Schmerzen im Kiefergelenk können durch Veränderungen an zahlreichen Strukturen verursacht werden. Neben den Gelenken selbst können die umgebenden Muskeln, Zahnfehlstellungen, Entzündungen, aber auch die Speicheldrüsen Schmerzen im Bereich der Kiefergelenke auslösen. Häufig sind auch Kombinationen der genannten Auslöser für die Schmerzsymptomatik verantwortlich.
Die Kiefergelenke liegen auf jeder Seite des Schädels direkt vor den Ohren. Sie werden gebildet aus:
Die Kiefergelenke sind sehr komplexe Gelenke, deren schmerzfreie Funktion auch von einem guten Biss zwischen der oberen und unteren Zahnreihe abhängt. Sie sind zwar klein, haben aber eine spezielle Mechanik und sind im Alltag großen Belastungen ausgesetzt. Bei jedem der täglich im Durchschnitt circa 2400 Kauvorgänge wirkt im Mittel eine Kraft von ungefähr 100 Kilogramm auf die Kiefergelenke und die Zähne ein.
Die Kiefergelenke sind komplex aufgebaut und das mögliche Bewegungsausmaß entsteht aus einer Kombination mehrerer Bewegungsmöglichkeiten. Für den Laien mag es wie eine einfache Bewegung des Öffnens und Schließens aussehen. In der Realität wird eine ungestörte Kombination aus einer Scharnierbewegung mit einer Roll-Gleit-Bewegung im Gelenk benötigt, um eine schmerzfreie Funktion der Kiefergelenke zu gewährleisten. Dieses komplexe Zusammenspiel kann in verschiedenen Bereichen gestört sein.
Frakturen des Kiefergelenkes können bei einem Unfall, einem Schlag ins Gesicht oder einem Sturz mit Aufprall auf dem Kinn entstehen. Typische Anzeichen sind Schmerzen im Bereich der Kiefergelenke oder im Gesicht, eine seitliche Abweichung des Kinns oder ein gestörter Aufbiss zwischen Ober- und Unterkiefer.
Die Therapie hängt davon ab, wo der Bruch liegt, ob er verschoben ist und wie alt der Patient ist. Bei Kindern können Kiefergelenksfrakturen oft ohne Operation (konservativ) behandelt werden. Durch das noch nicht abgeschlossene Wachstum kann sich das Gelenk auch ohne Operation funktionsfähig ausbilden. Eine vom Kieferorthopäden angepasste Art Zahnspange unterstützt die Heilung und muss für eine gewisse Zeit getragen werden. Bei Erwachsenen wird eine Kiefergelenksfraktur meist operiert. Die zuständige Fachrichtung ist hier die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Möglicherweise wird nach der Operation eine kieferorthopädische Nachbehandlung nötig, um einen optimalen Biss wiederherzustellen.
Der Diskus (Discus articularis), ein aus Knorpelgewebe bestehender Puffer im Kiefergelenk, kann sich aus verschiedenen Gründen aus seiner Normalposition heraus verlagern. Häufig geschieht das über vermehrten Muskelzug verspannter Kiefermuskulatur. Grund für die Verspannung der Muskulatur sind oft ungleichmäßige Kiefergelenksstellungen, Zähneknirschen oder Pressen, Entzündungen im Gelenk oder der Zustand nach einem Trauma (Schaden durch Gewalteinwirkung), beispielsweise einem Kiefergelenksbruch. Der Halteapparat des Diskus kann auch geschwächt sein. Dies begünstigt eine Verlagerung. Typische Symptome sind Schmerzen im Bereich des Kiefergelenkes, im Ohr oder beim Kauen, eine eingeschränkte Mundöffnung sowie Knackgeräusche beim Öffnen und Schließen des Mundes. Als Folge der Diskusverlagerung kann es zu Reizzuständen der Kiefergelenkkapsel, der Bänder, der Sehne und anderer umgebender Strukturen kommen. In einigen Fällen springt der Diskus von selbst in seine Ursprungsposition zurück.
