Eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) führt dazu, dass die Schilddrüsenhormone in zu großer Menge in das Blut ausgeschüttet werden. Es kommt zu Symptomen, die auf einer zu starken Wirkung dieser Hormone basieren. Die Schilddrüsenhormone werden als Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) bezeichnet und sind an sich für den Stoffwechsel wichtig. Bei übermäßiger Ausschüttung bewirken sie unter anderem eine Überaktivität des Stoffwechsels und ein Herzrasen (Tachykardie). Die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion ist häufig ein Jodmangel oder eine spezielle Erkrankung, der Morbus Basedow, doch auch andere Ursachen können dahinter stecken. Dementsprechend ist die Therapie unterschiedlich, geschieht oft mit Medikamenten oder der Radiojodtherapie. Eine Operation kann in einigen Fällen notwendig sein.
Die Überfunktion des Organs kann verschiedene Ursachen haben. Häufigere Ursachen sind Jodmangel, der zu einer vermehrten Tätigkeit der Schilddrüse führt (Schilddrüsenautonomie), sowie die Basedow-Erkrankung (Morbus Basedow).
Eine Schilddrüsenautonomie ist eine Veränderung, bei der in einem oder mehreren Zentren in der Schilddrüse vermehrt Hormone gebildet werden. Autonomie bedeutet, dass die Schilddrüsenhormone unabhängig von der Steuerung durch andere Hormone (hormoneller Regelkreis) hergestellt werden. Der Grund für die Schilddrüsenautonomie ist in sehr vielen Fällen ein Jodmangel. Jod wird über die Ernährung aufgenommen und ist beispielsweise in Seefisch enthalten. In Deutschland nimmt Jodmangel im Allgemeinen nach Süden hin zu, Jodmangelgebiete liegen beispielsweise in Hessen und Bayern. Dem steuert man entgegen, indem Speisesalz in Deutschland sowie auch in anderen Ländern mit Jod angereichert wird. Trotzdem gibt es weiterhin eine gewisse Anzahl von Fällen, in denen Patienten einen Jodmangel haben und es deshalb zur Schilddrüsenüberfunktion (durch Schilddrüsenautonomie) kommt.
Der Morbus Basedow (Basedow-Erkrankung) als mögliche Ursache der Schilddrüsenüberfunktion gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Das sind Erkrankungen, bei denen das Immunsystem auf körpereigene Zellen einwirkt. Beim Morbus Basedow richtet sich die Immunreaktion auf die Schilddrüse: Es kommt zur Bildung von Antikörpern, die die Schilddrüse stimulieren. Die Antikörper docken an die Rezeptoren (Bindungsstellen) für das Hormon TSH an den Schilddrüsenzellen an. Sie wirken dort wie das TSH selbst, welches die Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 fördert. Eine Hyperthyreose (Überfunktion) entsteht, bei der die Schilddrüse zudem auch zum Wachstum angeregt wird und sie sich vergrößert. Die typische Struma (Kropf) entsteht.
Eine gutartige Gewebsvermehrung der Hirnanhangdrüse (Hypophysen-Adenom) kann eine Ursache der Schilddrüsenüberfunktion sein. Das Hormon TSH wird dort gebildet und findet sich bei dem Hypophysen-Adenom im Übermaß. TSH bewirkt eine vermehrte Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4 und somit eine Hyperthyreose.
Die Erkrankung subakute Thyreoiditis (Thyreoiditis de Quervain) ist eine Entzündung der Schilddrüse, die anfangs zu einer Überfunktion führt (später im Verlauf besteht jedoch oft eine Unterfunktion).
Eine genetische Veränderung kann ebenfalls zu einer Hyperthyreose (z. B. durch Schilddrüsenautonomie) führen. Das Schilddrüsenkarzinom (Schilddrüsenkrebs) ist eine mögliche weitere, seltene Ursache der Überfunktion.
