Schmerzen im Gesäß, die beim Sitzen und Aufstehen auftreten, können viele Ursachen haben. Von einer Muskelzerrung oder einem Bluterguss im Gesäß über eine Irritation des Ischias-Nerven bis hin zu einem Schmerzsyndrom am Steißbein (Coccygodynie) sind verschiedene Auslöser denkbar. Die Therapie ist abhängig von der Ursache. In den meisten Fällen können ohne Operation (konservativ) gute Ergebnisse erzielt werden.
Ob in der Berufswelt oder in der Freizeit – viele Menschen sitzen in der heutigen Zeit oft und lange. Um beim Sitzen die jeweilige Haltung zu ermöglichen, werden die Muskeln und Bänder ständig angespannt. Das Becken und der untere Rücken werden beansprucht, Schmerzen können entstehen. Auch wirkt eine direkte Belastung auf das Gesäß beim Sitzen ein, weshalb Veränderungen wie Entzündungen dann schmerzen. Beim Aufstehen kommt es zu einer Bewegung und Belastung des Gesäßes und der Muskulatur, weshalb auch hier häufig Schmerzen entstehen.
Zu den Krankheitsbildern oder Problematiken, die als Auslöser für Schmerzen im Gesäß beim Sitzen und Aufstehen in Frage kommen, gehören:
Ein schmerzhafter Bluterguss im Gesäß kann schnell entstehen. Hauptursachen sind ein Sturz, ein Anstoßen an einem harten Gegenstand oder Kontakt mit einem Gegenspieler, beispielsweise beim Fußball. Als Symptome treten vor allem Schmerzen im Gesäß auf. Diese machen sich im Sitzen, beim Aufstehen und auch beim Gehen bemerkbar. Außerdem kann der Bereich bläulich verfärbt und geschwollen sein.
Ein Bluterguss kann Tage bis Wochen brauchen, bis er wieder abgeheilt ist. Bewegung, leichte Massagen, Elektrotherapie, Wärmetherapie (erst nach 48 Stunden) und Physiotherapie können dazu beitragen, dass der Erguss schneller wieder abgebaut wird. Eine Operation kann in seltenen Fällen notwendig werden, wenn sich das Hämatom abkapselt oder nicht von selbst zurückbildet und beispielsweise auf den Ischias-Nerv drückt.
Muskelkater in der Gesäßmuskulatur (Glutealmuskulatur) kann Schmerzen beim Sitzen und Aufstehen verursachen. Mögliche Auslöser für Muskelkater sind intensives Krafttraining oder ungewohnte Tätigkeiten wie die Hilfe bei einem Umzug oder eine neu erlernte Sportart.
Ein Muskelkater heilt von selbst innerhalb weniger Tage wieder aus. Leichte Massagen, Dehnübungen, Bewegung und Wärmanwendungen wie ein warmes Bad oder ein Saunagang unterstützen das Abklingen eines Muskelkaters.
Eine Zerrung in der Gesäßmuskulatur oder in der hinteren Oberschenkelmuskulatur (ischiocrurale Muskulatur) löst oft Schmerzen im Sitzen oder beim Aufstehen aus. Dabei können die Schmerzen im Gesäß selbst oder eher an den Sitzbeinhöckern (den untersten Anteilen der Beckenknochen) gespürt werden. Wird die Belastbarkeit eines Muskels überschritten, entsteht eine Zerrung. Auslöser kann eine Übermüdung des Muskels bei lange andauernder Belastung sein, ein mangelhaftes Aufwärmen beim Sport oder eine schnelle und ruckartige Bewegung. Eine Zerrung äußert sich durch einen plötzlich einschießenden Schmerz. Die Belastung muss in den meisten Fällen direkt unterbrochen werden.
