Die Psoriasis (Schuppenflechte) zeigt sich typischerweise durch scharf begrenzte rötliche Plaques, die von silbrigen Schuppen bedeckt sind, sogenannte erythematosquamöse Plaques. Diese treten an typischen Prädilektionsstellen der Haut auf: den Ellenbogen, den Streckseiten der Unterarme, den Knien, den Streckseiten der Unterschenkel, dem unteren Rücken und dem behaarten Kopf. Seltener kann die Psoriasis auch in Hautfalten auftreten, was als Psoriasis inversa bezeichnet wird. In diesem Fall sieht man scharf begrenzte, rötliche Plaques unter den Brüsten, in den Achselhöhlen und in der Leistengegend. Der Schweregrad der Psoriasis kann sehr unterschiedlich sein. Manche Patienten sind nur leicht betroffen, während bei anderen die gesamte Haut gerötet, entzündet und mit Schuppen bedeckt ist. Diese extreme Ausprägung wird als psoriatische Erythrodermie bezeichnet.
Um den Schweregrad der Psoriasis zu messen, wird der „Psoriasis Area and Severity Index“ (PASI) errechnet, der Werte zwischen 0 und 72 annehmen kann. Bei einem PASI ≥10 und/oder einem Befall von ≥10% der Körperoberfläche und/oder einem Befall von Problemlokalisationen (Kopfhaut, Gesicht, Hände, Füße, Intimbereich) und/oder zusätzlich bestehender Psoriasis-Arthritis (Gelenkentzündung bei Psoriasis) liegt definitionsgemäß eine mittelschwere bis schwere Psoriasis vor.
Hinsichtlich des Alters gibt es zwei Hauptmanifestationsgipfel. Der erste liegt um das 20. Lebensjahr. Diese Form wird als Typ-1-Psoriasis bezeichnet. Sie weist eine starke genetische Komponente und daher oft eine familiäre Häufung auf. Der zweite Manifestationsgipfel liegt zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr.
Bei der Psoriasis ist nicht ein einzelnes Gen verändert, es sind viele verschiedene Genpolymorphismen und Varianten bedeutsam. Basierend auf der genetischen Prädisposition (Neigung) können bestimmte Triggerfaktoren Krankheitsschübe auslösen. Ein häufiger Auslöser sind Infektionen, vor allem Streptokokken-Infektionen der oberen Atemwege. Diese können eine bestimmte Form der Psoriasis, die Psoriasis guttata, hervorrufen, die durch eine exanthematische Ausbreitung von linsen- bis münzgroßen Plaques über den ganzen Körper gekennzeichnet ist. Weitere Auslöser sind Medikamente wie Betablocker, die bei Bluthochdruck oder Herzerkrankungen eingesetzt werden, oder das Medikament Lithium. Ein häufig von Patienten genannter Auslöser für Psoriasis-Schübe ist Stress - sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Umfeld.
Ein häufiger Auslöser sind Infektionen, vor allem Streptokokken-Infektionen der oberen Atemwege.
Tatsächlich gibt es eine Reihe von Erkrankungen, die überdurchschnittlich häufig mit Psoriasis assoziiert sind. Zum einen sind dies andere immunvermittelte Erkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa), Augenentzündungen (Uveitis) oder rheumatoide Arthritis, im Volksmund auch Rheuma genannt. Zum anderen sind Patienten mit Psoriasis überdurchschnittlich häufig von Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen betroffen. Hier gibt es ein komplexes Zusammenspiel von Ursachen. Erstens kommt es bei der Psoriasis zu einer systemischen Entzündungskaskade, die das Risiko für Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und damit letzlich auch für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Zweitens spielen Lebensstilfaktoren eine Rolle, wie z.B. Bewegungsmangel und Übergewicht. Drittens sind auch gemeinsame genetische Ursachen von Bedeutung. Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben Patienten mit Psoriasis auch ein überdurchschnittlich hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken oder eine Fettleber zu entwickeln.
Tatsächlich gibt es eine Reihe von Erkrankungen, die überdurchschnittlich häufig mit Psoriasis assoziiert sind.
