Die Schimmelpilzallergie ist eine Allergie gegen die häufig vorkommenden Schimmelpilze. Normalerweise handelt es sich um eine Allergie gegen die Sporen der Schimmelpilze, also die Vermehrungszellen der Pilze. Die Sporen können unter anderem über die Luft zum menschlichen Körper gelangen und dort die allergische Reaktion auslösen.
Eine Allergie ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf bestimmte Fremdsubstanzen (Allergene), die an den Körper gelangen. Bei einer Schimmelpilzallergie sind dies entsprechend die Schimmelpilze beziehungsweise deren Sporen (Zellen, die der Verbreitung dienen). Die Sporen sind sehr leicht und werden in großen Mengen über die Luft verbreitet. So können sie rasch an den Körper des Menschen gelangen.
Schimmelpilze sind sehr vielfältig, eine Allergie kann durch viele verschiedene Arten ausgelöst werden. Einige typische Gattungen von Schimmelpilzen mit hoher Verbreitung und Allergiepotenzial sind Penicillium (Pinselschimmel), Aspergillus (Gießkannenschimmel), Mucor (Köpfchenschimmel) oder Aureobasidium. Sie kommen das ganze Jahr über vor. Nur über bestimmte Monate (saisonal) finden sich allergene Sporen von Schimmelpilzen beispielsweise der Gattungen Alternaria oder Cladosporium.
Wichtige Schimmelpilzvertreter und ihr Vorkommen sind:
Am häufigsten handelt es sich um eine Schimmelpilzallergie auf Sporen, die in die Atemwege gelangen. In der heutigen Zeit sind oft Wohnungen und Häuser mit Schimmel befallen. Die Schimmelpilze bevorzugen eine feuchte Umgebung wie feuchte Wände, Ecken unter Teppichen oder hinter Möbeln, Kleiderhaufen, sie wachsen in feuchten Matratzen und Sofas, hinter Holzvertäfelungen oder auch an Klimaanlagen oder Luftbefeuchtern. Die Bildung von Schimmel im Haus wird durch schlechtes Lüften, kalte Wände, Entstehung von Kondenswasser, Lecks im Dach oder in der Außenverkleidung und unvorteilhafte Bauweise mit der Gefahr der Feuchtigkeitsstauung gefördert. Allgemein sind eine relativ warme Umgebung und Feuchtigkeit förderlich für Schimmel.
Doch aus der ursprünglichen natürlichen Umgebung kommen selbstverständlich auch Schimmelpilzsporen. Schimmelpilze wachsen dort, wo organisches Material feucht genug ist, z. B. auf morschem Holz und in Holzstapeln, in Laubaufhäufungen oder im Kompost. Besonders viele Sporen der Schimmelpilze finden sich in der Luft, wenn das Wetter wechselhaft bis nass ist. In den Jahreszeiten Sommer bis Herbst erreicht die Sporenbelastung der Luft Spitzenwerte.
Eine Schimmelpilzallergie kann nicht nur durch eingeatmete Sporen zustande kommen. Eine weitere mögliche Ursache für eine allergische Reaktion sind verschimmelte Lebensmittel.
Daneben können für manche Speisen und Getränke verschimmelte Zutaten verwendet worden sein wie z. B. für Säfte, Fruchtmus, Ketchup oder Wein. Des Weiteren enthalten einige Speisen gezielt erwünschten Schimmel wie z. B. Schimmelkäse - auch dieser kann eine Allergie auslösen. Manche Lebensmittel wie Fleisch können mit bestimmten Schimmelpilzen haltbar gemacht werden, einzelne Produkte des Schimmels sind zur Lebensmittelverarbeitung nützlich, außerdem werden gewisse Medikamente wie Penicillin auf der Basis von Produkten von Schimmelpilzen hergestellt.
Schimmel ist ansonsten ohnehin für den Körper schädlich. Gifte, die die Schimmelpilze herstellen, können unter anderem Leber, Nieren, Nerven, Haut, Keimgewebe oder das Abwehrsystem schädigen oder die Krebsentstehung fördern. Und Schimmel beziehungsweise die Sporen haben die starke Eigenschaft, Allergien auszulösen.
Die typische Schimmelallergie geschieht durch eine Reaktion auf Sporen, die über die Luft in den Körper gelangen. Sie führen zu Symptomen, die denen von Heuschnupfen oder einer Hausstauballergie entsprechen. Diese Schimmelpilzallergie äußert sich in einer verstopften, laufenden Nase, häufigem Niesen, juckenden und tränenden Augen oder Husten. In heftigen Fällen kann es zu asthmatischen Anfällen und Atemnot kommen. Auch Symptome wie Nesselsucht (Urtikaria) können vorkommen. Ein schwerwiegender allergischer Schock (anaphylaktischer Schock) ist bei manchen Betroffenen möglich.
Einige Patienten bekommen während bestimmter Monate mit starker Schimmelbelastung allergische Symptome. Andere haben das ganze Jahr über Probleme. Dies hängt davon ab, welcher Schimmelpilz genau die Allergie verursacht.
Sind es hingegen Schimmelpilze in der Nahrung (oder in Medikamenten), dann kommt es zu anderen Beschwerden. Hauptsächlich finden sich Symptome im Magen-Darm-Trakt wie Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, aber es kann ebenfalls zu Schnupfen oder Atemnot, Nesselsucht oder einem anaphylaktischen Schock kommen.