Als erste Therapiemaßnahme wird Kühlung und das Beenden der Belastung empfohlen. Die Kältequelle sollte immer durch ein dünnes Tuch von der Haut getrennt sein, um keine Hautschäden zu verursachen. Ab 48 Stunden nach der Verletzung können Wärmeanwendungen die Heilung unterstützen. Sie erhöhen die Durchblutung und den Stoffwechsel. Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente können bei Bedarf in den ersten Tagen eingenommen werden. Physiotherapie kann durch leichte Massagen und Dehnungen der Muskulatur den Heilungsverlauf zusätzlich unterstützen. Eine Zerrung benötigt normalerweise zwischen ein und zwei Wochen zum Abheilen.
Eine Coccygodynie (auch Kokzygodynie geschrieben) bezeichnet Schmerzen in der Umgebung des Steißbeines, vor allem beim Sitzen oder beim Aufstehen. Als Auslöser kommen ein Sturz auf das Gesäß mit Prellung oder Bruch des Steißbeines, schwere Entbindungen oder verspannte Muskulatur (vor allem Beckenbodenmuskulatur) in Frage. Manchmal findet sich auch keine Ursache. Die schmerzauslösende Struktur ist meist eine gereizte Knochenhaut. Neben den Schmerzen beim Sitzen und Aufstehen können auch Stuhlgang oder Geschlechtsverkehr schmerzauslösend sein.
Im akuten Fall sollte wenig gesessen und beim Sitzen ein spezielles Kissen verwendet werden, dass das Steißbein entlastet. Schmerzmittel können in Form von Tabletten eingenommen oder als Spritzen direkt in den schmerzhaften Bereich verabreicht werden. Nach Abklingen der akuten Schmerzen ist Physiotherapie sinnvoll, um gezielt Muskelungleichgewichte im Bereich der Rumpf- und Beckenbodenmuskulatur zu behandeln. Im Einzelfall kann auch eine Psychotherapie hilfreich sein, falls keine Ursache gefunden werden kann, die die Symptome erklärt.
Bei einer Ischialgie kommt es zur Reizung oder Entzündung des Ischias-Nerven und zu entsprechenden Symptomen. Als Auslöser für eine Ischialgie kommen verschiedene Veränderungen wie verspannte Muskulatur (beispielsweise ein Piriformis-Syndrom), ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule, ein verengtes Austrittsloch für die Nervenwurzeln an der Wirbelsäule (Foramenstenose) oder auch ein verengter Rückenmarkskanal (Spinalkanalstenose) in Frage. Schmerzen im unteren Rücken, im Gesäß oder auch im Bein beim Sitzen, Aufstehen, Gehen oder bei bestimmten Rumpfbewegungen sind typische Symptome. Taubheit, Brennen oder ein Kribbeln im Verlauf des Nerven treten ebenfalls häufig auf. Auch Muskelschwächen im Bein bis hin zu Lähmungen sind möglich.
Das Hauptziel der Therapie ist, den Nerv zu entlasten. Dies kann durch entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente, Muskelentspannung und Physiotherapie unterstützt werden. Wenn diese Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen, wird eine operative Entlastung des Nerven in Betracht gezogen.
Der Piriformis-Muskel ist ein birnenförmiger Hüftmuskel, der tief im Gesäß liegt und oft für Schmerzen im Gesäß beim Sitzen, beim Aufstehen oder beim Treppensteigen verantwortlich ist. Wenn er verspannt ist oder verdickt, kann er Schmerzen im Gesäß und auch ausstrahlende Schmerzen im Bein auslösen. Dabei wird die Ausstrahlung durch Druck auf den Ischias-Nerv verursacht, der in unmittelbarer Nähe des Muskels verläuft. Neben den Schmerzen kann beim Piriformis-Syndrom auch ein Brennen, Taubheit, Kribbeln oder Muskelschwäche im Bein oder im Gesäß auftreten.
Die Therapie erfolgt fast immer konservativ (ohne Operation) mit dem Ziel, den Piriformis-Muskel zu entspannen und damit auch den Ischias-Nerv zu entlasten. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente können begleitend hilfreich sein. Therapeutisch kommen Wärmeanwendungen, Massagen, Dehnübungen und Physiotherapie zur Anwendung. In Einzelfällen werden auch Medikamente direkt in den Muskel gespritzt oder der Stoff Botulinumtoxin, der zu einer vorübergehenden Lähmung des Muskels führt. Selten erfolgt eine operative Durchtrennung des Piriformis-Muskels.
Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule verursacht häufig Schmerzen im Sitzen oder beim Aufstehen. Gerade, wenn die Gesäßmuskulatur durch die Schmerzsymptomatik stark verspannt ist oder der Bandscheibenvorfall auf eine Nervenwurzel drückt, treten diese Symptome auf. Zusätzlich sind ein Schwächegefühl im Bein, Brennen, Taubheit oder Kribbeln möglich.
Die Therapie ist in vielen Fällen konservativ (ohne Operation) möglich. Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente können helfen. Auch Spritzen in die Nähe der Nervenwurzel werden manchmal angewendet. Medikamente, die die Muskelspannung reduzieren (Muskelrelaxantien), können den Heilungsverlauf unterstützen. Das Gleiche gilt für Wärmeanwendungen, Massagen und Physiotherapie. Wenn die Gefahr besteht, dass durch den Bandscheibenvorfall bleibende Schäden wie Lähmungen im Bein oder Funktionsstörungen von Blase oder Darm hervorgerufen werden, wird eine Operation notwendig.
Eine ISG-Blockade kann bei einem Sturz, einer ruckartigen Bewegung des Rumpfes oder des Beines, durch eine Beinlängendifferenz oder durch Muskelungleichgewichte entstehen. Dabei verkanten sich das Kreuz- und das Darmbein gegeneinander. Typische Symptome sind einseitige Schmerzen, vor allem im Gesäß und im unteren Rücken. Sitzen, Aufstehen oder Treppensteigen verstärkt die Schmerzen häufig noch.
Hauptziel der Therapie ist das Lösen der Blockade durch einen Arzt oder Therapeuten. Zusätzlich ist es wichtig, vorhandene Verspannungen zu reduzieren, weil diese das Gelenk sonst wieder zurück in eine Fehlstellung ziehen können. Physiotherapie zum Ausgleich von muskulären Dysbalancen (Ungleichgewichten) oder eine Einlagenversorgung bei einem Beinlängenunterschied sind ratsam. Neben schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten kommen manchmal auch Spritzen ins Gelenk zur Anwendung.
Bei einer Steißbeinfistel bilden sich im Bereich der Analfalte kleine Hohlräume und Abflussgänge unter der Haut. Ausgelöst werden sie durch entzündliche Prozesse im Unterhautfettgewebe durch nach innen wachsende und sich abkapselnde Haare. Oft macht eine Steißbeinfistel keine Symptome. Es kann aber zu Schmerzen, auch beim Sitzen, Liegen und Aufstehen, und zu Eiterbildung kommen. Bei der akuten Steißbeinfistel bildet sich ein Abszess (abgekapselter Eiterherd). Schmerzen, Schwellung, Überwärmung und oft auch Fieber sind die Folge. Bei der chronischen Form kommt es zu regelmäßigem Austreten von blutiger oder eitriger Flüssigkeit aus den Abflussgängen an die Hautoberfläche. Die Schmerzen sind bei dieser Form eher mild.
Eine symptomlose (asymptomatische) Steißbeinfistel wird oft nicht therapiert. Die akute und die chronische Form, die Beschwerden auslösen, müssen operiert werden.
MedicalNewsToday, Hana Ames – What causes buttock pain when sitting?: https://www.medicalnewstoday.com/articles/pain-in-bottom-when-sitting (online, letzter Abruf: 02.06.2022)
Universitätsspital Zürich – Steissbeinfistel: https://www.usz.ch/krankheit/steissbeinfistel/ (online, letzter Abruf: 02.06.2022)
Gesundheit.gv.at – ISG-Blockade (Iliosakralgelenk): https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/schmerzen/isg-blockade (online, letzter Abruf: 02.06.2022)
aktualisiert am 02.06.2022