Eine weitere sehr bedeutsame Gruppe von Begleiterkrankungen sind psychische und psychiatrische Erkrankungen. Es ist bekannt, dass Psoriasis-Patienten aufgrund ihrer Erkrankung und deren Auswirkungen auf ihr Leben ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen haben. Patienten mit Psoriasis sollten regelmäßig nach diesen Begleiterkrankungen gefragt und hierauf gescreent werden. Bei Bedarf sollte in fachübergreifender Zusammenarbeit eine geeignete Behandlung eingeleitet werden.
Die Behandlung der Psoriasis richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und basiert im Wesentlichen auf vier Säulen:
Leider ist Psoriasis als genetisch bedingte Erkrankung nicht heilbar. Sie lässt sich jedoch sehr gut behandeln, insbesondere mit Biologika. Es gibt drei große Gruppen dieser Medikamente:
Diese Behandlungsmöglichkeiten bieten den allermeisten Patienten mit Psoriasis eine wirksame Kontrolle der Krankheit und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität.
Die Therapie der Psoriasis wurde durch die Einführung der Biologika revolutioniert. Als ich vor mehr als 20 Jahren meine Weiterbildung im Fach Dermatologie begann, gab es nur traditonelle systemische Medikamente. Diese waren oft mit erheblichen Nebenwirkungen und manchmal auch mit Langzeittoxizitäten verbunden, weshalb viele Patienten nach einem Rotationsprinzip behandelt wurden: mal mit dem einen, mal mit dem anderen Medikament und gelegentlich mit einer Therapiepause. Eine zufriedenstellende Langzeitkontrolle konnte damit bei schwerer Psoriasis oft nicht erreicht werden. Mit der Einführung der Biologika hat sich die Situation deutlich verbessert. Diese sind zum einen wirksamer und haben zum anderen ein besseres Sicherheitsprofil als die meisten traditionellen systemischen Therapien. In den letzten Jahren wurden immer mehr hoch effektive Biologika zugelassen. Zu den neuesten Medikamenten gehört ein Antikörper gegen Interleukin-23, Risankizumab, der sowohl bei Psoriasis als auch bei Psoriasis-Arthritis zugelassen ist und in der Erhaltungsphase nur alle 12 Wochen gespritzt werden muss. Ein weiterer neuer und hoch effektiver Antikörper, Bimekizumab, ist gegen die Botenstoffe Interleukin-17A und F gerichtet. Im Jahr 2023 ist zudem ein neues „small molecule“ auf den Markt gekommen: Deucravacitinib. Dieses ist etwas weniger wirksam als die neuesten Biologika, hat aber den Vorteil, dass es in Tablettenform eingenommen werden kann. Die zahlreichen neuen Therapien ermöglichen vielen Psoriasis-Patienten eine viel bessere Krankheitskontrolle als vor der Ära der Biologika.
Die Therapie der Psoriasis wurde durch die Einführung der Biologika revolutioniert.
Mit der Zulassung wirksamerer Therapien haben sich auch die Therapieziele bei Psoriasis verändert. Früher wollte man ein sogenanntes PASI 75-Ansprechen erzielen, was einer Verbesserung des Hautbefunds um etwa 75% entspricht. Heute kann man mit modernen Medikamenten mehr erreichen und strebt ein PASI 90-Ansprechen an, also eine Verbesserung um 90%. Bei der Hälfte der Patienten kann sogar eine vollständige Remission der Schuppenflechte erreicht werden.
Eine weitere wichtige Neuerung ist ein verstärktes Augenmerk auf Begleiterkrankungen der Psoriasis. Die Psoriasis wird nicht mehr als reine Haut- und Gelenkerkrankung gesehen, sondern als Systemerkrankung, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, anderen immunvermittelten Erkrankungen sowie psychischen Begleiterkrankungen einhergehen kann. Die Patienten müssen daher ganzheitlich behandelt werden.
