Die Hormone der Schilddrüse fördern und beschleunigen eine Vielzahl von Prozessen im Körper. Sie sorgen dafür, dass genügend Energie umgesetzt wird. Sind zu wenig Schilddrüsenhormone vorhanden, dann liegt eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) vor. Die Vorgänge im Körper werden gehemmt und verlangsamt. Die Folgen der Schilddrüsenunterfunktion betreffen vielfältige Aspekte der Körperfunktionen von der Verdauung über das Energieniveau bis zur geistigen Aktivität.
Die Auswirkungen auf den Körper hängen davon ab, wie ausgeprägt der Mangel an den Schilddrüsenhormonen T3 und T4 ist. Während einige Menschen ein leichtes Defizit der Hormone gar nicht wahrnehmen, kann es bei anderen in schwerwiegenden Fällen zu ernsten Folgeerkrankungen und Komplikationen kommen. Welche Folgen die Schilddrüsenunterfunktion hat, ist zudem von Patient zu Patient unterschiedlich.
Durch Medikamente lassen sich die Schilddrüsenwerte normalisieren. Wird die Unterfunktion aber nicht behandelt, können sich schwere bis lebensbedrohliche Komplikationen wie Herzerkrankungen, Unfruchtbarkeit oder das sogenannte Myxödemkoma ergeben.
Unklare, allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, erhöhtes Körpergewicht oder körperliche Schwäche lassen sich mit vielen Störungen in Zusammenhang bringen. Eine Untersuchung beim Arzt zeigt, ob die Blutwerte für eine Schilddrüsenunterfunktion sprechen.
Müdigkeit und Abgeschlagenheit sind typische, sehr häufige Beschwerden bei einer Schilddrüsenunterfunktion. Durch die niedrigen Blutspiegel der Schilddrüsenhormone wird der Energieumsatz herabgesetzt. Betroffene fühlen sich schläfrig und unmotiviert. Sie sind weniger aktiv und fühlen sich dennoch erschöpft. Trotz vermehrten Schlafens sind Betroffene ständig müde.
Eine Folge der Hypothyreose kann eine herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit sein. Betroffene können sich nicht mehr gut auf Aufgaben konzentrieren, sind im Denken verlangsamt und können Gedächtnisprobleme haben. Die Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen bessern sich unter der Gabe von Schilddrüsenhormonen wieder.
Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion frieren schnell. Bei Umgebungstemperaturen, die für andere angenehm sind, ist ihnen bereits kalt. Das hängt damit zusammen, dass der Organismus aufgrund der verminderten Schilddrüsenhormone weniger Eigenwärme erzeugt. Allgemein setzt der Körper weniger Energie um als bei Gesunden, Wärme entsteht jedoch durch die Verbrennung von Energie.
Hinzu kommt, dass das braune Fettgewebe, das für Wärmeproduktion im Körper zuständig ist, durch den Mangel an Schilddrüsenhormonen heruntergefahren wird. Die Körpertemperatur kann bei kühlerer Umgebung nicht mehr so gut aufrechterhalten werden.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kommt es zu einer Gewichtszunahme, die sich nicht durch vermehrte Kalorienzufuhr oder einen offensichtlichen Wegfall körperlicher Aktivität erklären lässt. Durch die niedrigen Werte der Schilddrüsenhormone wird der Körper in den Energiesparmodus versetzt. Dies nennt sich kataboler Stoffwechsel. Dazu gehört:
Diese Vorgänge führen zu einem erhöhten Körpergewicht, selbst wenn die Kalorienaufnahme nicht größer geworden ist.
Eine Hypothyreose kann bei den Betroffenen eine Depression auslösen. Viele Patienten sind mental niedergeschlagen und haben eine getrübte Stimmungslage. Angststörungen können ebenfalls die Folge sein. Sogar eine Psychose mit Symptomen wie Wahn oder Halluzinationen kann bei Betroffenen auftreten. Unter einer Behandlung mit Schilddrüsenhormonen bessern sich diese Störungen.
Auf das Herz und den Blutkreislauf hat die Schilddrüsenunterfunktion ebenfalls Auswirkungen. Der Blutdruck kann erhöht sein, da die Arterien verengt sind. Das Herz schlägt langsamer und die Pumpfunktion ist abgeschwächt. Dies kann sich in Form einer Leistungsschwäche bei Belastung zeigen. Betroffene mit Schilddrüsenunterfunktion haben ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen. Sie können durch den hohen Blutdruck im Zusammenhang mit einem erhöhten Cholesterinspiegel verursacht werden, der durch die mangelnden Schilddrüsenhormone entstehen kann. Es kann zu einer Arteriosklerose und somit zu einem gesteigerten Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere Arterienverschlüsse kommen.
