Eine Schilddrüsenüberfunktion kommt in der medizinischen Praxis häufig vor. Rund einer von hundert Menschen ist davon betroffen. Ein Selbsttest kann erste Hinweise geben. Arzt und Facharzt können die sogenannte Hyperthyreose mit verschiedenen Mitteln diagnostizieren.
Typische Anzeichen, die auf eine Hyperthyreose hinweisen können, sind:
Der Schlucktest ist ein Selbsttest, den man bequem zu Hause durchführen kann. Man braucht einen Handspiegel und ein Glas Wasser. Den Spiegel hält man so, dass man den Bereich der Schilddrüse gut sehen kann. Das schmetterlingsförmige Organ befindet sich an der Vorderseite des Halses unterhalb des Kehlkopfes. Man legt den Kopf in den Nacken, trinkt einen Schluck und beobachtet beim Schlucken den Hals. Zeigt sich unterhalb des Kehlkopfes eine Schwellung, kann eine Veränderung der Schilddrüse vorliegen.
Indem der Arzt die Symptome, Vorerkrankungen oder Schilddrüsenerkrankungen in der Familie erfragt, kann er sich ein erstes Bild machen. Mit einer einfachen, schmerzfreien Tastuntersuchung kann er eine Vergrößerung der Schilddrüse oder Knoten ertasten. Der Mediziner unterscheidet bei der Tastuntersuchung nach:
Die Tastuntersuchung ist nur ein erster Schritt für weitere Diagnostik.
Das erste Mittel, um einer Schilddrüsenerkrankung auf die Spur zu kommen, ist eine Blutuntersuchung zur Bestimmung der Schilddrüsenwerte. Werte, die über die Schilddrüse Aufschluss geben, sind der TSH-Wert (TSH ist ein regulierendes Hormon) und die Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin). Gemessen werden die freien Schilddrüsenhormone fT3 (Normwert zwischen 1,7 und 3,7 Nanogramm pro Liter) und fT4 (Normwert zwischen 7 und 14,8 Nanogramm pro Liter). Je nach Methode können die Normwerte variieren.
Ist der TSH-Wert zu niedrig und sind T3 und T4 leicht oder stark erhöht, liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor. Ist der TSH-Wert zu niedrig und sind T3 und T4 normal, dann handelt es sich um eine latente Schilddrüsenüberfunktion. Bei einer solchen beginnenden Schilddrüsenüberfunktion bestehen keine oder nur unspezifische Beschwerden. Bei einem normalen TSH-Wert ist eine Überfunktion nahezu ausgeschlossen. Die Einnahme von Cortison und Acetylsalicylsäure kann zu einer Erniedrigung des TSH-Wertes führen und das Ergebnis verfälschen.
Schilddrüsenfunktion | Schilddrüsenwerte |
---|---|
Euthyreose (normale Schilddrüsenfunktion) | TSH normal ft3 und fT4 normal |
Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) | TSH zu niedrig fT3 und fT4 zu hoch |
Latente Hyperthyreose (beginnende Schilddrüsenüberfunktion) | TSH zu niedrig fT3 und fT4 normal |
Verschiedene Antikörper geben einen Hinweis auf bestimmte Schilddrüsenerkrankungen. Bei den Antikörpern weisen erhöhte TRAK-Werte im Blut auf Morbus Basedow hin. Diese Erkrankung ist durch ein fehlreagierendes Immunsystem bedingt (Autoimmunerkrankung), was sich hier in einer Schilddrüsenüberfunktion äußert. Erhöhte Werte der Antikörper MAK (TPO-Ak) und TAK im Serum kommen häufig bei der Hashimoto-Thyreoiditis vor, einer Schilddrüsenentzündung, die sich zunächst in einer Überfunktion, später in einer dauerhaften Schilddrüsenunterfunktion zeigt. Bei der Schilddrüsenautonomie, die ebenfalls ein häufiger Auslöser einer Hyperthyreose ist, zeigen sich keine solchen Antikörper.
