Mindestens ein Viertel aller Kinder im Schul- und Vorschulalter leidet hin und wieder unter Schlafstörungen. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Die Ursachen der Schlafprobleme bei Kindern sind vielfältig. Die Störungen sind selten ein Grund zur Sorge.
Viele Schlafstörungen im Kindesalter sind abhängig von der Entwicklungsphase. Babys haben sehr individuelle Schlaf-Wach-Rhythmen, weswegen man bis zu einem Alter von einem halben Jahr noch nicht von Schlafstörungen spricht – auch wenn ein Baby häufig nachts aufwacht.
Kleine Kinder haben eine Phase, in der sie sich fürchten, alleine zu schlafen, weil sie Angst vor Monstern oder Einbrechern haben und sich vor Geräuschen oder der Dunkelheit fürchten. Bei Schulkindern und Jugendlichen können Leistungsdruck, soziale oder andere Ängste die Ursache für einen schlechten Schlaf sein.
Nicht immer wissen Eltern über die Schlafstörungen ihres Kindes Bescheid. Manchmal ist Tagesmüdigkeit, Unkonzentriertheit und Gereiztheit die Folge. Andererseits kann auch Hyperaktivität auf unruhige Nächte hinweisen.
Wenige Kinder gehen abends gerne und freiwillig ins Bett, vielmehr kommen sie häufig nach dem Abendessen noch einmal richtig in Fahrt. Sie spüren keinerlei Müdigkeit und das Zubettbringen gerät zu einem täglichen Kampf. Kinder brauchen mehr Schlaf als Erwachsene. Zwar sind Schlafbedürfnisse unterschiedlich, aber als Faustregel gilt, dass Kinder zwischen dem ersten und dem zehnten Lebensjahr elf bis zwölf Stunden pro Nacht schlafen sollten, wobei der Schlafbedarf in den ersten Jahren besonders hoch ist und im Laufe der Zeit langsam abnimmt.
Wenn Leistungs- und Konzentrationsstörungen auftreten, sollten Maßnahmen ergriffen werden. Gelegentliche Schlafprobleme sind normal, man sollte aber vermeiden, dass sie chronisch werden.
Auch wenn Kinder nicht von Schlafproblemen berichten, aber unausgeglichen wirken und sich eine Verhaltensänderung zeigt, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.
Kinder müssen ihren Schlaf-Wach-Rhythmus erst finden und tun dies meist in den ersten beiden Lebensjahren. Sie lernen dann, ohne ihre Eltern wieder einzuschlafen, wenn sie wach werden. Auch wenn Erziehungsratgeber bestimmte Entwicklungsschritte nennen, in denen ein Kind dies oder das können sollte, so sind dies Richtwerte. Kinder, die von Natur aus unruhiger sind, brauchen möglicherweise länger, bis sie ihren Schlafrhythmus gefunden haben.
Im medizinischen Sinn handelt es sich erst dann um eine Schlafstörung,
Meist sind es ganz einfache Auslöser, die ein Kind nicht einschlafen lassen. Wie Erwachsene finden auch Kinder schlecht zur Ruhe, wenn ein Tag aufregend war und viele neue Eindrücke zu verarbeiten sind, oder wenn ein wichtiges Ereignis bevorsteht.
Manchmal sind Kinder noch nicht müde, weil sie nicht genug Gelegenheit hatten, sich tagsüber auszutoben oder weil sie einen Mittagsschlaf gehalten haben.
Häufig entfacht der Fernseher den Streit um die Schlafenszeit. Es ist besser, den Fernseher nicht einzuschalten, bis das Kind zu Bett geht, als ihm zu gestatten, dass es die Hälfte der Samstagabendshow sehen darf und dann schlafen gehen soll, während die Erwachsenen oder ältere Geschwister weitergucken dürfen.
Neugier hält Kinder gerne wach: Was tun Erwachsene, wenn Kinder ins Bett gehen müssen? Wenn Kinder sehen, dass sie nichts verpassen, weil ihre Eltern „langweilige“ Bücher lesen, Musik hören oder handarbeiten, fällt ihnen das Zubettgehen wesentlich leichter.
