Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule und den angrenzenden Anteilen des Brustkorbes und der Rippen werden auch als BWS-Syndrom (Brustwirbelsäulensyndrom) oder Thorakalsyndrom bezeichnet. Manchmal kommt es zusätzlich zu Ausstrahlungen in die Arme oder zu Symptomen in den Beinen. Der Begriff Syndrom wird gewählt, wenn mehrere Symptome zusammen auftreten. Hauptsymptom ist in diesem Fall der Schmerz. Die Ursachen für ein BWS-Syndrom können unterschiedlich sein. Haltungsschäden, Muskelverspannungen, verschleißbedingte Veränderungen an den Zwischenwirbelgelenken (Facettengelenksarthrose), aber auch Entzündungen oder Brüche (Frakturen) können die Auslöser für Schmerzen in der Brustwirbelsäule sein.
Die Ursachen für Schmerzen in der Brustwirbelsäule (BWS) sind vielfältig. Manche Auslöser passen in verschiedene der hier aufgeführten Kategorien. So bringen Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis (Gelenkentzündung) auf die Dauer auch verschleißbedingte Veränderungen an der Brustwirbelsäule mit sich.
Muskelverspannungen im Bereich der Brustwirbelsäule, des Brustkorbes und der Rippen sind in der heutigen Zeit ein viel verbreitetes Beschwerdebild. Häufig zeigen sie sich zusätzlich im Schulter-Nacken-Bereich. Frühzeitig behandelt können dauerhafte (chronische) Verspannungen, Schmerzen und daraus folgende Verschleißerscheinungen oft vermieden werden. Eine der Hauptursachen für Muskelverspannungen im Bereich der BWS sind sitzende Tätigkeiten in Beruf und Freizeit. Wer lange Zeit sitzt, verfällt meist in einen Rundrücken. Muskulatur auf der Rückseite des Körpers wird ständig überdehnt und überlastet. Die Muskeln auf der Vorderseite, vor allem die Bauchmuskulatur, verkürzen sich, wenn diese Haltung immer wieder ohne genügenden Ausgleich eingenommen wird. Eine aufrechte Haltung wird immer schwieriger und unter immer größerem Kraftaufwand der hinteren Muskulatur möglich. Die Muskulatur beginnt zu schmerzen. Das Gleiche kann auch bei langanhaltenden einförmigen Haltungen im Stehen passieren. Typisches Symptom sind Schmerzen im mittleren Rücken. Diese können über die Rippen nach vorne Richtung Brustbein ausstrahlen. Auch Schmerzen zwischen den Schulterblättern kommen häufig vor. Durch die Fehlhaltung mit vermehrtem Rundrücken („Schildkrötenhaltung“) kommt es zu Ausgleichbewegungen in der Halswirbelsäule. Dadurch zeigen sich in der Folge meist auch Schmerzen und Verspannungen im Schulter-Nacken-Bereich.
Damit sich keine chronische Symptomatik einstellt, ist ein frühes Gegensteuern wichtig. Wichtigste Maßnahme ist die Haltungsschulung in Begleitung eines ausgebildeten Therapeuten. In Berufen, in denen eine einseitige Haltung nicht immer vollständig ausgeglichen werden kann (beispielsweise bei der Arbeit als Zahnarzt), ist das Ziel, eine Optimierung der Haltung sowie einen Ausgleich in der Freizeit zu erreichen. Verspannte Muskulatur wird durch Wärmeanwendungen (Fango, warmes Bad oder ein Körnerkissen), Dehnungen, Schwimmen und Ähnliches gelockert. Verkürzte Muskulatur wird durch Übungen gedehnt, schwache Muskulatur wird gekräftigt. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, Schmerzen durch Muskelverspannungen und Fehlhaltungen zu lindern und in Zukunft zu vermeiden. Zu Beginn sollte in Begleitung eines Therapeuten ein geeignetes Übungsprogramm erstellt werden. Dieses kann dann selbständig durchgeführt und von Zeit zu Zeit vom Therapeuten angepasst werden.
