In den ersten Tagen und Wochen des Stillens treten Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl an der Brust häufiger auf. Die Brustwarze ist empfindlich und muss sich erst an die neue Belastung durch das Saugen des Babys gewöhnen. Der Milcheinschuss findet statt und kann ebenfalls unangenehm sein. Mutter und Kind müssen gemeinsam die richtige Anlege- und Saugtechnik finden. Danach sollte das Stillen schmerzfrei möglich sein. Schmerzen können jedoch noch Monate nach der Geburt auftreten. Unter anderem können Schmerzen beim Stillen durch wunde Brustwarzen, zu viel Milch, einen Milchstau oder eine Brustentzündung entstehen. Bleibt das Stillen schmerzhaft, kann das negative Auswirkungen auf das Stillverhalten haben. Aus Angst vor Schmerzen wird es möglicherweise hinausgezögert oder die einzelnen Stilleinheiten werden verkürzt. Das kann zu einer verzögerten Entwicklung des Kindes führen, weil es zu wenig Nahrung erhält.
Je früher der Frauenarzt, die Hebamme oder eine Stillberaterin mit einbezogen und um Rat gefragt wird, desto schneller kann Linderung erzielt werden.
In den meisten Fällen treten Schmerzen beim Stillen an der Brust oder der Brustwarze auf. In einem bestimmten Fall kann Stillen auch ein Ziehen oder Schmerzen im Unterbauch auslösen.
Nach der Geburt kommt es zur Rückbildung der Gebärmutter (Uterus). Dabei zieht sie sich nach und nach wieder auf ihre ursprüngliche Größe zusammen. Das geschieht durch Muskelkontraktionen (das Anspannen der Gebärmuttermuskulatur). Diese Kontraktionen können unangenehm oder schmerzhaft sein. Durch das Stillen wird das Zusammenziehen der Gebärmuttermuskulatur gefördert. Ein Grund hierfür ist die Freisetzung des Hormons Oxytocin beim Stillen.
Eine Therapie ist nicht notwendig. Je mehr sich die Gebärmutter zurückbildet, desto geringer werden die Schmerzen im Unterbauch beim Stillen. Nach wenigen Wochen verschwinden sie in der Regel von selbst.
Eine schmerzhafte Brustdrüsenschwellung kann als normale Reaktion des Körpers in den ersten Tagen (zweiter bis sechster Tag) nach der Geburt auftreten. In dieser Zeit beginnt die Milchbildung, die Brüste schwellen an, werden prall und können empfindlich und schmerzhaft werden. Die Brustwarzen flachen sich ab. Das kann das Anlegen des Babys und das Saugen erschweren, weil der Mund die Brustwarze nicht gut umschließen kann. Trinkt der Säugling noch nicht so viel Milch, wie produziert wird, entsteht eine Brustdrüsenschwellung. Diese sollte aufmerksam beobachtet werden, weil sie in eine Brustdrüsenentzündung (Mastitis) übergehen kann.
Ansatzpunkt der Therapie ist eine regelmäßige Entleerung der Brust. Eine Hebamme oder Stillberaterin sollte hinzugezogen werden, um das genaue Vorgehen im Einzelfall zu besprechen. Häufiges Stillen oder Abpumpen der Milch kann eine sinnvolle Maßnahme sein. Wärmeanwendungen an der Brust vor dem Stillen sind eine weitere Möglichkeit. In den Stillpausen lindert Kühlung die Beschwerden, beispielsweise mit Hilfe von Quarkumschlägen. Eine optimierte Anlegetechnik kann hilfreich sein, um effektiv und schmerzarm stillen zu können.
In den ersten Tagen des Stillens tritt häufig ein sogenannter Ansaugschmerz auf. Er macht sich bei Anlegen des Babys und beim Auslösen des ersten Milchspendereflexes bemerkbar. Als Milchspendereflex wird das Entleeren der Milch aus den Milchbläschen in der Brust über die Milchgänge zur Brustwarze hin bezeichnet. Er wird durch das Saugen des Babys an der Brust mit ausgelöst. Nach einigen Sekunden lässt der Ansaugschmerz in der Regel nach.
Eine spezielle Therapie ist nicht angezeigt. Durch eine leichte Massage der Brust vor dem Stillen kann der Milchspendereflex schon vor dem Anlegen des Babys ausgelöst werden. Dadurch beginnt die Milch schon zu fließen und das erste Saugen des Babys ist weniger oder gar nicht schmerzhaft.
