Geht es um die Erkennung von Schilddrüsenerkrankungen, sind der TSH-Wert im Blut sowie die Hormone T3 und T4 wichtige Hinweisgeber. Diese Werte sind daher zur Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) wesentlich.
TSH steht für Thyreoidea-stimulierendes Hormon, also für ein die Schilddrüse stimulierendes Hormon. TSH, das auch Thyreotropin genannt wird, wird im Gehirn, genauer gesagt in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gebildet. Die Schilddrüse nimmt TSH auf, bildet daraufhin die Hormone T3 (Triiodthyronin) und T4 (Thyroxin) und gibt diese ins Blut ab. T3 und T4 sind wichtig für zahlreiche Organfunktionen und regeln wesentliche Stoffwechselvorgänge im Körper. T3 und T4 hemmen wiederum die Freisetzung von TSH. Dieser sogenannte Regelkreis sorgt dafür, dass T3 und T4 in der richtigen Menge ins Blut abgegeben werden. Ist dies nicht der Fall, können eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) oder eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) entstehen.
Diese Entgleisung der Schilddrüsenfunktion kann sich durch zahlreiche körperliche Beschwerden bemerkbar machen, die Herz-Kreislauf-System, Verdauung und vegetatives Nervensystem betreffen. Um Schilddrüsenhormone bilden zu können, benötigt der Körper ausreichend Jod. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Erwachsene eine Zufuhr von 150 Mikrogramm Jod am Tag, damit die Schilddrüse optimal arbeiten kann. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt im Allgemeinen höhere Werte, für Jugendliche und Erwachsene bis 50 Jahre beispielsweise 200 Mikrogramm.
Der TSH-Wert gilt als „zentraler Schilddrüsenwert“. Normale TSH-Werte liegen zwischen 0,3 bis 4,0 mU/l (Milli-Einheiten pro Liter). Ist der TSH-Wert im normalen Bereich, kann eine Schilddrüsenfunktionsstörung nahezu ausgeschlossen werden.
Sind die TSH-Werte zu niedrig, werden zu viele Hormone produziert. Ein niedriger TSH-Wert ist deshalb ein Hinweis auf eine Schilddrüsenüberfunktion. Erniedrigte TSH-Werte können außerdem manchmal durch die Einnahme von Medikamenten verursacht sein, zum Beispiel von Acetylsalicylsäure (ASS), Heparin, Dopamin oder Cortison.
Bei einem abnormen TSH-Wert, egal ob zu niedrig oder zu hoch, werden immer die Werte der Schilddrüsenhormone T3 und T4 hinzugezogen.
Peripher (nicht zentral) sind die Schilddrüsenwerte, die nicht von der Hirnanhangdrüse am zentralen Nervensystem ausgehen, sondern von der Schilddrüse. Gemessen werden die freien Schilddrüsenhormone fT3 und fT4. Je nach der Methode, die vom Labor verwendet wird, können die Normwerte variieren. fT3 ist das wirksamere der beiden Schilddrüsenhormone. Das sehr viel häufigere T4 ist die Vorstufe für T3 und kann bei Bedarf in T3 umgewandelt werden.
Sind T3 und T4 leicht oder stark erhöht, liegt eine Schilddrüsenüberfunktion vor. Ist der TSH-Wert zu niedrig und sind T3 und T4 normal, liegt eine latente Schilddrüsenüberfunktion vor. Dabei handelt es sich um eine beginnende Schilddrüsenüberfunktion. Diese verläuft im Normalfall ohne körperliche Symptome, kann aber trotzdem langfristig ein gesundheitliches Risiko darstellen.
Schilddrüsenfunktion | Schilddrüsenwerte |
---|---|
Primäre Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) | TSH zu hoch fT3 und fT4 zu niedrig |
Euthyreose (normale Schilddrüsenfunktion) | TSH normal ft3 und fT4 normal |
Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) | TSH zu niedrig fT3 und fT4 zu hoch |
Sekundäre Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) | TSH zu niedrig fT3 und fT4 zu niedrig |
Da hinter einer Schilddrüsenüberfunktion häufig eine Autoimmunerkrankung steckt (das eigene Immunsystem greift dabei Schilddrüsengewebe an), werden zusätzlich bestimmte Antikörper im Blut bestimmt. Erhöhte TRAK-Werte im Blut weisen auf Morbus Basedow hin. Erhöhte Werte der Antikörper MAK (TPO-Ak) und TAK im Serum kommen häufig bei der Hashimoto-Thyreoiditis vor. Diese zeigt sich meist zunächst in einer Überfunktion, später in einer dauerhaften Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Bei einer Schilddrüsenautonomie (Erkrankung mit ungeregelter Bildung von Schilddrüsenhormonen), ebenfalls einem häufigen Auslöser einer Überfunktion, zeigen sich keine Antikörper.
IPF: Infozentrum für Prävention und Früherkennung – Tests bei Schilddrüsenerkrankungen und Blutarmut: https://www.vorsorge-online.de/vorsorgefinder/ipf-faltblaetter/schilddruese-und-blutarmut-bluttests-klaeren-ursachen (online, letzter Abruf: 04.01.2021)
MVZ Labor Ravensburg - Labor Dr. Gärtner – Schilddrüsen-Labordiagnostik: https://www.labor-gaertner.de/uploads/media/LaborInformation_Schilddruesen-Labordiagnostik.pdf (online, letzter Abruf: 04.01.2021)
NetDoktor, Dr. med. Andrea Reiter; Eva Rudolf-Müller – Schilddrüsenwerte: https://www.netdoktor.de/laborwerte/schilddruesenwerte/ (online, letzter Abruf: 04.01.2021)
Pharmazeutische Zeitung, Daniela Biermann – Laborwerte - Wenn die Schilddrüse erkrankt: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-102008/wenn-die-schilddruese-erkrankt/ (online, letzter Abruf: 04.01.2021)
aktualisiert am 04.01.2021