Schmerzen im Gesäß beim Gehen können viele Ursachen haben. Muskuläre Probleme wie eine Zerrung, eine Nervenreizung, ein verengter Rückenmarkskanal – das sind nur einige der möglichen Auslöser. Die meisten Ursachen von Gesäßschmerzen beim Gehen sind eher harmlos und konservativ (ohne Operation) gut zu behandeln. In wenigen Fällen ist auch eine Operation notwendig.
Folgende Krankheitsbilder oder Problematiken können Schmerzen im Gesäß beim Gehen auslösen:
Nach einem intensiven Krafttraining, einer ungewohnten sportlichen Betätigung oder einer langen Wanderung kann Muskelkater zu Schmerzen im Gesäß beim Gehen führen.
Muskelkater benötigt keine besondere Therapie und verschwindet nach einigen Tagen von selbst wieder. Zu einem schnelleren Abklingen können Wärme (Sauna, warmes Bad, Wärmflasche oder Ähnliches), leichte Massagen, Bewegung und leichte Dehnübungen beitragen.
Schmerzen im Gesäß beim Gehen sind vor allem bei Zerrungen der Hüftstrecker (ischiocrurale Muskulatur) möglich. Der Schmerz ist dann meist im Bereich des Sitzbeinhöckers zu spüren. Aber auch die Gesäßmuskulatur (Glutealmuskulatur) selbst kann betroffen sein. Eine Zerrung entsteht, wenn die Belastung eines Muskels größer ist als seine momentane Belastbarkeit. Das kann nach langer intensiver Beanspruchung eines Muskels der Fall sein, aber auch durch eine ruckartige Bewegung oder mangelndes Aufwärmen vor dem Sport begünstigt werden. Symptome sind meist ein plötzlich einsetzender, stechender Schmerz, der zu einer entsprechenden Bewegungseinschränkung führt. Bei der genannten glutealen oder der ischiocruralen Muskulatur sind dies Schmerzen im Gesäß beim Gehen.
Als Sofortmaßnahme empfiehlt sich die Anwendung der PECH-Regel (Pause, Eis, Kompression, Hochlagerung). Zumindest die ersten beiden Punkte sind auch am Gesäß gut anwendbar. Die Kältequelle sollte dabei nicht direkt auf die Haut gelegt werden, sondern durch ein Tuch davon getrennt sein. Nach 48 Stunden sind Wärmeanwendungen hilfreich. Durch die Wärme wird die Durchblutung verbessert, der Stoffwechsel gefördert und die Heilung unterstützt. In manchen Fällen werden zu Beginn schmerzstillende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen. Physiotherapie kann helfen. Wenn der Schmerz nachlässt, kann mit Dehnübungen und leichten Mobilisations- und Kräftigungsübungen begonnen werden. Eine Zerrung heilt in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder ab.
Ein Bluterguss im Gesäß kann durch einen Sturz oder durch Körperkontakt bei Fußball oder einer anderen Sportart entstehen. Hauptsymptom sind Schmerzen, oft auch beim Gehen. Zusätzlich kann eine Schwellung oder eine rötlich-blaue Verfärbung der Haut auftreten.
Ein Bluterguss heilt normalerweise innerhalb von Tagen bis Wochen von selbst wieder ab. Wärmeanwendungen (erst nach 48 Stunden), leichte Massagen, Elektrotherapie und Physiotherapie können die Heilung unterstützen. Wenn sich der Bluterguss abkapselt oder sehr tief liegt, kann eine operative Entfernung notwendig werden. Dies ist aber selten der Fall.
Der Piriformis-Muskel ist ein Hüftmuskel, der tief im Gesäß direkt neben dem Ischiasnerv liegt. Deshalb kann er Druck auf den Nerv ausüben, wenn er verspannt oder verdickt ist. Typische Beschwerden bei einem Piriformis-Syndrom sind dann ins Gesäß und ins Bein ausstrahlende Schmerzen. Diese treten häufig auch beim Gehen auf. Außerdem sind Kribbeln, Taubheit oder ein Brennen im Bein möglich.
Ziel der Therapie ist eine Entspannung des Muskels und damit eine Entlastung des Ischiasnerven. Damit der Piriformis-Muskel gut entspannt werden kann, ist eine Schmerzreduktion wichtig. Deshalb kann der Einsatz von schmerzlindernden und entzündungshemmenden Medikamenten zu Beginn sinnvoll sein. Als Therapieoptionen kommen Dehnübungen, Massagen, Wärmeanwendungen und andere physiotherapeutische Techniken in Frage. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, können Medikamente auch direkt in den Muskel gespritzt werden. Botulinumtoxin, ein Stoff, der den Muskel schwächt beziehungsweise lähmt, kann ebenfalls in Einzelfällen gespritzt werden. Er wirkt für drei Monate. In dieser Zeit kann der Nerv sich regenerieren. In seltenen Fällen wird auch über eine operative Durchtrennung des Piriformis-Muskels nachgedacht.
