Mit der zunehmenden Reiseaktivität nach Afrika und dem Mittleren Osten muss beim Schwimmen in verseuchten Gewässern auch mit der Möglichkeit einer genitalen Schistosomiasis gerechnet werden. Schistosomiasis (synonym: Bilharziose) ist eine Wurmerkrankung (Helminthose) der tropischen und subtropischen Regionen.
Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit 200 bis 300 Millionen Menschen in mehr als 70 Ländern mit Schistosomen infiziert sind. Bedingungen für einen stabilen Übertragungszyklus sind Wärme, das Vorhandensein von Eierausscheidern (Urin, Fäzes), aquatische Schnecken (Zwischenwirt) sowie ein niedriger hygienischer Standard.
Es lassen sich mehrere Schistosomen-Arten unterscheiden: Schistosoma (S.) haematobium, S. mansoni, S. intercalatum, S. japonicum und S. mekongi. Nach Kontakt mit den Süsswasserschnecken kommt es zur Zerkarien-Dermatitis. Dabei besteht intensiver Juckreiz sowie erythematöse Papeln an den Hautstellen, die Kontakt mit den Zerkarien hatten. Der Beginn der Eierausscheidung durch den Menschen liegt zwischen 4 bis 11 Wochen.
Klinisch kommt es bei der akuten Schistosomiasis zunächst zum Katayama-Fieber, wobei hier systemische allergische Reaktionen im Vordergrund stehen. Schistosomiasis (Bilharziose) - Kreislauf
Typische Symptome sind zudem Urtikaria (Nesselsucht), Exanthem (Hautausschlag), Übelkeit, Durchfälle, Bauch-, Gelenkschmerzen, Hepatomegalie (Lebervergrößerung) und eine ausgeprägte Eosinophilie (Erhöhung von speziellen weißen Blutkörperchen).
Bei der chronischen Schistomiasis kommt es abhängig von der Erregerart zum Befall der Darm- oder Blasenwand, verbunden mit einer Granulombildung. In Folge der Granulombildung bestehen Fibrosierung sowie Schrumpfungen der befallenen Regionen.
Schistosomiasis muss heute auch zunehmend als reisemedizinische Infektion angesehen werden. Untersuchungen aus London fanden bei asymptomatischen Afrika-Reisenden, die in stehenden Gewässern gebadet hatten, in 18% einen Befall mit Schistosomen.
Gerade bei warzenartigen Läsionen nach einem Tropenurlaub sollte an diese Wurminfektion gedacht werden. Schätzungen besagen, dass weltweit 9 bis 13 Millionen Frauen an genitaler Schistosomiasis leiden. Die Infektion erfolgt meist durch Baden in Bilharziose-verseuchten Gewässern. Auch ein Süsswasserkontakt, zum Beispiel beim Schieben eines steckengebliebenen Jeeps durch einen Tümpel, reicht aus, um mit Zerkarien Kontakt zu haben.
Nach dem Eindringen nisten sich die Parasiten in den Venen des kleinen Beckens und des Mesenteriums ein. Bei infizierten Frauen finden sich adulte Würmer in jedem Bereich des weiblichen Genitales. So lassen sich oftmals Wurmeier aus diesem Bereich isolieren. Bei der Infektion mit Schistosoma haematobium scheint die Cervix uteri (Gebärmutterhals) bevorzugt befallen zu sein.
Klinisch zeigt sich dabei oftmals ein blumenkohlartiges Wachstum, eine knotige Hypertrophie, ulzerative oder polypenartige Läsionen als Folge der granulomatösen Entzündung. Die durch den Schistosomenbefall verursachten Symptome sind Dysmenorrhoe (Menstruationsstörungen), Menorrhagie (verlängerte und verstärkte Blutungen), Leukorrhoe (weißgelber Ausfluß aus der Scheide), Unterbauchschmerzen, post-koitale Blutungen, intermenstruelle Blutungen und Dyspareunia (Schmerzen beim Sex).
Der genitale Wurmbefall gilt als Kofaktor bei der HIV-Übertragung in endemischen Gebieten.
Die Behandlung der Schistosomiasis erfolgt mit Praziquantel, welches gut verträglich und wirksam ist.
Letzte Aktualisierung am 29.01.2021.