Eine Übersicht möglicher Symptome:
Die Diagnose beginnt mit dem Gespräch des Arztes mit dem Patienten (Anamnese). Der Arzt erhält Auskunft über die Symptome und bei welcher Gelegenheit sie auftreten. Damit kann er schon einmal eingrenzen, welcher Auslöser (Allergen) die Allergie bedingen könnte. Nach der körperlichen Untersuchung erfolgt ein Allergietest, beispielsweise als Prick-Test. Dabei werden verschiedene potenziell allergieauslösende Stoffe (Allergene) mittels kleiner Einstiche in die Haut gebracht. Anhand der Reaktion kann kontrolliert werden, gegen welche Substanzen der Patient allergisch ist. Das gelingt bei Schimmelpilzen aber nicht immer besonders gut, da die Testlösungen nicht standardmäßig hergestellt werden. Zur weiteren Kontrolle und zum Nachweis erfolgt ein RAST-Test, bei dem das Blut auf Antikörper gegen die Schimmelpilze getestet wird. Des Weiteren kann unter strenger ärztlicher Kontrolle ein Provokationstest geschehen, bei dem gezielt die jeweiligen Pilzsporen in die Atemluft gebracht werden und gewartet wird, ob sich eine Reaktion ergibt.
Die wichtigste Maßnahme bei jeder Allergie, so auch bei der Schimmelpilzallergie, ist es, den Kontakt zum auslösenden Stoff zu verhindern. Betroffene sollten sich also nicht in Räumen mit Schimmelbefall aufhalten. Gegebenenfalls müssen Maßnahmen getroffen werden, den Schimmel im Haus zu beseitigen und einem neuerlichen Befall vorzubeugen - das gilt auch für Lebensmittel.
Eine allergische Reaktion, etwa an den Atemwegen, kann mit verschiedenen Mitteln gebessert werden wie z. B. Antihistaminika (Wirkstoffe gegen den körpereigenen Botenstoff Histamin) oder Cortison. Allergische Erscheinungen auf der Haut können mit Pflegemitteln gebessert werden.
Auf längere Sicht ist bei einer ausgeprägten Schimmelallergie eine spezifische Immuntherapie sinnvoll, die auch unter dem Namen Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung bekannt ist. Das funktioniert aber nur dann, wenn das Allergen (Allergieauslöser) genau ermittelt wurde. Über längere Zeit wird der Körper immer wieder einer geringen Menge des Allergens ausgesetzt, bis die Reaktion darauf kaum noch vorhanden ist.
Das Auftreten von Schimmel muss wirksam verhindert werden, um einer allergischen Reaktion vorzubeugen. Um Feuchtigkeit aus dem Raum herauszuhalten, eignet sich das Stoßlüften: Fenster für fünf Minuten weit öffnen, anstatt es gekippt zu halten. Die Zimmer sollten mehrmals am Tag im Abstand von einigen Stunden stoßgelüftet werden. Wer die Luftfeuchtigkeit messen will, kann sich danach richten, dass diese möglichst zwischen 40 und 60 Prozent beträgt und nicht höher ist. Zudem sollten Möbel nicht direkt an einer Wand stehen, die gefährdet ist, feucht zu werden und Schimmel zu bilden. Von Zeit zu Zeit sollten schlecht zugängliche Ecken wie z. B. hinter Möbeln, unter Teppichen oder hinter Holzvertäfelungen auf Flecken oder beginnenden Schimmel kontrolliert werden. Auch Klimaanlagen müssen immer wieder auf Schimmel überprüft werden.
Die Erde von Zimmerpflanzen wird oft sehr feucht und kann Schimmel entwickeln. Beim Gießen sollte ein gesundes Mittelmaß zwischen zu wenig und zu viel Wasser erreicht werden - oder ganz auf die Pflanzen verzichtet werden. Zusätzliche Luftbefeuchter sollten entfernt werden.
Bei Nahrungsmitteln sollte ebenfalls darauf aufgepasst werden, dass diese nicht schimmeln. Nahrungsreste oder Abfälle sollten nicht achtlos irgendwo stehen, sondern frühzeitig entsorgt werden. Leicht schimmelnde Lebensmittel sollten im Kühlschrank aufbewahrt werden.
Feuchte, befallene Stellen müssen saniert werden. Kleinere Schimmelstellen können mit einfachen Mitteln wie Essigkonzentrat beseitigt werden. Im Handel gibt es ebenfalls Mittel gegen Schimmel, die aber nicht alle als gesundheitlich vorteilhaft gelten. Bei ausgedehnterem Befall sollten Fachleute zu Rate gezogen werden und eine professionelle Sanierung erfolgen.
Die Allergie gegen Schimmelpilze besteht an sich dauerhaft. Die Symptome und Gefahren ergeben sich aber erst dann, wenn der Betroffene mit Schimmelpilzen beziehungsweise einer nennenswerten Menge Sporen in Kontakt kommt. Die Vermeidung beziehungsweise die konsequente Bekämpfung des Schimmels kann deshalb die Beschwerden verhindern. Oft kann eine Therapie wie die spezifische Immuntherapie (Hyposensibilisierung) den Betroffenen helfen. Besteht die Schimmelpilzallergie und die Belastung mit Schimmel ungehindert weiter, dann kann sich bald ein allergisches Asthma entwickeln. Außerdem ist ein anaphylaktischer Schock als Reaktion möglich, der prinzipiell lebensgefährlich ist.
Artikel über Schimmelpilze und Gesundheit
Zusammenfassung von Studien über Schimmelpilze im Lebensumfeld
Studie zu Schimmel im Haus und Allergieentstehung (englisch)
aktualisiert am 01.04.2020