Menschen mit Hypothyreose haben eine erhöhte Neigung zur Verstopfung. Der Nahrungsbrei wird nur langsam durch den Magen-Darm-Trakt befördert. Bei der Verstopfung handelt es sich selten um die einzige Folge der Hypothyreose oder um das am stärksten ausgeprägte Symptom dieser Hormonstörung.
Weitere Probleme im Verdauungsbereich durch die Hypothyreose können Sodbrennen oder ein aufgeblähter Bauch sein. Des Weiteren können wichtige Stoffe wie Mineralien und Vitamine nicht mehr so gut aufgenommen werden, was zu Mangelzuständen führen kann.
Die Atemfunktion ist ebenfalls eingeschränkt, denn die Atemmuskulatur arbeitet schwächer als bei Gesunden. Dadurch kommt es zur Kurzatmigkeit, insbesondere bei Belastungen.
Die Hypothyreose erhöht zudem das Risiko für kurze, wiederholte Atemaussetzer während des Schlafens. Diese sind unter dem Fachausdruck Schlafapnoe bekannt und können weitere schwerwiegende Folgen auf den Organismus haben.
Die Schilddrüsenhormone wirken sich auf die Haarfollikel aus, vor allem, weil diese zu den schnell wachsenden Geweben gehören. Haarfollikel werden bei einer Unterfunktion der Schilddrüse nicht mehr erneuert und es kommt zum vermehrten Haarausfall. Vorhandene Haare können zusätzlich struppig und spröde werden. Gerade wenn es zu ungewöhnlichem Haarausfall oder sprödem Haar kommt, sollte an eine Schilddrüsenunterfunktion gedacht werden. Dies kann jedoch auch von anderen hormonellen Störungen verursacht werden. Ist die Unterfunktion wieder ausgeglichen und der Hormonspiegel normal, dann wachsen normalerweise die Haare wieder und haben wieder eine gesündere Wuchsform.
An den Nägeln kann es ebenfalls zu Veränderungen wie einer vermehrten Brüchigkeit kommen.
Da die Haut gleichermaßen zu den sich schnell erneuernden Geweben gehört, kann sie durch eine Schilddrüsenunterfunktion stark beeinflusst werden. Die Haut kann sich nicht mehr so gut erneuern und es kommt zur Ansammlung von abgestorbenen Hautzellen. Das fällt als trockene und schuppige Haut auf. Da Hautprobleme wie trockene Haut bei sehr vielen Menschen auftreten, lässt sich nicht immer nachvollziehen, ob sie im Einzelfall durch die Hypothyreose verursacht sind.
Eine ausgeprägte Hypothyreose führt nach einiger Zeit zu Flüssigkeitseinlagerungen (Ödemen). Sie werden bei Schilddrüsenerkrankungen auch Myxödem genannt. Es kommt zu einer Schwellung von Bereichen wie Händen und Füßen, Augenumgebung, Gesicht, Mund oder Zunge. Stark ausgedehnte Schwellungen, beispielsweise im Rachen, können eine Gefährdung darstellen.
Eine vergrößerte Schilddrüse, die auch als Struma oder Kropf bekannt ist, kann sich im Zuge einer Unterfunktion entwickeln. Sie macht sich am Hals als Schwellung bemerkbar oder auch in Form von Schluckstörungen. Grund ist eine Überstimulation der Schilddrüse durch den Organismus, da sie zu wenig Hormone produziert. Das Ausmaß der Vergrößerung lässt keine genauen Rückschlüsse auf die Schwere der Unterfunktion zu.
Der Körper befindet sich bei Schilddrüsenunterfunktion in einem Zustand, bei dem Gewebe wie die Muskeln abgebaut werden, um Energie zu gewinnen. Daher kommt es zu einer Muskelschwäche. Durch den Abbau kommt es manchmal zu Schmerzen in den Muskeln. Krämpfe können ebenso auftreten. Patienten fühlen sich auch körperlich schwach.