Das erste und einfachste Mittel ist, die Schlafhygiene des Kindes zu überprüfen.
Da Kinder sich auch tagsüber in ihrem Zimmer aufhalten, ist der Raum oft zu warm zum Schlafen. Idealerweise liegt die Temperatur zum Schlafen nicht über 18 Grad. Vor dem Zubettgehen sollte richtig gelüftet werden. Besser schläft es sich bei gekipptem Fenster.
Das Abendessen sollte drei Stunden vor dem Zubettgehen stattgefunden haben und nicht zu schwer sein.
Ob kleine Kinder mit im Elternbett schlafen dürfen, muss jedes Paar selbst entscheiden. Wichtig ist eine konsequente Haltung. Das Kind kann nicht verstehen, warum es heute mit bei den Eltern schlafen darf, morgen aber nicht.
Das Bett sollte für Kinder ein Ort sein, an dem sie gerne sind. Ob das ein Prinzessinnenbaldachin oder Leuchtsterne über dem Bett sind, jede Menge vertrauter Kuscheltiere oder die Lieblingsbettwäsche - ein nach Kinderwünschen ausstaffiertes Bett erleichtert oft das Schlafengehen. Ein Kind, das sich im Bett wohlfühlt, weil es dort Musik oder Hörspiele hören kann, Bilderbücher ansehen oder lesen kann, sich gemütlich mit Mama oder Papa über den Tag unterhalten kann, wird einfacher ins Bett zu bringen sein.
Zubettgehen darf nicht als Strafe eingesetzt werden. Auch Ermahnungen wie „Schlaf jetzt endlich!“ bringen nichts. Kinder schlafen erst, wenn sie wirklich müde sind.
Kinder lernen schlafen, indem ihre Eltern ihnen Strukturen geben: Verlässliche Essens- und Spielzeiten tagsüber sind ebenso wichtig wie feste Schlafenszeiten. Eine gleichbleibende Routine vor dem Zubettgehen und Einschlafrituale sind kein Korsett, das den Kindern aufgezwungen wird, sondern bietet ihnen Verlässlichkeit und Sicherheit.
Vor dem Zubettgehen muss das Kind Zeit haben, „runterzukommen“ und sich langsam auf die Schlafphase vorzubereiten. Fernseher und Computer sollten daher bis spätestens eine Stunde vor dem Schlafengehen ausgeschaltet werden. Manchmal hilft eine warme Milch mit Honig oder ein Becher vom Lieblingstee beim Einschlafen.
Besonders für kleinere Kinder sind Einschlafrituale wichtig. Der Elternteil, der das Kind ins Bett bringt, sollte sich genug Zeit nehmen, sich eine Weile mit ans Bett setzen, etwas vorlesen, erzählen oder zuhören, falls das Kind noch von seinem Tag erzählen möchte. Ein großer Teil der kindlichen Schlafprobleme lässt sich mit Konsequenz beim Zubettgehen und Geduld lösen.
Vor allem zwischen dem zweiten und dem sechsten Lebensjahr kommt es vor, dass Kinder nachts aufwachen, weil sie schlecht geträumt haben. Man spricht dann von Aufwachstörungen (Parasomnie). Meist geschieht das in der zweiten Nachthälfte. Kinder wie Erwachsene verarbeiten die Tagesgeschehnisse in ihren Träumen. Da vor allem kleine Kinder den Unterschied zwischen Realität und Traum noch nicht richtig begreifen, sind Alpträume besonders beängstigend für sie – so beängstigend, dass sie manchmal gar nicht mehr einschlafen wollen aus Angst, dass die Geschehnisse aus dem Traum sich wiederholen. Kindern hilft es, wenn sie über ihren schlechten Traum sprechen können. Falls er sehr belastend war und am nächsten Tag noch ein Thema für das Kind ist, kann man es die bedrohliche Traumsituation zum Beispiel malen oder nachspielen lassen.
Wenn ein Kind nachts aufwacht und weint oder nach Mama oder Papa ruft, sollten die Eltern die nächtliche Zuwendung kurz halten. Wer möchte, dass das Kind schnell wieder zur Ruhe kommt und einschläft, sollte kein Licht machen und sich nicht lange zu dem Kind setzen und mit ihm reden, sondern sich kurz davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist und sich zurückziehen.