Die Schilddrüsenüberfunktion bewirkt allgemein einen beschleunigten Stoffwechsel und damit einige typische Symptome. Betroffene sind nervös, gereizt, unruhig und können schlecht schlafen, was als psychomotorische Unruhe bezeichnet wird. Die Finger können in kleinem Ausmaß zittern (Tremor). Das Herz schlägt schnell (Tachykardie) und Patienten spüren bisweilen ein Herzklopfen als Ausdruck von Herzrhythmusstörungen. Es kann zum Durchfall oder häufigem Stuhlgang kommen. Häufig findet sich auch eine erwärmte und weiche Haut sowie dünne Haare. Patienten ist warm und sie neigen zum Schwitzen. Sie meiden deshalb Wärme (Wärmeintoleranz).
Im Laufe der bestehenden Überfunktion nehmen viele Betroffenen an Gewicht ab. Betroffene können sehr viel essen, ohne zuzunehmen, und viele haben sogar Heißhunger.
Viele Betroffene haben eine vergrößerte Schilddrüse, die auch Kropf genannt wird (oder fachlich: Struma). Die Struma kann optisch auffällig sein, aber bei enormer Größe auch die Luftröhre einengen und damit beim Patienten zur Atemnot führen, insbesondere wenn dieser sich körperlich anstrengt. Es kann zu einer Muskelschwäche kommen. Auch ein Haarausfall wegen der Schilddrüsenerkrankung ist möglich. Weibliche Patientinnen klagen mitunter über Menstruationsstörungen.
Häufig bestehen jedoch bei einer Hyperthyreose nur wenige Symptome. Dies ist besonders bei älteren Personen, die daran erkrankt sind, der Fall. Bei ihnen wird gelegentlich nur eine schnelle und stolpernde Herztätigkeit bemerkt.
Spezielle Erkrankungen fallen oft durch charakteristische Kennzeichen auf. Die Basedow-Erkrankung ist oft besonders auffällig durch eine Kropfbildung (Struma), durch hervortretende Augen (Exophthalmus) und durch einen schnellen Herzschlag (Tachykardie). Zusammen werden diese Symptome als Merseburger Trias bezeichnet. Die Augen können durch die Erkrankung auch gereizt sein und es kann zu Doppelbildern kommen.
Schreitet die Schilddrüsenüberfunktion ohne eine Behandlung voran, dann kann eine thyreotoxische Krise entstehen. Das bedeutet, dass die Schilddrüse eine so große Menge an Hormonen bildet, dass es zu massiven Auswirkungen auf die körperlichen Vorgänge kommt. Die thyreotoxische Krise kann lebensgefährlich sein. Sie kann zu Herzrasen bis hin zum Vorhofflimmern führen, also zu einer extrem schnellen Erregung des Herzvorhofs mit dortigen 350 oder mehr Schlägen pro Minute. Die Pumpfunktion des Herzvorhofs ist in diesem Fall unzureichend, Blut wird nicht mehr richtig weiterbefördert und nachgesogen. Dies muss jetzt alleine die Herzkammer bewältigen. Die schlechtere Herzfunktion führt zu starkem Leistungsabfall des Patienten. Manchmal ist ein Koma die Folge davon.
Arzt und Patient unterhalten sich in einem Untersuchungsgespräch (Anamnese), so dass der Arzt einen Überblick über Symptome, Vorerkrankungen und weitere gesundheitliche Besonderheiten des Patienten bekommt. Eine körperliche Untersuchung lässt häufig die möglichen Veränderungen der Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) auffallen wie z. B. dünner Körper, schneller Herzschlag, Kropf (Struma) oder hervorgetretene Augäpfel (Exophthalmus).
Bei der Blutuntersuchung können erhöhte Schilddrüsenwerte (freies T3, freies T4) festgestellt werden. Das Hormon TSH ist dagegen in den meisten Fällen erniedrigt. Bei einem Morbus Basedow als Ursache für die Schilddrüsenüberfunktion finden sich spezielle Antikörper (TRAK = TSH-Rezeptor-Antikörper) in der Blutprobe. Der Untersucher führt ein Ultraschall der Schilddrüse durch, hier können typische Auffälligkeiten der Hyperthyreose festgestellt werden.