Neben der Laboruntersuchung ist bei Verdacht auf eine Schilddrüsenerkrankung eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse ein gängiges Mittel. Mit dem Ultraschallkopf wird die Halsregion von außen abgetastet und ein Abbild der inneren Strukturen erzeugt. Auf diese Weise kann der untersuchende Arzt die Größe der Schilddrüse abmessen und die Struktur und Veränderungen wie Knoten erkennen. Die Sonografie gibt allerdings kaum Hinweise auf die Funktionstüchtigkeit der Schilddrüse.
Werden bei einer Ultraschalluntersuchung Knoten entdeckt oder bestehen andere Hinweise auf eine Schilddrüsenerkrankung, kann eine Szintigrafie sinnvoll sein. Eine Szintigrafie ist ein bildgebendes Verfahren, das mithilfe radioaktiver Strahlung arbeitet. Für die Untersuchung wird dem Patienten ein radioaktives Mittel in den Blutkreislauf gespritzt. Meist wird schwach radioaktives Technetium-99m verwendet. Dieses reichert sich in der Schilddrüse an, sodass der Radiologe im Szintigramm nicht nur Lage und Größe, sondern auch die Funktionsfähigkeit der Schilddrüse beurteilen kann. In besonders aktiven Bereichen der Schilddrüse reichert sich der Stoff stärker an und liefert ein deutlicheres Bild als von den weniger aktiven Bereichen. Sind Knoten vorhanden, gibt die Szintigrafie einen Hinweis darauf, ob es sich um aktive oder inaktive Bereiche (heiße oder kalte Knoten) handelt. Kalte Knoten nehmen deutlich weniger radioaktive Substanz auf als warme Knoten. Größere heiße Knoten können zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen.
Bei einer Punktion wird mit einer dünnen Hohlnadel in das Schilddrüsengewebe gestochen. Eine Punktion ist nur wenig schmerzhaft und geht schnell vonstatten, sodass eine Betäubung nicht notwendig ist. Die zu punktierende Stelle wird vorher mithilfe des Ultraschallgeräts lokalisiert. Durch die Nadel wird Gewebe entnommen (Biopsie). Bei einer anschließenden Laboruntersuchung des Zellgewebes lässt sich feststellen, ob eine Entzündung der Schilddrüse oder ein Karzinom vorhanden ist. Schilddrüsenkrebs zählt zu den seltenen Tumorerkrankungen und wird deshalb selten diagnostiziert.
Apotheken Umschau, Dr. med. Dunja Voos – Schilddrüsen-Antikörper: MAK (TPO-Antikörper), TAK, TRAK: https://www.apotheken-umschau.de/Laborwerte/Schilddruesen-Antikoerper-MAK-TPO-Antikoerper-TAK-TRAK-334001.html (online, letzter Abruf: 17.11.2020)
Deutsches Schilddrüsenzentrum, Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren – Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung - Welche modernen Diagnoseverfahren gibt es?: https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/schilddruesendiagnostik/ (online, letzter Abruf: 17.11.2020)
Fachgesellschaft für Ernährungsberatung und Prävention – Schilddrüsendiagnostik – ein Überblick: https://fet-ev.eu/schilddruesen-diagnostik/ (online, letzter Abruf: 17.11.2020)
Forum Schilddrüse – Der Schlucktest für die Schilddrüse: https://www.forum-schilddruese.de/diagnostik-und-therapie/schlucktest (online, letzter Abruf: 17.11.2020)
gesundheitsinformation.de – Schilddrüsentests verstehen: https://www.gesundheitsinformation.de/schilddruesentests-verstehen.2267.de.html (online, letzter Abruf: 17.11.2020)
Internisten im Netz, Prof. Dr. med. Otto-Albrecht Müller – Schilddrüsenüberfunktion: Untersuchungen & Diagnose: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/schilddruesenueberfunktion/untersuchungen-diagnose.html (online, letzter Abruf: 17.11.2020)
aktualisiert am 30.05.2023