Eine Ischialgie kann vor allem durch einen Bandscheibenvorfall, einen verengten Wirbelkanal (Spinalkanalstenose), ein verengtes Austrittsloch des Nerven an der Wirbelsäule (Foramenstenose) oder verspannte Muskulatur ausgelöst werden. Alle Ursachen führen dazu, dass Druck auf den Nerv ausgeübt wird und Symptome entlang des Nervenverlaufes entstehen. Das können Schmerzen (auch beim Gehen), Kribbeln, Taubheit, Brennen oder auch eine Muskelschwäche sein.
Die Therapie zielt darauf ab, den Nerv zu entlasten. Oft kann dies ohne Operation mit Hilfe von Medikamenten und Physiotherapie erreicht werden. Bleiben die Beschwerden bestehen, kommt eine Operation in Betracht. Je nach Ursache werden dann der Bandscheibenvorfall oder knöcherne Anbauten an der Wirbelsäule entfernt.
Wenn sich das Kreuzbein und das Darmbein im gemeinsamen Gelenk gegeneinander verkanten, entsteht eine ISG-Blockade. Die Ursachen sind vielfältig. Ein Sturz, eine ruckartige Bewegung, das Anheben eines schweren Gegenstandes, eine Beinlängendifferenz mit entsprechenden Muskelungleichgewichten – all das kann eine Blockade auslösen. Ein typisches Symptom ist ein einseitiger Schmerz im unteren Rücken, oft auch im Gesäß oder sogar bis in den Oberschenkel. Diese Beschwerden können sich auch beim Gehen, beim Treppensteigen oder im Sitzen bemerkbar machen.
Die Therapie erfolgt konservativ (ohne OP). Ziel ist das Lösen der Blockade. Dazu kann es hilfreich sein, verspannte Muskulatur vorher mit Wärmeanwendungen, Massagen und Physiotherapie zu lockern. Nach dem Lösen der Blockade durch einen Arzt oder Therapeuten sind diese Maßnahmen in jeden Fall wichtig. Sonst besteht die Gefahr, dass die verspannte Muskulatur das Gelenk direkt wieder in eine Fehlstellung zieht. Zusätzlich sollten Muskelungleichgewichte durch gezielte Kräftigungs- und Dehnungsübungen ausgeglichen werden. Bei vorhandenen Beinlängenunterschieden kann eine Einlagenversorgung hilfreich sein. Medikamente zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung oder entsprechende Spritzen ins Gelenk sind möglich. Eine Operation wird in der Regel nicht notwendig.
Ein Bandscheibenvorfall (Prolaps) kann Schmerzen im Gesäß beim Gehen verursachen. Dies ist der Fall, wenn der Vorfall auf eine Nervenwurzel drückt. Wenn durch die Schmerzsymptomatik allgemein die Gesäßmuskulatur stark verspannt ist, kann dies weitere Schmerzen verursachen. Bei Druck auf eine Nervenwurzel können gleichzeitig Kribbeln, Brennen, Taubheit oder Schwäche im Bein (bis hin zu Lähmungen) auftreten. Husten, Niesen, bestimmte Bewegungen des Rumpfes und Gehen verstärken die Schmerzen häufig noch.
Die Therapie erfolgt meist konservativ (ohne Operation). Zu Beginn sind schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente hilfreich. Auch das Spritzen solcher Präparate in die Nähe der Nervenwurzel kann Linderung bringen. Bei starken Muskelverspannungen helfen sogenannte Muskelrelaxantien (Medikamente zur Muskelentspannung). Wärmeanwendungen oder leichte Massagen tragen zum Lösen von Verspannungen bei. Physiotherapie ist ratsam. Hier können Techniken zur Entlastung der Wirbelsäule und des Nerven angewendet und ein Eigenübungsprogramm individuell erstellt werden. Eine Operation wird notwendig, wenn bleibende Schäden wie Lähmungen drohen. Auch der Kontrollverlust über Blase und Darm gelten als Notfall.
Bei einem Verschleiß (Arthrose) des Hüftgelenkes kommt es nach und nach zu Schmerzen im Bereich der Hüfte, des Gesäßes und im Bein. Zunächst zeigen sich diese Schmerzen vor allem bei Belastung und beim längeren Gehen, später auch in Ruhe. Außerdem verringert sich die Beweglichkeit im Hüftgelenk zunehmend, so dass zum Beispiel das Anziehen von Schuhen und Strümpfen immer beschwerlicher wird.
