlich wichtig ist es, der werdenden Mutter ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Sie sollte die Schwangerschaft beruhigt, entspannt und zuversichtlich verbringen dürfen. Trotzdem ist auch nach einer vorsorglich durchgeführten Cerclage Vorsicht erforderlich: Die Schwangere sollte keine Tätigkeiten ausüben, bei denen sie schwer heben oder überwiegend stehen muss.
Üblicherweise wird die Naht am Ende der 37. Schwangerschaftswoche entfernt. Die Geburt kann unmittelbar darauf einsetzen, oft aber auch erst Tage oder Wochen später.
Ist das Gewebe der Gebärmutter nicht stabil genug, kann sich der Muttermund (Zervix) vorzeitig und allmählich öffnen. Dabei müssen keine spürbaren Wehen auftreten. Bei zunehmendem Druck von Fruchtwasser und Fetus nach unten kommt es zum Blasensprung: Die Fruchtblase reißt und entleert sich. Die Geburt findet dann vorzeitig zwischen dem vierten und sechsten Monat statt. In dieser Phase ist das Kind noch nicht lebensfähig. Um einem solchen Verlauf vorzubeugen, wird entweder eine Cerclage oder ein totaler Muttermundverschluss durchgeführt.
Frauen bemerken meist nicht, ob eine Muttermundschwäche vorliegt. Schmerzen treten nicht auf. Läuft Fruchtwasser ab oder entwickelt sich eine Art Druckgefühl im Vaginalbereich, sollten Schwangere allerdings sofort ärztliche Hilfe suchen. Häufig ist der Muttermund dann bereits einige Zentimeter geöffnet. Die Fruchtblase wölbt sich durch die entstandene Öffnung vor und kann „platzen“. Dieser Situation soll durch die vorsorgliche Cerclage vorgebeugt werden.
Bei einer Reihe von „Risikofällen“ macht die Cerclage nach der 12. Schwangerschaftswoche Sinn. Unter anderem bei Frauen, die bereits unerklärbare Fehlgeburten hinter sich haben. Geschwächtes Gewebe im Bereich des Muttermundes kann auch als Folge einer Konisation auftreten. Dabei wird ein kegelförmiges Stück Gewebe aus dem Gebärmutterhals zu Diagnosezwecken entfernt. Diese Untersuchung wird bei einem Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs durchgeführt.
Ähnliche Gewebeschäden oder Gewebe-Überdehnungen entstehen bei einer vorangegangenen besonders schweren Geburt oder bei einer Ausschabung (Curettage).
Weitere Risiken sind Myome im Bereich des Zervix oder angeborene Verkürzungen des Muttermundes oder der Gebärmutter. Dazu kommen noch diverse Abweichungen im Hormonhaushalt, die sich auf die Gewebefestigkeit und die Steuerung des Schwangerschaftsverlaufs auswirken.
Die Cerclage gilt als erfolgreiche, risikoarme Methode. Doch sie ist auch umstritten. Sind Infektionen im Urogenitaltrakt der Frau die Auslöser für eine frühzeitige Muttermundöffnung, raten Experten zur Cerclage nach Saling. Dieser Eingriff ist auch als Totaler Muttermundverschluss (TMV) bekannt.
Bei diesem Vorgehen wird der Zervix nicht mittels Fadenzug „zugezogen“ und stabilisiert, sondern vollständig vernäht. Das Gewebe wächst zusammen und verhindert das Eindringen von Bakterien. Der TMV wird auch empfohlen nach mehreren Fehlgeburten, bei Mehrlingsschwangerschaft oder wenn die werdende Mutter bereits etwas älter ist.
Muttermundschwäche oder Zervix-Insuffizienz ist eine recht vage Diagnose. Leichte Abweichungen in der Form und Länge des Muttermundes oder im Gewebe müssen nicht zwingend zu einer verfrühten Geburt führen. Regelmäßige Ultraschalluntersuchungen zur Kontrolle sind eine Alternative zu einem operativen Eingriff wie der Cerclage.
In klinischen Tests haben Gynäkologen den Wert einer Cerclage im Vergleich zu strikter Bettruhe bei einer Risikoschwangerschaften überprüft. In einigen Fällen half eine im Notfall nachträglich durchgeführte Cerclage, die Schwangerschaft doch noch zu retten.
Eine Cerclage kann sich negativ auswirken,
In diesen Fällen wird eine Cerclage nicht durchgeführt, weil sie schädlich sein kann.
Auch die Cerclage selbst ist nicht ohne Risiken. Nach einer Cerclage erhöht sich das Risiko auf eine Infektion um bis zu 16 Prozent, einen vorzeitigen Blasensprung um bis zu 18 Prozent und für bleibende Narben am Muttermund um bis zu 5 Prozent. Sogar doppelt so hoch ist das Risiko bei einer Notfallcerclage. Ob eine Cerclage tatsächlich zu einem erfolgreichen Ende einer Schwangerschaft beiträgt, bedarf einer gründlichen Bewertung.
Liegt bei einer Schwangeren der Verdacht auf eine Zervixinsuffizienz vor, dann bieten sich neben chirurgischen auch nicht-chirurgische Optionen an. Zu den nicht-chirurgischen Optionen gehören strikte Bettruhe und Vaginalpessare (Stützstein). Durch die strikte Bettruhe soll durch Änderung der Schwerkraft im Liegen der Druck vom Gebärmutterhals genommen werden. Für die meisten Frauen ist es aber unmöglich fünf bis sechs strikte Monate Bettruhe einzuhalten. Ebenso kann eine Bettruhe erhebliche Folgen für die Gesundheit verursachen (zum Beispiel eine Beinvenenthrombose oder Depressionen). Ebenfalls werden Vaginalpessare angewandt, die Gebärmutter und Gebärmutterhals unterstützen soll. Der Erfolg einer solchen Therapie ist allerdings wissenschaftlich nicht gesichert.
aktualisiert am 30.06.2022