Die Therapie erfolgt zunächst konservativ (ohne Operation). Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente werden verordnet. Durch Anpassung einer Schiene erfolgt eine Entlastung und veränderte Positionierung des Kiefergelenkes. Physiotherapie mit Entspannung der betreffenden Muskulatur ist begleitend sinnvoll. Wenn diese Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen, ist eine Operation möglich.
Flüssigkeitsansammlungen im Kiefergelenk können durch eine Überlastung oder auch durch ein Trauma, beispielsweise einen Unfall, entstehen. Ein häufiger Grund für eine Überlastung ist nächtliches Zähneknirschen. Typische Beschwerden sind Schmerzen im Bereich des Kiefergelenkes.
Die Therapie zielt auf die Entlastung des Kiefergelenkes. Diese kann meist mit einer entsprechend angepassten Aufbissschiene erreicht werden.
Eine Gelenkentzündung kann im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung, durch Bakterien, durch Viren oder als Folge eines Gelenkverschleißes (Arthrose) auftreten. Auch das lange andauernde starke Öffnen des Mundes bei einem Zahnarztbesuch kann in Einzelfällen zu einer Arthritis im Kiefergelenk führen. Als Symptome sind Schmerzen, Schwellung und Überwärmung im Bereich des Kiefergelenkes typisch. Bewegungseinschränkungen gehören ebenfalls häufig dazu. Bei rheumatischen Ursachen sind häufig beide Seiten betroffen. Bei Arthrose kommen oft Reibegeräusche beim Öffnen und Schließen des Mundes hinzu. Wenn eine Infektion die Ursache ist, können auch Allgemeinsymptome wie Fieber oder Abgeschlagenheit mit auftreten.
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Sind Bakterien der Auslöser der Entzündung, werden Antibiotika verordnet. Bei allen anderen Formen der Entzündung kommen als Medikamente meist nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac zur Anwendung. Eine angepasste Aufbissschiene kann das Gelenk entlasten. Physiotherapie ist begleitend sinnvoll, um die Beweglichkeit der Kiefergelenke zu erhalten und Muskelverspannungen zu lösen. Das wichtigste Ziel ist, Verklebungen und Verwachsungen im Gelenk zu vermeiden. Diese würden die Beweglichkeit einschränken und in manchen Fällen eine Operation erforderlich machen.
Ein Verschleiß im Kiefergelenk beginnt mit einer Schädigung des die Gelenkflächen überziehenden Knorpels. Wenn dieser sich zunehmend abreibt, kann es in der Folge auch zu Formveränderungen des darunterliegenden Knochens kommen. Die Gelenkflächen passen dann nicht mehr von ihrer Form genau aufeinander. Die Knorpelschädigung kann verschiedene Ursachen haben. Gelenkentzündungen zählen dazu, auch Folgen von Verletzungen wie Brüchen können zur Arthrose führen. Kieferfehlstellungen, Zähneknirschen, ungleichmäßige Zahnkontakte durch unebene Füllungen, Implantate oder fehlende Zähne können ebenfalls die Entstehung einer Arthrose im Kiefergelenk begünstigen. Übliche Symptome sind Reibe- oder Knirschgeräusche bei Öffnen und Schließen des Mundes, Schmerzen beim Kauen oder Gähnen und eine reduzierte Mundöffnung. Die Schmerzen breiten sich häufig auch auf die Schulter-Nacken-Region, die Ohren oder den Kopf aus.
Die Therapie ist abhängig von der Symptomatik und erfolgt in der Regel konservativ (ohne Operation). Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente, Aufbissschienen und Physiotherapie zählen zu den gängigen Maßnahmen. In seltenen Fällen wird operiert. Auch ein Kiefergelenkersatz ist möglich, um die Kaufunktion wiederherzustellen.