Frakturen an der Brustwirbelsäule kommen bei Stürzen oder Unfällen häufiger vor. Menschen mit Knochenschwund (Osteoporose) sind stärker gefährdet, weil ihre Knochen durch die Erkrankung weniger robust sind als beim Gesunden. Hier reichen oft auch geringere Krafteinwirkungen (Bagatelltraumen), um zu einem Bruch zu führen. Das Gleiche gilt bei Knochentumoren oder Tochtergeschwülsten (Metastasen). Diese Art von Frakturen wird auch pathologische Frakturen genannt. Als Folge eines Bruches verformen sich die betroffenen Brustwirbelkörper häufig. Wenn sich sogenannte Keilwirbel bilden, ist oft ein verstärkter Rundrücken die Folge. Je nach Ursachen und Ausmaß der Fraktur können Begleitverletzungen wie Bandscheibenschäden, Gefäßverletzungen, Nervenverletzungen oder Beeinträchtigungen des Rückenmarkes vorkommen. Eine Fraktur in der Brustwirbelsäule führt zu Rückenschmerzen, die auch in den Brustkorb und die Rippen ausstrahlen können. Nach Stürzen oder Unfällen treten zusätzlich Blutergüsse (Hämatome) auf. Bewegungseinschränkungen sind möglich. Wenn Nerven oder das Rückenmark mit betroffen sind, können auch neurologische Symptome wie Taubheit, Kribbeln, Muskelschwäche oder Gangunsicherheit auftreten.
Die Therapie ist abhängig von der Schwere der Verletzung und der Symptomatik. Frakturen der Brustwirbelsäule sind häufig sogenannte stabile Brüche. Das heißt, dass keine Gefahr für eine Verschiebung und eine damit verbundene Rückenmarksschädigung besteht. Diese Frakturen werden ohne Operation (konservativ) behandelt. Schmerzlindernde Medikamente, stabilisierende Orthesen (von außen Halt gebende Hilfsmittel), Atemtherapie und Physiotherapie sind die Mittel der Wahl. Operiert werden instabile Frakturen oder Brüche, bei denen in der Folge starke Verkrümmungen der Wirbelsäule auftreten. Auch bei Ausfällen von Nerven oder Symptomen einer Querschnittslähmung wird operiert. Das fehlende Knochenmaterial im Wirbelkörper wird dabei mit sogenanntem Knochenzement aufgefüllt. Die weitere Stabilisierung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte erfolgt zusätzlich mit Schrauben und Stäben aus Metall. Werden mehrere Wirbelkörper durch Implantate miteinander verbunden, wird von einer Spondylodese gesprochen.
Durch Stürze, Unfälle, Tritte oder Schläge sowie durch Einwirkungen bei Kontaktsportarten wie Fußball oder Handball kann es zu Prellungen oder Brüchen der Rippen kommen. Die Symptomatik ist für beide Verletzungsformen gleich. Um eine Fraktur auszuschließen, ist eine Röntgendiagnostik erforderlich. Die Schmerzen bei diesen beiden Verletzungen sind oft langanhaltend. Sie können im Bereich der verletzten Rippen, aber auch im ganzen Brustkorb oder an der Brustwirbelsäule spürbar werden. Tiefes Einatmen, das Liegen auf der verletzten Seite, Husten, Lachen und Bewegungen des Brustkorbes verstärken die Schmerzen. Auch Blutergüsse (Hämatome) sind möglich. Bei einer Rippenfraktur können weitere Strukturen wie Gefäße oder Organe mit verletzt werden.
Die Therapie erfolgt meist ohne Operation (konservativ). Eine vollständige Ruhigstellung der Rippen ist durch die Atembewegungen nicht möglich. Bandagen können helfen, weil sie beim Atmen oder Husten einen Gegendruck bilden, der oft als schmerzlindernd empfunden wird. Schmerzlindernde Medikamente werden verordnet. Wärme- oder Kälteanwendungen sowie Atemtherapie sind weitere mögliche Maßnahmen.
Bandscheibenvorfälle an der Brustwirbelsäule sind selten und machen nur circa zwei Prozent aller Bandscheibenvorfälle aus. Außerdem verursachen sie häufig keine Symptome. Eine Bandscheibenvorwölbung wird auch Protrusion genannt, ein Vorfall Prolaps. Bei einer Vorwölbung ist der straffe äußere Faserring der Bandscheibe unverletzt. Beim Vorfall kommt es zum Einreißen und gallertartiges Material aus dem Bandscheibenkern tritt aus. Die Ursachen sind meist jahrelange Überbelastungen wie Übergewicht, langes Sitzen mit rundem Rücken (Schreibtischtätigkeiten) oder wiederholtes Heben und Tragen schwerer Gegenstände. In Einzelfällen kann auch ein einmaliges Ereignis wie ein Unfall oder das Schlagen mit dem Spaten auf einen Stein dazu führen, dass eine vorher gesunde Bandscheibe stark geschädigt wird. Oft verursachen Bandscheibenvorwölbungen oder -vorfälle in der Brustwirbelsäule keine Beschwerden. Zudem sind die Symptome im Vergleich zu Bandscheibenproblemen in der Lenden- oder Halswirbelsäule oft uneindeutig. Sie können mit Lungen-, Magen- oder Herzbeschwerden verwechselt werden. Mögliche Beschwerden sind Schmerzen im mittleren Rücken oder Schmerzen, die um den Brustkorb herum nach vorne hin ausstrahlen. Auch Schmerzen zwischen den Schulterblättern, im Bauchraum oder im Brustraum sind möglich. Ausstrahlungen in Arme oder Beine können vorkommen. Wenn Nerven oder das Rückenmark mit betroffen sind, können auch Sensibilitätsstörungen (Kribbeln, Taubheit), Kraftverlust in der Muskulatur oder Probleme mit der Kontrolle von Blase und Darm auftreten. Schwindel oder Übelkeit sind weitere unspezifische Symptome.