Normalerweise wird der erste Milchspendereflex von der Stillenden als leichtes Kribbeln, Ziehen oder als Druck in der Brust wahrgenommen. Er kann auch schmerzhaft sein. Diese Schmerzen treten häufiger an der Brust auf, die gerade nicht angelegt ist. Der Milchspendereflex bewirkt, dass die Milch aus den Milchbläschen über die Milchgänge zu den Brustwarzen transportiert wird. Der schmerzhafte Milchreflex entsteht häufig in der Anfangsphase des Stillens, in der sich die Brust noch an den Vorgang gewöhnen muss. Andere Auslöser können ein Milchstau, zu viel Milch in der Brust oder einer Brustentzündung (Mastitis) sein.
In vielen Fällen verschwinden die Schmerzen beim Milchspendereflex nach einiger Zeit von selbst. Schmerzen aufgrund eines Milchstaus, von viel vorhandener Milch oder einer Mastitis werden mit den jeweils geeigneten Maßnahmen behandelt.
Für ein schmerzfreies Stillen ist es wichtig, dass das Baby korrekt angelegt ist und dass es mit der richtigen Saugtechnik an der Brust saugt. Dafür sollte der Mund des Säuglings einen Großteil des Warzenhofs (dunkel gefärbte Haut um die Brustwarze herum) mit abdecken. Das wird durch eine weite Mundöffnung des Babys erreicht. Nur so kann der Säugling die Brust für die Milchentleerung optimal zwischen Gaumen und Zunge ansaugen und zusammendrücken. Um das Stillen zu beenden oder um das Kind noch einmal neu anzulegen, sollte zuerst das entstandene Saugvakuum sanft gelöst werden. Das wird erreicht, indem der kleine Finger der Mutter im Mundwinkel des Säuglings zwischen den Oberkiefer und den Unterkiefer geschoben wird. Anschließend kann die Brustwarze schonend aus dem Mund des Babys genommen werden. Eine ungünstige Anlege- oder Saugtechnik kann zugrunde liegen, wenn die Schmerzen während der gesamten Dauer des Stillvorgangs anhalten.
Die Therapie besteht vor allem in der Beratung und Hilfestellung durch eine Hebamme oder Stillberaterin. Werden Anlege- und Saugtechnik optimiert, gehen die Schmerzen beim Stillen zurück. Durch das richtige Anlegen kann einer schmerzhaften Reizung der Brustwarze sowie einer Entzündung der Brust (Mastitis) vorgebeugt werden.
Die Brustwarze muss sich erst an die neue mechanische Belastung des Stillens gewöhnen. Wenn es zu Einrissen oder Abschürfungen an der Haut der Brustwarzen kommt, ist das Stillen schmerzhaft. Ursache hierfür kann ein ungünstiges Anlegen und Saugen des Babys beim Stillen sein. Die Haut der Brustwarzen kann beim Saugen aufplatzen, wenn der Säugling anstatt eines Teils der Brust nur die Brustwarze im Mund hat. Auch ein zu starkes Ansaugen des Babys oder einer Pumpe kann diesen Effekt haben. Ein weiterer Grund für ein ineffektives Saugen kann eine Schwäche des Säuglings aufgrund von Frühgeburt oder Medikamentenwirkungen sein. Eine Schwellung der Brust verändert die Form und Lage von Brustwarze und Warzenhof und kann das Stillen erschweren. Anatomische Varianten bei Mutter und Kind (flache oder nach innen gezogene Brustwarzen, verkürztes Zungenbändchen) können ebenfalls Gründe für ein erschwertes Stillen mit Reizung der Brustwarzen sein. Zu viel Feuchtigkeit oder eine Austrocknen kann Schäden an der Haut der Brustwarze begünstigen.
