Geschätzt enden bis zu 15 Prozent aller festgestellten Schwangerschaften mit einem Abort (einer Fehlgeburt). Die Ursachen dafür sind vielfältig. Das Risiko, eine Schwangerschaft nicht vollständig auszutragen, steigt mit jedem Fehlschlag. Nicht zuletzt spielt hier die Psyche der Mutter eine Rolle.
In einigen Fällen lässt sich durch einen Frühen Totalen Muttermundverschluss (FTMV) eine bedrohte Schwangerschaft bis zum Ende aufrechterhalten. So werden entweder ein Abort oder die Geburt eines nicht oder kaum lebensfähigen Frühchens verhindert. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose oder nach Betäubung am Rückenmark und zielt darauf ab, den Gebärmutterhals vollständig zu verschließen.
Nur selten liegt eine einzige Ursache vor, wenn eine Schwangerschaft frühzeitig endet. Häufig spielen mehrere Faktoren zusammen, die das Fehlgeburtsrisiko erhöhen. Und in vielen Fällen lassen sich gar keine Ursachen finden – eine Situation, die werdende Mütter besonders stark belastet. Denn eine plausible Erklärung eröffnet immer auch eine therapeutische Chance.
Der FMTV wird von Medizinern typischerweise vorgeschlagen, wenn eine Frau bereits mehrere Spätaborte erlebt hat. Als Spätabort werden Abgänge nach der 12. bis zur 30. Schwangerschaftswoche bezeichnet. Die Maßnahme hilft auch dann, wenn kein konkreter Grund für die Fehlgeburten gefunden werden konnte oder wenn die betroffene Frau häufiger unter Infektionen im Bereich der Geburtswege leidet.
Die Statistik zeigt, dass das Risiko einer Frühgeburt oder einer späten Fehlgeburt mit jeder weiteren Schwangerschaft und mit zunehmendem Alter der Mutter deutlich größer wird. Werden bei den regelmäßigen Schwangerschaftskontrollen konkrete Probleme entdeckt und gab es bereits eine verfrüht beendete Schwangerschaft, wird der Eingriff daher ebenfalls empfohlen. Das gilt ganz besonders für werdende Mütter, die sich bereits in einem späteren Abschnitt ihrer Fruchtbarkeit befinden.
Die Auslöser für Fehl- oder Frühgeburten zu finden, stellt selbst erfahrene Mediziner immer wieder vor Herausforderungen. Frühe Aborte gehen überwiegend auf Fehlbildungen beim Embryo oder eine Immunreaktion der Mutter zurück. Im ersten Fall ist das Wiederholungsrisiko relativ gering, im zweiten Fall lässt sich medizinisch vorbeugen. Spätaborte oder späte Frühgeburten jedoch haben vielschichtige und meist andere Gründe. Hier gilt ein Früher Totaler Muttermundverschluss als eine gute Option.
Oft sind aufsteigende Infektionen die Ursache dafür, dass ein vorzeitiger Blasensprung stattfindet oder vorzeitige Wehen einsetzen. Daher ist es hilfreich, den pH-Wert im Gebärmutterhals und der Vagina stetig zu überprüfen. Abweichungen lassen sich zwar behandeln, ohne einen operativen Eingriff vorzunehmen. Doch ein Totaler Muttermundverschluss kann das Eindringen von Bakterien vollständig verhindern.
Wurde bei der Frau bereits eine Konisation durchgeführt, ist das Gewebe im Bereich des Gebärmutterhalses geschwächt. Unter einer Konisation ist eine kegelförmige Gewebeentnahme zu verstehen. Sie wird durchgeführt, um Gebärmutterhalskrebs zu diagnostizieren. Dabei wird nicht nur das stabilisierende Gewebe in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch eine Zellschicht, in der Zervixschleim produziert wird. Dieser Schleim bildet normalerweise einen Pfropf, der am Muttermund eine Barriere gegen Bakterien bildet.
Wird eine Mehrlingsschwangerschaft festgestellt oder wurde die Frau künstlich befruchtet, dann gilt auch in diesen Fällen der FTMV als eine gute Option. Der Eingriff bringt der werdenden Mutter auch etwas Beruhigung und Entspannung statt beständiger Angst vor einer Fehl- oder Frühgeburt.
Die besten Erfolgsaussichten hat eine Ausführung des Frühen Totalen Muttermundverschlusses kurz nach Ende der zwölften Schwangerschaftswoche. So hat das Gewebe genügend Zeit, zu heilen und zusammenzuwachsen.
Die möglichen Komplikationen des Frühen Totalen Muttermundverschlusses ähneln allgemein denen bei einer Cerclage, unter anderem sind Blutungen oder vorzeitige Wehentätigkeit möglich. Im Gegensatz zum erhöhten Infektionsrisiko nach einer Cerclage nach McDonald oder Shirodkar ist ein Totaler Muttermundverschluss unbedenklich, dennoch lassen sich Infektionen nicht ausschließen. Die Narkose stellt wie bei jeder Operation einen gewissen Gefahrenfaktor dar. Die Narbenbildung am Muttermund ist möglicherweise etwas ausgeprägter.
Ist der Muttermund bereits geöffnet oder macht sich Wehentätigkeit bemerkbar, ist der Eingriff sinnlos und sogar gefährlich.
Doch selbst bei Frauen mit problematischer Vorgeschichte sorgt der FTMV für gute Aussichten. Die Chance, ein Kind voll auszutragen und normal zu gebären, liegt bei etwa 90 Prozent.
aktualisiert am 16.11.2023