Bei schwerwiegenden Schäden des Schultergelenks kann es angezeigt sein, ein Kunstgelenk (Schultergelenkprothese) einzusetzen. Gelenkschäden können unter anderem durch Gelenkverschleiß oder durch Verletzungen entstehen. Die Schäden können in der Schulter zu einer Minderbeweglichkeit und zu Schmerzen führen. Durch den Ersatz des Schultergelenks ist eine Wiedererlangung der Beweglichkeit und eine Besserung der Schmerzen möglich. Schultergelenkprothesen gibt es in verschiedenen Varianten. Es kann ausreichen, nur den Oberarmkopf mit einer Prothese zu versehen, oft wird aber auch die Gelenkpfanne ersetzt. Teils handelt es sich bei den künstlichen Schultergelenken um Oberflächenersatz-Prothesen, teils um vollständige Prothesen.
Dass Schäden in der Schulter entstehen, bei denen ein Schultergelenkersatz in Betracht kommt, kann durch verschiedene Erkrankungen bedingt sein. Dazu gehören unter anderem Arthrose (Gelenkverschleiß), Gelenkentzündungen wie Gelenk-Rheuma (Rheumatoide Arthritis, Chronische Polyarthritis), Entzündungen anderer Ursache, z. B. durch Krankheitserreger wie Bakterien, sowie Tumore. Eine Erkrankung, die speziell in diesem Gelenk vorkommt, ist ein Gewebeuntergang des Oberarmkopfes (Humeruskopfnekrose). Ebenfalls können Verletzungen am Gelenk oder Knochenbrüche in der Nähe der Anlass dafür sein, dass ein künstliches Schultergelenk eingepflanzt wird.
Schäden in der Schulter, die mit einer Schultergelenkprothese therapiert werden können, äußern sich hauptsächlich in verminderter Beweglichkeit und Schmerzen.
Nach einer Befragung des Patienten (Anamnese) erfolgt eine gründliche körperliche Untersuchung. Mit verschiedenen Handgriffen und Untersuchungstechniken kann ein erfahrener Arzt die Bewegungsfähigkeit prüfen und manchmal bereits zu einer Verdachtsdiagnose kommen. In bildgebenden Verfahren, z. B. Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Kernspin-/Magnetresonanztomographie (MRT), können Veränderungen am Schultergelenk erkannt werden. In bestimmten Fällen wie etwa beim Verdacht auf Gelenkrheuma ist eine Blutuntersuchung wichtig. In einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) können krankhafte Veränderungen über ein optisches Gerät gesehen und beurteilt werden, teils sind über die Spiegelung auch operative Maßnahmen möglich.
Verschiedene Erkrankungen von Gelenken und angrenzenden Strukturen weisen oft ähnliche Symptome auf und müssen daher voneinander abgegrenzt werden. Es muss eine Unterscheidung nach der Ursache erfolgen, um gegebenenfalls eine gezielte Behandlung durchführen zu können.
Ist eine nichtoperative Therapie bei schweren Erkrankungen im Schulterbereich nicht erfolgreich, so kann der Einsatz eines künstlichen Schultergelenks sinnvoll sein (Prothese, Endoprothese). Die Operation erfolgt in aller Regel in Vollnarkose.
Vorne oder oben seitlich an der Schulter wird ein Schnitt vorgenommen, um einen Zugang zum Gelenk zu schaffen. Je nach den Gegebenheiten können verschiedene Arten von Prothesen eingesetzt werden. Der Gelenkkopf und teils auch die Gelenkpfanne wird vorbearbeitet, z. B. mit einer Fräse zurechtgeschliffen, so dass die Prothesenanteile eingepasst werden können.
Oftmals genügt ein Oberflächenersatz des Oberarmkopfes. Eine solche Oberflächenersatz-Prothese besteht lediglich aus einer Metallkappe, die nach entsprechender Vorbereitung auf dem Oberarmkopf befestigt wird.
In anderen Fällen wird ein umfassender Ersatz des Oberarmkopfes notwendig. Dazu wird ein Anteil des Knochens herausgenommen und durch eine Oberarmkopfprothese ersetzt, die meist einen Stiel zur Verankerung besitzt.
Oftmals muss darüber hinaus auch die Schultergelenkpfanne bearbeitet und mit einem Pfannenersatz versehen werden. Werden beide Anteile des Gelenks, also Gelenkkopf und Gelenkpfanne, ersetzt, handelt es sich um eine Totalprothese. Beim Ersatz nur einer Gelenkfläche liegt eine Hemiprothese vor.
Bei bestimmten Gegebenheiten kann es erforderlich sein, eine Spezialendoprothese einzusetzen. Häufig handelt es sich dabei um eine Prothese, die entgegen den natürlichen Verhältnissen den Gelenkkopf an der Seite des Schulterblatts und die Gelenkpfanne am Oberarmkopf aufweist. Entsprechend der umgekehrten Anatomie wird sie als inverse Endoprothese bezeichnet. Neben der inversen Endoprothese kann auch eine individuell angepasste Prothese eingearbeitet werden.