Erste Therapiemaßnahme ist die Kontrolle der Stillposition, des Anlegens und des Saugens durch eine Stillberaterin oder Hebamme. Durch eine Korrektur können die meisten Fälle von wunden Brustwarzen zunächst gelindert und dann vollständig behoben werden. Oft hilft es, die Position beim Stillen immer wieder zu variieren. Ist die Zungenbeweglichkeit des Babys durch ein verkürztes Zungenbändchen eingeschränkt, hilft eine operative Durchtrennung. Wenn die anatomische Form der Brustwarze zu Problemen beim Saugen führt, können verschiedene Stillpositionen ausprobiert werden. Zur Entlastung der Brustwarze sollte, wenn möglich, auf BH und enge Kleidung verzichtet werden. Bei verletzter Haut ist eine regelmäßige Wundreinigung nach dem Stillen wichtig, um das Eindringen von Keimen und eine folgende Infektion zu verhindern. Geeignete Spüllösungen werden vom Arzt oder der Hebamme empfohlen und ihre Anwendung erklärt. Manchmal ist es hilfreich, durch das Erhöhen der Stillfrequenz die Brustwarze zu entlasten – bei kürzeren Abständen zwischen den einzelnen Stilleinheiten füllt sich die Brust nicht so stark. Nach Rücksprache mit dem Arzt können auch Lanolin-Salbenverbände aufgebracht werden oder eine Behandlung mit Hydrogel-Kompressen oder Ähnlichem erfolgen. Bei Infektionen entscheidet der Arzt, welche Maßnahmen hilfreich und ungefährlich für das Baby sind. Zur Schmerzbehandlung kann Ibuprofen eingenommen werden. Hier sollte die Dosierung ebenfalls mit der Hebamme oder dem Arzt abgesprochen werden. Ein Abstillen ist bei wunden Brustwarzen meist nicht nötig. Bei besonders starken Schmerzen kann über eine Stillpause auf der wunden Seite nachgedacht werden. In diesem Fall muss die Milch regelmäßig abgepumpt oder die Brust per Hand entleert werden.
Wenn mehr Milch in der Brust gebildet wird, als der Säugling trinkt, nimmt das Brustvolumen zu. Das führt zu Spannungen oder Schmerzen. Auch der Milchspendereflex kann schmerzhaft sein. Bei manchen Frauen läuft vermehrt Milch aus der Brust. Beim Kind können ebenfalls Anzeichen für eine Überproduktion von Milch und eine Überforderung beim Stillen auftreten. Diese Anzeichen können häufiges Verschlucken und Aufstoßen, das Loslassen der Brust, Geräusche beim Saugen (Klicken oder Schnalzen) oder das Herausfließen von Milch aus den Mund sein. Unerwünschte Folgen von zu viel Milch in der Brust können ein Milchstau oder eine Brustentzündung sein. Mehrere Ursachen kommen für die erhöhte Milchproduktion in Frage. Manche Frauen bilden anlagebedingt zu viel Milch. Andere pumpen aus unterschiedlichen Gründen vermehrt Milch ab, was die Milchproduktion steigert. Bestimmte Medikamente oder eine Schilddrüsenerkrankung können dazu führen, dass die Milchproduktion gesteigert wird.
Sind Medikamente oder zugrundeliegende Erkrankungen für die Überproduktion verantwortlich, sollte die Therapie hier ansetzen. Wenn viel Milch aus der Brust abgepumpt oder mit der Hand entleert wird, kann dies nach Rücksprache mit der Hebamme oder dem Arzt langsam reduziert werden. Um dem Säugling den Umgang mit dem Zuviel an Milch zu erleichtern, können verschiedene Stillpositionen ausprobiert werden. Je weniger die Milch von alleine fließen kann, desto einfacher wird es für das Baby. Manchmal hilft auch die Verwendung von Stillhütchen oder das Abdrücken der Milchgänge durch die Hand der Mutter. Hier können gemeinsam mit einer Hebamme oder Stillberaterin verschiedene Möglichkeiten ausprobiert werden. Meist reguliert sich die Milchbildung durch entsprechende Maßnahmen nach einigen Wochen bis Monaten.
Einige Frauen erleben vor allem in den ersten Wochen bis vier Monaten nach der Geburt einen Milchstau. Dabei verstopfen sich die Milchgänge in der Brust und die Milch kann nicht mehr frei abfließen. Die Ursachen können vielfältig sein. Eine Überproduktion an Milch kann ein Auslöser sein. Eine andere Möglichkeit ist, dass das Kind noch nicht ausreichend saugt und die Milchgänge dadurch nicht entleert werden. Möglicherweise engen auch BHs, straff sitzende Kleidung oder die Verwendung von Tragtüchern die Brust ein. Stress (zum Beispiel Schlafmangel oder viel Besuch) kann ebenfalls ein Auslöser für einen Milchstau sein. Typische Symptome sind Schmerzen in der Brust, Spannungsgefühl, Schwellung, Verhärtung, teilweise auch Rötung und Überwärmung. Zusätzlich kann leichtes Fieber auftreten. Als Folge eines Milchstaus kann es zur Brustentzündung (Mastitis) kommen.
