In jedem Lebensalter kann sich bei Menschen eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) entwickeln. Die Hormonstörung kann nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und bereits Babys betreffen. Der Mangel an Schilddrüsenhormonen führt im kindlichen Körper zu einer allgemeinen Verlangsamung von Stoffwechselvorgängen. Insbesondere bei kleinen Kindern und Säuglingen kann eine Schilddrüsenunterfunktion schwere, bleibende Folgen durch eine körperliche und geistige Entwicklungsstörung verursachen. Die Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion beim Kind sind vielfältig und können Beschwerden wie ständige Müdigkeit, Verstopfung oder trockene Haut umfassen. Die Hypothyreose im Kindesalter lässt sich wie bei Erwachsenen gut mit Medikamenten behandeln. Unter dieser Therapie können die Betroffenen ein normales Leben führen.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion haben Betroffene zu wenig Schilddrüsenhormone im Körper. Das kann verschiedene Gründe haben:
Bei einigen Kindern kann die Ursache für die Schilddrüsenunterfunktion nicht ermittelt werden.
Neugeborene bekommen die ersten Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion innerhalb der ersten Lebenswochen bis Lebensmonate. Bei den Säuglingen kann es durch die kongenitale Hypothyreose unter anderem zu folgenden Symptomen kommen:
Häufig fallen die Symptome kaum auf. Sie können gering ausgeprägt sein und werden deshalb oft nicht als Hinweis auf eine Erkrankung gedeutet. Selbst Ärzte können diese Anzeichen übersehen.
Im Laufe der Kindheit kann es bei Betroffenen zu Beschwerden kommen wie:
Die Beschwerden können je nach Alter und Schwere der Unterfunktion unterschiedlich sein. Über die Zeit können sich erste Folgen entwickeln wie:
Je näher das Erwachsenenalter rückt, umso mehr äußert sich eine Schilddrüsenunterfunktion wie bei Volljährigen, die betroffen sind. Mögliche Anzeichen in der Jugend sind:
Wie in jeder Altersgruppe können die Beschwerden undeutlich und gering ausgeprägt sein. Vielfach wird die Erkrankung nicht erkannt.
Bereits bei Neugeborenen sollte das Blut des Kindes auf eine Schilddrüsenunterfunktion getestet werden. Eine Screening-Untersuchung wird 36 bis 72 Stunden nach der Geburt meist im Rahmen der U2-Untersuchung durchgeführt. Dem Baby wird ein Tropfen Blut aus der Ferse entnommen und auf TSH untersucht. TSH ist ein Hormon aus der Hirnanhangdrüse, das die Schilddrüse stimuliert. Im gleichen Zuge wird das Blut auch auf weitere angeborene Stoffwechselerkrankungen getestet. Vor allem wenn das TSH erhöht ist, besteht ein Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion. Folgeuntersuchungen werden dann eingeleitet. Durch das Neugeborenen-Screening kann eine angeborene Schilddrüsenunterfunktion frühzeitig aufgedeckt werden. Das Kind kann gleich durch die Gabe von Schilddrüsenhormonen behandelt werden. Entwicklungsstörungen von Gehirn und Körper können dadurch verhindert werden.
Bei etwas älteren Kindern wird beim Verdacht auf eine Hypothyreose ein Bluttest auf TSH (schilddrüsenstimulierendes Hormon) und T4 (das Schilddrüsenhormon Thyroxin) durchgeführt, in einigen Fällen auch auf T3 (Trijodthyronin). Der Arzt erhält im Gespräch mit dem Kind oder den Eltern (Anamnese) Hinweise auf die Erkrankung, wenn Symptome wie beispielsweise Müdigkeit beschrieben werden. Weitere Anzeichen können in der körperlichen Untersuchung festgestellt werden, zum Beispiel auch eine vergrößerte Schilddrüse. Die Bestätigung der Schilddrüsenunterfunktion liefert der Bluttest.
Lesen Sie dazu auch: Welche Werte weisen auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin?
Die zentrale Behandlungsmethode einer Schilddrüsenunterfunktion ist die Gabe von Schilddrüsenhormonen. Sie dienen als Ersatz für die zu wenig produzierten eigenen Hormone. Dazu nehmen die Kinder das Mittel L-Thyroxin ein. L-Thyroxin ist die gleiche Substanz wie das natürliche Schilddrüsenhormon T4 oder Thyroxin. Das Hormonpräparat wird täglich gegeben. Viele Betroffene müssen es ein Leben lang einnehmen.
Die Dosis des Medikaments muss an die Erfordernisse angepasst werden. Bei Kindern richtet sich die Menge unter anderem nach dem Alter und dem Gewicht.
Babys bekommen das Medikament so früh wie möglich nach der Geburt, sobald die Hypothyreose festgestellt wird. Mit dieser Behandlung lassen sich weitere Folgen, eine Unterentwicklung und Komplikationen vermeiden.
AWMF online, Prof. H. Krude – Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle der
Primären angeborenen Hypothyreose: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/027-017l_S2k_Primaere_Angeborene_Hypothyreose_2011-abgelaufen.pdf (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
Healthline, Jill Eisnaugle – Hypothyroidism in Children: Knowing the Signs and Symptoms: https://www.healthline.com/health/hypothyroidism/hypothyroidism-in-children (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
Pharmazeutische Zeitung, Claudia Borchard-Tuch – Schilddrüse kann schon Kinder plagen: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-092010/unter-ueber-und-fehlfunktion-schilddruese-kann-schon-kinder-plagen/ (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
Stanford Children's Health – Congenital Hypothyroidism in Children: https://www.stanfordchildrens.org/en/topic/default?id=hypothyroidism-in-children-90-P01963 (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
University of Rochester Medical Center – Congenital Hypothyroidism in Children: https://www.urmc.rochester.edu/encyclopedia/content.aspx?ContentTypeID=90&ContentID=P01963 (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
Kinder- & Jugendärzte im Netz – Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/schilddruesenunterfunktion-hypothyreose/was-ist-eine-schilddruesenunterfunktion/ (online, letzter Abruf: 25.05.2020)
aktualisiert am 25.05.2020