Ein Blutabgang aus der Scheide (vaginale Blutung) kann in der Schwangerschaft auf Störungen hinweisen. Blutungen in der Schwangerschaft müssen aber nicht immer krankheitsbedingt sein. In den ersten Wochen der Schwangerschaft kann es sich z. B. um eine harmlose Einnistungsblutung handeln, in der Frühschwangerschaft ist es oft eine Fehlgeburt (Abort). In der fortgeschrittenen Schwangerschaft handelt es sich häufig um eine Veränderung am Mutterkuchen (Plazenta) wie eine vorzeitige Plazentalösung oder eine Placenta praevia (Tiefstand der Plazenta). Wenige Wochen bis kurz vor der Geburt kann sich eine so genannte Zeichnungsblutung ereignen, die ungefährlich ist. Bei jeder Blutung gilt, dass sich die Schwangere zum Arzt begeben sollte und dort untersuchen lassen muss. Starke Blutungen können zum Blutverlust und somit zum Schock führen. Gegebenenfalls ist eine Infusion oder eine Bluttransfusion notwendig, ansonsten richtet sich die Behandlung nach der Ursache.
Die möglichen Gründe für Blutungen im Laufe der Schwangerschaft sind vielfältig. In den verschiedenen Phasen der Schwangerschaft gibt es jeweils andere typische Ursachen. In nicht wenigen Fällen bleibt die Ursache für den Blutabgang unbekannt. Manchmal handelt es sich außerdem um Blutungen, die nicht mit der Schwangerschaft zusammenhängen.
Blutungen können begünstigt werden, wenn es eine Blutgerinnungsstörung der werdenden Mutter gibt. Diese kann wiederum diverse Ursachen haben. Meist wirkt sich die Gerinnungsstörung nur auf die Entbindung aus, bei der die Geburtshelfer beziehungsweise Ärzte auf vermehrte Blutungsneigung achten müssen.
Alle Blutungen in der Schwangerschaft sollten zeitnah beim Arzt untersucht werden. Neben der Erkennung möglicher akut bedrohlicher Zustände ist es das Hauptziel der Untersuchungen, die Ursache der Blutung herauszufinden. Die wichtigste Methode, die der Arzt anwendet, ist die Ultraschalluntersuchung in der Schwangerschaft (Sonographie). Der Arzt kann darauf erkennen, ob sich das Kind überhaupt in der Gebärmutter eingenistet hat und ob die Anlage des Kindes normal oder verändert aussieht. In der Spätschwangerschaft kann im Ultraschall gesehen werden, ob die Plazenta (Mutterkuchen) unversehrt ist, ob sie an einer ungünstigen Stelle liegt (insbesondere Placenta praevia) oder ob sich eine vorzeitige Plazentaablösung ereignet hat. Mit einem so genannten Doppler-Ultraschall kann der Blutfluss durch die Plazenta beurteilt werden.
Nicht nur der Ultraschall, sondern auch die Befragung der Patientin zu Symptomen, Vorkommnissen oder Vorerkrankungen ist wichtig (Anamnese). Eine einfache körperliche Untersuchung wird ebenfalls durchgeführt (allgemeine und gynäkologische Untersuchung). Besteht der Verdacht auf eine Placenta praevia (zu tief ansetzende Plazenta), so darf allerdings keine Fingeruntersuchung der Scheide erfolgen.
Das abgegangene Blut kann weitere Hinweise auf den Ursprung geben. Viele Fehlgeburten lassen sich anhand des ausgetretenen Materials erkennen. Sollte dies der Fall sein, erfolgt auch eine Gewebeuntersuchung an der Fehlgeburt.
Bei den Patientinnen mit Schwangerschaftsblutungen wird die Blutgruppe festgestellt, der Rhesusfaktor wird ermittelt. Ist eine Rhesus-Unverträglichkeit zwischen Mutter und Kind möglich, so werden weitere Untersuchungen und gegebenenfalls eine Rhesus-Prophylaxe durchgeführt. Besteht der Verdacht auf eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter (z. B. Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft), so wird eine Blutprobe auf das Schwangerschaftshormon HCG untersucht. Ist der Wert hoch und im Ultraschall keine kindliche Struktur in der Gebärmutter zu erkennen, dann kann mit einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter gerechnet werden.
Vaginale Blutungen können zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft auftreten. Sie können völlig unterschiedlich aussehen (frisches, hellrotes Blut bis dunkles, altes Blut mit oder ohne Sekret- oder Schleimbeimengung) und verschieden stark sein (tröpfchenweise bis scheinbar unstillbar). Begleitende Symptome können sich finden, oftmals hat die Schwangere aber zum Zeitpunkt der Blutung keine weiteren Beschwerden.
Die Therapie hängt einerseits von der Ursache ab, andererseits auch immer von der Stärke der Blutung. Bei unbedenklichen Arten von Blutungen in der Schwangerschaft muss keine Therapie erfolgen, etwa beim so genannten Zeichnen oder bei der Einnistungsblutung.
Schwangere mit Blutungen in der zweiten Schwangerschaftshälfte müssen oftmals auf eine Klinikstation aufgenommen werden. Dort kann eine eingehende Überwachung erfolgen und eine gründliche Diagnostik laufen. Auch in vorherigen Wochen ist es bisweilen notwendig, die Betroffene stationär aufzunehmen.
Starke Blutungen bedürfen eines Ersatzes des verlorengegangenen Blutvolumens. Der schwangeren Frau mit der Blutung werden Infusionen gegeben. Bei entsprechend großem Blutverlust ist es notwendig, eine oder mehrere Bluttransfusionen vorzunehmen.
Eine drohende Fehlgeburt kann mit verschiedenen Maßnahmen wie Bettruhe, Medikamenten oder einem Eingriff zum Muttermundverschluss (Cerclage) zu verhindern versucht werden. Eine gerade ablaufende Fehlgeburt wird unter anderem mit Medikamenten oder einer Ausschabung der Gebärmutter (Kürettage) behandelt. Eine stattgefundene Fehlgeburt muss oft nicht medizinisch behandelt werden. Bei Komplikationen können Maßnahmen wie etwa eine Antibiotikagabe zur Behandlung von Infektionen erfolgen.
Eine Schwangerschaft an falscher Stelle muss normalerweise beendet werden, um die Komplikationen zu verhindern. Meist muss das Gewebe chirurgisch entfernt werden. Manchmal reicht die Gabe eines Mittels (in der Regel Methotrexat).
Eine Blutung durch vorzeitige Lösung des Mutterkuchens (Plazenta) muss mit einem umgehenden Kaiserschnitt behandelt werden. Eine Blutung bei einer Plazentatieflage (Placenta praevia) muss oftmals mit Einleitung der Geburt oder ebenfalls mittels Kaiserschnitt behandelt werden. Hier kann teilweise die Schwangerschaft unter Bettruhe und eingehender Kontrolle noch einige Zeit erhalten werden, damit das Kind weiter ausreifen kann.
Die Prognose, wenn die Schwangere aus der Vagina blutet, ist höchst unterschiedlich und hängt von der Ursache ab. Die Möglichkeiten reichen von völliger Unbedenklichkeit beim so genannten Zeichnen bis hin zu starker Bedrohung für Mutter und Kind bei der vorzeitigen Plazentalösung.
aktualisiert am 15.12.2020