Die Abkürzung „TIA“ steht für „transitorische ischämische Attacke“ und beschreibt einen sogenannten Mini-Schlaganfall (oder: kleiner Schlaganfall). Eine TIA tritt unvermittelt auf und die Symptome verschwinden nach kurzer Zeit. Aus diesem Grund nehmen viele Betroffenen eine TIA nicht ernst. Dies stellt eine hohe Gefahr für den Betroffenen dar. Einer TIA folgt in vielen Fällen ein richtiger Apoplex (Schlaganfall). Es ist selbst bei den kurzzeitigen Anzeichen einer TIA generell ratsam, umgehend einen Arzt zu konsultieren. Auf diesem Weg lässt sich ein schwerer Apoplex im besten Fall verhindern. Zwei Fragen sind hier von Bedeutung: Wie entsteht eine TIA und wie erkennt der Patient den Mini-Schlaganfall?
Ein Schlaganfall wird grundsätzlich durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn ausgelöst. Entweder ist ein Blutgefäß durch Ablagerungen oder durch ein Blutgerinnsel verstopft oder es tritt eine Hirnblutung in Erscheinung. Durch beide Auslöser werden die betroffenen Hirnareale nicht mehr ausreichend durchblutet. Es folgt eine Unterversorgung der Hirnzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die Hirnzellen im betroffenen Hirnbereich sterben binnen kurzer Zeit ab. Die Symptome eines Apoplex treten in Erscheinung. Entsprechend der Funktion der betroffenen Hirnregion zeigen sich verschiedene neurologische Störungen (Beeinträchtigungen der Nervenfunktion). Im schlimmsten Fall können durch das abgestorbene Hirngewebe bleibende Langzeitfolgen entstehen.
Bei einer TIA verhält es sich ähnlich wie bei einem richtigen Apoplex. Bestimmte Areale im Gehirn werden für eine kurze Zeit nicht ausreichend durchblutet. Hierdurch kommt es zu zeitlich begrenzten neurologischen Störungen. Da die Durchblutung bei einer TIA nach einiger Zeit wieder gewährleistet ist, zeigen sich die TIA-Symptome nur für kurze Zeit. Dies steht im Gegensatz zu einem echten Apoplex. Hier bleiben die Durchblutungsstörungen bestehen, was das Absterben der Hirnzellen und die andauernden Symptome zur Folge hat.
Die TIA wird gemeinläufig als „kleiner Schlaganfall“ bezeichnet. „Klein“ deshalb, weil die Symptome nur leicht und kurzzeitig sind. In vielen Fällen gleichen die Symptome denen eines richtigen Schlaganfalls. Die Betroffenen können kurzzeitig unter folgenden Beschwerden leiden:
Alle diese Anzeichen einer TIA treten über einen kurzen Zeitraum und häufig in leichter Ausprägung in Erscheinung. Die große Gefahr einer TIA steckt grundsätzlich nicht in diesen Symptomen. Die Schädigungen am Gehirn sind in den meisten Fällen nicht nennenswert, wenn durch die TIA überhaupt welche entstehen. Die größte Gefahr einer TIA liegt in deren Nichtbeachtung. Da die Symptome nur kurz andauern, werden sie von den Betroffenen oft ignoriert. Die Sehstörungen, Taubheitsgefühle oder Sprachstörungen werden auf eine Übermüdung oder Überreizung geschoben. Der Betroffene vergisst oder verdrängt die Symptome nach kurzer Zeit. Da einer TIA jedoch in vielen Fällen ein richtiger Schlaganfall folgt, müssen diese Symptome ernst genommen werden, selbst wenn sie nur leicht auftreten und von kurzer Dauer sind. Dann lässt sich den Ursachen gezielt entgegensteuern, um das Risiko des Schlaganfalls zu vermindern.
Sehstörungen durch eine TIA können sich vielfältig zeigen. Viele Patienten berichten von einem verschwommenen Sehen oder von kurzzeitigem Erblinden auf einem Auge. Andere Menschen erleiden einen zeitlich begrenzten Gesichtsfeldausfall. Hierbei wird das Sichtfeld eingeschränkt. Als Gesichtsfeld wird jener Sichtbereich bezeichnet, den der Mensch wahrnimmt, ohne den Kopf oder die Augen zu bewegen. Bei einem Gesichtsfeldausfall verkleinert sich dieser Sehbereich. Ein kleiner Schlaganfall kann Sehstörungen auf einem oder auf beiden Augen auslösen. Häufiger sind einseitige Sehstörungen.
Von Lähmungen und Taubheitsgefühlen durch die TIA sind oft die Extremitäten (Gliedmaßen) oder das Gesicht betroffen. Der Patient kann einen Arm oder ein Bein nicht mehr bewegen oder die Extremität fühlt sich taub an. Das Gesicht ist halbseitig taub oder gelähmt, der Mundwinkel hängt herab. Dies sind Beispiele für Lähmungen und Taubheitsgefühle, die ein kleiner Schlaganfall verursachen kann. Die Symptome treten häufig einseitig auf, können aber auch beide Körperseiten betreffen. Einige Patienten verspüren eine kurzzeitige Gleichgewichtsstörung durch den kleinen Schlaganfall.
Sprachstörungen durch eine TIA zeigen sich beispielsweise durch das Unvermögen, sich richtig artikulieren zu können. Die Sprache wird undeutlich oder der Betroffene findet nicht mehr die richtigen Worte. Silben oder Buchstaben werden verwechselt. Bei Sprachverständnisproblemen kann der Patient die gesagten Worte eines Gegenübers nicht mehr einordnen. Er versteht geistig nicht mehr, was der Gegenüber ihm mitteilt.
Einige Patienten berichten von Hörstörungen, die im Zeitraum der TIA aufgetreten sind. Diese Hörstörungen können sich als einseitiger oder beidseitiger Hörverlust äußern. Ohrengeräusche wie ein Dröhnen oder ein Piepton sind bei einer TIA ebenfalls möglich.
Treten durch eine TIA Bewusstseinsstörungen auf, kann sich dies vielfältig zeigen. Einige Patienten haben Mühe, die eigene Person und andere Menschen richtig wahrzunehmen. Andere Betroffene verlieren kurzzeitig ihr räumliches oder zeitliches Gefühl. Die Bewusstseinsstörungen können bis zu einer starken Verwirrtheit führen.
Kopfschmerzen und Schwindelgefühle sind ebenfalls ein häufiges Symptom für eine TIA. Wie die anderen Symptome des kleinen Schlaganfalls treten Kopfschmerzen und Schwindelgefühle kurzzeitig auf und klingen nach einiger Zeit wieder ab. Die Schwindelgefühle durch eine TIA können sich beispielsweise als plötzlicher Drehschwindel oder Fallschwindel zeigen.
Die Mediziner sehen eine TIA als klaren Vorboten für einen Apoplex an. 40 Prozent aller Schlaganfallpatienten haben vor dem Apoplex eine TIA erlitten. Aus diesem Grund ist ein kleiner Schlaganfall ein echter Notfall. Treten plötzliche neurologische Störungen auf, sollte ein Notarzt gerufen werden. Selbst wenn die Symptome einer TIA nach kurzer Zeit abklingen, muss sich der Betroffene von einem Arzt untersuchen lassen.
aktualisiert am 21.06.2022