Eine Schilddrüsenunterfunktion ist durch eine verminderte Anwesenheit von Schilddrüsenhormonen im Körper gekennzeichnet. Daher ist die mit Abstand wichtigste Maßnahme bei der Unterfunktion, die fehlenden Hormone zu ersetzen. Patienten bekommen L-Thyroxin zur Einnahme als Tabletten. L-Thyroxin entspricht dem Hormon T4 (Thyroxin), das neben T3 (Trijodthyronin) in der Schilddrüse gebildet wird. In einigen Fällen können weitere Medikamente zum Einsatz kommen wie Jodtabletten oder ergänzende Präparate.
L-Thyroxin oder Levothyroxin ist ein Wirkstoff, der identisch ist mit dem von der Schilddrüse gebildeten Hormon Thyroxin. Dieses wird auch als T4 bezeichnet. Thyroxin ist zugleich eine Vorstufe des deutlich wirksameren Trijodthyronin (T3) und kann im Körper in dieses umgewandelt werden. Das L-Thyroxin als Medikament wird künstlich hergestellt.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion bildet die Schilddrüse zu wenig T3 und T4. Betroffene haben Beschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Kältegefühl oder weitere, teils schwere Folgen. Die Einnahme von L-Thyroxin erhöht die Menge an Schilddrüsenhormonen im Körper und wirkt daher den Symptomen und Auswirkungen der Unterfunktion entgegen.
Die Tablette mit L-Thyroxin wird täglich eingenommen, am besten morgens. Eine Einnahme abends ist ebenfalls denkbar. Das Mittel sollte nach Möglichkeit eine halbe Stunde vor dem Frühstück genommen werden. Die Tablette ist mit Wasser zu schlucken. Kaffee schwächt die Aufnahme über den Darm erheblich, daher sollte er nicht um die Einnahmezeit herum getrunken werden (frühestens wieder eine halbe Stunde danach).
Die meisten Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion nehmen das Mittel ihr ganzes Leben lang ein, um die fehlenden Hormone auszugleichen (wird es aus anderen Gründen wie einer vergrößerten Schilddrüse eingesetzt, kann es gegebenenfalls nach einiger Zeit abgesetzt werden). Falls die Tablette einmal vergessen wurde, kann die Einnahme nachgeholt werden. In sehr schweren Fällen (Myxödemkoma), bei denen die Einnahme nicht richtig möglich ist, kann L-Thyroxin über die Vene in die Blutbahn gespritzt werden.
Wird L-Thyroxin bei einer Schilddrüsenunterfunktion gegeben, kommt es selten zu Nebenwirkungen. In der richtigen Dosis treten fast nie unerwünschte Wirkungen auf. Eine zu hohe Dosierung des Medikaments führt zu den Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion. Patienten klagen in diesen Fällen über Beschwerden wie:
Sollte das L-Thyroxin Nebenwirkungen auslösen, dann ist eine Rücksprache mit dem Arzt erforderlich. Dieser entscheidet, ob gegebenenfalls die Dosis herabgesetzt werden muss oder für einige Tage kein L-Thyroxin eingenommen werden soll.
Die tägliche Dosis der Thyroxin-Tabletten richtet sich danach, wie ausgeprägt die Unterfunktion der Schilddrüse ist. Das Körpergewicht spielt ebenso eine Rolle. Am Anfang wird eine geringe Dosis gegeben, üblicherweise 25 oder 50 µg (Mikrogramm) L-Thyroxin. Insbesondere Menschen mit Vorerkrankungen wie Durchblutungsstörungen des Herzens oder ältere Betroffene müssen mit einer niedrigen Menge L-Thyroxin beginnen. Gleiches gilt bei einer starken Unterfunktion oder einer schon lange andauernden Hypothyreose. Später ist bei guter Verträglichkeit beim Patienten eine schrittweise Erhöhung der Dosis möglich. Im äußersten Fall bekommt der Patient 200 µg L-Thyroxin pro Tag vom Arzt angeordnet.
L-Thyroxin kann durch viele andere Medikamente in der Wirksamkeit beeinflusst werden. Ebenso kann es die Wirkung anderer Mittel beeinflussen:
Ob andere Medikamente des Patienten Wechselwirkungen zu L-Thyroxin aufweisen, sollte mit dem Arzt besprochen werden oder kann dem Beipackzettel entnommen werden. Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel können ebenfalls einen Einfluss haben. Soja, Kaffee, Calcium und Eisen vermindern beispielsweise die Aufnahme des L-Thyroxin in das Blut.
L-Thyroxin darf nicht gegeben werden bei Erkrankungen wie Überempfindlichkeit gegenüber dem Medikament, akutem Herzinfarkt oder akuter Herzentzündung. Erkrankungen wie Herzkranzgefäßverengung und ausgeprägte Arteriosklerose sprechen ebenfalls eher gegen die Einnahme, ebenso wie Schwangerschaft und Stillzeit. In solchen Fällen muss abgewägt werden, inwiefern und in welcher Dosis das Schilddrüsenhormon notwendig ist.