Wenn eine mittelschwere bis schwere Schuppenflechte nicht frühzeitig effektiv behandelt wird, ist dies für die Patienten sehr belastend und kann sich negativ auf den gesamten Lebenslauf auswirken. Es kann zu Einschränkungen bei der Berufswahl und zu Kompromissen bei der Freizeitgestaltung kommen, z.B. zum Verzicht auf Sportarten, bei denen man normalerweise nur leicht bekleidet ist. Auch im sozialen Umfeld, im Freundeskreis und in der Partnerschaft können erhebliche Beeinträchtigungen auftreten. Eine unzureichend kontrollierte Erkrankung kann zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität sowie zu gravierenden körperlichen und psychischen Belastungen führen und somit das gesamte Leben negativ beeinflussen.
Zudem besteht bei längerfristiger unzureichender Krankheitskontrolle erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis ständig eine unterschwellige systemische Entzündung vorherrscht. Möglichweise wird bei unzureichender Behandlung einer mittelschweren bis schweren Psoriasis auch das Risiko für die Entstehung einer Psoriasis-Arthritis begünstigt. Aus allen diesen Gründen ist es wichtig, die Erkrankung frühzeitig und intensiv genug zu behandeln.
Es gibt verschiedene Unterformen der Psoriasis-Arthritis. Die häufigste Unterform ist die sogenannte asymmetrische Oligoarthritis. Bei dieser Form sind einzelne oder mehrere große Gelenke, z.B. das Sprunggelenk, das Kniegelenk oder das Schultergelenk, entzündet, was sich durch eine Schwellung, Rötung und Schmerzen äußert. Eine weitere Erscheinungsform ist die symmetrische Polyarthritis, die sich ähnlich wie die rheumatoide Arthritis durch Befall der Finger und Zehen, also der kleinen Gelenke, manifestiert. Selten, aber sehr typisch für die Psoriasis-Arthritis, ist die sogenannte Daktylitis im Strahl. Dabei sind alle Gelenke eines Fingers oder einer Zehe entzündet, so dass der Finger oder die Zehe vollständig geschwollen ist. Dies wurde früher im Volksmund auch als „Wurstfinger“ bezeichnet. Auch das Achsenskelett kann betroffen sein, z.B. in Form einer Sakroiliitis, einer Entzündung der unteren Wirbelsäule. Diese Form der Psoriasis-Arthritis äußert sich durch nächtliche Rückenschmerzen oder Rückenschmerzen, die in Ruhe auftreten und sich bei Bewegung bessern. Sie wird oft erst spät erkannt. Eine seltene, schwere Form der Psoriasis-Arthritis ist die Arthritis mutilans, bei der es frühzeitig zur Zerstörung von Gelenken kommt. Diesen Verlauf möchte man durch frühzeitige effektive Behandlung unbedingt vermeiden.
Bei Verdacht auf Psoriasis-Arthritis können die sogenannten CASPAR-Kriterien (Classification Criteria for Psoriatic Arthritis) herangezogen werden. Diese Kriterien helfen, die Wahrscheinlichkeit der Diagnose einer Psoriasis-Arthritis zu bestimmen. Man kann Entzündungsparameter im Blut bestimmen, ein Röntgenbild, eine Ultraschalluntersuchung der Gelenke oder auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchführen. Patienten mit Verdacht auf Psoriasis-Arthritis sollten sich bei einer/einem Rheumatologin/en vorstellen und durch diese/n untersuchen und behandeln lassen. Da es oft schwierig ist, dort einen zeitnahen Termin zu bekommen, ist es hilfreich zu wissen, dass viele Medikamente, die bei Psoriasis der Haut eingesetzt werden, auch bei Psoriasis-Arthritis gut wirken. Daher kann eine Hautärztin oder ein Hautarzt manchmal beide Diagnosen mit demselben Medikament behandeln.
Ein Standardmedikament für die Psoriasis-Arthritis ist Methotrexat, ein aus der Rheumatologie bekanntes Medikament. Auch Biologika wie TNF-Antagonisten, Interleukin-17-Antikörper und die meisten Interleukin-23-Antikörper sind für die Behandlung der Psoriasis-Arthritis zugelassen und wirksam.
