Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) liegt vor, wenn zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden sind. Das führt dazu, dass der Stoffwechsel sich verlangsamt. Das hat viele Folgen für den Organismus wie Müdigkeit und verminderte Leistungsfähigkeit oder auch eine Gewichtszunahme. Um sich selbst zur ersten Orientierung zu testen, kann man schauen, ob häufige Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion vorhanden sind. Der Arzt kann die Schilddrüsenunterfunktion über die Bestimmung von Blutwerten feststellen.
Der bedeutsamste Blutwert, um die Schilddrüsenfunktion zu testen, ist der TSH-Wert. TSH ist ein Hormon, das die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 steuert. Ist der TSH-Wert im Normalbereich, dann liegt höchstwahrscheinlich keine Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion vor. Bei den meisten Fällen einer Unterfunktion ist das TSH im Blut erhöht. Selten kann es auch erniedrigt sein.
Erhältlich sind darüber hinaus Selbsttests für zuhause, die einen erhöhten TSH-Spiegel aufzeigen können. Bei Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion ist jedoch ohnehin der Besuch beim Arzt zu empfehlen.
Die Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann sich durch verschiedene Veränderungen und Beschwerden bemerkbar machen. Das Befinden und der körperliche Zustand können deutliche Hinweise auf diese Erkrankung liefern. Man selbst kann sich anhand einiger Fragen orientierend darauf testen, ob eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegen könnte:
Je mehr Fragen Sie mit Ja beantworten können, desto mehr fällt der Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion. Diese Fragen dienen jedoch nur einer ersten Einschätzung. Eine richtige Diagnose kann nur ein Arzt stellen. Gegebenenfalls sollte ein Termin ausgemacht werden, um die Symptome abzuklären.
Einen weiteren Hinweis gibt der Spiegel-Schlucktest. Mit dem Test lässt sich in Eigenregie kontrollieren, ob die Schilddrüse vergrößert oder verändert ist. Der Versuch wird mit einem Handspiegel und am besten mit einem Schluck Wasser durchgeführt.
Der Spiegel muss so gehalten werden, dass der vordere Teil des Halses zwischen Kehlkopf und dem Übergang zum Brustkorb sichtbar ist. In diesem Bereich befindet sich die Schilddrüse. Nehmen Sie den Kopf nach hinten und schlucken Sie das Wasser herunter, während Sie Ihren Hals über den Spiegel betrachten. Schauen Sie, ob sich im Bereich unter dem Kehlkopf Schwellungen oder Knoten befinden. Falls notwendig, führen Sie die Selbstuntersuchung mehrmals hintereinander durch, um Veränderungen zu erkennen. Sind beim Schlucktest im Spiegel Schwellungen oder Knoten zu sehen, dann lassen Sie sich einen Arzttermin zur Überprüfung geben.
Um die Schilddrüse genauer untersuchen zu lassen, können Patienten zum Endokrinologen (dem spezialisierten Arzt für Hormonstörungen) gehen. Die Endokrinologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Beim Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung können Betroffene sich ebenso erst an den Hausarzt wenden.
Das wichtigste Mittel des Arztes ist die Blutuntersuchung. Nach einer Blutentnahme am Patienten wird die Blutprobe ins Labor geschickt. Bei der Analyse sind vor allem die Hormonwerte von Bedeutung.
Liegen die Ergebnisse vor, wird als erstes der Wert für TSH beurteilt. TSH steht für Thyreoidea stimulierendes Hormon. Dieses Hormon wird in der Hirnanhangdrüse hergestellt und fördert die Bildung der Schilddrüsenhormone. Ist das TSH im Blut im Normbereich, dann besteht in aller Regel keine Schilddrüsenfunktionsstörung. Normale Werte für TSH liegen zwischen 0,4 und 4,0 mU/l (Milli-Units pro Liter) vor.
