Ein Schienbeinbruch ist eine schwere Verletzung, die mehrere Wochen Krankschreibung nach sich zieht. Der Schienbeinknochen trägt einen Großteil unseres Körpergewichtes und sorgt für stabilen Stand und sicheren Gang. Erleidet das Schienbein eine Fraktur, dauert es sehr lange, bis der Knochen wieder verheilt und der Patient das Bein belasten kann. Eine Schienbeinfraktur bringt auch ein erhöhtes Risiko der Thrombose mit sich.
Schienbeinbrüche haben oftmals eine längere Bettruhe zur Folge. Handelt es sich um einen normalen Bruch, wird das Bein vorerst mit einem Liegegips versehen. Dieser reicht sowohl über das Knie als auch bis zu den Knöcheln und sorgt dafür, dass das Bein nicht mehr bewegt werden kann und der Patient mehr oder weniger ans Bett gebunden ist. Wird der Schienbeinbruch mittels einer Operation behandelt, kann der Patient wesentlich früher das Bett verlassen und mit dem Muskelaufbautraining beginnen.
Kommt jedoch ein Gips zum Einsatz, ist immer eine längere Schonung des Beines notwendig, da der Liegegips erst nach geraumer Zeit durch einen Gehgips ersetzt wird. Länger Liegezeiten haben ein erhöhtes Thromboserisiko zur Folge.
Eine Thrombose kann durch drei verschiedene Faktoren begünstigt werden. Dazu zählt zum einen die Veränderung des Blutes, zum Beispiel durch Gerinnungsstörungen, während einer Schwangerschaft, durch zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, erbliche Veranlagung oder dickflüssiges Blut. Thrombosen können auch dann entstehen, wenn die Gefäßwände des Körpers beschädigt sind, z.B. bei Unfällen und Verletzungen, aber auch durch erhöhtes Alter, Diabetes und Arteriosklerose. Die dritte Ursache für die Entstehung einer Thrombose ist die Herabsetzung der Blutströmungsgeschwindigkeit. Das Blut strömt nur noch langsam durch den Körper und kann dadurch verklumpen. Der Blutfluss wird verlangsamt, wenn die Venen erweitert sind oder von außen länger auf die Blutgefäße gedrückt wird. Zudem sorgt eine längere Liegezeit dafür, dass das Blut langsamer durch den Körper läuft. Daher besteht durch einen Schienbeinbruch und die damit verbundene Bettruhe immer eine erhöhte Thrombosegefahr.
Eine Thrombose bringt Schmerzen mit sich, die sich anfangs zunächst im betroffenen Bein äußern. Meist verbessern sich die Schmerzen, wenn das Bein hoch gelagert wird, da sich das Blut nicht länger im Fuß oder dem Bein staut. Die Schmerzen verschlimmern sich dagegen, wenn das betroffene Bein abgesenkt wird. Hier entsteht zudem ein Spannungsgefühl sowie Druckschmerz, eine Schwellung oder Rötung. Die Venen sind deutlich an der Hautoberfläche zu sehen.
An einem Bein mit einem Schienbeinbruch ist es insofern schwer, eine Thrombose zu erkennen, da die betroffene Stelle eingegipst ist und sich die äußeren Symptome nicht gleich erfassen lassen. Zudem entstehen nach einem Schienbeinbruch generell Schmerzen, die leicht auch mit Thromboseschmerzen verwechselt werden können. Besteht ein konkreter Verdacht auf Thrombose, wird der Arzt ein Kontrastmittel verabreichen und mithilfe von Röntgenaufnahmen oder einer Ultraschalluntersuchung das Bein auf Gefäßverschlüsse absuchen.
Bei einer vorhandenen Thrombose muss das Gerinnsel entfernt werden. Ist die Thrombose noch nicht lange vorhanden, kann schon die Gabe von blutverdünnenden Mitteln ausreichen, um das Gerinnsel aufzulösen und den Blutfluss wiederherzustellen. Ein geeignetes Mittel zur Blutverdünnung ist Heparin. Zudem muss das Bein hochgelagert werden. Üblicherweise wird bei einer Thrombose ein straffer Verband angelegt, was sich bei einem Schienbeinbruch und einem umliegenden Gips als schwierig gestaltet. Der Stützstrumpf wird daher nur an das gesunde Bein angelegt und soll dafür sorgen, dass die Blutgefäße zusammengedrückt werden und der Blutfluss sich verstärkt.
Helfen diese Maßnahmen nicht, das Blutgerinnsel aufzulösen, bleibt nur noch ein chirurgischer Eingriff. Dabei wird das Gerinnsel entfernt oder ein Bypass gelegt, der das Blut umleitet. Das Gerinnsel sollte auf jeden Fall entfernt werden, da sonst die Gefahr besteht, dass es sich löst, durch das Blut weiterwandert und sich in der Lunge oder in anderen Organen wie dem Gehirn festsetzt. Das kann schwerwiegende Krankheiten wie eine Embolie oder einen Schlaganfall auslösen. In seltenen Fällen können sich auf dem Gerinnsel Bakterien befinden, die verantwortlich für eine Blutvergiftung sind. Befindet sich die Thrombose im Bein, wie zum Beispiel nach Schienbeinbrüchen, kommt es oftmals zu Krampfadern.
Durch das erhöhte Risiko einer Thrombose nach einem Schienbeinbruch und den damit verbundenen Liegezeiten, werden im Krankenhaus entsprechende Maßnahmen zur Vorbeugung eingeleitet. Generell kommen bei einer Thrombose gerne Thrombosestrümpfe (Kompressionsstrümpfe) zum Einsatz, die sehr eng anliegen und die Blutgefäße zusammendrücken. Dadurch wird die Fließgeschwindigkeit des Blutes erhöht. Da Thrombosestrümpfe über einen Gipsverband wenig Sinn ergeben, werden diese meist nur an das gesunde Bein angelegt.
Zudem bekommt der Patient täglich Thrombosespritzen. Diese enthalten Heparin, ein Stoff, der die Blutgerinnung hemmt. Rauchen begünstigt ebenfalls die Entstehung einer Thrombose und sollte während der Liegezeit vermieden werden. Dagegen wirken sich eine erhöhte Flüssigkeitszunahme und Wechselduschen positiv auf die Vorbeugung von Blutgerinnseln aus. Sobald es dem Patient erlaubt ist, das Bett zu verlassen, sollte wieder auf ausreichend Bewegung geachtet werden, ohne das betroffene Bein zu sehr zu belasten.
aktualisiert am 26.05.2020