Bei der Kiefergelenksluxation kommt es zu einer Verrenkung der Gelenkpartner im Kiefergelenk. Meist geschieht dies in beiden Gelenken. Auslösende Bewegungen sind normalerweise Alltagsbewegungen mit weiter Öffnung der Kiefergelenke wie Lachen, Gähnen oder Nahrungsverzehr. Ursachen oder begünstigende Faktoren sind Erkrankungen von Muskeln oder Nervensystem wie Morbus Parkinson und Veränderungen des Gebisses durch fehlende Zähne. Gerade ältere Menschen sind in diesem Bereich gefährdet. Eine Unterkieferluxation macht sich beim Betroffenen durch plötzlich einsetzende Schmerzen kombiniert mit einer Bewegungsstörung bemerkbar. Der Mund kann nicht mehr vollständig geschlossen werden, Sprechen und Kauen sind beeinträchtigt. Wenn die Luxation nicht schnell wieder behoben wird, kommt es zu Überdehnungen stabilisierender Strukturen. Dies erhöht in der Folge das Risiko für weitere Luxationen. Im schlechtesten Fall kann sich aus einer einmaligen Unterkieferluxation der Zustand entwickeln, dass das Gelenk auch bei kleineren Bewegungen immer wieder luxiert (habituelle Luxation).
In der Akutsituation ist das Ziel, den Unterkiefer schnellstmöglich wieder zu reponieren (einzurenken). Je schneller dies geschieht, desto unwahrscheinlicher sind Folgeluxationen in der Zukunft. Kann das Gelenk ohne Operation nicht zurück in die Ausgangsposition gebracht werden, wird ein operativer Eingriff nötig. Zur Behandlung von habituellen (wiederkehrenden) Luxationen stehen verschiedene Operationstechniken zur Verfügung, um das Gelenk zu stabilisieren.
Der Begriff craniomandibuläre Dysfunktion beschreibt ein komplexes Beschwerdebild einer Fehlfunktion im Bereich der Kiefergelenke und der zugehörigen Muskulatur. Ursachen einer CMD sind meist ein nicht optimaler Aufbiss (Okklusion) von Ober- und Unterkiefer, ungleichmäßige Zahnkontakte und dadurch bedingte lokale Überbelastungen. Mögliche Symptome einer CMD sind Knackgeräusche im Kiefergelenk beim Kauen, Zähneknirschen (Bruxismus), Kopfschmerz oder Migräne, Schwindel, Schulter-Nacken-Beschwerden sowie Ohrgeräusche (Tinnitus).
Für eine optimale Therapie der CMD sind verschiedene Fachdisziplinen gefragt. Der Zahnarzt prüft, ob zu hohe Füllungen oder Kronen für einen Fehlbiss mitverantwortlich sind, und kann eine Aufbissschiene zur Entlastung der Kiefergelenke anfertigen. Ein Physiotherapeut, Manualtherapeut, Osteopath oder spezialisierter CMD-Therapeut kann Auswirkungen der CMD auf den restlichen Körper feststellen und behandeln.
Bei einer Versteifung des Kiefergelenkes bildet sich eine knöcherne oder narbige Verbindung zwischen der Gelenkpfanne und dem Gelenkköpfchen des Kiefergelenkes aus. Die Ursachen können ein Bruch oder wiederholte Entzündungen im Kiefergelenk sein. Hauptsymptom ist eine zunehmende Einschränkung bei der Mundöffnung. Zusätzlich können Schmerzen im Gelenkbereich auftreten.
Solange keine vollständige Verknöcherung stattgefunden hat, steht die Übungsbehandlung zur Beweglichkeitsverbesserung im Vordergrund. Hier ist die Begleitung durch einen Physiotherapeuten, Manualtherapeuten oder Osteopathen sinnvoll. Im Rahmen einer Operation kann der Gelenkspalt erneut hergestellt oder ein künstliches Kiefergelenk eingesetzt werden.
