Der große Zeh und vor allem das Großzehengrundgelenk sind im Alltag großen Belastungen ausgesetzt. Bei jedem Schritt rollt der Fuß über den großen Zeh ab. Schmerzen in der Großzehe führen zu Ausweichbewegungen und einem veränderten Gangbild. Dies hat deutliche Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat, vor allem auf die Nachbargelenke und auch auf die Wirbelsäule. Schmerzen in der großen Zehe können viele Ursachen haben. Ein Gichtanfall, eine gebrochene Zehe, aber auch Verschleiß im Gelenk oder die Überlastung von Sehnen können beispielsweise Auslöser für Schmerzen sein.
Bei Brüchen des großen Zehs bricht das Grundglied häufiger als das Endglied. Eine Fraktur kann durch einen Anprall des Zehs an einer Kante erfolgen. Auch wenn ein Gegenstand auf den Fuß fällt, kann dies zu einem Bruch des Großzehs führen. Typische Symptome sind Schmerzen bei Bewegung oder Belastung. Zusätzlich tritt oft ein Bluterguss (Hämatom) auf. Dieser kann unter dem Zehennagel oder an der Zehe selbst sichtbar werden. Auch eine Schwellung ist üblich. Die Beweglichkeit ist durch die Schmerzen und die Schwellung reduziert. Durch den Zug der Sehnen an den Knochen der großen Zehe kann es auch zu Fehlstellungen der Zehe kommen.
Die Therapie erfolgt meist konservativ (ohne Operation). Dabei wird die große Zehe bestmöglich ruhig gestellt. Hierfür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Die große Zehe kann über einen Tapeverband mit der zweiten Zehe verbunden und dadurch geschient werden. Es gibt aber auch Schienen zur Ruhigstellung. In manchen Fällen wird auch ein Gips im Bereich des Vorfußes angelegt. Eine Operation ist nur bei komplexeren Frakturen notwendig. Dies können Frakturen mit Gelenkbeteiligung sein oder stark verschobene Brüche.
Ein Hallux valgus beschreibt eine Abweichung der großen Zehe im Grundgelenk. Dabei verlagert sich die Großzehe mit ihrem vorderen Ende nach außen in Richtung zweite Zehe. Gleichzeitig verschiebt sich der Kopf (vorderster Anteil) des ersten Mittelfußknochens zur Innenseite des Fußes und tritt stärker in Richtung anderer Fuß hervor. Als Ursache für die Entstehung eines Hallux valgus werden mehrere Faktoren vermutet. Ein abgeflachtes Quergewölbe am Vorfuß (Plattfuß) ist eine davon. Durch die Verbreiterung des Vorfußes verändert sich der Verlauf verschiedener Sehnen an der großen Zehe. Diese wird in der Folge immer stärker in Richtung zweiter Zehe gezogen. Verletzungen der Großzehe, eine schlecht trainierte Fußmuskulatur oder das Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen können die Entstehung eines Hallux valgus begünstigen.
Symptome sind die typische Formabweichung (Ballenzeh) und Druckstellen oder Empfindlichkeiten am Großzehenballen. Es kann auch zur Schleimbeutelentzündung in diesem Bereich kommen. Schmerzen treten zu Beginn oft keine oder nur unter Belastung auf. Im Verlauf der Erkrankung sind Bewegungsschmerzen oder Schmerzen in Ruhe möglich. Zusätzlich kann es zu einer Schwellung des Großzehengrundgelenkes kommen. Ein Hallux valgus kann die Ursache für die spätere Ausbildung einer dortigen Arthrose (Hallux rigidus) sein. Im fortgeschrittenen Stadium kann es vorkommen, dass die Großzehe sich unter die zweite Zehe schiebt. Auch die Ausbildung einer Krallenzehe oder Hammerzehe ist möglich. Eine Veränderung des Gangbildes mit Ausweichmechanismen tritt bei fortgeschrittener Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit auf.
