Die Psoriasis-Arthritis ist eine schmerzhafte Gelenkentzündung, die im Rahmen einer Erkrankung an Schuppenflechte (Psoriasis) auftritt. Die Schuppenflechte ist durch ihre Hautbefunde bekannt: Bei den Betroffenen fallen rote, scharf abgegrenzte, etwas erhöhte Flächen auf, die typischerweise mit silbrigen Schuppen belegt sind und jucken können. Bei der Erkrankung kann es jedoch zu einer Beteiligung von anderen Bereichen des menschlichen Körpers kommen. Neben den Nägeln und den Augen können dies vor allem die Gelenke sein. Die Psoriasis-Arthritis gehört zu den rheumatischen Erkrankungen, verläuft chronisch und wird auch als Psoriasis arthropathica oder PsA bezeichnet.
In Deutschland sind ungefähr zwei Millionen Menschen an einer Schuppenflechte erkrankt. Weltweit leiden mehr als 100 Millionen Menschen daran. Es ist davon auszugehen, dass es bei circa zehn Prozent der Betroffenen zu Veränderungen der Gelenke im Sinne einer Psoriasis-Arthritis kommt. Die Psoriasis-Arthritis tritt häufig im Alter von 30 bis 55 Jahren in Erscheinung. Sie kommt aber in jedem Alter vor, selbst Jugendliche und Kinder können bereits an der Psoriasis-Arthritis leiden.
Die Psoriasis-Arthritis ist eine Form von Rheuma. Die Schuppenflechte ist ebenso wie die begleitende Gelenkentzündung eine Autoimmunerkrankung (eine Erkrankung, bei dem das Abwehrsystem Gewebe im eigenen Körper angreift). Die Gelenkinnenhaut wird angegriffen, der Knorpel wird geschädigt und auch der angrenzende Knochen kann in schweren Fällen betroffen sein.
Wodurch die Arthritis ausgelöst wird, ist ungeklärt. Dabei spielen genetische Faktoren eine Rolle. Die Erkrankung wird zwar nicht direkt an Nachkommen weitergegeben, aber das Risiko steigt stark, wenn Familienmitglieder betroffen sind. Übergewicht steht im Verdacht, eine Rolle bei der Krankheitsentstehung zu spielen. Die Psoriasis-Arthritis entwickelt sich häufig dann, wenn belastende Faktoren wie Infektionen, Stress, hormonelle Veränderungen, Medikamente, Tabakrauch oder Alkohol auf den Körper einwirken.
In drei Viertel der Fälle von Psoriasis-Arthritis kommt es bei bereits länger bestehenden Hautveränderungen durch Psoriasis zu der Gelenkentzündung. Einige Patienten bekommen die Psoriasis-Arthritis jedoch dann, wenn die Schuppenflechte sich erstmals an der Haut zeigt, andere auch schon vor der Entwicklung der erkrankten Hautstellen.
Die Psoriasis-Arthritis läuft schubweise ab: Auf Phasen mit starken Entzündungsprozessen im Gelenk folgen Zeiten, in denen das Geschehen nur schwach ausgeprägt ist.
Die Psoriasis-Arthritis äußert sich anfangs in unterschiedlichen Beschwerden an den Gelenken. Häufig kommt es in kleinen Gelenken wie den Fingergelenken zu Schmerzen, Schwellungen und herabgesetzter Beweglichkeit. Manchmal sind aber zusätzlich oder ausschließlich größere Gelenke wie das Knie oder die Hüfte betroffen. Die Patienten bemerken insbesondere am Morgen eine Steifigkeit der befallenen Gelenke, die sich im Laufe von Stunden bessert. In vielen Fällen ist nur die linke oder nur die rechte Hälfte des Körpers betroffen.
An der Wirbelsäule kann sich die Erkrankung ebenfalls ausprägen, die dortige Entzündung wird allgemein als Spondylarthritis bezeichnet. Sehnenscheiden können auch von der Entzündung durch Psoriasis-Arthritis betroffen sein und schmerzhaft sein. Manchmal sind sämtliche Gelenke und Sehnen eines Fingers oder Zehs entzündet, wodurch dieser auf ganzer Strecke verdickt ist (sogenannter Wurstfinger).
Im Rahmen der Psoriasis-Arthritis kann es des Weiteren zu einer schmerzhaften Entzündung der Augen (Uveitis) kommen, die ohne entsprechende Therapie Schäden bis hin zur Erblindung verursachen kann.
Hinzu kommen bei den meisten Patienten die Erscheinungen, die die Schuppenflechte (Psoriasis) an der Haut oder an den Nägeln verursacht. Die Hautbefunde sind scharf abgegrenzt, meist rötlich mit silbriger Abschuppung. An den Stellen kann ein Juckreiz bestehen. Nagelveränderungen durch Psoriasis führen zu kleinen Dellen im Fingernagel oder Fußnagel (Tüpfelnägel) oder zu gelblichen Verfärbungen (Ölnägel).
Fünf unterschiedliche Formen der Psoriasis-Arthritis lassen sich unterscheiden:
Die Formen können sich überschneiden und darüber hinaus gibt es Varianten, bei denen weitere Störungen und Schäden des Körpers auftreten.
Gelenkbeschwerden, die Anzeichen einer rheumatischen Erkrankung sein können, sollten Betroffene dazu veranlassen, zum Arzt zu gehen. Je schneller die Erkrankung diagnostiziert wird, desto besser kann der Verlauf durch eine Behandlung günstig beeinflusst werden. In einer ausführlichen Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) berichtet der Betroffene von den Beschwerden, wann und wo sie auftreten, ob es Vorerkrankungen gibt (häufig ist hier bereits eine Schuppenflechte bekannt) oder ob in der Familie bereits ähnliche Erkrankungen vorkommen. In einer körperlichen Untersuchung schaut sich der Arzt die Haut und die Gelenkbereiche des Patienten genau an und testet die Beweglichkeit der Gelenke.