Bruxismus wird durch eine erhöhte Aktivität der Kaumuskulatur ausgelöst. Dabei werden die Zähne aufeinandergepresst und gegeneinander verschoben. Knirschgeräusche treten auf. Zwei Formen werden unterschieden: Schlafbruxismus (nachts) und Wachbruxismus (tagsüber). Die Ursachen lassen sich nicht immer klären. Wachbruxismus wird meist durch Stress, berufliche oder familiäre Belastungssituationen ausgelöst. Der Auslöser für Schlafbruxismus wird eher im zentralen Nervensystem vermutet. Schlafstörungen, Veränderungen der Ausschüttung bestimmter Botenstoffe im Gehirn, Folgen von vermehrtem Alkohol-, Drogen- oder Koffeinkonsum oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente wie Antidepressiva können Schlafbruxismus auslösen. Als Folge des Zähneknirschens sind Schäden an der Zahnsubstanz, an bestehenden Füllungen oder Implantaten möglich. Übliche Symptome sind Zahngeräusche während des Schlafes, verspannte Kaumuskulatur, verspannte Nackenmuskulatur, Kopfschmerzen beim Aufwachen im Schläfenbereich, Schmerzen in den Kiefergelenken, Veränderungen an der Zahnsubstanz oder auch empfindliche Zähne.
Die Therapie ist abhängig von der Ursache. In den meisten Fällen wird eine Aufbissschiene (Okklusionsschiene oder Knirscherschiene) angefertigt. Sie entlastet die Kiefergelenke und schützt die Zähne vor Abrieb. Bei gleichzeitigem Vorliegen von Schmerzen oder Muskelverspannungen ist begleitende Physiotherapie sinnvoll. Wenn Stress und Belastungssituationen als Auslöser vermutet werden, sollte über eine psychotherapeutische Begleitung nachgedacht werden. Zum Erlernen und regelmäßigen Praktizieren von Entspannungsverfahren wie Tai Chi, Yoga, Meditation oder Ähnlichem wird ebenfalls geraten. Wenn der Bruxismus als Nebenwirkung eines Medikamentes auftritt, sollte eine Umstellung auf ein anderes Mittel erfolgen. Bei Alkohol, Drogen und Koffein als Grund steht eine Änderung des Lebensstils mit im Vordergrund.
Schmerzen im Bereich des Kiefergelenkes durch verspannte und überlastete Muskeln und Faszien (Muskelhüllen) können viele Ursachen haben. Oft sind sie auch Begleiterscheinung anderer Erkrankungen. Zahnschmerzen, Zähneknirschen, Zahnfehlstellungen oder Kieferfehlstellungen, psychische Belastungssituationen – all das können Auslöser sein. Typische Symptome sind Schmerzen, auch bei Druck auf die Muskulatur, und Funktionseinschränkungen beim Öffnen des Mundes.
Therapeutisch kommen Aufbissschienen, Physiotherapie, Wärmeanwendungen, Entspannungsverfahren oder Elektrotherapie in Frage. Manchmal werden auch muskelentspannende Medikamente (Muskelrelaxanzien) verordnet. In Einzelfällen kann das Spritzen von Botulinumtoxin hilfreich sein. Dadurch wird die Reizübertragung von Nerven zu Muskeln gezielt für ungefähr drei Monate gehemmt, der Muskel entspannt sich und kann sich erholen. Antidepressiva können in manchen Fällen ebenfalls hilfreich sein.
Die Ohrspeicheldrüse liegt auf beiden Seiten des Kopfes direkt vor den Ohren und hinter dem Kiefergelenk. Ursache für eine Entzündung ist meist eine Infektion mit Viren oder Bakterien, zum Beispiel mit dem Mumps-Virus oder mit Staphylokokken. Eine Störung des Speichelabflusses durch Speichelsteine (Ablagerungen) kann ein weiterer Auslöser sein. Unterschieden werden akute und chronische (immer wiederkehrende) Ohrspeicheldrüsenentzündungen. Die Entzündung führt zu Schmerzen im Bereich der Ohrspeicheldrüse, beispielsweise beim Kauen. Außerdem tritt eine sichtbare Schwellung zwischen Wange und Ohr auf. Als allgemeine Krankheitssymptome sind Abgeschlagenheit und Fieber häufig. Bei mehrmals wiederkehrenden Ohrspeicheldrüsenentzündungen ist Eiterbildung ein typisches Symptom.