Hormon | Normalwert |
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TSH | 0,4 und 4,0 mU/l |
T3 (gesamt) | 0,9 bis 1,8 ng/ml |
fT3 (freies T3) | 3,5 bis 8,0 ng/l |
T4 (gesamt) | 5,5 bis 11,0 µg/dl |
fT4 (freies T4) | 0,8 bis 1,8 ng/dl |
Bei einem erhöhten Wert für TSH müssen die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und vor allem T4 (Thyroxin) in die Beurteilung einfließen. Eine primäre Schilddrüsenunterfunktion besteht, wenn zusätzlich zu dem erhöhten TSH-Wert die Werte für T3 und T4 im niedrigen Bereich (erniedrigt oder normal) sind. Die Schilddrüsenhormone werden als sogenannte freie Hormone im Blut gemessen (abgekürzt fT3 und fT4).
Eine sekundäre Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion, die nicht von der Schilddrüse ausgeht) liegt vor, wenn sowohl das TSH als auch die Schilddrüsenhormone T3 und T4 erniedrigt sind.
Schilddrüsenfunktion | Schilddrüsenwerte |
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Primäre Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) | TSH zu hoch fT3 und fT4 zu niedrig |
Euthyreose (normale Schilddrüsenfunktion) | TSH normal ft3 und fT4 normal |
Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) | TSH zu niedrig fT3 und fT4 zu hoch |
Sekundäre Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) | TSH zu niedrig fT3 und fT4 zu niedrig |
Die Blutuntersuchung ist schon bei Neugeborenen aussagekräftig. Bei ihnen kann ein Screening-Test auf eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion an einem Tropfen Blut erfolgen, das aus der Ferse gewonnen wird. Dieses Neugeborenen-Screening erfolgt 36 bis 72 Stunden nach der Geburt und umfasst auch den Test auf weitere mögliche angeborene Stoffwechselerkrankungen. Das Screening kann als Teil der U2-Untersuchung vorgenommen werden. Mit dem Screening-Test ist es möglich, die angeborene Schilddrüsenunterfunktion früh zu entdecken und rechtzeitig eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen zu beginnen. Ansonsten führt die Unterfunktion zu schweren geistigen und körperlichen Störungen der Entwicklung.
Um eine Hashimoto-Thyreoiditis (eine Form von Schilddrüsenentzündung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift) festzustellen, können weitere Werte im Blut gemessen werden. Die größte Bedeutung haben hier bestimmte Antikörper, die mikrosomalen Antikörper (MAK), die auch als TPO-AK (Thyrosin-Peroxidase-Antikörper) bezeichnet werden.
Noch vor den anderen Untersuchungen führt der Arzt ein Patientengespräch (Anamnese) durch. Neben den typischen Symptomen sind für den Arzt die Lebensgewohnheiten des Betroffenen, die Ernährung (gibt Hinweise auf möglichen Jodmangel), eigene Vorerkrankungen oder Erkrankungen von Verwandten (Hinweise auf erbliche Störungen) von Interesse. Um die Schilddrüse und ihre Größe zu beurteilen, tastet der Arzt bei der körperlichen Untersuchung den Halsbereich ab.
Eines der wichtigsten Mittel, um Schilddrüsenerkrankungen zu diagnostizieren, ist die Ultraschalluntersuchung (Sonografie). Mit der Schilddrüsen-Sonografie kann die Ausdehnung und die innere Struktur der Schilddrüse ermittelt werden. Die Duplex-Sonografie als spezielle Ultraschalluntersuchung mit Farbcodierung ermöglicht eine Beurteilung des Blutflusses und der Schilddrüsenfunktion.
