Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) bringt viele Veränderungen des Organismus mit sich. Allgemein wird der Stoffwechsel von Betroffenen herabgesetzt. Der Körper spart Energie. Eine der Folgen ist eine Gewichtszunahme. Wenn zu wenig Schilddrüsenhormone da sind, nehmen Betroffene schnell zu und es fällt ihnen schwer, abzunehmen. Übergewicht kann zu diversen weiteren gesundheitlichen Problemen führen, weshalb ein Gewichtsabbau sinnvoll ist. Viele Betroffene sind auch mit ihrem Aussehen unzufrieden.
Mehrere Faktoren tragen zur Entstehung eines Übergewichts bei Schilddrüsenunterfunktion bei. Der Stoffwechsel ist auf einem niedrigen Niveau im Vergleich zu Menschen mit gesunder Schilddrüse. Für das Körpergewicht relevant sind die folgenden Punkte:
Vor allem bei Frauen tritt eine Schilddrüsenunterfunktion auf, weshalb auch das verursachte Übergewicht insbesondere Frauen betrifft. Bei vielen Betroffenen bestehen schon über Jahre Gewichtsprobleme, bevor die Schilddrüsenunterfunktion festgestellt wird. Obwohl sie oft weniger Appetit haben und nicht mehr essen als sonst, nehmen viele Betroffene zu, was sehr frustrierend sein kann. Sie müssen stark aufpassen, nicht zu viel zu essen. Je stärker ausgeprägt die Schilddrüsenunterfunktion ist, umso höher ist die Tendenz zur Gewichtszunahme und umso schwieriger wird das Abnehmen.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Gewichtsabnahme ist, die Schilddrüsenwerte zu normalisieren. Das gelingt mit der Einnahme von L-Thyroxin – beziehungsweise mit dem Gang zum Arzt, der dieses Schilddrüsenhormon als Medikament verschreibt. Zuständig ist der Endokrinologe (ein Arzt der Inneren Medizin mit dem Spezialgebiet Hormonstörungen). Das Körpergewicht sollte sich einpendeln, wenn die richtige Menge an L-Thyroxin eingenommen wird, das die fehlenden Schilddrüsenhormone ersetzt. Die wesentliche Ursache für das ständige Zunehmen entfällt damit. Der Stoffwechsel läuft wieder in normalen Bahnen.
Das bedeutet nicht, dass durch die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen automatisch die Pfunde purzeln. Die Voraussetzungen sind dafür aber besser. Meist bleibt zumindest das Gewicht auf dem gleichen Niveau. Um effektiv abzunehmen, ist die richtige Ernährung zusammen mit körperlicher Aktivität in hinreichendem Maße erforderlich. Außerdem ist Durchhaltevermögen gefragt, da sich die Gewichtsabnahme lange hinziehen kann. Bis sich der Hormonspiegel wieder eingependelt hat, vergehen ebenfalls einige Wochen oder Monate. Zunächst wird wenig L-Thyroxin gegeben, um die Menge dann anzupassen und zu steigern. Entsprechend ist der Effekt auf das Körpergewicht anfangs oft gering.
Eine der möglichen Ursachen für eine Schilddrüsenunterfunktion ist ein Jodmangel. Die Schilddrüsenhormone enthalten Jod. Damit sie hergestellt werden können, muss ausreichend Jod im Körper vorhanden sein. Jod kann über die Nahrung aufgenommen werden. Wenn das nicht reicht, ist eine Behandlung mit Jodtabletten angezeigt. Eine Unterfunktion der Schilddrüse bei Jodmangel wird zugleich mit dem Schilddrüsenhormon L-Thyroxin behandelt, da es kurzfristig wirksam ist.
Lesen Sie dazu auch: Was bewirkt Jod bei einer Schilddrüsenunterfunktion?
Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion sollten mit ihrem Arzt sprechen, wenn sie abnehmen wollen. Der Arzt kann am besten sagen, welche Veränderungen der Ernährung und sportlichen Aktivitäten sinnvoll sind. Der Arzt kann einen Plan erstellen, wie eine gesunde Gewichtsabnahme erzielt werden kann. Er beurteilt dazu Faktoren wie das gegenwärtige Körpergewicht, den Allgemeinzustand und das Lebensalter des Betroffenen und kann den Patienten in seinem Vorhaben unterstützen und anleiten.
Patienten so llten ohnehin regelmäßig zur Kontrolle der Hypothyreose zum Arzt. Dort können die Blutwerte wie TSH bestimmt werden, um gegebenenfalls die Behandlung mit den Schilddrüsenmedikamenten anzupassen.
Zum Abnehmen ist es für Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion nicht notwendig, eine besondere Diät einzuhalten. Wichtig ist aber, die Kalorienzufuhr einzugrenzen und an den Energieverbrauch anzupassen. Eine Diät, bei der man sich zu sehr einschränkt, hat in der Regel nachteilige Effekte. Das gilt vor allem für zwischenzeitliche, straffe Diätmaßnahmen. Viele haben später ein noch höheres Körpergewicht. Eine einseitige, zu stark eingegrenzte Ernährung ist ebenfalls nicht sinnvoll, da wichtige Substanzen in der Nahrung fehlen können.
Besser ist es, kontinuierlich und langsam Gewicht abzubauen. Als ein vernünftiger Richtwert für die Gewichtsabnahme gilt ein halbes bis ein Kilo pro Woche. Zur Orientierung lässt sich sagen: Wer pro Tag 1000 Kalorien gegenüber seinem Verbrauch einspart, kann pro Woche etwa ein Kilo abnehmen. Die Grundlage dafür ist ein vielseitiger und ausgewogener Speiseplan, bei dem insgesamt nicht zu viele Kalorien zugeführt werden.
