Bei einer Schulterluxation (Schulterausrenkung) springt der Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne am Schulterblatt. Das führt zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Schultergelenk. Außerdem werden die Weichteilstrukturen wie Muskeln, Sehnen und Gelenkkapsel am Schultergelenk gedehnt und gereizt. Das Hauptziel einer Behandlung ist es, den Oberarmknochen so schnell wie möglich wieder zurück in die Gelenkpfanne zu bringen (Reposition). Das sollte durch einen Arzt erfolgen. In der Zeit nach der Reposition kann ein Tape (Kinesiotape) helfen, die überdehnten und gereizten Strukturen im Bereich des Schultergelenkes zu entlasten und Muskulatur in ihrer stabilisierenden Funktion zu unterstützen.
Kinesiotape ist vergleichbar mit einem elastischen Pflaster aus einer Baumwollstruktur. Dieses ist als Rollenware erhältlich, so dass beliebig lange Stück abgeschnitten werden können. Ziel des Kinesiotapings ist es, die Selbstheilungskräfte der darunterliegenden Strukturen zu aktivieren, Muskeln zu entlasten oder in ihrer Funktion zu unterstützen und Gelenke zu stabilisieren. Der Vorteil zu früheren starren Tapestreifen aus unelastischem Material ist, dass die Beweglichkeit des getapten Bereiches nicht eingeschränkt wird. Außerdem ist das Kinesiotape wasserfest und kann so mehrere Tage am Stück getragen werden.
Welche Muskeln nach einer Schulterluxation Unterstützung benötigen, ist individuell unterschiedlich und hängt auch vom Verletzungsmechanismus ab. Ein Schultergelenk kann nach vorne, nach hinten oder nach unten luxieren (auskugeln). Am häufigsten ist die Luxation nach vorne.
Neben dem Tapen des Schultergelenkes kann es sinnvoll sein, die aufrechte Haltung oder eine korrigierte Stellung des Schulterblattes mit einem Tape zu unterstützen. Beide tragen zu einer verbesserten Stellung des Oberarmkopfes in der Gelenkpfanne des Schultergelenkes bei.
Die Tapeverbände sollten zu Beginn immer von einem erfahrenen Therapeuten oder Arzt angelegt werden. Dabei wird zunächst untersucht, welche Strukturen im Einzelfall Unterstützung benötigen. Bei längerer Anwendung der Tapes kann eine dritte Person darin geschult werden, die Bänder aufzukleben.
Es gibt verschiedene Tapeanlagen, die den Patienten dabei helfen, sich aufrecht zu halten. Beispielsweise kann ein Tape an der Rückseite der Wirbelsäule entlang der Rückenstreckermuskulatur angelegt werden. Eine aufrechte Haltung wird außerdem durch eine korrekte Position des Schultergürtels beziehungsweise der Schulterblätter unterstützt. Spezielle Tapeanlagen aktivieren die Muskeln, die die Schulterblätter Richtung Wirbelsäule ziehen.
Rund um das Schultergelenk können mehrere Muskeln getapt werden, um zu einer Schmerzlinderung, Entlastung und Stabilisierung des Gelenkes nach einer Schulterluxation beizutragen. Das geschieht jeweils durch Aufbringen des Tapes auf die entsprechenden Hautbereiche in bestimmter Ausrichtung. Häufig getapte Muskeln sind:
Es können auch problemlos mehrere Tapeanlagen gleichzeitig angewendet werden. Überlappungen einzelner Tapestreifen sind üblich.
Tapes können die Therapie und den Heilungsverlauf nach einer Schulterluxation unterstützen. Sie sind immer als ergänzende Maßnahmen, beispielsweise zu Physiotherapie und Krafttraining, gedacht. Neben ihrer entlastenden und muskelaktivierenden Wirkung vermitteln sie dem Betroffenen ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit. Anzumerken ist, dass es bisher aus wissenschaftlichen Untersuchungen noch keinen zweifelsfreien Wirkungsnachweis der Kinesiotapes gibt. Dennoch zeigt sich bei vielen Betroffenen vom subjektiven Empfinden her eine Besserung durch das Tapen der Schulter.
YouTube – KT Tape: Shoulder Dislocation Tape: https://www.youtube.com/watch?v=RZ0Y1y0rFOQ (online, letzter Abruf: 01.11.2022)
aktualisiert am 01.11.2022