Beim Hallux rigidus kommt es als Folge einer Arthrose im Großzehengrundgelenk zu einer zunehmenden Versteifung dieses Gelenkes. Vor allem die wichtige Extension (Bewegung der Zehe Richtung Fußrücken) ist zunehmend eingeschränkt. Das hat große Auswirkungen auf das Gangbild, da ein Abrollen über die Zehe zunehmend erschwert wird. Die Ursache ist ein fortschreitender Gelenkverschleiß des Grundgelenkes der Großzehe. Diese wird meist durch eine jahrelange Überbelastung durch Übergewicht, Beruf oder Sport ausgelöst. Auch ein Hallux valgus trägt zur Entstehung bei. Frühere Verletzungen wie Frakturen oder durchgemachte Entzündungen können beitragende Faktoren sein. Symptome eines Hallux rigidus sind Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und eine zunehmende Versteifung des Gelenkes. Der Zehenstand oder das Gehen in hohen Schuhen verstärken die Schmerzen in der Regel. Eine Schwellung des Gelenkes kann ebenfalls auftreten.
Die Therapie erfolgt zunächst konservativ (ohne Operation). Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente können bei Bedarf zur Anwendung kommen. Verschiedene Möglichkeiten der Einlagenversorgung oder Veränderungen am Schuh (zum Beispiel eine Ballenrolle) können das Großzehengrundgelenk beim Gehen entlasten. Physiotherapie zur Verbesserung oder zum Erhalt der vorhandenen Gelenkbeweglichkeit ist ebenfalls sinnvoll. In diesem Rahmen ist auch das Erlernen von Eigenübungen möglich. Wenn konservative Maßnahmen nicht mehr ausreichen, kommen verschiedene Operationsmöglichkeiten in Frage. Bei einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) können entzündetes Gewebe und Knochenanbauten entfernt werden. Bei einer offenen Operation kann eine Knochenumstellung (Umstellungsosteotomie) erfolgen. Eine operative Versteifung des Großzehengrundgelenkes in leichter Extensionsstellung (Anhebung) ist eine weitere Option. Ein Gelenkersatz (Endoprothese) ist ebenfalls möglich.
In Rahmen einer Arthrose (Verschleiß) kommt es immer wieder zu Phasen mit Entzündungen. Dies nennt man dann eine aktivierte Arthrose. Symptome sind Schmerzen im Gelenk. Diese treten auch in Ruhe und nachts auf. Die Bewegungen der Großzehe sind schmerzhaft eingeschränkt. Belastung löst ebenfalls Schmerzen aus. Die typischen Entzündungszeichen Rötung, Schwellung und Überwärmung treten häufig auf. Da jede Entzündung im Gelenk den Verschleiß weiter vorantreibt, ist eine frühzeitige Eindämmung wichtig.
Therapiemaßnahmen sind vor allem Entlastung und entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente.
Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung. Dabei richtet sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe. Die Ursachen sind noch weitgehend unbekannt. Es kommt zu Entzündungen an Gelenken. Auch das Großzehengrundgelenk kann betroffen sein. Hauptsymptom sind Schmerzen im Gelenk, auch in Ruhe oder nachts. Schwellung, Überwärmung und Rötung als Zeichen einer Entzündung sind ebenfalls häufig. Durch immer wiederkehrende Entzündungen im Gelenk nimmt der Knorpel zunehmend Schaden. Es kommt zu Bewegungseinschränkungen und möglicherweise zur Ausbildung einer Arthrose (Gelenkverschleiß).
Die Therapie der Wahl ist eine Eindämmung der Entzündung mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten, mit weiteren Rheumamedikamenten oder immununterdrückenden Mitteln (Immunsuppressiva). Physiotherapie zum Erhalt der Beweglichkeit ist begleitend ratsam.
Gicht zählt zu den Stoffwechselstörungen. Dabei kommt es zu einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut (Hyperurikämie). Dies kann entweder durch eine erhöhte Produktion von Harnsäure bedingt sein oder durch einen gestörten Abbau. Folge ist die Ablagerung von Harnsäurekristallen im Gelenk. Ursachen eines hohen Harnsäurespiegels können Nierenerkrankungen, aber auch eine purinreiche Ernährung (Purine kommen vor allem in Fleisch und Wurst vor) oder vermehrter Alkoholkonsum sein. Eine genetische Komponente wird ebenfalls vermutet. Das Großzehengrundgelenk ist am häufigsten von einem akuten Gichtanfall betroffen. Symptome sind plötzlich auftretende starke Schmerzen in der großen Zehe, besonders nachts. Die Zehe wird dick und warm. Berührung, Bewegung und Belastung sind schmerzhaft.
