Die Postpartum-Thyreoiditis ist eine besondere Form der Schilddrüsenentzündung. Sie tritt ausschließlich bei vier Prozent der Frauen nach der Schwangerschaft auf. Bei den betroffenen Patientinnen zeigt sich die Postpartum-Thyreoiditis 6 bis 24 Wochen nach der Entbindung ihres Kindes. Diese Art der Schilddrüsenentzündung kann auch als „Wochenbett-Schilddrüsenentzündung“ oder postpartale Thyreoiditis bezeichnet werden. Die Mediziner vermuten, dass diese Art der Schilddrüsenentzündung den Autoimmunerkrankungen zuzuordnen ist, also den Erkrankungen, bei denen das Immunsystem Gewebe des eigenen Körpers angreift.
Die Postpartum-Thyreoiditis wird als eine Unterform der Hashimoto-Thyreoiditis angesehen. Hierbei handelt es sich um eine autoimmun bedingte, chronische Schilddrüsenentzündung. Die Krankheit verläuft von Patientin zu Patientin unterschiedlich. In einigen Fällen resultiert aus der Postpartum-Thyreoiditis eine dauerhafte Schilddrüsenüber- oder Schilddrüsenunterfunktion.
Die genauen Ursachen für die Postpartum-Thyreoiditis sind bis heute nicht geklärt. Die Mediziner nehmen an, dass die postpartale Thyreoiditis auf eine Autoimmunreaktion nach der Schwangerschaft zurückgeht. Im Rahmen der Schwangerschaft werden Immunreaktionen und Autoimmunprozesse vom Körper stark herabgesetzt. Nach der Entbindung vollzieht das Immunsystem der Frau einen „Neustart“. Das Immunsystem beginnt nach der Schwangerschaft mit seiner normalen Arbeit. Hierdurch kann es zu Überreaktionen gegen eigene Organe kommen. Richten sich diese Autoimmunreaktionen gegen die Schilddrüse, kann sich das Organ entzünden. Die Patientin bekommt eine Postpartum-Thyreoiditis.
Eine Postpartum-Thyreoiditis kann unterschiedliche Symptome auslösen. Jedoch zählt diese Art der Thyreoiditis zu den „stillen Schilddrüsenentzündungen“ und löst keine Schmerzen aus. In vielen Fällen zeigen betroffene Frauen in der ersten Phase der Schilddrüsenentzündung Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion. Diese können beispielsweise sein:
In der folgenden Phase der Erkrankung kann nach sechs bis neun Monaten eine Schilddrüsenunterfunktion eintreten. Die Symptome verändern sich in diesem Fall. Durch eine Schilddrüsenunterfunktion können beispielsweise folgende Symptome auftreten:
Die Symptome können sich jedoch unterschiedlich ausprägen. Nicht bei allen Fällen stelltsich nach der Schilddrüsenüberfunktion eine Unterfunktion des Organs ein. Manche Frauen zeigen bei einer Postpartum-Thyreoiditis lediglich eine Unterfunktion oder ausschließlich eine Überfunktion der Schilddrüse über die Dauer des gesamten Krankheitsverlaufs.
Eine postpartale Thyreoiditis lässt sich durch eine Kombination aus verschiedenen Diagnoseverfahren feststellen. Zu Beginn führt der Arzt eine Anamnese mit der Patientin durch. Im Rahmen dieses Gesprächs werden alle Symptome ermittelt. Im zweiten Schritt wird durch eine Blutuntersuchung der aktuelle Hormonstatus der Patientin ermittelt. Hierdurch erhält der Arzt Auskunft über eine vorhandene Schilddrüsenüber- oder Schilddrüsenunterfunktion. Um die Entzündung der Schilddrüse festzustellen, werden bildgebende Diagnoseverfahren eingesetzt. Bestehen nach diesen Diagnoseverfahren noch Zweifel an einer Schilddrüsenentzündung, kann eine Untersuchung von Schilddrüsengewebe unter dem Mikroskop durchgeführt werden.
Die Schilddrüsenentzündung nach der Schwangerschaft klingt bei der Hälfte aller Patientinnen nach wenigen Tagen bis hin zu einem Jahr von ganz alleine ab. Die Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse und der hormonelle Zustand der Patientin normalisieren sich. Bei der zweiten Hälfte der Patientinnen mit postpartaler Thyreoiditis bleibt eine Überfunktion oder eine Unterfunktion der Schilddrüse bestehen.
Gegen die Postpartum-Thyreoiditis gibt es aktuell keine Therapiemöglichkeit, die eine Heilung bewirkt. Die Ärzte sind allerdings in der Lage, eine symptomlindernde Behandlung anzusetzen. Hierfür werden der Patientin entsprechende Medikamente verabreicht. Diese Medikamente regulieren die Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse. Dies hat zur Folge, dass die Beschwerden reduziert oder beseitigt werden.
Im Falle einer Schilddrüsenüberfunktion durch die Postpartum-Thyreoiditis werden spezielle Medikamente verschrieben. Diese Präparate hemmen die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Die Medizin bezeichnet diese Medikamente als Thyreostatika.
Weist eine Patientin eine Schilddrüsenunterfunktion auf, verordnen die Ärzte Hormonpräparate. Die Schilddrüse produziert in diesem Fall keine ausreichende Menge an Schilddrüsenhormonen mehr. Der Hormonspiegel der Patientin muss mithilfe von Medikamenten wie L-Thyroxin ausgeglichen werden.
Für manche Patientinnen ist darüber hinaus eine psychotherapeutische Behandlung nach der Schwangerschaft sinnvoll, sofern sich psychische Symptome zeigen.
aktualisiert am 18.04.2018