Ein Standardmedikament für die Psoriasis-Arthritis ist Methotrexat, ein aus der Rheumatologie bekanntes Medikament.
Zunächst einmal ist es wichtig, eine gute Hautärztin oder einen guten Hautarzt zu finden, mit der/dem ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis besteht und die/der in der Behandlung der Psoriasis kompetent ist. Gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt wird man einen Plan entwickeln, wie die Psoriasis am besten behandelt werden kann und welche Medikamente in der individuellen Situation am besten geeignet sind. Je besser die Krankheit kontrolliert ist, desto geringer ist in der Regel auch der Leidensdruck.
Zusätzlich ist es wichtig, einen gesunden Lebensstil zu führen. Dafür gelten die allgemeinen Verhaltensregeln: Man sollte auf ausreichend Bewegung achten, Sport treiben, sich gesund und ausgewogen ernähren und darauf achten, Normalgewicht zu halten. Gut geeignet ist z.B. eine mediterrane Ernährung.
Patienten mit Psoriasis sollten sich außerdem auf Begleiterkrankungen untersuchen lassen, was teilweise auch im Rahmen der allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen möglich ist. Falls erforderlich, sollten Begleiterkrankungen durch eine/n hierauf spezialisierte/n Ärztin/Arzt behandelt werden.
Natürlich muss auch die psychische Belastung durch Psoriasis ernst genommen und angegangen werden. Manche Patienten profitieren von einer psychologischen Begleitung, um zu lernen, wie sie am besten mit krankheitsbedingten Schamgefühlen oder Ängsten umgehen können.
Auch Selbsthilfegruppen sind für viele Patienten sehr hilfreich. Der Deutsche Psoriasisbund und viele regionale Selbsthilfegruppen haben ein großes Angebot an Informationsveranstaltungen und Patientenschulungen, die teils in Präsenz und teils virtuell stattfinden. Hier können auch individuelle Erfahrungen ausgetauscht werden, z. B. darüber, wie man die Erkrankung am besten im beruflichen und sozialen Umfeld und im Freundeskreis kommuniziert, oder welche Erfahrungen es mit bestimmten Behandlungsmöglichkeiten gibt. Manchmal werden auch gemeinsame Freizeitaktivitäten oder sogar Reisen organisiert. Auch in Foren im Internet können sich betroffene Patienten gut über die Krankheit austauschen und informieren.
Deutschlandweit gibt es das Psoriasis-Netzwerk (PsoNet), einen Zusammenschluss von Ärztinnen und Ärzten, die auf die Behandlung von Psoriasis spezialisiert sind. Dieses ist in mehrere regionale Netzwerke untergliedert, die zum Teil unter dem Dachverband eines Hautnetzes stehen. Ich bin z.B. Mitglied des PsoNet Berlin-Brandenburg und arbeite hier im Vorstand mit. Auf den Internet-Seiten der Psoriasisnetzwerke können Patienten sehen oder erfragen, welche Hautärzte auf die Behandlung der Psoriasis spezialisiert sind und welche Ärzte welche Behandlungsmöglichkeiten anbieten. Auch darüber hinaus gibt es dort viele wertvolle Informationen für Patienten.
Auch wenn es nicht immer einfach ist, einen Termin bei einer Hautärztin oder einem Hautarzt zu bekommen, sollte die Therapie zumindest bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis durch eine/n Dermatologin/in geführt werden, die/der sich mit modernen Therapien der Psoriasis auskennt. Ein/e gute/r Hautarzt/Hautärztin sollte die Patienten offen und gut verständlich über das Krankheitsbild informieren, gemeinsam mit ihnen realistische Therapieziele und einen Behandlungsplan festlegen, aber auch Hindernisse und Limitationen aufzeigen. Sie bzw. er sollte die Patienten aktiv in die gemeinsame therapeutische Entscheidungsfindung einbeziehen und dabei individuelle Gegebenheiten, persönliche Bedürfnisse und Vorlieben der Patienten berücksichtigen.
