Die Schizophrenie ist definiert als eine tief greifende, psychische Erkrankung, die zu Veränderungen der Gedanken, der Wahrnehmung und des Verhaltens führen kann. Betroffene sind zeitweise nicht in der Lage, zwischen Wirklichkeit und Fantasie zu unterscheiden.
Die Erkrankung gehört zu den endogenen Psychosen. Sie kann leicht oder schwer, akut und traumatisch oder schleichend verlaufen. Für den Außenstehenden ist sie kaum wahrnehmbar. Viele behaupten, dass Schizophrenie eine unheilbare Störung sei oder dass es eine solche Krankheit gar nicht gäbe. Dies ist jedoch nicht richtig.
In Deutschland erkranken etwa 800.000 Menschen mindestens einmal im Leben an einer Schizophrenie. Die Erkrankung tritt meist erstmals zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr auf. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen, wobei Männer im Durchschnitt früher erkranken als Frauen. Durch eine gezielte Therapie können viele Patienten ein weitgehend normales Leben führen. Es handelt sich um eine ernste, aber in der Regel gut behandelbare Krankheit. Etwa 20 von 100 Patienten werden wieder vollständig gesund.
Bis heute sind die genauen Ursachen der Schizophrenie noch unbekannt. Vermutlich spielen chemische Botenstoffe eine wichtige Rolle. Laut neueren Untersuchungen sind ein Teil der Dopamin-Signalwege überaktiv. Die Vermehrung des Neurotransmitters Dopamin führt zu Symptomen wie Halluzinationen oder Verfolgungsangst, ist aber nicht die Ursache der Krankheit. Manchmal sind auch einige Teile des Gehirns verändert. So sind beispielsweise die Ventrikel (mit Gehirnflüssigkeit gefüllte Kammern im Gehirn) häufig erweitert oder Teile des Hippocampus verkleinert.
Auch genetische Faktoren sind wohl an der Entstehung einer Schizophrenie beteiligt. Bei einer familiären Belastung steigt das Risiko um das 5- bis 10-fache. Daneben können auch belastende Ereignisse die Anfälligkeit (Vulnerabilität) für eine Schizophrenie erhöhen. Mögliche Auslöser sind Geburtskomplikationen, unglückliche Kindheit, schwere körperliche Krankheiten sowie akute Belastungen wie Stress in der Familie oder in der Arbeit. In etwa 50 Prozent der Fälle gehen der Erkrankung psychische Belastungen voraus.
Jeder Mensch besitzt ein eigenes Potential zur Stressbewältigung, erst wenn diese Bewältigungsstrategien nicht mehr greifen, kommt es zu einer erhöhten Anfälligkeit. Dies ist auch der Grund, weshalb die Betroffenen vor allem in ihren Fähigkeiten zur Stressbewältigung gestärkt werden sollten.
Die Erkrankung kann alle psychischen Funktionen verändern. Die Symptome sind sehr vielfältig und müssen nicht alle gleichzeitig sowie gleich stark ausgeprägt sein. Typisch ist meist eine Kombination aus Beschwerden, welches in der Medizin auch als Syndrom bezeichnet wird. Grundsätzlich unterscheidet man bei einer Schizophrenie zwischen Grundbeschwerden und zusätzlichen (akzessorischen) Beschwerden.
Des Weiteren kommt es zu einer Reihe von zusätzlichen Beschwerden, bei dem Versuch, das krankhaft Erlebte in einen Sinnzusammenhang zu bringen oder damit zu leben.
Die Erkrankung kann schleichend oder akut verlaufen. Man spricht von einem schleichenden Verlauf, wenn sich der Betroffene immer mehr zurückzieht, von seinem Umfeld isoliert und sich um nichts mehr kümmern möchte.
Zudem können Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Unentschlossenheit, plötzliche Gefühlsänderungen, Drogenmissbrauch sowie Interesse an okkulten Themen auftreten. Dagegen sind akute Schübe durch plötzlichen Beginn und ausgeprägten Symptomen wie akustische Halluzinationen und Verfolgungswahn gekennzeichnet.
In diesem Video erfähren Sie mehr über die frühen Warnzeichen einer Psychose. Worauf sollten Betroffene und woran Angehörige achten?