Eine bakteriell bedingte Entzündung der Ohrspeicheldrüse wird mit Antibiotika behandelt. Bei Entzündungen durch Viren oder Speichelsteine können entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac helfen. Körperliche Schonung, eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und kühlende Umschläge auf der Wange, zum Beispiel mit Quark, unterstützen die Heilung. Kühle und weiche Nahrung erleichtert das Essen.
Zu einer Entzündung der Nasennebenhöhlen beziehungsweise von deren Schleimhäuten kommt es meist durch Viren (zum Beispiel durch Erkältungsviren), seltener durch Bakterien. Unterschieden werden eine akute und eine chronische Form der Sinusitis. Die Schleimhäute schwellen an, Sekret kann nicht gut abfließen und verdickt sich zu zähflüssigem Schleim. Asthma, Zigarettenrauch oder ein geschwächtes Immunsystem können die Entstehung einer Sinusitis begünstigen. Typische Symptome sind eine erschwerte Nasenatmung aufgrund einer verstopften Nase, ein reduzierter Geruchssinn, Kopfschmerzen, Schmerzen und Druckgefühl im Gesicht, auch im Bereich der Wangen und der Kiefergelenke. Fieber ist ebenfalls häufig.
Antibiotika sind nur bei einer bakteriellen Entzündung angezeigt. Nasensprays mit Cortison helfen, die Beschwerden zu lindern. Rein abschwellende Nasensprays sind nur kurzfristig wirksam. Dampfinhalationen oder Nasenspülungen mit Salzlösungen können begleitend angewendet werden. Bei Bedarf können entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden.
Bei einer Trigeminusneuralgie werden Gesichtsschmerzen über den sogenannten Drillingsnerv (Nervus trigeminus) ausgelöst. Dieser Nerv hat drei Äste. Ein Ast versorgt die Stirnregion, ein Ast die Oberkieferregion inklusive Oberlippe und ein Ast versorgt die Unterkieferregion. Je nachdem, welcher Nervenast betroffen ist, äußern sich die Schmerzen im entsprechenden Versorgungsgebiet. Normalerweise zeigt sich eine Trigeminusneuralgie nur in einer Gesichtshälfte. Schmerzen treten anfallsartig auf, sind von hoher Intensität und dauern wenige Sekunden bis Minuten an. Sie äußern sich überwiegend im mittleren und im unteren Ast des Nerven. Nicht immer findet sich eine eindeutige Ursache für eine Trigeminusneuralgie. In manchen Fällen besteht ein Gefäßkontakt (einer Arterie) zu dem Nerv im Schädelinneren. Dadurch können die Schmerzen ausgelöst werden. Eine Trigeminusneuralgie kann sich aber auch als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung, beispielsweise einer Multiplen Sklerose oder nach einer Gürtelrose (Post-Zoster-Neuralgie) ausbilden. Tumore in der Nähe des Nerven können ebenfalls ein Auslöser der Schmerzen sein. Typische Symptome sind anfallsartig auftretende, extrem starke Schmerzen im Versorgungsgebiet eines oder mehrerer Äste des Trigeminusnerven. Die Qualität des Schmerzes wird oft wie Stromschläge beschrieben. In der Regel ist eine Gesichtshälfte betroffen. Die Schmerzen können spontan ausgelöst werden oder durch bestimmte Trigger (auslösende Impulse). Dies sind häufig das Sprechen, das Kauen, Berührungen im Gesicht oder eine kühler Windhauch.
