Bei einer Schilddrüsenentzündung in der Schwangerschaft handelt es sich zumeist um eine Form, die als Hashimoto-Thyreoiditis bezeichnet wird. Die Hashimoto-Thyreoiditis verläuft chronisch und ist allgemein die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung. Gerade bei Frauen im gebärfähigen Lebensalter, dementsprechend auch bei Schwangeren, tritt die Hashimoto-Thyreoiditis besonders oft auf. Eine chronische Hashimoto-Thyreoiditis während der Schwangerschaft kann sich auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes auswirken.
Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung: Der Körper produziert Antikörper, welche die Zellen der Schilddrüse zerstören. Sofern diese Antikörper über das Blut der werdenden Mutter in die Plazenta (Mutterkuchen) gelangen, kann dies bei dem Kind nach der Geburt eine Schilddrüsenunterfunktion auslösen. Durch die Hashimoto-Thyreoiditis steigt das Risiko auf eine Fehlgeburt um das Dreifache. Aus diesen aufgezeigten Gründen ist bei einer Hashimoto-Thyreoiditis während der Schwangerschaft dringender Behandlungsbedarf angezeigt.
Die Ursache für die Hashimoto-Thyreoiditis ist bis heute nicht geklärt. Die Mediziner wissen, dass bestimmte genetische Bedingungen die Autoimmunerkrankung auslösen können. Ungefähr sechs Prozent aller Frauen weisen eine genetische Veranlagung für eine Hashimoto-Thyreoiditis auf. Vor den Wechseljahren finden sich bei acht Prozent aller Frauen die typischen Antikörper für eine Hashimoto-Thyreoiditis. Nach den Wechseljahren steigt der Prozentsatz der Frauen mit Antikörpern auf 16 Prozent.
Ab einem gewissen Stadium der Hashimoto-Thyreoiditis kann sich eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) einstellen. Schwangere Frauen zeigen generell einen erhöhten Bedarf an wichtigen Schilddrüsenhormonen auf. In Kombination mit einer Schilddrüsenunterfunktion kann es zu einer gravierenden Unterversorgung mit diesen Hormonen kommen. Eine schwangere Frau, die aufgrund einer Hashimoto-Thyreoiditis eine Schilddrüsenunterfunktion aufzeigt, sollte mit Hormonpräparaten behandelt werden. Diese Medikamente gleichen die verminderte Menge an Schilddrüsenhormonen im Blut aus. Sofern bereits vor der Schwangerschaft eine Behandlung mit Hormonen angesetzt wurde, muss die Dosis während der Schwangerschaft um 25 bis 50 Prozent erhöht werden.
Sofern im Blut Antikörper gegen die Schilddrüse festgestellt wurden, empfehlen viele Ärzte generell eine medikamentöse Hormonbehandlung. Die Hormone werden auch dann empfohlen, wenn die Schilddrüsenwerte im Blutbild normal sind. Der Grund für diese Empfehlung ist die positive Auswirkung der Hormonpräparate auf eine chronische Hashimoto-Thyreoiditis. Die Schilddrüsenhormone in den Medikamenten können bei normalen Schilddrüsenwerten das Fortschreiten einer Hashimoto-Thyreoiditis unterbinden.
Eine Frau muss während der Schwangerschaft für eine ausgewogene Jodaufnahme sorgen. Nicht nur der Körper der Frau benötigt während der Schwangerschaft Jod, auch das ungeborene Kind ist auf eine konstante Jodversorgung angewiesen. Erhält das ungeborene Kind keine ausreichende Menge Jod, kann es zu Entwicklungsstörungen kommen. Die Mediziner empfehlen schwangeren Frauen die Aufnahme von 230 Mikrogramm Jod täglich. Nicht immer kann dem Körper diese Menge mit der Ernährung zugeführt werden. Aus diesem Grund raten die Frauenärzte ihren schwangeren Patientinnen zur Einnahme von Jodtabletten. Hierbei wird die Einnahme einer zusätzlichen Menge von 100 bis 200 Mikrogramm Jod täglich empfohlen.
Liegt bei einer schwangeren Patientin eine Hashimoto-Thyreoiditis vor, kann die erhöhte Jodaufnahme zu einer Verschlimmerung der Schilddrüsenentzündung führen. Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis wird generell zu einer jodarmen Ernährung geraten. Auf die Einnahme von Jodtabletten sollte verzichtet werden. In der Schwangerschaft ist jedoch die Entwicklung des Kindes primär von Wichtigkeit. Daher muss während der Schwangerschaft auch bei einer Hashimoto-Thyreoiditis auf eine ausreichende Jodversorgung geachtet werden.
Um den Grad der Hashimoto-Thyreoiditis im Auge zu behalten, muss der Arzt regelmäßig die Konzentration der Antikörper im Blut kontrollieren. Es ist ebenfalls wichtig, regelmäßig den Gehalt an Schilddrüsenhormonen im Blut zu bestimmen. Auf diesem Weg kann der Arzt erkennen, ob sich die Hashimoto-Thyreoiditis durch die Jodeinnahme verschlimmert. Mithilfe der Hormonkontrolle wird ersichtlich, ob die Hashimoto-Thyreoiditis eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse auslöst. Die Bestimmung der Schilddrüsenhormonwerte empfiehlt sich während der Schwangerschaft alle zwei Monate.
Nach der Entbindung zeigt sich bei vier Prozent der Frauen nach vier bis 24 Wochen eine Schilddrüsenentzündung. Diese Entzündung der Schilddrüse wird als postpartale Thyreoiditis bezeichnet. Sie resultiert aus der hormonellen Umstellung im Körper der Frau nach der Entbindung. Zuerst stellt sich durch diese Thyreoiditis häufig eine Überfunktion der Schilddrüse ein. Im weiteren Verlauf kann die Thyreoiditis zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Bei 10 Prozent der betroffenen Frauen resultiert aus der postpartalen Thyreoiditis eine chronische Hashimoto-Schilddrüsenentzündung. Bei den restlichen betroffenen Frauen klingt die postpartale Thyreoiditis innerhalb eines Jahres ab. In einigen Fällen ist während der postpartalen Thyreoiditis eine medikamentöse Behandlung nötig. Die Art der Medikamente hängt davon ab, ob die postpartale Thyreoiditis eine Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion verursacht.
aktualisiert am 22.01.2019