Bei einem akuten Gichtanfall helfen vor allem Medikamente, die entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Auch Medikamente, die den Harnsäurespiegel senken, gehören zur Therapie. Kühlung mit Quarkwickeln oder kühlenden Umschlägen hilft ebenfalls. Auf lange Sicht gilt es den Harnsäurespiegel gut einzustellen. Dadurch können weitere Anfälle und Folgeschäden am Gelenk vermieden werden. Die Reduktion von Übergewicht, eine purinarme Ernährung, wenig Alkohol und insgesamt eine gesunde Lebensweise sind dafür wichtige Maßnahmen.
Bei einer Nagelbettentzündung der Großzehe ist das Gewebe betroffen, auf dem der Zehennagel aufliegt. Es gibt zwei mögliche Krankheitsverläufe, die akute und die chronische Onychie. Die Entzündung wird in der Regel durch Bakterien ausgelöst. Auch Pilzinfektionen sind möglich. Keime können durch kleinere Verletzungen eindringen. Bei der Nagelpflege oder bei einem eingewachsenen Zehennagel kann sich schnell eine Hautverletzung ergeben. Patienten mit Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis (atopische Dermatitis) haben ein erhöhtes Risiko. Einer immer wiederkehrenden Nagelbettentzündung liegen meist andere Erkrankungen zu Grunde. Das kann beispielsweise ein Diabetes mellitus oder eine Durchblutungsstörung sein. Außerdem ist dann häufig mehr als ein Nagel betroffen. Erste Symptome sind meist die klassischen Entzündungszeichen Rötung, Schwellung und Überwärmung der Haut im Bereich des Großzehennagels. Schmerzen kommen hinzu. Diese sind zu Beginn oft belastungsabhängig. Später treten sie auch in Ruhe und nachts auf. Durch die Entzündung kommt es meist zu einer Bildung von Eiter unter dem Zehennagel. Dies verstärkt die Schmerzen noch und kann dazu führen, dass der Nagel sich löst. In manchen Fällen entleert sich der Eiter von selbst.
Die Therapie erfolgt zu Beginn konservativ (ohne Operation). Die Behandlung kann zunächst ohne Arztbesuch erfolgen. Bessern sich die Beschwerden nach ein bis zwei Tagen nicht oder tritt Eiter aus, ist ein Arztbesuch wichtig. Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder einer Schwäche des Immunsystems sollten von Beginn an einen Arzt aufsuchen. Bäder in lauwarmem Wasser, mehrmals täglich, tragen dazu bei, dass der Eiter sich besser entleeren kann. Danach sollte die Zehe sorgfältig desinfiziert und verbunden werden. Cremes gegen Nagelbettentzündungen können ebenfalls aufgetragen werden. Der Arzt kann beurteilen, ob es sich eher um eine bakterielle Infektion oder einen Pilzbefall handelt. Cremes und Salben können dann spezieller gewählt werden. In schweren Fällen kann auch die Einnahme von Antibiotika notwendig werden. Bildet sich die Nagelbettentzündung unter diesen Maßnahmen nicht zurück oder besteht ein großer Eiterherd, kann eine Operation sinnvoll sein. Dabei kann der Eiterherd ausgeräumt und die Wunde gereinigt werden. Eingewachsene Nägel müssen dabei manchmal mitversorgt werden. Bei chronischen Nagelbettentzündungen steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.
Der Nagelwall (Nagelfalz) ist die Haut, die um den Nagel herumläuft. Deshalb wird die Erkrankung umgangssprachlich auch Umlauf genannt. Nagelbettentzündung und Nagelwallentzündung stehen häufig in einem Zusammenhang. Hier kommt die Entzündung ebenfalls durch Erreger wie Bakterien oder Pilze zustande, die durch Verletzungen der Haut eindringen können. Diabetiker und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind stärker gefährdet als andere Personen. Man unterscheidet hier ebenfalls eine akute und eine chronische Form. Symptome sind Druckempfindlichkeit, Schwellung, Rötung, Schmerzen und manchmal auch Eiterbildung im Nagelfalz.
Zur Therapie gehören mehrmals täglich Bäder in lauwarmem Wasser. Danach sollte die Zehe sorgfältig desinfiziert werden. Je nachdem, welche Ursache die Infektion hat, können antibiotische (gegen Bakterien wirkende) oder antimykotische (gegen Pilze wirkende) Salben aufgetragen werden. Bei chronischen Entzündungen kann eine Operation helfen. Entzündetes Gewebe wird entfernt, manchmal auch ein Stück des Zehennagels. Dadurch kann die Entzündung besser ausheilen.