Die Therapie erfolgt zunächst konservativ (ohne Operation). Als Medikamente kommen schmerzlindernde und entzündungshemmende Präparate wie Ibuprofen oder Diclofenac in Frage. Auch Medikamente zur Muskelentspannung (Muskelrelaxantien) werden oft eingesetzt. Wenn Nerven mit betroffen sind, können Spritzen in die unmittelbare Umgebung des jeweiligen Nerven lindernd wirken. Als weitere therapeutische Maßnahmen stehen Wärmeanwendungen, Entspannungstechniken, Massagen, Elektrotherapie und Physiotherapie zur Verfügung. Wenn ausgeprägte neurologische Symptome vorliegen (Störungen oder Ausfälle von Nerven) oder die Symptomatik nach drei Monaten unverändert belastend ist, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
Blockaden an den Zwischenwirbelgelenken oder den Costotransversal- und Costovertebralgelenken können durch Muskelungleichgewichte und Muskelverspannungen oder durch eine ungünstige Bewegung auftreten. Dabei kommt es zu einem Verkanten der entsprechenden Gelenkflächen mit schmerzhaften Bewegungseinschränkungen. An der Brustwirbelsäule sind solche Blockierungen häufig auch mit Beschwerden beim Atmen verbunden, weil sich die Rippen beim der Atemtätigkeit mitbewegen.
Das Therapieziel ist das Lösen der Blockade. Dies ist über unterschiedliche Techniken (beim Arzt, Manualtherapeuten oder auch Osteopathen) möglich. Häufig ist es sinnvoll, verspannte Muskulatur vorher zu lösen. Wenn Muskelungleichgewichte oder Verspannungen der Auslöser für die Blockade sind, müssen diese nach dem Deblockieren (Lösen der Blockade) mitbehandelt werden. Sonst ist die Neigung zu einer erneuten Blockade groß. Mögliche therapeutische Zusatzmaßnahmen sind Massagen, Wärmeanwendungen (Fango, Rotlicht, Wärmekissen) und Physiotherapie.
Wenn sich der Knorpel an den Zwischenwirbelgelenken (Facettengelenken) zunehmend abnutzt, entsteht eine Facettengelenksarthrose. Jahrelange Überlastung durch eine sitzende Tätigkeit im Beruf und auch normale Alterungsprozesse gehören zu den Auslösern. Weitere Ursachen können Übergewicht, Bandscheibenschäden und körperliche Tätigkeiten mit Heben und Tragen schwerer Gegenstände sein. Auch Entzündungsprozesse an den Gelenken tragen zum Verschleiß bei. Typisches Symptom sind Schmerzen im Bereich der BWS, die gürtelförmig um den Brustkorb nach vorne ziehen. Diese Schmerzen werden häufig bei Belastung oder im Laufe des Tages stärker. Muskelverspannungen aufgrund der Schmerzen sind häufig. Auch Bewegungseinschränkungen, vor allem als Steifigkeit am Morgen, nehmen zu.
Die Therapie erfolgt zuerst konservativ (ohne Operation). Behandlungsziele sind eine Schmerzlinderung und der Erhalt der Beweglichkeit. Zur Linderung der Schmerzen werden Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac verordnet. Außerdem können Betäubungsmittel und Cortison direkt in die Facettengelenke gespritzt werden. Eine Verödung der Nerven, die Schmerzsignale von den Facettengelenken zum Gehirn weiterleiten (durch Kälte, Hitze oder Ultraschall), ist ebenfalls möglich. Lassen sich die Beschwerden so nicht ausreichend lindern, kann operiert werden. Eine Option ist die Versteifung (Spondylodese) betroffener Wirbelsäulenabschnitte.