Die Szintigraphie der Schilddrüse, eine nuklearmedizinische Untersuchung, kann weitere Erkenntnisse zutage fördern. Ein erhöhter Stoffwechsel ist in der Szintigraphie als verstärktes Signal in dem Bereich zu sehen, weil das verwendete Markierungsmittel sich dort anschwemmt. Deshalb fällt z. B. eine Schilddrüsenautonomie als sehr starker Fleck in einem kleineren Bereich auf, wohingegen Erkrankungen wie der Morbus Basedow zu einer gleichmäßiger verteilten Verstärkung führen.
Bei den jeweiligen Symptomen kommen auch andere ursächliche Erkrankungen in Betracht. An verschiedene Herzrhythmusstörungen oder Tachykardie (Herzrasen) weiterer Ursachen muss gedacht werden. Bei Schweißneigung und Überwärmung kommt eine Infektion mit Fieber in Betracht, außerdem Wechseljahrsbeschwerden oder die Erscheinungen bei der Einnahme bestimmter Arzneimittel. Eine Gewichtsabnahme trotz starkem Appetit kann etwa bei Magen-Darm-Erkrankungen (z. B. Durchfällen), psychischen Störungen (z. B. Depressionen), bei Diabetes mellitus (vor allem Typ 1) oder bei Tumorerkrankungen bestehen.
Die erforderliche Therapie kann unterschiedlich aussehen und ist abhängig von der Ursache der Überfunktion sowie auch vom Patientenalter.
Die Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) lässt sich mit Medikamenten behandeln, die die Organfunktion beziehungsweise die Bildung der Hormone hemmen. Diese Medikamente heißen in der Fachsprache Thyreostatika und werden zur Einnahme als Tabletten angewendet. Wichtige Präparate sind Thiamazol und Carbimazol. Allerdings müssen weitere Therapieformen durchgeführt werden, soll die Hyperthyreose endgültig beseitigt werden.
Bei einer Schilddrüsenautonomie kommt meist eine Radiojodtherapie in Frage. Bei der Radiojodtherapie bekommt der Patient Jod verabreicht, welches mäßig radioaktiv ist. Es reichert sich in der Schilddrüse an und wirkt praktisch nur dort: Zellen der Drüse werden geschädigt und gehen zugrunde. Die Radiojodtherapie ist weitestgehend harmlos, das gegebene Jod ist in nennenswerter Konzentration nur in der Schilddrüse vorhanden, verschwindet durch den Zerfall recht schnell wieder und die Strahlung reicht nur wenige Millimeter weit. Trotzdem gilt vorsichtshalber, dass Frauen in der Schwangerschaft und bestimmte weitere Patientengruppen diese Therapie nicht bekommen dürfen.
Beim Morbus Basedow wird oft operiert, manchmal auch bei anderen Ursachen der Hyperthyreose. Ein großer Teil der Schilddrüse wird entfernt, aber ein kleiner Bereich belassen (Schilddrüsenresektion). Eine Überfunktion mit Struma (Kropf) wird ebenfalls oft mit einem Eingriff zur Verkleinerung behandelt. In manchen Fällen kann auch eine komplette Entfernung der Schilddrüse angezeigt sein (Thyreoidektomie). Ein Schilddrüsenkarzinom erfordert beispielsweise die Entfernung des ganzen Organs. Gegebenenfalls müssen dabei noch weitere Gewebestrukturen in der Umgebung entfernt werden. Patienten, denen die ganze Schilddrüse entfernt wurde, benötigen einen Ersatz der Schilddrüsenhormone: Sie müssen dauerhaft Thyroxin-Tabletten einnehmen.
Bei der Wahl der Therapie müssen auch die jeweiligen möglichen Risiken bedacht werden.
Normalerweise hat eine Schilddrüsenüberfunktion eine günstige Prognose, sofern sie richtig behandelt wird. Nicht immer können die Werte dauerhaft normalisiert werden, so dass eine regelmäßige Medikamenteneinnahme erforderlich sein kann. Ein Morbus Basedow kann sich auch von alleine wieder zurückentwickeln, was in circa der Hälfte der Fälle geschieht. Ohne die richtige Behandlung kann aus einer Schilddrüsenüberfunktion als schwere Komplikation die thyreotoxische Krise entstehen, welche lebensbedrohlich ist.
aktualisiert am 28.07.2023