Eine Herausforderung besteht darin, dass Biologika und Biosimilars sehr teure Arzneimittel sind. Die Medikamentenkosten liegen bei mindestens 13.000 € pro Patient und pro Jahr. Deshalb werden sie nicht so häufig verordnet, wie es wünschenswert wäre. Manche Dermatologen schrecken aus Angst vor Regressen der Krankenkassen vor der Verordnung zurück und bieten deshalb keine moderne Systemtherapie der Psoriasis an. Es besteht daher weiterhin eine Unterversorgung bei Psoriasis.
Die Medikamentenkosten liegen bei mindestens 13.000 € pro Patient und pro Jahr.
Biologika sind bei mittelschwerer und schwerer Psoriasis zugelassen. Um das Wirtschaftlichkeitsgebot bei der Verordnung von Medikamenten zu beachten, müssen die Ärzte allerdings in den meisten Fällen zunächst eine traditionelle systemische Therapie verordnen und können Biologika nur einsetzen, wenn diese nicht ausreichend wirksam ist oder nicht vertragen wird. Bei Patienten mit sehr schwerer Psoriasis sind traditionelle Medikamente oft nicht effektiv genug. In diesen Fällen können Biologika auch als Erstlinientherapien verordnet werden. Damit erspart man den Patienten einen langen Leidensweg mit mehreren „Trial and Error“- Versuchen, bevor sie endlich eine wirksame Therapie erhalten. Die Krankheitsschwere muss immer - und insbesondere in dieser Situation - sehr gut dokumentiert werden, um die hohen Medikamentenkosten gegenüber den Kostenträgern zu rechtfertigen und Biologika ohne Angst vor Regressen verordnen zu können.
Weitere Herausforderungen bestehen bei der Versorgung von Patienten mit schweren Begleiterkrankungen. Diese Patienten sind häufig von klinischen Studien, in denen sie Effektivität und Sicherheit von Medikamenten geprüft wird, ausgeschlossen. In solchen Situationen ist die S3-Leitlinie zur Behandlung der Psoriasis sehr hilfreich, die detaillierte Empfehlungen für die Therapie der Psoriasis bei Begleiterkrankungen beinhalten. Selbstverständlich ist eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung und eine ausführliche Beratung im Rahmen der gemeinsamen therapeutischen Entscheidungsfindung in diesen Fällen besonders wichtig.
Ein weiteres Problem ist, dass nicht alle Patienten einen schnellen Zugang zu Hautärzten haben. Der Andrang in den Hautarztpraxen ist groß, so dass oft zu wenig Zeit für die einzelnen Patienten bleibt. Da die Kapazitäten vieler Hautärzte begrenzt sind, kann es bei leichten Formen der Psoriasis eine gute Option sein, dass die Behandlung durch eine/n Dermatologin/en eingeleitet wird und die Hausärztin oder der Hausarzt später Folgerezepte für Cremes und Salben ausstellt.
Besonders schwierig ist die Terminvergabe für Patienten mit Psoriasis-Arthritis. Die Wartezeiten auf einen Termin beim Rheumatologen betragen oft mehrere Monate. Auch bei der ganzheitlichen Betreuung der Patienten gibt es oft Engpässe. Benötigen Patienten beispielsweise eine psychologische Mitbetreuung, dauert es oft lange, bis ein/e kompetente/r Ansprechpartner/in oder ein Therapieplatz gefunden ist.
Aktuell wird weiterhin an neuen, hochwirksamen Therapien geforscht, die das therapeutische Spektrum der Psoriasis in Zukunft bereichern könnten. Dies gilt sowohl für systemische Therapien wie Biologika und „small molecules“ als auch für topische Therapien (Cremes und Salben), die gezielt an Botenstoffen der Psoriasis angreifen. Eine besonders interessante Frage ist dabei, welche Therapie für welchen Patienten am besten geeignet ist. Hier wird an Biomarkern geforscht, mit Hilfe derer vorausgesagt werden kann, ob die Therapie im individuellen Fall optimal wirksam und sicher sein wird.