Die Brustwirbelsäule ist seltener als die Hals- und die Lendenwirbelsäule von einer Spinalkanalstenose betroffen. Stenose bedeutet Enge. Der Spinalkanal ist der Raum, in dem das Rückenmark verläuft. Zu einer Einengung des Kanals und des darin verlaufenden Rückenmarkes und der austretenden Nerven kommt es durch Verschleißerscheinungen der Zwischenwirbelgelenke, der Bandscheiben und auch der Bänder an der Brustwirbelsäule. Verdickungen und knöcherne Anbauten fordern zunehmend Raum und engen das Rückenmark und die Nerven ein. Erstes Symptom sind Schmerzen. Aber auch Taubheit, Kribbeln und Muskelschwäche in Armen oder Beinen, Gangunsicherheit oder Probleme mit der Blasen- und Darmentleerung sind möglich.
Die Therapie wird zu Beginn ohne Operation (konservativ) durchgeführt. Die Gabe schmerzlindernder Medikamente oder das Verabreichen schmerzstillender Spritzen direkt in die verursachende Struktur sind möglich. Elektrotherapie, Wärmeanwendungen oder Physiotherapie sind übliche Maßnahmen. Ist die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt oder liegen ausgeprägte neurologische Beschwerden vor, sollte frühzeitig operiert werden. Das Rückenmark und die Nerven werden durch die Entfernung von Teilen der Bandscheiben, der Zwischenwirbelgelenke oder von knöchernen Anbauen (Osteophyten) entlastet.
Bei einer Osteochondrose handelt es sich um Verschleißerscheinungen (degenerative Veränderungen) an Knochen- und Knorpelstrukturen, in diesem Fall an der Brustwirbelsäule. Im Laufe des Lebens und durch vermehrte Belastung verlieren die Bandscheiben an Höhe. Dadurch gleiten die Gelenke an der Wirbelsäule stärker ineinander, werden vermehrt belastet und verschleißen mit der Zeit. Die Osteochondrose führt zu Schmerzen in der BWS. Die Schmerzen können über den Brustkorb und die Rippen auch nach vorne hin ausstrahlen. Eine Kompression (ausgeübter Druck) von Nervenwurzeln in der Brustwirbelsäule ist eine seltene Folge. Dann treten zusätzlich Sensibilitätsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln auf. Auch Muskelschwächen der Zwischenrippenmuskeln, die mit für die Atmung verantwortlich sind, sind dann möglich.
Die Therapie erfolgt meist konservativ (ohne Operation). Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac werden verordnet. Spritzen mit lokalen Betäubungsmitteln in die Zwischenwirbelgelenke (Facettengelenke) sind eine weitere Option. Wärmeanwendungen (Körnerkissen, Fango, warmes Bad), Massagen und Physiotherapie sind begleitend sinnvoll. Zur Entlastung der betroffenen Wirbelsäulenstrukturen empfiehlt sich die Kräftigung der rumpfstabilisierenden Muskulatur. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, um die Symptomatik ausreichend zu lindern, kommt eine Operation in Betracht. Welche operative Maßnahme genau gewählt wird, ist abhängig von der Symptomatik und der auslösenden Ursache.
Rheuma zählt zu den Erkrankungen, bei denen sich das Immunsystem gegen die Zellen des eigenen Körpers richtet. Diese Erkrankungen werden Autoimmunerkrankungen genannt. Rheuma geht mit Entzündungsprozessen einher. Bei der rheumatoiden Arthritis treten diese Entzündungen an verschiedenen Gelenken auf. Häufig befallen sind Hand- und Fingergelenke. Aber auch die großen Gelenke wie Hüfte oder Schulter und die Gelenke der Wirbelsäule können betroffen sein, so auch die Zwischenwirbelgelenke und die Gelenke zwischen Wirbelkörper und Rippe. Häufiger als an der Brustwirbelsäule kommt die rheumatoide Arthritis allerdings an der Halswirbelsäule vor. Die Ursachen der Erkrankung sind noch ungeklärt. Einige beitragende Faktoren sind aber bekannt. Dazu zählen beispielsweise das Rauchen, bestimmte Bakterien oder Viren, und auch eine Vererbung scheint möglich. Die Symptome treten oft erst nach und nach auf. Schmerzen in der mittleren Wirbelsäule sind das Hauptsymptom der rheumatoiden Arthritis in der BWS. Sie können um den Brustkorb herum nach vorne hin ausstrahlen. Wenn die an der Wirbelsäule austretenden Zwischenrippennerven (Intercostalnerven) mit betroffen sind, sind Nervenschmerzen entlang der Rippen möglich. Auch Kribbeln oder Taubheit am Brustkorb können vorkommen.