Die beschriebenen Prothesen können auf unterschiedliche Art und Weise mit den Knochen verbunden werden. Häufig vorgenommen wird die Einzementierung der Materialien mit speziellem Kunststoff (so genannter Knochenzement). Dieser verhärtet sich nach der Verarbeitung rasch, so dass das betroffene Schultergelenk bald wieder belastet werden kann. Möglich ist auch eine zementfreie Verankerung, wenn die Prothese passgenau in den Knochen eingefügt wird. Hier dauert die Einheilung jedoch mehrere Wochen, da Knochengewebe um die Prothese, die eine raue Oberfläche besitzt, herum wachsen muss. Bisweilen kommen auch beide Varianten an einem Schultergelenk zum Einsatz, wenn an einem Ende eine Einzementierung, am anderen Ende jedoch eine zementfreie Verankerung vorgenommen wird.
In das Operationsgebiet werden häufig Drainagen eingeführt, um Wundflüssigkeit aufzufangen. Die Schläuche können nach wenigen Tagen wieder entfernt werden. Am Ende des Eingriffs wird ein Verband angelegt. Es kann selten auch ein Gips, eine Schiene oder anderes zusätzlich stabilisierendes Verbandmaterial notwendig sein.
Falls die Gelenkkapsel oder Sehnen stark geschädigt sind, müssen zu dessen Behandlung gegebenenfalls gezielte Maßnahmen erfolgen wie z. B. Gewebeentfernung, Gewebetrennung oder Naht. Komplikationen und unerwartete Befunde können es darüber hinaus notwendig machen, dass eine Abänderung oder Erweiterung der Operationsmethode erfolgen muss, z. B. dass eine andere Prothesenart als geplant eingesetzt wird.
Schwellungen und Schmerzen treten häufig auf, verschwinden in der Regel aber bald. Durch die Operation können Strukturen in der Nähe geschädigt werden. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narbenbildungen können auftreten. Durch Verletzung von Nerven kann es unter anderem zu Sensibilitätsstörungen oder Lähmungserscheinungen kommen. Ein Knochenbruch kann manchmal während der OP vorkommen und in Ausnahmefällen auch später auftreten. Manchmal kommt es zu Verschleiß, zur verminderten Beweglichkeit oder zur Steifigkeit von weiteren Gelenken außerhalb der Schulter. Knochen und Muskeln können durch die Bewegungseinschränkung schwächer werden. Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass es zum so genannten Sudeck-Syndrom kommt, bei dem der Knochen stark abgebaut wird und sich eine schmerzhafte Entzündung ergibt. Um das Gelenk herum können sich Verkalkungen bilden, was zu einer Minderbeweglichkeit führen kann. Eine Ausrenkung des Kunstgelenks kann auftreten. Es ist nicht auszuschließen, dass das eingearbeitete Fremdmaterial bricht, sich lockert oder der künstliche Oberarmkopf aus der Gelenkpfanne herausspringt. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In der Regel ist ein guter Ersatz des geschädigten Gelenks durch eine Schultergelenksprothese möglich, so dass die Schmerzen deutlich vermindert werden oder ganz verschwinden. Bewegungen sind meist wieder in einem guten Ausmaß möglich, die Beweglichkeit eines gesunden Schultergelenks wird oftmals jedoch nicht vollständig erreicht. Vorschädigungen von Gelenk, Knochen, Muskeln und Sehnen können das Ergebnis verschlechtern. Nach einigen Jahren muss die Prothese eventuell gewechselt werden.
Je nach der Erkrankung können andere Behandlungsmethoden an der Schulter zum Einsatz kommen. Nichtoperative (konservative) Behandlungen, die bei solchen Schultererkrankungen vorgenommen werden, sind unter anderem eine Ruhiglagerung, Krankengymnastik sowie die Gabe diverser Medikamente. Arzneimittel können auch als Begleittherapie zu einer Operation verabreicht werden. In manchen Fällen kann auch eine Operation mit Erhalt des Schultergelenks durchgeführt werden, etwa mit Entfernung von geschädigtem Gewebe. Bei Tumoren kann eine Bestrahlung oder Chemotherapie sinnvoll sein.
In vielen Fällen müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor einer Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
Bei stärkeren Schmerzen nach der Operation kann durch den Arzt ein Schmerzmedikament gegeben werden. Nach dem Eingriff muss die Schulter einige Zeit lang besonders geschont werden. Eine Hochlagerung unterstützt den Heilungsverlauf. Die anderen Gelenke sollen viel bewegt werden. Krankengymnastik ist sinnvoll. Sport und andere Tätigkeiten mit Belastungseinwirkung auf die Schulter dürfen erst dann ausgeübt werden, wenn der Arzt keine besondere Gefährdung mehr darin sieht.
Bei Besonderheiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte der Arzt kontaktiert werden, um eine eventuell notwendige Behandlung durchführen zu können.
aktualisiert am 16.11.2023