Zu Beginn der Therapie wird konservativ (ohne Operation) mit Medikamenten behandelt. Hier kommen vor allem bestimmte Arzneimittel zur Anwendung, die zur Behandlung epileptischer Anfälle entwickelt wurden (Antikonvulsiva oder Antiepileptika). Diese Medikamente können im Einzelfall starke Nebenwirkungen haben. Wenn eine medikamentöse Therapie nicht die erhoffte Linderung bringt, sind verschiedene operative Verfahren möglich. Dabei wird entweder ein Stück Teflon zwischen Gefäß und Nerv gelegt (bei nachgewiesenem Gefäß-Nerven-Kontakt) oder der Trigeminusnerv wird durch unterschiedliche Verfahren zerstört. Dadurch wird seine Reizweiterleitung unterbrochen und die Schmerzen sollten verschwinden. Alle operativen Verfahren sind mit bestimmten Risiken verbunden.
Bei einer Migräne kommt es zu anfallsartig auftretenden Kopfschmerzen, die Stunden bis wenige Tage anhalten können. Als Ursache wird eine zeitlich begrenzte Fehlfunktion der schmerzregulierenden Systeme im Gehirn angenommen. Manche Faktoren begünstigen dabei eine Kopfschmerzattacke. Hierzu zählen Stress, ein unregelmäßiger Schlafrhythmus und hormonelle Veränderungen. In manchen Fällen beginnt eine Migräneattacke mit Kiefergelenks- oder Gesichtsschmerzen. Auch Sehstörungen und weitere Symptome (sogenannte Aura) können einen Migräneanfall ankündigen. Das typische Symptom sind aber meist einseitige, anfallsartig auftretende Kopfschmerzen. Begleitet werden sie vielfach von Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Appetitlosigkeit oder Übelkeit. Die Schmerzen verstärken sich oft bei körperlicher Aktivität.
Während des Migräneanfalls ist der Rückzug in einen abgedunkelten und ruhigen Raum ratsam. Verschiedene Medikamente können die Kopfschmerzen und die Begleiterscheinungen wie Übelkeit lindern. Bei einer leichten bis mittelschweren Migräne werden zunächst Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure eingenommen. Bei schweren migränebedingten Kopfschmerzen verordnet der Arzt sogenannte Triptane.
Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume) und Tumore (Geschwülste) können je nach Lage auch Schmerzen im Kiefergelenksbereich verursachen. Die Ursachen für deren Entstehung sind oft unklar. Sie können zu Schmerzen in der Kiefergelenksregion führen. Zusätzlich kann eine sicht- oder tastbare Schwellung auftreten.
Die Behandlung ist abhängig von der Art der Geschwulst und vom Beschwerdebild. Häufig wird eine operative Entfernung durchgeführt. Bei bösartigen Tumoren kann zusätzlich eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie notwendig sein.
Kiefer- und Gesichtsschmerzen können ein Symptom bei einem Herzinfarkt sein. In der Regel sind sie aber nicht das einzige Anzeichen, sondern werden von anderen, typischeren Symptomen begleitet. Die Ursache für einen Herzinfarkt sind ein oder mehrere Verschlüsse der herzversorgenden Gefäße (Herzkranzgefäße). Diese entstehen durch Ablagerungen an den Gefäßwänden (Arteriosklerose). Arteriosklerose wird begünstigt durch Übergewicht, hohe Fettwerte im Blut, Zuckerkrankheit, Rauchen und hohen Blutdruck. Die typischen Anzeichen für einen Herzinfarkt sind Schmerzen in der Brust, Luftnot, Blässe, Angst, Übelkeit und Schweißausbrüche. Die Schmerzen können in den linken Arm, in den Oberbauch und ins Gesicht ausstrahlen. Ein Herzinfarkt ist ein medizinischer Notfall und muss sofort ärztlich behandelt werden.
Die Therapie ist abhängig vom Ausmaß des Infarktes. Zunächst erfolgt eine medikamentöse Stabilisierung des Patienten. Bei manchen Gefäßverschlüssen ist eine Wiedereröffnung mit Hilfe einer Herzkatheter-Behandlung möglich. Hierbei wird das Gefäß aufgedehnt (Ballondilatation). Anschließend wird eine Metallstütze (Stent) eingesetzt, damit das Gefäß dauerhaft geöffnet bleibt. In Fällen, bei denen eine Katheterbehandlung nicht erfolgversprechend scheint, besteht die Möglichkeit, im Rahmen einer offenen Herzoperation Bypässe zu legen.