Die Diagnose kann durch ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen gestellt werden. In Deutschland wird zur Diagnosezwecken ein spezieller Fragebogen genutzt.
Wichtig ist vor allem der Ausschluss anderer Ursachen wie etwa Drogen- oder Medikamentenmissbrauch und Hirntumore. Deshalb werden neben der Anamnese und der körperlich und neurologischen Untersuchung, auch eine Blut- und Urinuntersuchung sowie eine Computer- oder Kernspintomographie durchgeführt. Gegebenenfalls können sich weitere Untersuchungen wie Liquorpunktion (Untersuchung von Nervenwasser) anschließen.
Wichtig ist ein vertrauensvolles und belastbares Behandlungsbündnis mit dem Erkrankten. Ist dies erreicht, so kann man über die Erkrankung und ihre Besonderheiten informieren. Neben der Aufklärung über das Krankheitsbild, erfolgt auch eine medikamentöse Behandlung. Des Weiteren werden verschiedene Psychotherapien, Wiedereingliederungshilfen und Soziotherapie angewandt.
Bei der Behandlung der Schizophrenie spielen Medikamente eine zentrale Rolle. Als Medikamente kommen primär Neuroleptika zum Einsatz. Sie blockieren die Wirkung des Dopamins im Gehirn und bessern psychotische Symptome wie Wahn und Halluzinationen. Doch auch sie sind, insbesondere zu Beginn der Behandlung, mit einer Reihe von Nebenwirkungen wie unwillkürliche Muskelzuckungen oder Antriebslosigkeit behaftet.
Besteht zusätzlich eine depressive Grundstimmung, so können neben den Neuroleptika auch Antidepressiva gegeben werden. Sie bessern die Stimmung, den Antrieb und die Leistungsfähigkeit der schizophrenen Personen. Hilfreich sind außerdem Beruhigungsmittel, da sie Angstzustände lösen und entspannend wirken. Sie dürfen jedoch nur kurzfristig eingesetzt werden, da sie abhängig machen können.
Durch die verschiedenen Formen der Psychotherapie können die beängstigenden Erlebnisse während der Krankheitszeiten besser verarbeitet werden. Auf die Grunderkrankung haben sie jedoch nur einen geringen Effekt. Ziel der Psycho- und Soziotherapie sind: Selbstwertgefühl steigern, eigene Initiative stärken, Konzentrationsfähigkeit trainieren und Bewältigungsansätze erlernen.
Die Schizophrenie heilt bei jedem Fünften vollständig aus. Bei den restlichen 80 Prozent kommt es in unterschiedlichen Zeitabständen immer wieder zu einem neuen Ausbruch. Es sind aber auch chronische Verläufe, dass heißt anhaltende Erkrankungen ohne völlige Erholung, möglich. Grundsätzlich ist ein akuter Beginn als günstig anzusehen. Der Krankheitsverlauf ist unter anderem abhängig von den persönlichen und sozialen Bewältigungsstrategien des Patienten.
Auf der anderen Seite wird der Krankheitsverlauf durch die zuverlässige Einnahme der Medikamente, auch in beschwerdefreien Phasen, günstig beeinflusst. Das Risiko eines erneuten Ausbruchs sinkt unter diesen Voraussetzungen auf unter 30 Prozent.
Leider gibt es aber auch Verläufe mit ungünstiger Prognose, die mit bleibenden und zunehmenden Persönlichkeitsveränderungen einhergehen können. Über die Hälfte der Betroffenen gliedert sich allerdings wieder in das soziale Umfeld ein und kann erneut arbeiten.
Informieren Sie sich ausführlich über die Krankheit, ihre Ursachen und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Achten Sie auf eine geregelte und möglichst stressarme Lebensführung. Die Behandlung kann sich über Jahre erstrecken und erfordert viel Geduld.
Auch Angehörige müssen lernen, mit der psychotischen Erkrankung umzugehen, da sie meist die Last der Psychose mittragen, egal ob sie wollen oder nicht. Hierzu eignen sich vor allem Selbsthilfegruppen, da sie ein Informationsaustausch mit Menschen ermöglichen, die sich in der gleichen Situation befinden.
Letzte Aktualisierung am 10.04.2024.