Weiterführende Untersuchungen kann der Arzt durchführen, um verschiedene Erkrankungen feststellen zu können, die die Ursache für eine Unterfunktion oder eine Veränderung der Schilddrüse sein können. Zu den Untersuchungsmethoden gehören:
Menschen, die keine Beschwerden entsprechend einer Schilddrüsenunterfunktion haben, können dennoch einen Test auf die Erkrankung durchführen lassen. Ärzte oder Labore bieten den TSH-Test als IGeL (individuelle Gesundheitsleistung) an, der damit von der getesteten Person selbst bezahlt werden muss. Der Kostenpunkt der Blutuntersuchung liegt bei etwa 20 bis 30 Euro.
Im Allgemeinen wird dieser Früherkennungstest ohne bestimmte Grundlage als nicht sinnvoll erachtet. Eine Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion ist überflüssig, wenn keine Symptome bestehen. Die Behandlung zahlt sich dann weder für die geistige Leistung noch für das Wohlbefinden oder für körperliche Funktionen wie den Blutdruck aus. Außerdem wird manchmal nur der erhöhte TSH-Wert festgestellt, ohne im Anschluss weitere Untersuchungen durchzuführen. Ist der Wert nur durch Schwankungen kurzzeitig erhöht, kann die Behandlung der vermeintlichen Unterfunktion zu einer Überfunktion führen.
Bei Schwangeren ist der Test allerdings empfehlenswert, da Schilddrüsenprobleme zu Fehlgeburten oder Unterentwicklungen des Babys führen können. Manche Ärzte empfehlen den TSH-Test auch bei Schilddrüsenerkrankungen in der Familie, da das Risiko durch die Veranlagung erhöht ist.
Ärzte können bei Symptomen oder aus anderen medizinischen Gründen zur Abklärung einen TSH-Test durchführen, der in diesen Fällen von der Krankenversicherung gezahlt wird.
Schnelltests für zuhause ermöglichen es Menschen, ohne hohen Aufwand eine Schilddrüsenunterfunktion zu erkennen. Diese Tests messen üblicherweise, ob das TSH einen bestimmten Wert überschreitet. Die Durchführung ist einfach und das Ergebnis liegt nach Minuten vor. Das erhöhte TSH gibt einen ersten Hinweis auf eine Schilddrüsenunterfunktion, kann aber keine genaue Diagnose beim Arzt ersetzen. Bei Beschwerden, die auf eine Schilddrüsenunterfunktion hindeuten, ist unabhängig davon eine ärztliche Untersuchung angezeigt.
Onmeda – Selbsttest Schilddrüsenunterfunktion: https://www.onmeda.de/selbsttests/selbsttest_schilddruesenunterfunktion.html (online, letzter Abruf: 28.04.2020)
PraxisVita – Vergrößerte Schilddrüse? Der Schluck-Test zeigt es: https://www.praxisvita.de/vergroesserte-schilddruese-der-schluck-test-zeigt-es-13448.html (online, letzter Abruf: 28.04.2020)
Healthline, Elaine K. Luo – Thyroid Function Tests: https://www.healthline.com/health/thyroid-function-tests (online, letzter Abruf: 28.04.2020)
Internisten im Netz – Schilddrüsenunterfunktion: Untersuchungen & Diagnose: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schilddruesenunterfunktion/untersuchungen-diagnose.html (online, letzter Abruf: 28.04.2020)
Kinder- & Jugendärzte im Netz – U2 – zweite Vorsorge: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/vorsorge/baby-u1-bis-u6/u2-zweite-vorsorge/ (online, letzter Abruf: 28.04.2020)
Schilddrüsenguide – Schilddrüsenwerte auf eigene Kosten untersuchen lassen: https://schilddruesenguide.de/thyreoiditis/schilddruesenwerte-auf-eigene-kosten-untersuchen-lassen/ (online, letzter Abruf: 28.04.2020)
Apotheken Umschau, Dr. Reinhard Door – IGeL Schilddrüsentest: TSH-Messung: https://www.apotheken-umschau.de/Gesundheit/IGeL-Schilddruesentest-TSH-Messung-556499.html (online, letzter Abruf: 28.04.2020)
aktualisiert am 01.05.2020