Neben der Linderung der Symptome ist das Hauptziel der Behandlung, die rheumatischen Krankheitsprozesse gut aufzuhalten. Nur wenn die Entzündungsprozesse dauerhaft eingedämmt werden können, ist es möglich, weitere Schäden an den Gelenken zu verhindern. Außer schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten wie Diclofenac und Ibuprofen können Cortisonspritzen verabreicht werden. Sogenannte Basismedikamente, die nicht nur Symptome, sondern auch den Verlauf des Rheumas positiv beeinflussen können, werden ebenfalls verordnet. Physiotherapie zur Kräftigung der Rumpfmuskulatur und allgemeine Bewegung sind begleitend sinnvoll. Eine Operation an der Wirbelsäule kann in Einzelfälle in Betracht kommen.
Morbus Bechterew gehört ebenfalls zu den Autoimmunerkrankungen. Bei dieser Erkrankung bringen die Entzündungen Versteifungen an den Gelenken mit sich. Besonders häufig sind davon die Kreuz-Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke/ISG) und die Gelenke der Wirbelsäule betroffen. Die Ursache ist auch hier noch nicht geklärt. Der Rheumafaktor HLA-B27 und genetische Faktoren scheinen bei der Entstehung der Erkrankung beteiligt zu sein. Das Hauptsymptom beim Morbus Bechterew sind Schmerzen. Diese sind meist an der Wirbelsäule, am Becken und im Gesäß besonders ausgeprägt und machen sich vor allem nachts und morgens bemerkbar. Außerdem fällt das Bewegen am Morgen nach dem Aufstehen schwer und die Gelenke fühlen sich steif an. Wenn die Erkrankung voranschreitet und sich die Gelenke immer wieder entzünden, beginnen sie langsam zu versteifen. Betroffen sind vor allem die Iliosakralgelenke (Kreuzbein-Darmbein-Gelenke) und die Gelenke der Brust- und Lendenwirbelsäule. Folge ist oft die Ausbildung eines Rundrückens.
Hauptziele der Therapie sind eine Reduzierung oder vollständige Eindämmung der Entzündungsprozesse, die Linderung der Schmerzen und der Erhalt der Beweglichkeit. Morbus Bechterew ist derzeit noch nicht heilbar. Symptomatisch werden schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac oder Ibuprofen eingesetzt. Um die Entstehung von Entzündungsprozessen zu beeinflussen, kommen Medikamente zum Einsatz, die das Immunsystem beeinflussen. Hierzu zählen sogenannte TNF-Alpha-Blocker. Physiotherapie als begleitende Maßnahme ist wichtig. Sie dient dem Erhalt oder der Verbesserung der Beweglichkeit und dem Erstellen eines Eigenübungsprogrammes. Der Betroffene sollte täglich selbst Übungen zur Mobilisation (Verbesserung der Beweglichkeit), zum Dehnen und zur Kräftigung bestimmter Muskulatur durchführen.
Bei einer Spondylitis entzünden sich die Wirbelkörper. Bei einer Spondylodiszitis entzündet sich zusätzlich die Bandscheibe zwischen den Wirbelkörpern. In den meisten Fällen sind Bakterien, die von anderen Körperstellen (beispielsweise vereiterten Zähnen) über die Blutbahn zu den Wirbelkörpern gelangen, die Ursache. Aber auch infektiöse Pilze, ein Morbus Bechterew oder eine Psoriasis (Schuppenflechte) können eine Spondylitis oder Spondylodiszitis auslösen. Liegen die Entzündungen im Bereich der BWS, treten auch die Schmerzen im mittleren Rücken auf. Ausstrahlungen in die Brust oder in den Bauchraum sind möglich. Wenn Nervenwurzeln oder das Rückenmark mit von der Entzündung betroffen sind, können neurologische Symptome wie Kribbeln, Taubheit oder Muskelschwächen auftreten. Fieber oder Müdigkeit als Zeichen für einen Infekt sind ebenfalls als Symptome möglich.
Die Behandlung richtet sich vor allem nach der Ursache und dem Ausmaß der Wirbelkörperzerstörung. Bakterielle Infektionen werden mit Antibiotika behandelt, Pilze mit entsprechenden Medikamenten gegen Pilzinfektionen (Antimykotika). Zur Linderung der Schmerzsymptomatik werden entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac verordnet. Wenn die Wirbelkörper durch die Entzündung stark verformt sind oder eine Wirbelkörperfraktur droht, wird operiert. In der Regel wird das fehlende Knochengewebe mit Knochenzement aufgefüllt oder der betroffene Wirbelkörper entfernt und durch ein Titangerüst (Cage) ersetzt. Anschließend werden zwei oder mehrere Brustwirbelkörper über Metallimplantate miteinander verbunden (Spondylodese).