Einige wichtige Ernährungstipps, die Betroffenen mit Schilddrüsenunterfunktion beim Gewichtsabbau helfen, sind:
Immer ist zu beachten, auch den eigenen Geschmack und die Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel in den Ernährungsplan mit einzubringen. Gute Ernährung sollte einfach durchzuhalten sein und nicht nur mit Widerwillen erfüllt werden. Maßnahmen und Ratschläge, die beim einen funktionieren, sind nicht automatisch für den anderen erfolgversprechend.
Patienten sollten möglichst ihren Energiebedarf berechnen, um zu wissen, wie viel sie pro Tag verzehren dürfen. Durch eine Schilddrüsenunterfunktion wird der Energiebedarf vermindert. Das heißt, es dürfen noch weniger Kalorien aufgenommen werden als bei Gesunden mit dem entsprechenden Körpergewicht, Alter, Körpergröße und körperlichen Bewegung. Die Betreuung durch einen Ernährungsberater kann hilfreich sein.
Neben verringerter Kalorienzufuhr spielt ebenso ein verstärkter Abbau von Energie eine Rolle beim Abnehmen. Das lässt sich durch körperliche Aktivität erreichen. Hier müssen sich Schilddrüsenpatienten mit einem Arzt oder einem Bewegungstherapeuten absprechen. Der Gesundheitszustand ist entscheidend dafür, welche Sportarten okay sind, wie intensiv das Training sein darf und wie oft der Sport betrieben werden soll. Mit einbezogen werden muss das derzeitige Übergewicht, die körperliche Fitness und eventuelle Einschränkungen und Risiken wie beispielsweise Schäden von Gelenken.
Deshalb sind Sportarten auszusuchen, die für den Betroffenen schonend ausgeübt werden können – und die für ihn angenehm sind und auch gerne betrieben werden. Dann ist die Motivation hoch, das Bewegungsprogramm wirklich einzuhalten.
Weitere Faktoren tragen neben der Ernährung und der Bewegung ebenfalls zu einem gelungenen Abnehmvorhaben bei:
Das Abnehmen fällt bereits Menschen mit normal funktionierender Schilddrüse nicht leicht. Bei einer Unterfunktion wird es noch komplizierter. Um effektiv Gewicht zu verlieren und das Gewicht langfristig zu halten, ist viel Geduld erforderlich. Der Organismus neigt dazu, Energie in Form von Fett zu speichern und sie nicht so einfach wieder abzugeben. Das hat zum einen den Grund, dass weniger Schilddrüsenhormone vorhanden sind, zum anderen lässt sich das durch die evolutionäre Entwicklung des Menschen erklären. Zu früheren Zeiten von Nahrungsknappheit brauchten die Menschen Reserven im Körper, von denen sie einige Zeit zehren konnten. Das ist in der heutigen Lebenssituation im Normalfall nicht mehr notwendig.
Betroffene sollten daher nicht vorschnell ihr Abnehmvorhaben aufgeben und schon kleine Erfolge als Motivation sehen. Sie sollten akzeptieren, dass das Abnehmen ein schwieriger Prozess ist und es Rückschläge geben kann. Das Gewicht halten und nicht weiter ansteigen zu lassen kann für einige bereits das Ziel sein.
Die Einnahme von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin) ist nur für Menschen sinnvoll, die an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden. Mitunter kommen schilddrüsengesunde Menschen auf die Idee, mit Schilddrüsenhormonen abnehmen zu wollen. Dies ist aber gefährlich und nicht ratsam. Grund für diese Gedankengänge sind vereinfachte Wahrnehmungen wie „wer eine Schilddrüsenüberfunktion hat, ist schlank“. Das stimmt aber nur teilweise und bei einer Einnahme von Schilddrüsenhormonen ist für Gesunde kein Abnehmen zu erwarten. Der gut abgestimmte hormonelle Regelkreis kann erheblich durcheinandergebracht werden und der Konsument kann in eine schwere Schilddrüsenüberfunktion geraten. Der Appetit kann steigen, die Muskulatur kann zurückgehen, was einen geringeren Kalorienbedarf und den nicht gewollten Effekt, nämlich eine erhöhte Neigung zur Gewichtszunahme herbeiführt. Zudem drohen schwere gesundheitliche Folgen wie Herzrhythmusstörungen oder Minderdurchblutung von Geweben, zum Beispiel des Herzens.
Healthline, Stephanie Watson – Managing Your Weight with Hypothyroidism: https://www.healthline.com/health/hypothyroidism/managing-your-weight (online, letzter Abruf: 11.05.2020)
Netdoktor, Martina Feichter – Schilddrüsenunterfunktion - Abnehmen: https://www.netdoktor.de/krankheiten/schilddruesenunterfunktion/abnehmen/ (online, letzter Abruf: 11.05.2020)
PraxisVita – Abnehmen mit Schilddrüsenunterfunktion – die besten Tipps: https://www.praxisvita.de/abnehmen-mit-schilddruesenunterfunktion-die-besten-tipps-13471.html (online, letzter Abruf: 11.05.2020)
WebMD, https://www.webmd.com/women/features/hypothyroidism-and-weight (online, letzter Abruf: 11.05.2020)
– Hypothyroidism and Your Weight:NCBI, Anjali Amin; Waljit S. Dhillo; Kevin G. Murphy – The Central Effects of Thyroid Hormones on Appetite: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3112506/ (online, letzter Abruf: 11.05.2020)
RP online, Bettina Maedjong – So können Sie trotz Schilddrüsenunterfunktion abnehmen: https://rp-online.de/leben/gesundheit/medizin/schilddruesenunterfunktion/schilddruesenunterfunktion-und-abnehmen-das-hilft-wirklich_aid-44694551 (online, letzter Abruf: 11.05.2020)
aktualisiert am 11.05.2020