Bei der Behandlung eines Milchstaus ist es sinnvoll, das Baby häufiger anzulegen, damit die Brust entleert wird. Ist nach dem Stillen weiterhin Milch in der Brust vorhanden, kann diese mit bestimmten Griffen und Massagetechniken entleert werden. Diese sollten von einer Hebamme oder Stillberaterin gezeigt und angeleitet werden. Das Abpumpen verbleibender Milch ist ebenfalls möglich. Wärmeanwendungen vor dem Stillen können den Milchfluss fördern. Nach dem Stillen, Abpumpen oder Ausmassieren ist milde Kälte angenehm. Sie kann in Form von Quarkwickeln oder feuchten Wickeln angewendet werden. Stress sollte, so gut es geht, vermieden werden. Eine ausreichende Trinkmenge, eine ausgewogene Ernährung und Ruhepausen sind wichtig. Geht die Symptomatik nach zwei Tagen nicht deutlich zurück, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Bei der Mastitis kommt es, vor allem bei stillenden Frauen, zu einer Entzündung des Drüsengewebes der Brust. Die Ursache sind oft Bakterien. Neben Staphylokokken können auch Streptokokken oder Pneumokokken der Auslöser sein. Diese gelangen vom Mund des Säuglings an die Brust der Mutter. Durch kleine Hautverletzungen an der Brust können die Keime eindringen und eine Entzündung auslösen. Häufig geht ein Milchstau einer Mastitis voraus. Typische Symptome sind Schmerzen an der Brust, Schwellung, Verhärtung, Rötung, Überwärmung, Abgeschlagenheit, Fieber, Schüttelfrost und allgemeines Krankheitsgefühl. Manchmal kommt es zur Bildung eines Abszesses (abgekapselte Eiteransammlung).
Die Therapie der Mastitis besteht zunächst in der Kühlung der schmerzhaften Brust. Quarkumschläge, feuchte Wickel oder andere Formen der milden Kälte sind hier geeignet. Wenn die Verordnung von Antibiotika sinnvoll erscheint, wird darauf geachtet, dass sie für das Kind verträglich sind und die Mutter weiter stillen kann. Ob ein Abstillen nötig ist, wird im Einzelfall mit dem behandelnden Arzt besprochen. Als schmerzlinderndes Medikament kann Ibuprofen verordnet werden. Ein Abszess wird entweder mit einer Nadel punktiert (eingestochen) und abgesaugt oder mit Hilfe eines Schnittes operativ entfernt.
Von einer Dysbiose wird gesprochen, wenn die natürliche Besiedelung der Haut mit Bakterien gestört ist. Auf der weiblichen Brust sind immer Keime vorhanden. Das ist ganz normal. Wenn das natürliche Gleichgewicht dieser Hautbakterien gestört wird, kann es zu Milchgangentzündungen oder einer Brustentzündung (Mastitis) kommen. Daher wird die Dysbiose oft auch zu den Brustentzündungen gerechnet. Mögliche Ursachen für eine Dysbiose können in der Ernährung, in Umgebungsfaktoren wie Stress, in einer vorangegangenen Behandlung mit Antibiotika oder in Problemen beim Stillen liegen. Schmerzen an der Brust bei Dysbiose treten oft beidseitig auf, werden als brennend oder dumpf empfunden und beim Milchspendereflex oft als stechend.
Ziel der Therapie ist es, das bakterielle Gleichgewicht auf der Haut wiederherzustellen. Dazu können Probiotika (Präparate, die lebende Mikroorganismen enthalten) und Antibiotika geeignet sein. Zusätzlich eignen sich Erzeugnisse aus Sauermilch zur Ergänzung der Ernährung. Eine Kontrolle des Stillmanagements durch eine Hebamme oder Stillberaterin ist sinnvoll, um mögliche Auslöser wie falsche Stillposition oder ungünstige Saugtechnik des Babys auszuschließen.
