Gesäßschmerzen im Liegen können viele Ursachen haben. Schmerzen in Ruhe und in der Nacht werden oft durch Entzündungen ausgelöst, zum Beispiel eines Muskels, eines Nerven oder eines Schleimbeutels. Am Gesäß können der Piriformis-Muskel oder der Ischias-Schleimbeutel solche Schmerzen auslösen. Auch rheumatische Erkrankungen wie Morbus Bechterew verursachen oft Gesäßschmerzen im Liegen. Manchmal ist auch ein einfacher Bluterguss die Ursache der Schmerzen. Die Behandlung richtet sich stark nach der Ursache. In manchen Fällen wird keine Therapie benötigt, in anderen helfen Dehn- und Kräftigungsübungen und bisweilen wird auch die Einnahme von Medikamenten nötig.
Ein häufiger Auslöser für Gesäßschmerzen im Liegen und in Ruhe sind muskuläre Probleme. Das können Verspannungen, Verhärtungen, Zerrungen oder das vielfach verbreitete Piriformis-Syndrom sein. Bei diesem Syndrom werden die Beschwerden durch eine Entzündung und Spannungserhöhung im Piriformis-Muskel verursacht, meist durch eine Überbelastung. Der Muskel liegt tief im Gesäß in unmittelbarer Nähe zum Ischiasnerv. Durch die Entzündung und die erhöhte Spannung des Muskels wird oft Druck auf den Nerv ausgeübt. Dies kann zusätzlich zu den tiefliegenden Gesäßschmerzen auch zu Ausstrahlungen über den Po hinaus in den hinteren Oberschenkel führen. Beim Piriformis-Syndrom treten oft auch Schmerzen beim Treppensteigen oder beim Sitzen auf. Häufig wird es mit anderen Erkrankungen verwechselt, die ebenfalls Gesäßschmerzen verursachen können, sehr oft mit einem Bandscheibenvorfall.
Die effektivste Therapie eines Piriformis-Syndroms besteht in der regelmäßigen Dehnung sowohl des Piriformis-Muskels als auch seiner Gegenspieler, der Hüftbeuger. Diese sind häufig auch stark angespannt beziehungsweise lösen durch ihre hohe Spannung das Piriformis-Syndrom mit aus. Wärmeanwendungen, beispielsweise ein warmes Bad, können ebenfalls helfen, die Muskelspannung zu reduzieren. Dies gilt auch für die Verhärtung, Verspannung oder Zerrung anderer Muskeln im Gesäß. Sobald die akute Phase nach einer Verletzung abgeklungen ist (erste 48 Stunden), kann mit Wärmeanwendungen begonnen werden. In seltenen Fällen ist auch eine medikamentöse Therapie zur Linderung von Schmerz und Entzündung sinnvoll. Hier kommen Medikamente wie Diclofenac oder Ibuprofen zum Einsatz. Nach Abklingen der akuten Symptomatik lohnt es sich, Muskelungleichgewichte zu identifizieren und gezielt durch Dehnungs- und Kräftigungsübungen auszugleichen.
Blutergüsse im Bereich des Gesäßes können beim Sport oder beim Sturz auf den Hintern schnell entstehen. Wenn sie tief im Po liegen, kann es sein, dass sie nach außen hin nicht zu erkennen sind. Oberflächliche Hämatome zeichnen sich durch eine Rot- oder Blaufärbung, eine Schwellung und manchmal auch eine Überwärmung aus. In den meisten Fällen ist keine spezielle Therapie nötig. Der Bluterguss wird vom Körper nach und nach abgebaut und verschwindet von selbst wieder. Nach den ersten Tagen können Wärmeanwendungen hilfreich sein. Sie fördern den Stoffwechsel und die Durchblutung und damit den Abbau des Hämatoms. Medikamente sind im Normalfall nicht nötig. Wenn ein Bluterguss sehr tief im Gesäß sitzt oder sich abkapselt, kann es sein, dass er operativ entfernt werden muss. Dies kommt aber selten vor.
Entzündungen verursachen häufig Schmerzen in Ruhe, im Liegen oder in der Nacht. Entzündliche Prozesse sind bei verschiedenen Erkrankungen Teil des Verlaufs. Hierzu zählen Schleimbeutelentzündungen, Nervenreizungen oder Nervenentzündungen oder Gelenkentzündungen durch rheumatische Erkrankungen.