Bei Kiefergelenkschmerzen, die ohne erkennbare Ursache auftreten und länger als drei Tage anhalten, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Treten die Schmerzen nach einem Unfall oder Schlag auf den Unterkiefer auf oder ist eine deutliche Schwellung sicht- oder tastbar, sollte sofort eine ärztliche Abklärung erfolgen. Das Gleiche gilt, wenn sich begleitende Symptome wie Fieber einstellen.
Am Anfang steht die ausführliche Anamnese (Befragung) des Patienten. Durch gezielte Fragestellung sollen die möglichen Schmerzursachen eingegrenzt werden. Typische Fragen sind:
Nach der Anamnese folgt die körperliche Untersuchung. Während der Inspektion (Sichtbefund) schaut der Arzt nach Rötungen, Schwellungen, Kieferfehlstellungen und Ähnlichem. Der Tastbefund (Palpation) gibt Aufschluss über schmerzhafte Druckpunkte am Gelenk oder in der Muskulatur. Auch Muskelverspannungen können so festgestellt werden. Bei der Bewegungsprüfung werden Einschränkungen der einzelnen Mund- und Kieferbewegungen diagnostiziert.
Je nachdem, was als Ursache für die Kiefergelenkschmerzen vermutet wird, werden weitere Untersuchungen durchgeführt. Hierzu zählen:
Oft sind Ärzte aus mehreren Fachrichtungen (Hausarzt, Zahnarzt, Orthopäde, Neurologe) an der Feststellung der Ursache von Kiefergelenkschmerzen beteiligt.
Wie viel Sie selbst tun können, ist von der Schmerzursache abhängig:
Die erfolgreiche Behandlung von Kiefergelenkschmerzen ist oft eine Kombination aus ärztlichen und therapeutischen Maßnahmen und Dingen, die der Patient selbst beitragen kann.
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e. V. (DGZMK) – Kiefergelenkschmerz: https://www.zahnmedizinische-patienteninformationen.de/documents/10157/1129556/268572_1567355_Kiefergelenkschmerz.pdf (online, letzter Abruf: 23.08.2022)
Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA) – Kieferschmerzen: Was tun bei Kieferschmerzen?: https://www.gzfa.de/aktuelles-wissen/news/detail/article/kieferschmerzen-was-tun-bei-kieferschmerzen/ (online, letzter Abruf: 23.08.2022)
Uniklinikum Würzburg – Brüche des Kiefergelenkes: https://www.ukw.de/kieferorthopaedie/schwerpunkte/spezifische-krankheitsbilder/brueche-des-kiefergelenks/ (online, letzter Abruf: 23.08.2022)
Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik (GZFA) – Kiefergelenksarthrose und Kiefergelenksarthritis durch CMD: https://www.gzfa.de/diagnostik-therapie/beschwerdebilder/cmd/detail/article/kiefergelenksarthrose-und-kiefergelenkarthritis-durch-cmd/ (online, letzter Abruf: 23.08.2022)
Deutsches Ärzteblatt, Ulla Prechl; Peter Ottl; Oliver M. Ahlers; Andreas Neff – Therapie der Kiefergelenkluxation: https://www.aerzteblatt.de/archiv/196061/Therapie-der-Kiefergelenkluxation (online, letzter Abruf: 23.08.2022)
Neurologen und Psychiater im Netz – Was ist eine Trigeminusneuralgie: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/trigeminusneuralgie-gesichtsschmerzen (online, letzter Abruf: 23.08.2022)
Neurologen und Psychiater im Netz – Was ist Migräne: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/migraene (online, letzter Abruf: 23.08.2022)
aktualisiert am 23.08.2022