Als Milchbläschen werden kleine gelbe, weiße oder manchmal rötliche Bläschen an der Brustwarze bezeichnet. Bei einem Milchbläschen verschließt sich ein Milchkanal. Darüber bildet sich ein dünnes Häutchen. Bestandteile der Muttermilch können dazu führen, dass sich ein Milchkanal verschließt. Als unerwünschte Folgen eines Milchbläschens können ein Milchstau oder eine Brustentzündung auftreten.
Milchbläschen sollten frühzeitig behandelt werden, um Komplikationen vorzubeugen. Durch Anwendungen mit feuchter Wärme (Wickel oder Umschläge) in Kombination mit sanften Massagen und dem Stillen des Babys können sich Milchbläschen oft wieder lösen. Helfen diese Maßnahmen nicht, kann ein Öffnen des Bläschens nötig werden. Dies sollte von eine Hebamme oder einem Arzt unter sterilen Bedingungen erfolgen, um Infektionen zu vermeiden.
Bei manchen Frauen kommt es nach dem Stillen zu krampfartigen Verengungen der Blutgefäße in der Brustwarze, sogenannten Vasospasmen. Die Spasmen treten bei Temperaturwechseln von warm nach kalt auf. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Brustwarze nach dem Stillen den warmen Mund des Babys verlässt. Mögliche Ursachen von Vasospasmen können Medikamente wie Betablocker oder zugrundeliegende Erkrankungen wie Rheuma oder das Raynaud-Syndrom sein. Ein Calcium- oder Magnesiummangel, anatomische Abweichungen der Brustwarzenform (flache oder eingezogene Brustwarzen), anatomische Abweichungen im Mundraum des Kindes (verkürztes Zungenbändchen, Kieferasymmetrie), eine ungünstige Anlege- oder Saugtechnik, zu viel, zu wenig oder zu schnell fließende Milch können die Entstehung von Gefäßkrämpfen begünstigen. Typisches Symptom ist eine schmerzende, weiß oder bläulich verfärbte Brustwarze nach dem Stillen. Häufig sind beide Brustwarzen betroffen.
Eine wichtige Maßnahme zur Linderung der Vasospasmen nach dem Stillen ist das Warmhalten der Brustwarze. Hierzu können wärmende Auflagen, Wärmekissen oder eine Wärmflasche verwendet werden. Weiterhin können das richtige Anlegen des Säuglings und eine geeignete Stillposition (beispielsweise bei schnell fließender Milch) helfen. Sind anatomische Abweichungen beim Kind die Ursache, sollten diese behoben werden. Hier kann eine Durchtrennung des Zungenbändchens nötig sein. Gefäßverengende Wirkstoffe wie Koffein und Nikotin sollten gemieden werden. Die Ernährung kann mit Vitamin B6, Calcium, Magnesium und gesunden Fetten ergänzt werden. Es wird empfohlen, die Dosierungen der einzelnen Stoffe mit dem Arzt abzusprechen. Normalerweise können die Schmerzen nach dem Stillen durch diese Maßnahmen gut behandelt werden. Es kann allerdings einige Wochen dauern, bis eine deutliche Besserung eintritt. Reichen die genannten Maßnahmen nicht aus, um eine Linderung zu erzielen, wird in Einzelfällen das Medikament Nifedipin verordnet. Es wirkt gefäßerweiternd.
In der Stillzeit kommt es häufiger zu einer Entzündung der Brust durch Pilze, meist mit Candida albicans. Die Gründe für die Vermehrung solcher Erreger im Brustbereich können unterschiedlich sein. Eine geschwächte Immunabwehr ist eine Möglichkeit. Stress, Medikamente wie Cortison und Antibiotika oder hormonelle Umstellungen können ebenfalls Auslöser sein. Als begünstigende Faktoren gelten das feuchte Klima unter den Stilleinlagen sowie Pilzinfektionen beim Kind (Mundsoor oder Windelsoor). Die Keime können vom Kind auf die Brust der Mutter übertragen werden. Ebenso kann ein Brustsoor bei der Mutter zu Windel- oder Mundsoor beim Kind führen. Typische Symptome von Brustsoor sind stechende Schmerzen beim Stillen, juckende oder brennende Brustwarzen, Risse in der Haut der Brustwarzen, Rötungen oder Schuppungen und manchmal weißliche Beläge oder eine Art Hautausschlag.