Die Therapie erfolgt zuerst konservativ (ohne Operation). Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente sowie Physiotherapie gehören zu den Standardmaßnahmen. Ziel der Physiotherapie ist es, die Beweglichkeit des Gelenkes zu verbessern oder so lange wie möglich zu erhalten, Schmerzen zu lindern und schwache Muskeln bestmöglich zu kräftigen. Bei einer fortgeschrittenen Arthrose kann ein künstliches Gelenk (Endoprothese) eingesetzt werden.
Die pAVK ist eine Gefäßkrankheit. Sie wird oft auch als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet, weil die Betroffenen Schmerzen beim Gehen haben und deshalb immer wieder stehen bleiben müssen. Ursache der Erkrankung sind Ablagerungen (Arteriosklerose) in den Arterien des Beckens und der Beine. Dadurch wird der Gefäßdurchmesser verringert und bei Belastung wird die Muskulatur nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das führt zu Schmerzen und manchmal auch zu Krämpfen. Je nachdem, welche Arterien betroffen sind, tretend die Schmerzen eher in den Waden, im Oberschenkel oder im Gesäß auf. Bei der pAVK kommt es zuerst zu einer zunehmenden Verkürzung der schmerzfreien Gehstrecke. Je stärker die Gefäße verschlossen sind, umso öfter treten auch Ruheschmerzen auf. Bei ausgeprägter Mangeldurchblutung kann Gewebe absterben, was im schlimmsten Fall eine Amputation von Gliedmaßen nach sich zieht.
Die Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. In allen Stadien ist eine Veränderung des Lebensstils wichtig. Risikofaktoren wie Rauchen, eine ungesunde und fettreiche Ernährung, Übergewicht, Bluthochdruck oder Diabetes mellitus sollten bestmöglich reduziert werden. Medikamente zur Förderung der Durchblutung sind fast immer Teil der Therapie. Ein spezielles Gehtraining zeigt gute Ergebnisse für eine Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke. Es wird in Deutschland aber nicht häufig angeboten. Bei starken Gefäßverengungen kann eine Operation notwendig werden. Stents (Drahtgeflechte im Gefäß) helfen, die Arterie offen zu halten. Mit Hilfe von Bypässen werden Verschlüsse umgangen und überbrückt.
Die Ursachen für eine Einengung des Wirbelkanals können ein Bandscheibenvorfall oder auch der Anbau knöcherner Sporne bei verschleißbedingten (arthrotischen) Veränderungen der Wirbelsäule sein. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark. Wird das Rückenmark selbst oder werden die aus ihm austretenden Nerven eingeengt, können unterschiedliche Symptome entstehen. Ein typisches Zeichen sind Schmerzen beim Gehen (auch im Gesäß), die sofort nachlassen, wenn die Person sich nach vorne neigt oder mit dem Rumpf vorne abstützt. Zusätzlich können ein Gefühl von Taubheit, Kribbeln, Muskelschwäche oder sogar Lähmungen der Beinmuskulatur auftreten. Die Spinalkanalstenose tritt vor allem bei älteren Menschen auf.
Die Therapie besteht zunächst in der Gabe von Schmerzmitteln und in Physiotherapie. Bei fortschreitender Stenose (Einengung) kommt auch eine Operation in Frage. Hierbei wird die Ursache der Verengung bestmöglich behoben. Das kann die Entfernung einer Bandscheibe, das Abtragen von Knochenspornen oder auch eine Versteifung einzelner Wirbelsäulensegmente sein.
Deutsches Ärzteblatt, Gerhard Rümenapf; Stephan Morbach; Andrej Schmidt; Martin Sigl – Claudicatio intermittens und asymptomatische periphere arterielle Verschlusskrankheit: https://www.aerzteblatt.de/archiv/212899/Claudicatio-intermittens-und-asymptomatische-periphere-arterielle-Verschlusskrankheit (online, letzter Abruf: 30.05.2022)
Universitätsklinikum Ulm, Dr. med. Gunther Lang – Schaufensterkrankheit: https://www.uniklinik-ulm.de/herz-thorax-und-gefaesschirurgie/gefaesschirurgie/schaufensterkrankheit.html (online, letzter Abruf: 30.05.2022)
Patienten-Information.de – PAVK - Durchblutungsstörungen der Beine: https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/pavk#anzeichen-und-beschwerden (online, letzter Abruf: 30.05.2022)
aktualisiert am 30.05.2022