Bei einer Intercostalneuralgie kommt es zu Schmerzen an einem oder mehreren Intercostalnerven. Diese verlaufen zwischen je zwei Rippen von der Brustwirbelsäule bis nach vorne Richtung Brustbein. Die Ursachen für die Reizung oder Entzündung des Nerven können vielfältig sein. Rippenbrüche, verschleißbedingte Veränderungen an der Brustwirbelsäule, Folgen von Operationen, langanhaltender Husten, Gürtelrose, Lungenentzündungen oder Tumore zählen zu den möglichen Auslösern. Die Schmerzen verlaufen gürtelförmig zwischen den Rippen nach vorne und nehmen beim Husten, Niesen oder tiefen Einatmen oder bei Bewegungen des Brustkorbes zu. Taubheit, Kribbeln oder eine Überempfindlichkeit der Haut im Verlauf des Nerven sind ebenfalls möglich.
Die Therapie ist abhängig von der Ursache. Bei Gürtelrose werden Virostatika (Medikamente gegen Viren) verordnet. Bei einer Lungenentzündung muss diese vorrangig behandelt werden. Das Gleiche gilt für Tumore. Bei degenerativen Veränderungen als Ursache und als Begleittherapie bei anderen Auslösern werden schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verordnet. Bei langandauernden Intercostalneuralgien kommen auch bestimmte Antidepressiva oder Medikamente gegen Krampfanfälle (Antikonvulsiva) zum Einsatz. Eine Ausschaltung des betroffenen Nerven (Nervenblockade) durch einen Schmerztherapeuten kann in Einzelfällen sinnvoll sein. Physiotherapie, Entspannungsverfahren, Akupunktur und in manchen Fällen auch Psychotherapie sind weitere therapeutische Möglichkeiten.
Knochenschwund (Osteoporose) kommt vor allem bei älteren Menschen vor. Die Knochen werden porös und dadurch anfälliger für Brüche (Frakturen) bei leichteren Stürzen beziehungsweise geringeren Krafteinwirkungen von außen. Vitamin-D-Mangel und Calciummangel, fehlende Bewegung, Alkohol und Nikotin begünstigen die Entstehung einer Osteoporose. Bei Erkrankungen wie Morbus Bechterew oder rheumatoider Arthritis und bei Veränderungen der hormonellen Lage ist Knochenschwund häufig die Folge. Typisches Symptom sind Rückenschmerzen, oft im Bereich der Brustwirbelsäule. Durch Formveränderungen und Absackungen an den Wirbelkörpern, zum Beispiel eine Keilwirbelbildung, kommt es zu einem vermehrten Rundrücken. Die Betroffenen verlieren an Körpergröße. Auch spontane Frakturen (ohne erkennbaren Anlass) oder bei nur geringfügigem Auslöser sind ein Hinweis auf eine Osteoporose.
Das frühe Erkennen und Behandeln der Osteoporose hat entscheidende Auswirkungen auf den Verlauf. Ziel der Therapie ist es, dem Knochenabbau entgegenzuwirken und Folgen wie Deformierungen der Wirbelsäule und einen zunehmenden Rundrücken zu vermeiden. Für eine gute Stabilität der Knochen ist unter anderem eine ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D wichtig. Calcium kann normalerweise problemlos über die Nahrung (Milchprodukte) aufgenommen werden. Vitamin D wird in Tropfen-, Kapsel- oder Tablettenform ergänzt. Spezielle Medikamente, die direkt auf den Knochenabbau wirken (zum Beispiel Bisphosphonate), können ebenfalls verordnet werden. Allgemeine Bewegung ist hilfreich, denn sie stärkt die Knochenstruktur. Physiotherapie zur Sturzprophylaxe und zur Kräftigung der wirbelsäulenaufrichtenden Muskulatur sollte ebenfalls begleitend stattfinden. Stolperfallen wie lose Teppiche sind zu entfernen. Fest sitzendes Schuhwerk hilft ebenfalls, Stürze zu vermeiden.