Die Therapie der Wahl sind Antipilzmittel (Antimykotika) in Salbenform zum Auftragen auf die Brust. Das Stillen kann während der Behandlung fortgeführt werden. Manchmal kommt auch eine Kombination aus Antimykotikum und Cortison als Salbe zur Anwendung. Helfen Salben nicht ausreichend, werden Antipilzmittel in Tablettenform verordnet. Um den Mechanismus der gegenseitigen Keimübertragung zu unterbrechen, ist es wichtig, Mutter und Kind zu behandeln. Sorgsame Hygienemaßnahmen beim Wickeln und Stillen können helfen, eine Übertragung von Keimen zu verhindern und Pilzinfektionen vorzubeugen.
Eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus, das normalerweise Lippenherpes oder Genitalherpes auslöst, kann auch an der Brustwarze oder dem Warzenhof auftreten. Dann bilden sich an diesen Stellen Herpesbläschen, deren Inhalt hochansteckend ist. Begünstigende Faktoren für eine Herpes-Infektion sind ein geschwächtes Immunsystem, Stress, hormonelle Veränderungen und auch Medikamente wie Cortison. Die entstandenen Bläschen können jucken oder schmerzhaft sein. Allgemeine Krankheitssymptome wie Müdigkeit oder Abgeschlagenheit sind möglich.
Ein Kontakt des Babys mit den Bläschen muss unbedingt vermieden werden. Eine Herpesinfektion beim Neugeborenen kann tödlich enden. An der betroffenen Brust darf nicht mehr gestillt werden, bis der Herpes vollständig abgeheilt ist. Die Milch aus der betroffenen Brust muss dann abgepumpt werden. Ob sie dennoch verwendet werden kann, sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Um das Baby nicht anzustecken, sollte es nicht geküsst werden, solange der Herpes nicht abgeheilt ist. Außerdem sind die Hände nach jedem Kontakt mit den Bläschen und vor jedem Berühren des Kindes sorgfältig zu waschen. Zur Behandlung des Herpes eignen sich antivirale Mittel (Virostatika) wie Aciclovir, das als Salbe aufgetragen werden kann.
Gürtelrose kann ebenfalls im Bereich der Brust auftreten und Schmerzen verursachen. Gürtelrose (Herpes Zoster) ist eine Infektionskrankheit, bei der der Erreger der Windpocken (Varizella-Zoster-Virus) erneut aktiviert wird. Auf einer Körperhälfte entsteht dann in einem begrenzten Bereich ein schmerzender Hautausschlag mit Bläschen. Dieser zieht oft gürtelartig um die Körperseite herum. Die Gürtelrose beginnt oft mit kribbelnder bis brennender Haut im entsprechenden Gebiet, es kann auch zu allgemeinen Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit und geringem Fieber kommen. Nach wenigen Tagen bilden sich die Rötungen, Knötchen und Bläschen, welche schließlich aufplatzen und verkrusten.
Um eine Infektion des Babys mit Windpocken zu verhindern, muss es von den betroffenen Hautstellen ferngehalten werden. Auf der anderen Seite darf bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen üblicherweise gestillt werden. Die Milch der betroffenen Brust muss abgepumpt und verworfen werden. Wichtig ist konsequentes Händewaschen, wenn die befallenen Hautstellen berührt wurden. Gürtelrose lässt sich mit geeigneten Schmerzmitteln wie Ibuprofen, mit Hautpflege und gegebenenfalls mit antiviralen Mitteln (Virostatika) wie Aciclovir behandeln.
Wenn der Säugling in die Brust beißt oder die Kiefer zusammenpresst, kann das sehr schmerzhaft für die stillende Mutter sein. Die Gründe für das Beißen können vielfältig sein. Hierzu zählen ein muskulärer Schiefhals, eine Asymmetrie des Kiefers, Störungen des Nervensystems, ein anhaltender Bissreflex, das Durchkommen von Zähnen und zu langsames Ausfließen der Milch oder zu viel Milch in der Brust. Wenn mehr Milch durch die Brustwarze fließt, als das Kind aufnehmen kann, unterbindet es den Milchfluss manchmal, indem es die Kiefer zusammenpresst.
Die Therapie ist abhängig von der Ursache. Bei allen angeborenen oder erworbenen Schäden oder Erkrankungen beim Kind ist eine ärztliche oder physiotherapeutische Behandlung das Mittel der Wahl. Bei einem Zuviel an Milch können verschiedene alternative Anlegepositionen ausprobiert werden.
