Ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen kann nicht nur die körperlichen Funktionen durcheinanderbringen, sondern auch Auswirkungen auf die Psyche haben.
Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) leiden häufig unter Stimmungsschwankungen. Sie berichten von einer gesteigerten Nervosität und davon, dass sie leicht reizbar sind und zu Wutausbrüchen neigen. Sie können schlecht entspannen, sind schreckhaft oder ängstlich. Eine Schilddrüsenüberfunktion sorgt nicht nur dafür, dass viele körperliche Funktionen auf Hochtouren laufen, auch die Nerven und das Gehirn werden durch die überfluteten Schilddrüsenhormone belastet. Neben Stimmungsschwankungen treten Angststörungen und Depressionen bei Patienten mit einer Hyperthyreose gehäuft auf. Selbst eine Psychose kann im Einzelfall durch eine Schilddrüsenüberfunktion ausgelöst werden.
2014 wurde eine niederländische Studie veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen Schilddrüsenaktivität und Depressionsrisiko erforschte. An der acht Jahre dauernden Studie nahmen über 1500 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 70 Jahren teil. Bei den Studienteilnehmern wurde zu Beginn der Studie der TSH-Wert im Blut gemessen. Ist die Schilddrüse besonders aktiv, wird weniger TSH produziert. Ein niedriger TSH-Wert deutet deshalb auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin.
Abhängig von den ermittelten Werten wurden die Probanden in drei Gruppen eingeteilt. Außerdem wurde ihnen ein Fragebogen vorgelegt, der Aufschluss über mögliche depressive Symptome liefern sollte. Im Verlauf der acht Jahre zeigte sich, dass die Studienteilnehmer mit einer besonders aktiven Schilddrüse ein um 60 Prozent höheres Risiko hatten, an einer Depression zu erkranken, als andere Probanden. Die Studienergebnisse ergaben, dass bereits Schilddrüsenwerte, die am Rande des Normbereichs liegen, ausreichen, um eine Depression zu begünstigen.
Die ausschließlich mit Senioren durchgeführte Studie lässt keine automatischen Rückschlüsse auf andere Altersgruppen zu. Sie zeigt aber, dass schon leichte Veränderungen in der Schilddrüse starken Einfluss auf die Psyche haben können.
Patienten, die über depressive Verstimmungen klagen, sollten daher auch immer auf ihre Schilddrüsenwerte hin untersucht werden. Experten haben herausgefunden, dass die Aktivität der Schilddrüse auch saisonalen Schwankungen unterliegt. So können Stimmungstiefs, die vermehrt in der dunklen Jahreszeit auftreten, von der Schilddrüse verursacht werden. Wird eine Überfunktion mit entsprechenden Medikamenten (Thyreostatika) behandelt, verschwindet in den meisten Fällen auch die Depression.
Schilddrüsenzentrum Köln, Prof. Dr. med. Hans Udo Zieren – Schilddrüse und Psyche: https://www.schilddruesenzentrum-koeln.de/wissenswertes/weitere-themen/schilddruese-und-psyche (online, letzter Abruf: 17.12.2020)
vigo Gesund leben (Aok Rheinland/Hamburg) – Schilddrüse: So beeinflussen Hormone die Psyche: https://www.vigo.de/rubriken/krankheit-und-therapie/stoffwechsel/lesen/schilddruese-so-beeinflussen-hormone-die-psyche.html (online, letzter Abruf: 17.12.2020)
aktualisiert am 17.12.2020