Schmerzen im Gesäß, die bis ins Bein ausstrahlen, können unterschiedliche Ursachen haben. Zu den häufigsten gehören ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule, das Piriformis-Syndrom oder ein blockiertes ISG-Gelenk (Iliosakralgelenk). Bei allen dreien kann es begleitend zu einer Irritation des Ischiasnervs kommen, was dann die Ausstrahlung ins Bein auslöst. Die Therapie ist abhängig von der Ursache. Deshalb ist eine exakte Diagnose von entscheidender Bedeutung. In den meisten Fällen kann konservativ (ohne Operation) ein Therapieerfolg erzielt werden. In Ausnahmefällen kann aber auch eine Operation notwendig werden.
Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule kann Gesäßschmerzen auslösen, die bis ins Bein ausstrahlen. Das ist der Fall, wenn der Bandscheibenvorfall so liegt, dass er auf eine Nervenwurzel drückt. Der Ischias verläuft vom Kreuz tief durch das Gesäß und durch die Rückseite des Beines und enthält Nervenfasern aus verschiedenen Nervenwurzeln. Die Schmerzausstrahlung kann vom Rücken über das Gesäß bis in den hinteren Oberschenkel und manchmal auch bis in den Fuß und die Zehen verlaufen. Sensibilitätsstörungen wie Kribbeln, Ameisenlaufen, Taubheit oder Brennen im Versorgungsgebiet des Nerven treten oft begleitend auf. In manchen Fällen kommt es auch zu Muskelschwächen bis hin zu Lähmungen einzelner Muskeln. Zusätzlich verursacht ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule meist Schmerzen im Rücken selbst. Diese Schmerzen verstärken sich bei bestimmten Rumpfbewegungen, beim Sitzen oder beim längeren Gehen. Das Gleiche gilt für die Schmerzausstrahlung. Wenn der Nerv auf Spannung kommt, können die Symptome zunehmen. Das gilt beispielsweise, wenn das gestreckte Bein in Rückenlage angehoben wird oder wenn sich der Patient im Stand nach vorne beugt. Ein medizinischer Notfall tritt ein, wenn die Entleerung von Blase oder Darm nicht mehr kontrolliert werden können.
Die Therapie des Bandscheibenvorfalles erfolgt in den meisten Fällen konservativ (ohne OP). Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac können eingenommen werden. Die Infiltration (das Spritzen) von Schmerzmitteln in die Umgebung der betroffenen, Schmerz ausstrahlenden Nervenwurzel kann hilfreich sein. Zur Entspannung der Muskulatur werden häufig Muskelrelaxanzien (Medikamente zur Muskelentspannung) verordnet. Wärmeanwendungen wie Kirschkernkissen oder ein warmes Bad helfen ebenfalls, verspannte Muskeln zu lösen. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung ist Physiotherapie sinnvoll. Hier können gezielt Techniken angewendet werden, die die Wirbelsäule und die Nervenwurzeln entlasten. Auch Dehnübungen für verspannte Muskulatur werden unter Anleitung eingeübt und können dann zu Hause selbständig durchgeführt werden. Mit Abnahme der Schmerzsymptomatik erfolgen zunehmend auch Kräftigungsübungen für die rumpfstabilisierende Muskulatur sowie eine Haltungs- und Bewegungsschulung.
Eine Operation wird notwendig, wenn durch den Druck der Bandscheibe auf den Nerven eine dauerhafte Schädigung droht. Diese könnte eine bleibende Lähmung bestimmter Muskeln im Bein oder auch eine dauerhafte Störung der Blasen- oder Darmentleerung als Folge haben. In den meisten Fällen können aber ohne eine Operation sehr gute Ergebnisse erzielt werden.
Beim Piriformis-Syndrom wird der Ischiasnerv durch einen Muskel (Musculus piriformis) eingeengt und dadurch gereizt. Dieser birnenförmige Hüftmuskel liegt tief im Gesäß in direkter Nachbarschaft zum Nerv. Ist der Muskel verspannt oder verdickt, kann er Druck auf den Nerv ausüben. Dies führt zu Schmerzen im Gesäß, die in den hinteren Oberschenkel, manchmal bis in den Fuß ausstrahlen können. Taubheit, Kribbeln, Brennen oder das Gefühl von im Bein laufenden Ameisen sind ebenfalls möglich.