Manche Frauen entwickeln nach der Geburt eine Wochenbettdepression. Das Wochenbett bezeichnet die ersten Wochen nach der Entbindung. Die Depression kann einige Monate, manchmal bis zu einem Jahr weiterhin bestehen. Bei einer postpartalen Depression kommt es bei der Mutter zu Stimmungstiefs, sozialem Rückzug oder Hoffnungslosigkeit. Die Ursachen sind nicht vollständig bekannt. Die hormonelle Umstellung nach der Geburt kann eine Rolle spielen. Eine generelle Neigung zu depressiven Verstimmungen oder schon bestehende psychische Erkrankungen vor der Schwangerschaft sind weitere mögliche Faktoren. Stress, Probleme in der Partnerschaft oder Schlafmangel können ebenfalls zur Entstehung einer Wochenbettdepression beitragen. Klassische Symptome sind Freudlosigkeit, mangelnder Antrieb und Energie, Ängste, Hoffnungslosigkeit, Desinteresse am Kind oder an sozialen Kontakten insgesamt. Schmerzen beim Stillen können in dieser Stimmungslage ebenfalls vermehrt auftreten.
In Fällen von Schmerzen beim Stillen, die mit einer Wochenbettdepression kombiniert sind, ist eine ganzheitliche Therapie sinnvoll. Neben lokalen Maßnahmen an der Brust ist es wichtig, auslösende Faktoren zu reduzieren. Eine psychotherapeutische Begleitung ist sinnvoll. In schweren Fällen kann auch eine stationäre Therapie nötig werden.
In neueren Ansätzen wird vermutet, dass verspannte Muskeln ebenfalls Schmerzen in der Brust beim Stillen auslösen können. Insbesondere kann eine verspannte Brustmuskulatur sowie eine verspannte Muskulatur zischen Schulterblatt und äußeren Rippen (Sägemuskel) vorliegen. Durch die erhöhte Spannung in der Muskulatur werden Nerven und Blutgefäße abgedrückt, die für die Versorgung der Brust und der Brustwarze zuständig sind. Ursachen für die Verspannungen liegen häufig in Stresssituationen, in orthopädischen Störungen wie Halswirbelsäulen- oder Schulterproblemen oder in einer nicht entspannten Stillposition. Hauptsymptom sind Schmerzen nach dem Stillen in der Brust. Diese werden als tiefsitzend und brennend oder stechend beschrieben.
Therapieziel ist das Lösen der Verspannungen. Hierbei helfen Massagen, Dehnübungen, Wärmeanwendungen (Wärmekissen, Wärmeflasche), Physiotherapie und eine möglichst entspannte Stillposition.
Eine generell gesteigerte Schmerzempfindlichkeit kann auch an der Wahrnehmung von Schmerzen beim Stillen beteiligt sein. Bei einer Allodynie werden beispielsweise Berührungsreize oder Temperaturreize von Menschen als Schmerz wahrgenommen, die beim Durchschnitt der Bevölkerung keine Schmerzen auslösen würden. Warum diese Reize vom Nervensystem als schmerzhaft interpretiert werden, ist noch unklar. Bei manchen neurologischen Erkrankungen kommt die Allodynie gehäuft auf. Hierzu zählen Fibromyalgie, Polyneuropathie, Migräne und auch das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS). Psychische Belastungen können ebenfalls zur Entstehung einer Allodynie beitragen. Bei stillenden Frauen sind dann Schmerzen beim Stillen oder bei Berührung der Brust durch Kleidung oder bei der Körperpflege typisch. Das kann dazu führen, dass es zu depressiven Verstimmungen und zu Angst vor schmerzauslösenden Situationen wie dem Stillen kommt.
Die Therapie der Allodynie hängt von der auslösenden Ursache ab. Bei psychischen Belastungen hilft es, Stress zu reduzieren oder eine psychotherapeutische Begleitung in Anspruch zu nehmen. Welche Schmerztherapien möglich sind, ohne abstillen zu müssen, sollte im Einzelfall mit den behandelnden Arzt besprochen werden.
Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl beim Stillen können zu Beginn normal sein, weil sich Mutter und Kind erst an den Stillprozess gewöhnen müssen. Damit bei der Mutter aufgrund der Schmerzen keine Angst vor der Stillsituation entsteht, ist es ratsam, sich zeitnah Unterstützung zu suchen. Die Betroffene kann mit der Hebamme, einer Stillberaterin oder dem Arzt sprechen, wenn das Stillen schmerzhaft ist. In den meisten Fällen sind die Ursachen harmlos und können durch ein gutes Stillmanagement beseitigt werden. Manchmal sind Faktoren beim Kind wie ein verkürztes Zungenbändchen die Ursache. Dann hilft dessen Durchtrennung, um dem Baby das Saugen zu erleichtern und die Brust der Mutter zu entlasten. Schmerzen beim Stillen können auch ein Anzeichen für eine Infektion mit Keimen sein. Diese müssen in der Regel medikamentös behandelt werden. Wenn das Stillen schmerzhaft ist, sollte spätestens nach zwei Tagen die Hebamme, eine Stillberaterin oder der Arzt um Rat gefragt werden. Damit besteht die Chance, dass das Stillen schnellstmöglich wieder schmerzarm oder schmerzfrei durchgeführt werden kann.
Wenn das Stillen schmerzhaft ist, können Hebamme oder Stillberaterin und Arzt gemeinsam nach der Ursache suchen. Da viele Auslöser für Schmerzen beim Stillen mit der Anlegetechnik oder dem Saugen des Kindes zu tun haben, legen die Hebamme, die Stillberaterin oder der Arzt hierauf ein besonderes Augenmerk. Typische Fragen sind:
Neben diesen Fragen werden auch Fragen zu Vorerkrankungen, Begleitsymptomen wie Fieber oder Abgeschlagenheit und psychischen Belastungssituationen (Stress mit dem Partner, Belastungen innerhalb der Familie) gestellt.
Im Anschluss an das Gespräch (Anamnese) wird ein Sichtbefund der schmerzhaften Brust erhoben. Auf folgende Aspekte wird besonders geachtet:
Da das Stillen die Schmerzen verursacht, ist es sinnvoll, wenn Hebamme oder Stillberaterin sich den Stillprozess genau ansehen. Dadurch können die Anlegetechnik oder die Saugtechnik des Babys optimiert werden, so dass die Brust beim Stillen entlastet wird.
Meist kann durch Anamnese, Sichtbefund und Beobachten des Stillvorgangs schon eingeschätzt werden, was die Ursache für die Schmerzen beim Stillen ist. In Einzelfällen werden weitere diagnostische Maßnahmen wie Blutuntersuchungen, Ultraschall, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) zur Abklärung der Ursache nötig.
Wenn das Stillen schmerzhaft ist, können Sie selbst viel tun, um zur Linderung beizutragen. Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrer Hebamme, Ihrer Stillberaterin oder Ihrem Arzt. Diese haben Erfahrung und können wertvolle und hilfreiche Tipps geben.
Als allgemeine Empfehlungen gelten:
Schmerzen beim Stillen können dazu führen, dass die Stilleinheiten verkürzt werden oder dass die Mutter Angst vor der Stillsituation entwickelt. Das kann Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung haben. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig Hilfe zu suchen, wenn das Stillen schmerzhaft ist.
Still-Lexikon – Schmerzen beim Stillen: https://www.still-lexikon.de/schmerzen-beim-stillen/ (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
Frauenärzte im Netz – Probleme beim Stillen: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/stillen/probleme-beim-stillen/ (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
familienplanung.de – Gebärmutter-Rückbildung: https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/nach-der-geburt/das-wochenbett-von-a-bis-z/die-mutter-im-wochenbett/gebaermutter-rueckbildung/ (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
Still-Lexikon – Wunde Brustwarzen in der Stillzeit: https://www.still-lexikon.de/wunde-brustwarzen/ (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
Europäisches Institut für Stillen und Laktation, Anja Bier – Beeinflussung der Brustgesundheit durch Probiotika: https://www.stillen-institut.com/de/beeinflussung-der-brustgesundheit-durch-probiotika.html (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
Mutterinstinkte, Hanna – Mit Vasospasmus ohne Schmerzen stillen: https://mutterinstinkte.de/baby/stillen/vasospasmus/ (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
MedLexi – Allodynie: https://medlexi.de/Allodynie (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
TK, Manuela Knetsch – Stillen: wenn nicht alles glatt läuft: https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/schwangerschaft-und-geburt/stillen-optimale-ernaehrung-fuer-ihr-kind/stillen-wenn-nicht-alles-glatt-laeuft-2010054 (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
aktualisiert am 12.01.2023