An der Großzehe kann es an der Beugeseite oder der Streckseite zu einer schmerzhaften Überlastung der Sehnen und Sehnenscheiden kommen. Häufiger sind die Strukturen auf der Beugeseite betroffen. Ursache kann ein intensives Training im Sport (zum Beispiel Turnen, Ballett) oder eine ungewohnte Belastung im Beruf oder der Freizeit sein. Symptome sind Schmerzen bei Belastung. Die Anspannung und die Dehnung der entsprechenden Sehne sind schmerzhaft. Die Beweglichkeit der Großzehe kann dadurch eingeschränkt sein. Eine Schwellung und Überwärmung ist ebenfalls möglich.
Die Therapie besteht zunächst in einer Reduzierung der Belastung. Auch eine Ruhigstellung durch eine Schiene oder einen Tapeverband kann sinnvoll sein. Entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente helfen, die Symptomatik zu bessern. Kühlung mit milder Kälte wie Quarkwickeln hat sich zur Schmerzreduktion und Entzündungshemmung ebenfalls bewährt. Begleitend können Elektrotherapie und Physiotherapie zur Anwendung kommen.
Ein Hühnerauge (Clavus) kann an der großen Zehe auftreten. Es handelt sich um eine kleine, stark verhornte Stelle, die sich durch Einwirkungen wie Druck oder Reibung bildet. Zu enge oder nicht gut sitzende Schuhe sind häufig die Ursache für Hühneraugen. Hühneraugen können Schmerzen verursachen, besonders beim Gehen und Auftreten und bei Druck auf die betroffene Stelle.
Zur Selbstbehandlung eignen sich aufweichende Fußbäder, Hühneraugenpflaster oder geeignete Cremes und Lösungen sowie das vorsichtige Abraspeln der Verhornung. Manchmal muss eine ärztliche Behandlung mit einem kleinen Eingriff zum Abtragen des Hühnerauges vorgenommen werden.
In manchen Fällen verschwinden die Schmerzen nach kurzer Zeit von selbst wieder. Bei ausgeprägten Entzündungszeichen (Schmerz, Schwellung, Rötung, Überwärmung) oder wenn der Verdacht auf einen Bruch vorliegt, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Dies gilt auch für beginnende Entzündungen, wenn eine Grunderkrankung wie Diabetes mellitus vorliegt. Bei Schmerzen, die nach zwei bis drei Tagen nicht besser werden, sollte man diese auch ärztlich abklären lassen.
In der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) stellt der Arzt einige Fragen, die ihm eine erste Verdachtsdiagnose ermöglichen. Wichtige Fragen zur Orientierung sind:
Nach der Anamnese folgt die körperliche Untersuchung. Inspektion (Sichtbefund), Palpation (Tastbefund) und Bewegungsprüfung sind hier üblich. Eine Überprüfung des Gangbildes und möglicher Ausweichmechanismen ist sinnvoll. Bei der körperlichen Untersuchung können Schwellungen, Druckempfindlichkeiten, Bewegungseinschränkungen, Fehlstellungen und ähnliche Krankheitszeichen auffallen.
Je nach Verdachtsdiagnose werden weitere Untersuchungen veranlasst. Dazu zählen:
Bei allen Reizzuständen oder nach Unfällen kann man selbst für erste Abhilfe sorgen. Dazu dienen die Maßnahmen der PECH-Regel: Pause, Eis (milde Kälte), Kompression (Druckverband, falls an der Zehe möglich) und Hochlagerung.
Bei Fehlstellungen wie Plattfüßen, die einen Hallux valgus oder einen Hallux rigidus nach sich ziehen können, kann man frühzeitig für eine adäquate Einlagenversorgung und eine Kräftigung zu schwacher Fußmuskulatur sorgen. Bei Grunderkrankungen wie Gicht oder Diabetes mellitus hilft eine gesunde Lebensweise. Hierzu zählen beispielsweise wenig Alkohol, eine ausgewogene Ernährung, die Vermeidung von Übergewicht und ausreichend Bewegung.
aktualisiert am 25.11.2021