Hauptziel der Behandlung ist es, den Ischiasnerv zu entlasten. Dazu ist eine Entspannung des Piriformis-Muskels notwendig. Diese Entspannung kann durch Dehnungen, Wärmeanwendungen und andere physiotherapeutische Maßnahmen erreicht werden. Voraussetzung für eine effektive Entspannung des Muskels ist allerdings eine bestmögliche Schmerzreduktion. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente können deshalb zu Beginn sehr hilfreich sein. Diese werden manchmal auch als Spritze in den Muskel verabreicht. In seltenen und hartnäckigen Fällen wird Botulinumtoxin gespritzt. Es schwächt beziehungsweise lähmt den Muskel für ungefähr drei Monate. In dieser Zeit kann sich der Nerv wieder erholen. Stoßwellentherapie ist eine weitere therapeutische Alternative. Ganz selten wird der Piriformis-Muskel im Rahmen einer Operation durchtrennt, um den Nerv zu entlasten.
Bei einer ISG-Blockade verkanten sich das Kreuzbein und die Beckenschaufel (Darmbein) in ihrem Gelenk gegeneinander. Das kann bei einer unachtsamen Bewegung, einem Sturz, beim Sport, beim Anheben eines schweren Gegenstandes oder auch beim Schieftreten mit dem Fuß passieren. Länger andauernde Muskelverspannungen oder Muskelungleichgewichte sowie Beinlängenunterschiede können ebenfalls eine Blockade verursachen. Typisches Symptom ist ein tiefsitzender, einseitiger Schmerz im unteren Rücken. Dieser kann ins Gesäß und bis in den hinteren Oberschenkel oder ins Knie ausstrahlen. Das Sitzen, Treppensteigen oder bestimmte Rumpfbewegungen lösen oft Schmerzen aus oder verstärken sie.
Die Therapie erfolgt konservativ. Wesentliches Ziel ist es, die Blockade zu lösen. Dies erfolgt in der Regel durch einen Orthopäden, einen Manualtherapeuten, einen Osteopathen oder einen Chirotherapeuten. Ist die Blockade gelöst, ist das zweite Ziel, verspannte Muskeln so weit zu entspannen, dass sie das Gelenk nicht gleich wieder in eine Blockade hineinziehen. Hierzu können Massagen, Wärmeanwendungen, Dehnungen und andere physiotherapeutische Maßnahmen hilfreich sein. Mit Abklingen der Schmerzsymptomatik ist es wichtig, die Ursache der Blockade zu behandeln. Muskelungleichgewichte sollten durch gezielte Dehnungs- und Kräftigungsübungen ausgeglichen werden. Bestehende Beinlängendifferenzen benötigen eventuell eine Einlagenversorgung. Zu Beginn kann eine medikamentöse Therapie mit Mitteln wie Diclofenac oder Ibuprofen zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung hilfreich sein. Manchmal erfolgen auch Spritzen ins ISG-Gelenk. Über eine Operation wird nur in sehr seltenen Fällen nachgedacht.
Schmerzen im Gesäß, die ins Bein ausstrahlen, haben in den meisten Fällen Ursachen, die gut ohne operative Eingriffe behandelt werden können. Wichtig ist eine genaue Diagnosestellung. Das Piriformis-Syndrom wird beispielsweise oft mit einem Bandscheibenvorfall verwechselt. Dadurch setzt eine effektive Therapie manchmal erst verzögert ein.
Gesundheit.gv.at – ISG-Blockade (Iliosakralgelenk): https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/schmerzen/isg-blockade (online, letzter Abruf: 19.05.2022)
Healthline, Stephanie Watson – What`s Causing This Pain in My Buttocks?: https://www.healthline.com/health/pain-in-buttocks (online, letzter Abruf: 19.05.2022)
aktualisiert am 19.05.2022