Bei einer Skoliose handelt es sich um eine Wirbelsäulenverkrümmung in seitlicher Richtung. Dabei kommt es jedoch zu Abweichungen der Wirbelsäule in allen drei Bewegungsrichtungen, oft mit vermehrtem Rundrücken, Seitneigung und Rotation. Eine Skoliose wird meist schon im Kindes- oder Jugendalter festgestellt. Ausprägung und Symptome können unterschiedlich sein. In den meisten Fällen handelt es sich um eine sogenannte idiopathische Skoliose. Das heißt, die Ursache ist nicht bekannt. Unterschiede in der Beinlänge, angeborene Keilwirbel (Fehlbildungen an den Wirbelkörpern) oder neurologische (nervliche) Erkrankungen können zu einer Skoliose führen. Schmerzen sind zu Beginn selten. Sie treten erst im Verlauf auf, wenn es durch die Verkrümmung zu zunehmenden Verschleißerscheinungen an Bandscheiben oder Zwischenwirbelgelenken kommt oder wenn starke Muskelungleichgewichte vorliegen. Ist die Skoliose stark ausgeprägt, kann es auch zu Beeinträchtigungen der Atmung und zur Einengung von Organen mit entsprechenden Symptomen kommen.
Im Kindesalter ist das Ziel der Therapie, ein Fortschreiten der Skoliose bis zum Wachstumsabschluss zu verhindern oder einzudämmen. Physiotherapie ist das Mittel der Wahl. Manche Kinder müssen auch ein Korsett tragen. In Einzelfällen wird eine Operation mit Korrektur der Wirbelsäulenstellung notwendig. Die Wirbelsäule wird dann mit Hilfe von Metallimplantaten in der korrigierten Position versteift. Mit zunehmendem Alter ist das Hauptziel der Therapie die Linderung der Symptome. Schmerzlindernde Medikamente, Physiotherapie, Elektrotherapie oder Wärmeanwendungen kommen zum Einsatz. Es kann auch eine Operation notwendig werden, um die Symptome zu lindern. Je nach Auslöser (Bandscheibe, Zwischenwirbelgelenke, knöcherne Anbauten an der Wirbelsäule) kommen verschiedene operative Maßnahmen in Betracht.
Morbus Scheuermann kommt überwiegend bei Jungen vor und tritt im Jugendalter auf. Die Ursache ist nicht bekannt. Erbliche Faktoren werden diskutiert. Die Wirbelkörper verändern ihre Form und dadurch kommt es zu Verkrümmungen der Wirbelsäule, vor allem zur Ausbildung eines Rundrückens (vermehrte Kyphose der Brustwirbelsäule). Überlastungen von Muskulatur, Zwischenwirbel- und Rippengelenken führen zu Rückenschmerzen. Im Verlauf können auch Verschleißerscheinungen wie Arthrose an den Gelenken auftreten.
Die Therapie richtet sich nach der Art und der Schwere der Symptomatik. Physiotherapie, Wärmeanwendungen, Kräftigungsübungen und schmerzlindernde Medikamente können Therapiebausteine sein. Helfen diese Maßnahmen nicht ausreichend, kann einen Operation erwogen werden. Dabei wird Gewebe, das für die Schmerzen verantwortlich ist (Knochenanbauten, Teile der Zwischenwirbelgelenke oder Teile der Bandscheiben), entfernt.
Bei einem Plasmozytom kommt es zu Störungen in den blutbildenden Zellen. Dadurch wird vermehrt Knochensubstanz abgebaut und die Knochen lösen sich nach und nach auf. Frakturen (Brüche) an den Wirbelkörpern, auch an der Brustwirbelsäule, können die Folge sein. Die Erkrankung bleibt oft lange Zeit unerkannt, weil zunächst keine Symptome auftreten. Hauptbeschwerden sind Rückenschmerzen.
Die Therapie zielt auf die Eindämmung der zugrundeliegenden Krebserkrankung. Diese erfolgt mit Strahlenbehandlung und/oder Chemotherapie. Je nach Ausmaß der Wirbelkörperzerstörung kann eine operative Stabilisierung mit Metallimplantaten notwendig werden.
Bösartige Tumore können Tochtergeschwülste (Metastasen) in den Knochen bilden. Häufig kommen diese auch an der Brustwirbelsäule vor. Hauptsymptom sind in der Regel Rückenschmerzen.
Auch hier ist das Ziel die Bekämpfung der zugrundeliegenden Krebserkrankung durch Chemotherapie und/oder Bestrahlung. Eine operative Entfernung der Tochtergeschwülste oder auch eine operative Versteifung der Wirbelsäule in bestimmten Regionen können zusätzlich notwendig werden.