Bei der Bursitis ischiadica, der Entzündung des Ischias-Schleimbeutels (Bursa ischiadica musculi obturatorii interni), kann es zu Gesäßschmerzen im Liegen kommen. Auslöser für die Entzündung kann langes Sitzen auf harten Flächen oder eine Verletzung des Schleimbeutels durch eine Sturz oder Ähnliches sein. Neben Schmerzen im Gesäß können auch Schmerzausstrahlungen auf der Rückseite des Oberschenkels sowie Rötung oder Schwellung auftreten. Zur Behandlung werden entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente verordnet. Auch das Spritzen von Cortison in den Schleimbeutel ist oft hilfreich. Manchmal wird auch eine Stoßwellentherapie angewendet.
Die Bechterew-Erkrankung zählt zu den rheumatischen Leiden und somit zu den Autoimmunerkrankungen. Dabei richtet sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe. Entzündungen treten auf. Die Ursache der Erkrankung ist noch weitgehend unklar. Beim Morbus Bechterew sind vor allem die Kreuz-Darmbein-Gelenke (Iliosakralgelenke) entzündet. Die Betroffenen haben überwiegend nachts im Liegen Schmerzen. Außerdem klagen sie über eine morgendliche Steifigkeit der Wirbelsäule nach dem Aufstehen. Weitere Symptome können im Verlauf der Erkrankung auftreten und auch andere Gelenke, Organe und Körperstrukturen betreffen. Morbus Bechterew ist bisher nicht heilbar, kann aber gut behandelt werden, wenn er früh erkannt wird. Hauptbestandteil der Therapie ist Bewegung. Auch Wärmeanwendungen werden als hilfreich empfunden, weil sie schmerzhaft verspannte Muskeln lösen können. Als medikamentöse Therapie kommen entzündungs- und schmerzlindernde Medikamente zur Anwendung, aber auch sogenannte Biologika.
Eine Ischialgie kann Gesäßschmerzen im Liegen verursachen. Als Auslöser kommen das Piriformis-Syndrom, aber auch Bandscheibenvorfälle, verschleißbedingte Veränderungen an der Wirbelsäule, Infektionen (Gürtelrose oder Borreliose) oder chronische Erkrankungen (Diabetes mellitus oder Rheuma) in Frage. Typische Symptome sind Schmerzen von der Lendenwirbelsäule über das Gesäß bis zum hinteren Oberschenkel. Auch Sensibilitätsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln können auftreten. Eine Kraftminderung bis hin zur Lähmung von Muskeln, die vom Ischiasnerv versorgt werden, ist möglich. In der Akutphase helfen schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente wie Diclofenac oder Ibuprofen. Physiotherapie ist ebenfalls sinnvoll. Nur sehr selten wird eine Operation notwendig.
Eine Blockierung des ISG führt zu veränderten Muskelspannungen der Wirbelsäulen- und Gesäßmuskulatur und kann dadurch auch Gesäßschmerzen im Liegen verursachen. Ausgelöst werden kann die Blockade durch einen Sturz, durch ein Schieftreten mit dem Fuß, durch veränderte Muskelspannungen und andere Einwirkungen. Die Schmerzen äußern sich meist einseitig im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule und im Gesäß. Oft sind auch bestimmte Bewegungen der Wirbelsäule oder des entsprechenden Beines schmerzhaft eingeschränkt. Hauptziel der Behandlung ist das Lösen der Blockade. Dies kann durch einen Orthopäden, Chirotherapeuten, Physiotherapeuten oder Osteopathen erfolgen. Begleitend ist es wichtig, die verspannten Muskeln zu lösen, um einer erneuten Blockade vorzubeugen. Hier helfen Wärmeanwendungen, aber auch Dehnungen und Physiotherapie. Auf körperliche Aktivität sollte nicht verzichtet werden. Medikamente werden meist nicht benötigt.
Gesäßschmerzen im Liegen können unterschiedliche Ursachen haben. Viele davon sind harmlos und gut zu behandeln. Für eine wirkungsvolle Therapie ist es allerdings wichtig, die Ursache sorgfältig abzuklären.
Healthline, Stephanie Watson – What`s Causing This Pain in My Buttocks?: https://www.healthline.com/health/pain-in-buttocks (online, letzter Abruf: 19.05.2022)
Gesundheit.gv.at – Ischias-Schmerzen: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/schmerzen/ischias (online, letzter Abruf: 19.05.2022)
aktualisiert am 19.05.2022