Weitere Erkenntnisse ergibt die Blutuntersuchung. Die Entzündungswerte (CRP, BSG) steigen an, wenn das Krankheitsgeschehen akut vonstattengeht. Bei vielen Betroffenen ist das Merkmal HLA-B27 nachweisbar, insbesondere wenn Wirbelsäulen-Veränderungen vorhanden sind. Einen Blutwert, der die Psoriasis-Arthritis sicher bestätigt, gibt es allerdings nicht. Rheumafaktoren sind (im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis) ebenfalls nicht vorhanden.
Bildgebende Untersuchungsmethoden wie Ultraschall, Röntgen oder MRT (Kernspintomographie) können stärkere Veränderungen an den Gelenken sichtbar machen. Gerade am Anfang der Erkrankung sind allerdings oft keine deutlichen Auffälligkeiten feststellbar.
Die Psoriasis-Arthritis muss vor allem von der rheumatoiden Arthritis (Gelenkrheuma) abgegrenzt werden. Anhand der Befunde kann der Arzt einschätzen, ob es sich eher um die eine oder die andere Erkrankung handelt. Beispielsweise deutet ein gleichförmiger Befall beider Körperseiten tendenziell auf eine rheumatoide Arthritis hin, ein einseitiges Auftreten eher auf die Psoriasis-Arthritis.
Eine Beteiligung der Wirbelsäule weist ähnliche Symptome auf wie ein Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans). Eine Arthritis als Reaktion auf Infektionskrankheiten im Darm oder in den Harnwegen kann oft nicht sicher von der Psoriasis-Arthritis unterschieden werden.
Die Aufgabe der Behandlung ist es, die Beschwerden zu lindern und die Gelenkschädigung zu stoppen. Geheilt werden kann die Erkrankung nicht. Wesentliche Bestandteile der Therapie sind Bewegungsübungen und Medikamente. Die Therapie wird je nach dem Beschwerdebild des Patienten individuell unterschiedlich gestaltet.
Mit der richtigen Physiotherapie und mit einem speziell für Rheumapatienten geeigneten körperlichen Training lassen sich die Schmerzen reduzieren und die Bewegungsfähigkeit erhalten. Sportarten, die schonend für die Gelenke ausgeübt werden können, helfen den Patienten ebenfalls. Dazu gehören Schwimmen, Walking und Fahrradfahren. Andere Sportarten beanspruchen die Gelenke hingegen zu stark und sollten nicht ausgeübt werden, zum Beispiel Fußballspielen.
Mehrere Gruppen von Medikamenten helfen bei der Psoriasis-Arthritis:
Bei allen Mitteln sind die jeweiligen Nebenwirkungen zu beachten. Ein Beispiel ist die erhöhte Gefahr von Infektionskrankheiten durch die Immununterdrückung, wenn Basistherapeutika oder Biologika gegeben werden. Eine andere häufige Nebenwirkung betrifft die NSAR, bei denen es zu Schäden der Magenschleimhaut kommen kann.
Da Erkrankungsschübe durch Faktoren wie Stress, Rauchen oder starken Alkoholkonsum begünstigt werden können, ist es sinnvoll, diese zu vermeiden. Weiterhin kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst, gesunden Fettsäuren aus Fisch oder Nüssen und reduzierter Zucker- und Fettzufuhr die Beschwerden und die Entzündungsreaktionen lindern.
Die Psoriasis-Arthritis kann nicht geheilt werden. Die Erkrankung lässt sich aber bei vielen Patienten durch Medikamente und weitere therapeutische Maßnahmen gut in den Griff bekommen. Bei den Betroffenen kann die Erkrankung allerdings einen höchst unterschiedlichen Verlauf nehmen.
Falls frühzeitig therapiert wird, können bis zu 50 Prozent der Patienten ohne weitere Beschwerden mit der Erkrankung leben. Bei mehr als 50 Prozent der an Psoriasis-Arthritis Erkrankten kommt es allerdings zu Schäden, die die betroffenen Gelenke verformen. 20 Prozent der Erkrankten leiden aufgrund der Schäden unter einer bleibenden Behinderung, circa 10 Prozent sind stark funktionsbeeinträchtigt. Eine schwere Arthritis-Erkrankung kann damit die Lebensqualität herabsetzen.
Die Psoriasis-Arthritis erhöht zudem das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Lebenserwartung ist dadurch im Vergleich zu nicht betroffenen Personen herabgesetzt.
Eine spezielle Vorbeugung der Psoriasis-Arthritis ist nicht möglich. Vermutlich kann eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung und günstiger Ernährungsweise helfen, die Erkrankung zu vermeiden.
Ärzteblatt, Boehncke, Wolf-Henning; https://www.aerzteblatt.de/archiv/51551/Psoriasis-Arthritis-eine-interdisziplinaere-Herausforderung (online, letzter Abruf: 12.12.2019)
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Gelbe Liste online – Psoriasis-Arthritis: https://www.gelbe-liste.de/krankheiten/psoriasis-arthritis (online, letzter Abruf: 12.12.2019)
Deutsche Rheuma-Liga – Psoriasis-Arthritis: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/psoriasis-arthritis (online, letzter Abruf: 12.12.2019)
Deximed Hausarztwissen online – Psoriasisarthritis: https://deximed.de/home/klinische-themen/rheumatologie/krankheiten/arthritiden/psoriasisarthritis (online, letzter Abruf: 12.12.2019)
aktualisiert am 31.03.2023