Eine Sonderform des nächtlichen Erwachens ist der sogenannte Pavor nocturnus: Das Kind schreckt weinend oder schreiend hoch und ist kaum ansprechbar. Am nächsten Morgen erinnert es sich an nichts mehr, weil sich der Angstanfall in der Tiefschlafphase ereignet. Auch wenn diese nächtlichen Angstattacken für Eltern beunruhigend sind, sollten sie ihr Kind nicht aufwecken und auch am nächsten Tag nicht auf die Geschehnisse ansprechen. Der Pavor nocturnus gehört zu den entwicklungsbedingten Schlafstörungen und kommt nach dem sechsten Lebensjahr seltener vor.
Schlafwandeln ist ebenfalls ein Phänomen, das in der Tiefschlafphase stattfindet. Auch hier sollten Eltern das Kind nicht aufwecken, sondern sanft zurück ins Bett führen. Wichtig ist, dafür zu sorgen, dass das Kind sich bei seinen nächtlichen Rundgängen nicht verletzen kann.
Da die meisten Kinder spätestens im Alter von fünf Jahren nachts trocken sind, ist Bettnässen im Schulalter (Enuresis) mit großer Scham der Kinder behaftet. Sie trauen sich nicht, bei Freunden zu übernachten und Klassenfahrten werden zur Belastungsprobe. Eltern sprechen ebenfalls selten über die Inkontinenz ihres Kindes, weil sie sich selbst schämen oder ihr Kind schützen wollen. Daher wissen viele nicht, dass das Problem weiter verbreitet ist als angenommen. Jedes zehnte Kind macht im Alter von sieben Jahren noch ins Bett und ein bis zwei Prozent der Jugendlichen nässen nachts ein.
Vorwürfe und Druck können das Bettnässen noch verstärken. Einnässen kann ein Hinweis auf psychische Probleme, aber auch eine Entwicklungsverzögerung in der Blasenkontrolle sein. Bei Kindern mit ADHS tritt Bettnässen gehäuft auf.
Wer Schmerzen hat, der schläft schlecht: Oft sind Bauchweh oder Zahnweh daran schuld, dass Kinder nicht gut schlafen können. Normal ist, dass die Schlafqualität bei Infekten leidet. In diesen Fällen können kindgerechte Schmerzmittel, Erkältungsbalsam oder Hustensaft eine Linderung bringen, bis der Infekt abgeklungen ist.
Dauern die Schlafprobleme an, können Atemprobleme dahinterstecken, wenn ein Kind aufgrund von Asthma, Polypen oder vergrößerter Rachenmandeln schlecht Luft bekommt. Hauterkrankungen wie Neurodermitis, die mit einem starken Juckreiz einhergehen, können schwere Schlafprobleme mit sich bringen. Hier können entsprechende Medikamente helfen, die Symptome zu lindern und so einen besseren Schlaf zu ermöglichen.
Um Schlafprobleme bei Kindern und Jugendlichen zu lindern, können pflanzliche oder gegebenenfalls homöopathische Mittel gegen Schlafstörungen verabreicht werden. Synthetische Präparate werden nur in absoluten Ausnahmefällen verschrieben.
Emotionale Probleme stehen häufig in einem engen Zusammenhang mit Schlafproblemen. Eltern, die sich streiten oder sich trennen wollen, Familienzuwachs in Form eines Geschwisterchens, Hänseleien in der Schule oder das Gefühl, dem schulischen Druck nicht gerecht werden zu können - wie Erwachsene reagieren Kinder auf psychische Belastungen mit Schlafproblemen.
Manchmal machen sich die Schwierigkeiten auch tagsüber bemerkbar, indem das betroffene Kind schweigsamer wird oder sich zurückzieht. Wenn die Schlafprobleme anhalten, das Kind sich verändert und nicht über seine Ängste oder Probleme sprechen möchte, kann therapeutische Unterstützung sinnvoll sein. Wie Erwachsene können auch Schulkinder und Jugendliche Entspannungstechniken lernen, die ihnen helfen, besser zu schlafen.
aktualisiert am 06.12.2018