Auch Begleiterkrankungen der Psoriasis und deren Früherkennung stehen im Fokus der Forschung. Dabei wird z.B. untersucht, wie sich Medikamente zur Behandlung der Psoriasis auf kardiovaskuläre Risikofaktoren auswirken. Die aktuelle Datenlage spricht dafür, dass die Eindämmung der Entzündung an der Haut durch moderne Systemtherapien auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen positiv beeinflussen kann.
Ein weiteres spannendes Forschungsfeld sind die Ursachen der Schuppenflechte. Man geht davon aus, dass die Psoriasis eine Autoimmunerkrankung ist, und versucht, Autoantigene zu identifizieren, die für die Aktivierung der Entzündungskaskade eine Rolle spielen. Auch die genetische Basis der Psoriasis ist noch nicht abschließend aufgeklärt. Hier gibt es Unterschiede zwischen der häufigsten Form, der sogenannten Plaque-Psoriasis oder Psoriasis vulgaris, und selteneren Formen, die sich klinisch mit Pusteln präsentieren. Ein seltenes, schweres Krankheitsbild ist die Psoriasis pustulosa generalisata, die durch großflächige Rötungen der Haut mit sterilen Pusteln gekennzeichnet ist. Bei dieser Form spielt der Botenstoff Interleukin-36 eine wichtige Rolle, und es werden Medikamente entwickelt, die diesen gezielt hemmen können. Auch eine Form, bei der sich sterile Pusteln an den Handflächen und Fußsohlen bilden, die sogenannte Pustulosis palmoplantaris, hat vermutlich einen eigenen genetischen Hintergrund, an dessen Aufklärung gearbeitet wird. Basierend auf den Ergebnissen sollen neue zielgerichtete Therapien für dieses aktuell oft schwierig zu behandelnde Krankheitsbild entwickelt werden.
Wichtig ist auch die Erforschung der Langzeitwirksamkeit und Sicherheit von Psoriasis-Therapien im klinischen Alltag. Dies geschieht mithilfe von großen Patientenregistern wie z.B. dem deutschen Register PsoBest, in das mit Stand Frühjahr 2024 bereits mehr als 23.000 Patienten eingeschlossen wurden. Im PsoBest Register werden Krankheitsverläufe unter Systemtherapie im klinischen Alltag dokumentiert. Dies ermöglicht einerseits einen guten Überblick über die Therapielandschaft der Psoriasis in Deutschland und andererseits eine Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit der Medikamente unter Alltagsbedingungen. Ein wichtiger Parameter ist dabei das „Drug Survival“, das angibt, wie lange ein Patient unter der aktuellen Therapie bleibt. Ein langes „Drug Survival“ stellt einen Surrogat-Marker für eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit des Medikaments und eine hohe Therapiezufriedenheit von Patienten und Ärzten dar. Registerdaten helfen darüber hinaus, seltene Nebenwirkungen zu erfassen und die Auswirkungen der Therapie auf Begleiterkrankungen und das allgemeine Wohlbefinden der Patienten zu beurteilen.
Ein weiteres interessantes Forschungsfeld ist die Behandlung der Psoriasis während der Familienplanung. Einige Medikamente sind während der Schwangerschaft kontraindiziert, andere ausdrücklich zugelassen. An schwangeren Patientinnen werden nur sehr selten klinische Studien durchgeführt, aber Beobachtungen aus dem Alltag, Registerdaten und Informationen aus der Datenbank Embryotox können wertvolle Hinweise über die Sicherheit von Medikamenten während der Schwangerschaft geben. Heute ist bekannt, dass bestimmte Biologika, die TNF-Antagonisten Certolizmab Pegol und Adalimumab, während der Schwangerschaft bzw. in den ersten beiden Trimena fortgesetzt werden können. Für andere Biologika erweitert sich die Datenlage beständig, was die Familienplanung für Patientinnen mit Psoriasis unter Systemtherapie erheblich erleichtert.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 03.06.2024.