Wenn eine Schwangerschaft ausbleibt, vermutet man den Grund zunächst in einer Störung im weiblichen oder männlichen Unterleib. Doch auch eine Schilddrüsenfehlfunktion kann einer Schwangerschaft im Wege stehen.
Die Schilddrüse produziert Hormone, die in den Blutkreislauf abgegeben werden und eine Reihe wichtiger Stoffwechselvorgänge beeinflussen. Schilddrüsen- und Sexualhormone stehen dabei in einem engen Zusammenhang. Zehn Prozent der Frauen, die ungewollt kinderlos sind, leiden an einer Störung der Schilddrüse. Meist ist eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) für die ausbleibende Schwangerschaft verantwortlich, aber auch eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) kann das Schwangerwerden verhindern oder den Verlauf der Schwangerschaft beeinträchtigen. Frauen, die an einer Autoimmunerkrankung (Erkrankung durch fehlgerichtetes Immunsystem) im Zusammenhang mit der Schilddrüse leiden, haben ebenfalls häufig Schwierigkeiten, schwanger zu werden. Von ungewollter Kinderlosigkeit spricht man, wenn eine Frau innerhalb eines Jahres trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht schwanger wird.
Die Schilddrüse kann sich auf unterschiedliche Art auf eine erwünschte Schwangerschaft auswirken. Bei einer Hyperthyreose (Überfunktion) wird meist die Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut behindert. Kommt es doch zu einer Schwangerschaft, erhöht sich das Risiko einer Frühgeburt bei einer unbehandelten Schilddrüsenüberfunktion um ein Vielfaches. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft kann die Fehlsteuerung der Schilddrüse zu unumkehrbaren Entwicklungsstörungen beim Säugling oder zu einer Totgeburt führen.
Die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion ist Morbus Basedow. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die auch während der Schwangerschaft medikamentös behandelt werden muss.
Im Übrigen kann eine Schilddrüsenüberfunktion beim Mann eine Reduktion der Spermienzahl bewirken. So kann also auch eine Schilddrüsenerkrankung des Mannes zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen.
Frauen, die eine Schwangerschaft planen und an einer Schilddrüsenüberfunktion leiden, sollten vorher mit ihrem Gynäkologen sprechen. Eine Hyperthyreose, die schlecht in den Griff zu bekommen ist, kann möglicherweise operiert werden – ein Eingriff, der unbedingt vor der Schwangerschaft stattfinden sollte. Sowohl eine Radiojodbehandlung als auch eine Szintigrafie (eine spezielle Untersuchungsmethode) sollten während der Schwangerschaft nicht durchgeführt werden.
In keinem Fall sollten Frauen einfach aufhören, ihre Schilddrüsenmedikamente zu nehmen, wenn sie feststellen, dass sie schwanger sind. Besonders in den ersten Schwangerschaftswochen ist eine optimale Schilddrüsenfunktion für eine gesunde Entwicklung des Kindes essenziell. Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion ist für Mutter und Kind gefährlicher als eine medikamentöse Therapie der Mutter.
Eine Hyperthyreose wird mit sogenannten Thyreostatika behandelt. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommen meist die Wirkstoffe Thiamazol oder Carbimazol zum Einsatz. Diese sind für Schwangere nur bedingt geeignet. Da die Medikamente über die Plazenta zum Baby gelangen, wird der Arzt versuchen, die geringstmögliche Dosis zu finden. Der Wirkstoff Propylthiouracil gilt für die Schwangerschaft als weniger bedenklich. Allerdings kann Propylthiouracil in sehr seltenen Fällen zu Leberschädigungen führen, weshalb das Medikament nicht länger als notwendig eingenommen werden sollte.
British Thyroid Foundation – Pregnancy and fertility in thyroid disorders: https://www.btf-thyroid.org/pregnancy-and-fertility-in-thyroid-disorders (online, letzter Abruf: 15.12.2020)
Der niedergelassene Arzt – Wie Schilddrüsenstörungen Fruchtbarkeit und Schwangerschaft beeinflussen können: https://www.der-niedergelassene-arzt.de/medizin/kategorie/gynaekologie/wie-schilddruesenstoerungen-fruchtbarkeit-und-schwangerschaft-beeinflussen-koennen (online, letzter Abruf: 15.12.2020)
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Swissmom – Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose): https://www.swissmom.ch/schwangerschaft/medizinisches/schwangere-mit-chronischen-erkrankungen/schilddruesenerkrankungen/schilddruesenueberfunktion/ (online, letzter Abruf: 15.12.2020)
aktualisiert am 15.12.2020