Ein Jodmangel führt zu einer herabgesetzten Produktion von Schilddrüsenhormonen (sie enthalten Jod). Beim Jodmangel besteht zunächst eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) und es kann sich eine Vergrößerung der Schilddrüse entwickeln (Kropf, Jodmangelstruma). Bei dieser Erkrankung nehmen die Betroffenen vorrangig ebenfalls L-Thyroxin zum Hormonersatz ein. Jodtabletten (Jodid) können sinnvoll sein, um den Mangel an diesem Spurenelement zu beheben. Das kann der Entwicklung der Hypothyreose und des Kropfes vorbeugen.
Jod kommt in verschiedenen Nahrungsmitteln in brauchbaren Mengen vor wie Seefisch, Milch, Spinat oder dem in Deutschland mit Jod angereicherten Standard-Speisesalz. Dennoch reicht bei vielen Menschen die Jodversorgung über die Nahrung nicht aus. Einen hohen Bedarf haben unter anderem Schwangere und stillende Mütter.
Durchschnittliche Erwachsene brauchen 200 µg Jod täglich, die normalerweise aus der Nahrung stammen. Pro Tag sollten aber insgesamt nicht mehr als 500 µg Jod aufgenommen werden. Die Dosierung der Jodtabletten hängt von verschiedenen Faktoren wie Körpergewicht und Alter ab, die gewöhnlichen Dosierungen liegen bei 50 bis 200 µg. Jodid wird mit etwas Wasser eingenommen, der beste Zeitpunkt ist nach einer Mahlzeit.
Lebensphase | Bedarf nach WHO (µg/d) | Bedarf Deutschland (µg/d) |
---|---|---|
Baby (0 bis 3 Monate) | 50 | 40 |
Baby (4 bis 11 Monate) | 50 | 80 |
Kind (1 bis 3 Jahre) | 90 | 100 |
Kind (4 bis 6 Jahre) | 90 | 120 |
Kind (7 bis 9 Jahre) | 120 | 140 |
Kind (10 bis 12 Jahre) | 120 | 180 |
Teenager (ab 13 Jahre) | 150 | 200 |
Erwachsene (bis 50 Jahre) | 150 | 200 |
Schwangerschaft | 200 | 230 |
Stillzeit | 200 | 260 |
Erwachsene (ab 51 Jahre) | 150 | 150 |
Die Einnahme von Jodtabletten muss mit dem Arzt abgesprochen werden. Aktive Schilddrüsenknoten sprechen beispielsweise gegen die Einnahme von Jod. Bei Schilddrüsenkrebs darf es ebenfalls nicht eingenommen werden.
Mittel, die nicht zur Standardbehandlung gehören, können bei manchen Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion unterstützend helfen.
Selen ist an verschiedenen Stellen des Schilddrüsenhormon-Stoffwechsels beteiligt, zum Beispiel an der Umwandlung des Hormons T4 in das wirkungsreichere T3. Vor allem bei einer Hashimoto-Thyreoiditis (Erkrankung, die eine Ursache von Schilddrüsenunterfunktion sein kann) kann die Zufuhr von Selen sinnvoll sein. Es kommt in Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch, Paranüssen oder Linsen vor, kann aber auch als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden.
Der Vitamin-B12-Spiegel kann durch die Schilddrüsenunterfunktion erniedrigt werden. Vitamin B12 kann gegen Folgen der Hypothyreose helfen wie gegen die Müdigkeit. Nahrungsmittel wie Rinderleber, Fleisch, Fisch oder Käse enthalten viel Vitamin B12. Ebenfalls kann das Vitamin zur Nahrungsergänzung eingenommen werden.
Bei diesen oder weiteren Mitteln ist eine eventuelle Einnahme bei einer Schilddrüsenunterfunktion mit dem Arzt abzusprechen. Meist sind Nahrungsergänzungsmittel nicht erforderlich, können bei Mangelzuständen aber sinnvoll sein.
Psychrembel online – Levothyroxin: https://www.pschyrembel.de/Levothyroxin/B040D (online, letzter Abruf: 14.05.2020)
WebMD – Treating Hypothyroidism: https://www.webmd.com/women/guide/low-thyroid-treatment (online, letzter Abruf: 14.05.2020)
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PharmaWiki – Levothyroxin: https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Levothyroxin (online, letzter Abruf: 14.05.2020)
Healthline, Jill Eisnaugle – 5 Natural Remedies for Hypothyroidism: https://www.healthline.com/health/hypothyroidism/five-natural-remedies-for-hypothyroidism (online, letzter Abruf: 14.05.2020)
Deutsche Apotheker Zeitung, Julia Borsch – L-Thyroxin morgens nüchtern – muss das sein?: https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2018/03/29/l-thyroxin-morgens-nuechtern-muss-das-sein (online, letzter Abruf: 14.05.2020)
gesundheitsinformation.de (Institut für
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)) – Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): https://www.gesundheitsinformation.de/schilddruesenunterfunktion.2713.de.html (online, letzter Abruf: 14.05.2020)
aktualisiert am 14.05.2020