Die Nerven des Körpers können in ihrer Funktion beeinträchtigt sein oder geschädigt werden (periphere Neuropathie). Zu den Folgen können Kribbeln, Taubheitsgefühl, Brennen oder Schmerzen an verschiedenen Stellen des Körpers wie den Fingern, Händen oder Füßen sein. Außerdem besteht die Neigung zu einem Karpaltunnelsyndrom (einer Nerveneinengung am Handgelenk). Darüber hinaus können Störungen im Nervensystem zu Muskelschwäche, Heiserkeit, langsamen Reflexen, Gangstörungen, Sprechstörungen oder Atemproblemen führen.
Die Nierenfunktion kann eingeschränkt werden, unter anderem aufgrund des verminderten Blutstroms in die Niere. Normalerweise lässt sich die Nierenfunktion wieder bessern, indem eine Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion erfolgt.
Im Blutbild zeigen sich Veränderungen wie eine Verminderung der roten Blutzellen und des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin). Weitreichende Folgen hat außerdem besonders der Anstieg des Cholesterinspiegels. Dieser kann bei längerer Einwirkung eine Arteriosklerose verursachen.
Zyklusstörungen, unregelmäßige oder zu starke Regelblutungen können durch eine Schilddrüsenunterfunktion hervorgerufen werden. Die Schilddrüsenhormone haben eine Wirkung auf Hormone, die im Monatszyklus der Frau eine Rolle spielen. Fehlt es an ihnen, dann bringt dies den Zyklus durcheinander. Außerdem üben die Schilddrüsenhormone einen unmittelbaren Einfluss auf Eierstock und Gebärmutter aus.
Für die Störungen der Regelblutung gilt ebenfalls, dass sie durch viele verschiedene Erkrankungen ausgelöst werden können. Eine Abklärung beim Arzt bringt gegebenenfalls Klarheit.
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern kann die Schilddrüsenunterfunktion zu Fruchtbarkeitsstörungen führen. Die Schilddrüsenhormone beeinflussen die Sexualhormone, die wiederum die Bildung von Spermien beziehungsweise Eizellen steuern. Daher kommt es bei der Frau häufig zu Menstruationsstörungen. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis als Ursache für die Unterfunktion besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Unfruchtbarkeit der Frau.
Beim Mann kann eine Hypothyreose zu veränderten, abnormal geformten Spermien, Erektionsstörungen und Libidoverlust führen. Parallel zu den Schilddrüsenhormonen ist ebenfalls oft das Testosteron erniedrigt.
In der Schwangerschaft kann es bei betroffenen Frauen mit Schilddrüsenunterfunktion vermehrt zu Fehlgeburten oder Frühgeburten kommen. Weitere Komplikationen wie die Präeklampsie (Erkrankung mit hohem Blutdruck und anderen Folgen) oder Entwicklungsstörungen des Kindes kommen gehäuft vor. Beim Kind im Mutterleib kann es durch die Schilddrüsenunterfunktion der Mutter ebenfalls zu einer Hypothyreose kommen. Liegt eine Schwangerschaft vor oder steht diese bevor, dann sollte die Frau mit Schilddrüsenunterfunktion dies ihrem Arzt mitteilen, um die Therapie darauf einzustellen.
Nach der Geburt kann es zu Hormonschwankungen kommen, die häufig eine Hypothyreose mit sich bringen können. Diese kann zur Entwicklung einer Wochenbettdepression (postpartalen Depression) beitragen.
Besonders bei einer angeborenen Hypothyreose kann sich eine Schwerhörigkeit entwickeln.
Eine äußerst seltene, aber lebensbedrohliche Folge einer erheblichen Schilddrüsenunterfunktion ist das sogenannte Myxödemkoma. Das Myxödem (die Schwellungen am Körper) ist dabei nur ein Bestandteil des Krankheitsbildes und nicht der Auslöser. Die Schwellungen sind nicht einmal bei allen Patienten vorhanden. Beim Myxödemkoma kann es neben den Schwellungen zu Symptomen wie Verwirrtheitszuständen, Schläfrigkeit, stark erniedrigter Körpertemperatur, verminderter Atmung und langsamem Herzschlag kommen.
Healthline, Jason C. Baker – The Effects of Hypothyroidism on the Body: https://www.healthline.com/health/hypothyroidism/effects-of-hypothyroidism (online, letzter Abruf: 04.05.2020)
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Internisten im Netz, Prof. Dr. med. Otto-Albrecht Müller – Schilddrüsenunterfunktion: Auswirkungen & Prognose: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schilddruesenunterfunktion/auswirkungen-prognose.html (online, letzter Abruf: 04.05.2020)
aktualisiert am 04.05.2020