Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) besteht selten eine medizinische Notwendigkeit zu einer Operation. Ein operativer Eingriff kann aber trotzdem sinnvoll sein, um die Lebensqualität wiederherzustellen.
Wird eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert, wird man zunächst versuchen, diese medikamentös zu behandeln. Meistens liegt einer Schilddrüsenüberfunktion ein Morbus Basedow (eine Autoimmunerkrankung) zugrunde. Ist das der Fall, besteht eine Chance von fünfzig Prozent, dass sich die Überfunktion von alleine oder nach der Therapie mit Tabletten zurückbildet. Ist die Ursache für die Hyperthyreose eine funktionelle Schilddrüsenautonomie, ist davon auszugehen, dass die überaktive Schilddrüse ein dauerhaftes Problem bleibt. Je nach Schwere der Erkrankung ist dann eine lebenslange Einnahme von sogenannten Thyreostatika notwendig. Alternativ kann eine Operation Abhilfe schaffen.
Thyreostatika können eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen mit sich bringen. Sie können nicht nur das Wohlbefinden und die Lebensqualität beeinträchtigen, sondern langfristig auch den Organismus schädigen. Bei einer Operation wird die hormonproduzierende Schilddrüse ganz oder teilweise beseitigt. Der Schilddrüsenüberfunktion wird für immer ein Ende gesetzt.
Wenn die Schilddrüse stark vergrößert ist (Struma), kann es zu Schluckbeschwerden kommen. Durch eine Einengung der Luftröhre können Atembeschwerden entstehen. Auch dann ist eine Operation sinnvoll.
Vor allem bei einer Schilddrüsenüberfunktion kann die Radiojodtherapie eine Alternative zur Entfernung der Schilddrüse sein. Der Arzt spritzt radioaktives Jod-131 in die Vene des Patienten. Das radioaktive Jod reichert sich in der Schilddrüse an und zerstört gezielt das Gewebe mit seiner radioaktiven Strahlung. Die Schilddrüse verkleinert sich, die Hormonproduktion reduziert sich. Andere Organe werden nur geringfügig belastet. Die Radiojodtherapie erfolgt stationär und ist aus Strahlenschutzgründen mit einer vorübergehenden Isolierung des Patienten verbunden.
Die Operation der Schilddrüse findet unter Vollnarkose statt und erfordert einen Krankenhausaufenthalt von zwei bis vier Tagen. Bei der OP wird die Schilddrüse teilweise oder, in seltenen Fällen, vollständig entfernt (Thyreoidektomie). Klassischerweise wird ein Schnitt in eine Halsfalte gesetzt und das Schilddrüsengewebe entfernt. Der Patient kann bereits wenige Stunden nach der Operation wieder trinken, essen und aufstehen. Das vollkommene Abheilen und Verblassen der Narbe dauert mehrere Wochen. Darüber hinaus stehen inzwischen verschiedene minimal-invasive Operationsmethoden zur Verfügung, die fast ohne sichtbare Narbenbildung auskommen.
Eine Schilddrüsenoperation ist ein Routineeingriff, der in den allermeisten Fällen komplikationslos verläuft und schnell verheilt. Wie bei allen chirurgischen Eingriffen lässt sich ein geringes Operationsrisiko nicht ausschließen. Sehr selten kann es zu Wundheilungsstörungen, Infektionen oder Blutungen im Anschluss an die Operation kommen. Da die Schilddrüse in der Nähe von Kehlkopf und Stimmbandnerven liegt, kann es in seltenen Fällen zu Stimmbandlähmungen kommen, denen eine Schädigung des Stimmbandnervs zugrunde liegt. Diese sogenannte Parese äußert sich in einer heiseren Stimme und legt sich meist von selbst wieder. Bei der Schilddrüsenoperation wird die Methode des Neuromonitoring angewandt. Das heißt, der Chirurg erhält ein Warnsignal, sobald er umliegende Nerven berührt. Dadurch liegt das Risiko, dass bei einer Operation ein Stimmbandnerv dauerhaft verletzt wird, bei rund ein Prozent.
Eine Blutergussbildung, die zu Druckgefühlen im Hals führt, ist möglich. Auch Reizungen oder Schwellungen im Halsbereich kommen vor, bilden sich aber innerhalb von Tagen wieder zurück.
Die Nebenschilddrüsen, die sich in der Umgebung der Schilddrüse befinden, steuern den Calciumhaushalt im Körper. Eine Schilddüsenoperation kann die Funktion der Nebenschilddrüsen für mehrere Wochen beeinträchtigen, sodass ein vorübergehender Calciummangel entsteht. Meist erholen sich die Nebenschilddrüsen wieder und arbeiten dann wie gewohnt. Selten kommt es vor, dass die reiskorngroßen Nebenschilddrüsen bei der OP so stark verletzt oder gar versehentlich mit entfernt werden, dass ein dauerhafter Calciummangel entsteht. Das fehlende Calcium muss dann in Tablettenform aufgenommen werden.
Bei den meisten Patienten entwickelt sich im Anschluss an die Operation eine Schilddrüsenunterfunktion. Damit die Schilddrüse ausreichend selbst Hormone produzieren kann, müssen mehr als sechs Gramm Schilddrüsengewebe verblieben sein. Ansonsten fehlt es dem Körper an den Schilddrüsenhormonen Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Dann ist eine dauerhafte Einnahme von Schilddrüsenhormonen (Levothyroxin) erforderlich. Diese sind jedoch besser verträglich und nebenwirkungsärmer als Thyreostatika, die gegen eine Überfunktion eingenommen werden müssen.
Amboss – Hyperthyreose: https://www.amboss.com/de/wissen/Hyperthyreose (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
Deutsches Schilddrüsenzentrum, Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren – Schilddrüsenchirurgie (Schilddrüsen-OP): https://www.deutsches-schilddruesenzentrum.de/wissenswertes/behandlung/schilddruesenoperation/ (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
Netdoktor, Lena Machetanz – Schilddrüsen-OP: https://www.netdoktor.de/therapien/schilddruesen-op/ (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
Schilddrüsenzentrum Köln, Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren – Operation: Ablauf und Nachsorge: https://www.schilddruesenzentrum-koeln.de/wissenswertes/behandlung/chirurgische-therapie/operation-ablauf-und-nachsorge (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
Medtronic – Operation an der Schilddrüse mit Neuromonitoring: https://www.medtronic.com/de-de/patienten/produkte-therapien/monitoring-schilddruesenerkrankungen/neuromonitoring-mit-dem-NIM-System/ablauf-einer-schilddruesenoperation.html (online, letzter Abruf: 21.12.2020)
aktualisiert am 21.12.2020