Manche Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule, zum Beispiel durch ungewohnte Tätigkeiten, verschwinden von selbst wieder. Wenn Schmerzen sich verschlimmern, länger als drei Tage anhalten oder zusätzliche Symptome wie Nachtschweiß, Fieber, Kribbeln oder Taubheit, Muskelschwäche oder unerklärlicher Gewichtsverlust hinzukommen, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Auch nach einem Unfall, bei zugrundeliegender Osteoporose oder einer bekannten Krebserkrankung sollte zeitnah eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Am Beginn steht die Anamnese (Befragung des Patienten). Durch gezielte Fragen soll eine erste Idee von der Ursache der Beschwerden gewonnen werden. Übliche Fragen sind:
Im Anschluss folgt die körperliche Untersuchung. Die Beweglichkeit der gesamten Wirbelsäule wird überprüft. Muskelverspannungen und schmerzhafte Druckpunkte werden identifiziert. Bei Bedarf findet auch eine Prüfung der Sensibilität in bestimmten Hautbereichen, der Kraft von Arm- oder Beinmuskulatur oder bestimmter Reflexe statt.
Je nach Verdacht werden weitere Untersuchungen veranlasst. Hierzu zählen:
Bei der Diagnostik arbeiten oft Spezialisten verschiedener Fachgebiete (wie Orthopädie, Rheumatologie, Neurologie, Radiologie) zusammen.
Je nach Ursache der Beschwerden gibt es viel, das man selbst tun kann. Bei allen Symptomen, die durch Überlastung, Fehlhaltung und zunehmenden Verschleiß entstanden sind, ist der Betroffene selbst gefragt. Gewichtsreduzierung, Haltungsverbesserung, ausreichend Bewegung zum Ausgleich bei einförmigen Tätigkeiten und Haltungen, Kräftigung der wirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur – all das sind Maßnahmen, mit denen man selbst zur Linderung der Schmerzen beitragen kann. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung hilft auch, der Entstehung von Entzündungen im Körper vorzubeugen. Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin trägt ebenfalls dazu bei.
Muskelverspannungen kann mit Wärmeanwendungen wie einem warmen Bad, einem warmen Körnerkissen oder einer Rotlichtbestrahlung begegnet werden. Aber auch allgemeine Entspannungstechniken wie Meditation, autogenes Training, Yoga, progressive Muskelentspannung und Atemübungen helfen, Spannungszustände im Körper zu regulieren. Außerdem sollten sturzgefährdete Menschen fest sitzendes Schuhwerk tragen. Lose Teppiche sollten zur Sturzvermeidung entfernt oder befestigt werden.
Ist bei bestehenden Grunderkrankungen wie Osteoporose oder Morbus Bechterew die konsequente Einnahme bestimmter Medikamente notwendig, kann der Betroffene durch Einhalten der ärztlichen Vorgaben mit dazu beitragen, dass die Erkrankung nicht oder nur langsam voranschreitet.
Inselspital Bern, Christopher Marvin Jesse; Ralph Schär – Wirbelbruch: https://neurochirurgie.insel.ch/erkrankungen-spezialgebiete/wirbelsaeule/wirbelbruch (online, letzter Abruf: 15.11.2022)
Klinikum Bad Bramstedt – Rheumatoide Arthritis der Wirbelsäule: https://www.klinikumbadbramstedt.de/leistungsspektrum/kliniken/klinik-fuer-wirbelsaeulenchirurgie/arthritis/ (online, letzter Abruf: 15.11.2022)
Deutsche Rheuma-Liga – Osteoporose: Ursachen, Symptome, Therapie: https://www.rheuma-liga.de/rheuma/krankheitsbilder/osteoporose (online, letzter Abruf: 15.11.2022)
Kantonspital Winterthur – Skoliose: https://www.ksw.ch/gesundheitsthemen/kinderorthopaedie/skoliose/ (online, letzter Abruf: 15.11.2022)
Inselspital Bern, Ralf Schär; Christopher Marvin Jesse – Bandscheibenvorfall der Brustwirbelsäule: https://neurochirurgie.insel.ch/erkrankungen-spezialgebiete/wirbelsaeule/bandscheibenvorfall/thorakaler-bandscheibenvorfall (online, letzter Abruf: 15.11.2022)
Hessing Kliniken – Facettengelenksarthrose: https://www.hessing-kliniken.de/orthopaedische-fachkliniken/wirbelsaeulen-und-skoliosezentrum/wirbelsaeule/verschleisserscheinungen-an-der-wirbelsaeule/facettengelenksarthrose/ (online, letzter Abruf: 15.11.2022)
Medizinisches Versorgungszentrum im Helios – Facettensyndrom: https://www.mvz-im-helios.de/behandlungsspektrum/wirbelsaeule/facettensyndrom (online, letzter Abruf: 15.11.2022)
Klinikum Bad Bramstedt – Spinalkanalstenose: https://www.klinikumbadbramstedt.de/leistungsspektrum/kliniken/klinik-fuer-wirbelsaeulenchirurgie/wirbelkanalverengung/ (online, letzter Abruf: 15.11.2022)
aktualisiert am 15.11.2022