Bei geschätzt etwa einem Prozent aller Schwangerschaften liegt eine Zervix-Insuffizienz vor, eine Schwäche des Gebärmutterhalses. Um in diesen Fällen das Risiko von Früh- oder Fehlgeburten zu senken, stehen mehrere Methoden zur Verfügung. Wehenhemmende Medikamente und strikte Bettruhe können helfen, eine Schwangerschaft aufrecht zu erhalten, bis das Baby lebensfähig ist. Die Cerclage, ein mechanischer Verschluss des Gebärmutterausganges, ist eine operative Option. Hierfür gibt es mehrere Wege der Ausführung. Die gängigste davon ist die Methode nach McDonald. Für eine Cerclage ist eine Voll- oder eine Rückenmarksnarkose erforderlich.
Gängig sind Cerclagen nach Shirodkar oder McDonald. Dabei wird der Gebärmutterhals über die Vagina mit Hilfe einer chirurgischen Naht zugezogen und verschlossen.
Am einfachsten auszuführen ist das Verfahren nach McDonald: Hier legt der Operateur mit einem einfachen (monofilen) Faden eine Naht rund um den Gebärmutterhals. Der letzte Ausstich erfolgt neben dem ersten Einstich, so dass die Fadenenden nebeneinander zu liegen kommen. Der Gebärmutterhals (Zervix) wird kreisförmig umnäht und anschließend zusammengezogen wie die Öffnung eines Beutels. Aus diesem Grund wird diese Fadenführung auch als Tabaksbeutelnaht bezeichnet.
Die Vorgehensweise des Eingriffs nach McDonald ist die folgende: Bei entleerter Blase wird der Gebärmutterhals freigelegt und fixiert. Die Naht wird so weit wie möglich oberhalb des Gebärmutterausgangs angesetzt. Meist genügen fünf bis sechs möglichst tiefe Einstiche mit der Nadel ins Gewebe. Die Stiche werden fest genug angezogen, um einen Verschluss zu ermöglichen. Der innere „Kanal“ des Gebärmutterhalses darf dabei nicht verletzt oder durchstochen werden. Einige Chirurgen setzen auch mehrere Schlingen oder Fäden, um den Muttermund zuverlässig zu verschließen. Die Fadenenden werden lang belassen. So ist es möglich, die Naht zeitnah vor dem Geburtstermin oder bei Komplikationen schnell und schmerzfrei zu entfernen.
Das Verfahren nach McDonald gilt als risikoarm und unblutig, weil nur wenig Gewebe und Vaginalschleimhaut in Mitleidenschaft gezogen werden. Das Risiko einer Infektion ist niedrig. Das Entfernen der Naht und der Fäden ist einfach und unkompliziert.
Weiter oben am Gebärmutterhals setzt die Methode nach Shirodkar an. Sie gilt als komplizierter in der Ausführung als die Variante nach McDonald. Bei der Methode nach Shirodkar erfolgen ein oder mehrere senkrechte Einschnitte in die Vaginalhaut am Muttermund. Die eigentliche Naht, die den Muttermund verschließt, erfolgt verdeckt in der Zervix-Wand. Im Gegensatz zur Methode nach McDonald ist das Entfernen der Naht vor dem Geburtstermin etwas schwieriger. Häufig wird der Eingriff daher mit einem geplanten Kaiserschnitt kombiniert.
Hat eine Frau bereits mehrere Frühgeburten hinter sich, empfehlen Gynäkologen oft einen Totalen Muttermundverschluss (TMV). Dabei wird der Muttermund mit einer festen Naht durch resorbierbare (sich auflösende) Fäden verschlossen. Die Schwangerschaft endet häufig mit geplantem Kaiserschnitt.
Als „letzte Chance“ gilt die abdominale Cerclage, die heute mit laparoskopischer Technik, also in einer Bauchspiegelung (minimal-invasiv über die Bauchdecke) ausgeführt wird. Sie gilt als äußerst erfolgreich zum Aufrechterhalten einer regulären Schwangerschaftsdauer. Sie kann auch vor dem Eintritt einer Schwangerschaft vorsorglich ausgeführt werden. Hier ist eine Geburt nur noch per Kaiserschnitt möglich.
Studien befassten sich mit der Wirksamkeit der Methoden im Vergleich. Offenbar sind Faktoren wie die Struktur des Naht-Materials entscheidender als die Vorgehensweise als solche. Denn dabei gab es keine großen Unterschiede bezüglich einer erfolgreich beendeten Schwangerschaft. Geflochtene Fäden beispielsweise bergen ein höheres Infektionsrisiko als einfache Fäden.
Alle Methoden des mechanischen Gebärmutterhals-Verschlusses werden heute kritisch gesehen. Sie werden zunehmend seltener eingesetzt, während sie noch vor wenigen Jahren bei vielen Schwangerschaften üblich waren. Alle Vorgehensweisen bringen ihre eigenen Risiken mit sich. Die Notwendigkeit der Anwendung muss sehr genau abgewägt werden.
aktualisiert am 30.06.2022