Ein Schienbeinbruch ist keine leichtzunehmende Verletzung. Der Unterschenkelknochen ist stabil, durch erhebliche Krafteinwirkung kann der Knochen brechen. Diese bringt starke Schmerzen und eine Zeit der Bettlägerigkeit mit sich. Ein Schienbeinbruch braucht lange, bis das Bein vollständig belastet werden kann. Im Schnitt gehen drei bis sechs Monate ins Land, abhängig davon, ob es ein einfacher Bruch ist, der mit einem Gips behandelt wird, oder eine Operation notwendig ist. Nach einer gewissen Rehabilitationszeit sollte das Schienbein wieder vollständig hergestellt sein. In einigen Fällen kann es zu langfristigen Folgen kommen.
In manchen Fällen kann es sein, dass der Knochen nicht richtig zusammen heilt. Dafür verantwortlich sind Bruchstücke, die nicht in der ursprünglichen Position liegen und schief zusammenwachsen. Der Patient geht in eine Schonhaltung über, woraus eine Fehlbelastung werden kann, die die Bildung einer Pseudarthrose begünstigt. Der Knochen wächst nicht richtig zusammen, es kommt zur Instabilität und es entsteht eine unnatürliche Beweglichkeit des Knochens (sogenanntes Falschgelenk). Hier ist meist eine weitere Operation notwendig, die den Fehler behebt und die richtige Position des Knochens wiederherstellt und stabilisiert.
Die Folgen der Pseudarthrose (auch: Pseudoarthrose) sind Fehlstellungen sowie Muskelschwund und Gelenkprobleme, die die Funktionalität der Gliedmaßen erheblich einschränken. In manchen Fällen kann eine Stabilisierung durch einen erneuten Gips ausreichen, meist ist jedoch eine Operation nötig. Bei der sogenannten atrophen Pseudarthrose mit Gewebeschwund wird der Knochen durchgängig für die Durchblutung gemacht. Zudem können Nägel in den Knochen eingeführt werden, um ihn zu stabilisieren. Auch Platten und Schrauben halten den Knochen zusammen. Durch Pseudarthrose kann es dazu kommen, dass Gewebe oder Knochensubstanz verloren geht. In diesem Fall muss Knochengewebe, meist aus dem Beckenknochen, übertragen werden.
Selten kann es nach komplizierten Brüchen dazu kommen, dass sich für starke Schmerzen am Bein keine Ursache finden lässt. Dieses Syndrom wird als Morbus Sudeck bezeichnet. Nach einer Operation oder schweren Verletzung klingen die Schmerzen nicht ab, sondern verstärken sich. Hinzu kommen oftmals Schwellungen, Rötungen und Funktionseinschränkungen der betroffenen Gliedmaßen. Neben Schmerzmitteln werden auch physio- und psychotherapeutische Maßnahmen zur Schmerztherapie eingesetzt. Langzeitfolgen können beim Morbus Sudeck ebenfalls auftreten wie ein Muskel- oder Knochenschwund.
Ein Schienbeinbruch sollte immer behandelt werden. Der Arzt wird mittels einer Röntgenuntersuchung feststellen, wo sich der Bruch befindet und ob ein operativer Eingriff notwendig ist oder ein einfacher Gipsverband sowie Ruhigstellung des Beines ausreichen. In einigen Fällen kann ein Knochenbruch schief zusammenwachsen. Das kann zum Beispiel eintreten, wenn der Patient keinen Arzt aufsucht und den Knochen von alleine ausheilen lässt, ohne dass er mit einem Gips oder durch Osteosynthesematerial (Nägel, Platten) fixiert wurde. Auch kann eine zu frühe Belastung verursachen, dass sich der Knochen verschiebt und nicht richtig zusammenwächst. In sehr seltenen Fällen verschiebt sich der Knochen während des Anlegens des Gipses und wächst zusammen, bevor durch die übliche Kontrolluntersuchung der Fehler festgestellt wurde.
Wird ein schief gewachsener Knochen nicht behandelt, kommt es zu erheblichen Langzeitfolgen wie dauerhaften Schmerzen oder einem fehlerhaften Gang. Die Schonhaltung wird eingenommen, der Patient beginnt zu humpeln oder schont das betroffene Bein. Ein schief zusammengewachsener Bruch kann behoben werden, meist, indem bei einem chirurgischen Eingriff der Knochen abermals gebrochen und in die richtige Position gebracht wird und Osteosynthesematerial angebracht wird.
Ein Bruch am Schienbeinkopf kann erhebliche Folgen für ein Kniegelenk haben. Obwohl der Bruch ebenso komplikationslos ausheilen kann wie einfache Brüche, ist das Risiko für schwere Knieverletzungen deutlich erhöht. Der Bruch am Scheinbeinkopf kann die Gelenkflächen des Knies in Mitleidenschaft ziehen, wodurch nicht selten Arthrose verursacht wird. Arthrose zählt zu den Gelenkkrankheiten. Die Knorpelschicht des Gelenks wird zerstört und der Knochen verändert sich. Bewegungseinschränkungen und Entzündungsreaktionen können die Folge sein.
Ein Schienbeinbruch entsteht oft durch erhebliche Krafteinwirkungen von außen. In seltenen Fällen können Ermüdungsbrüche auftreten. Ermüdungsbrüche entstehen durch lang andauernde und wiederholte Belastung des Knochens.
Besonders bei Sportarten wie Fußball oder Langstreckenlauf kommt es nicht selten zu einer Überbelastung. Ebenfalls zu den Risikosportarten zählen Turnen oder Basketball. Diese Überbelastung sorgt zwar nicht dafür, dass der Knochen sofort bricht, jedoch hat sie Auswirkungen auf das Knochengewebe. Im Knochen entstehen durch die dauerhafte Belastung Risse und Spalten, die ihn porös und anfälliger für Brüche werden lassen. Fast drei Viertel der Stressbrüche treten durch Laufsportarten auf. Man spricht hier von der sogenannten Stressfraktur, für die eine dauerhafte Überlastung verantwortlich ist. Zudem gibt es die Insuffizienzfraktur. Im Gegensatz zur Stressfraktur sind hier die Knochen nicht gesund, sondern bereits erkrankt durch Osteoporose oder rheumatoider Arthritis. Diese Krankheiten greifen die Knochen an und sorgen dafür, dass das Schienbein porös wird.
Üblicherweise sorgt der Körper dafür, dass die feinen Risse und Spalten im Knochen wieder durch neues Knochengewebe ausgebessert werden. Wenn die Überbelastung des Beines jedoch über einen längeren Zeitraum fortgeführt wird, kann der Körper den Knochen nicht mehr reparieren, bis es zu einem Bruch kommt. Ermüdungsbrüche entstehen jedoch nicht ohne Vorwarnung. Meist kommt es bei der Belastung schon zu Schmerzen, Schwellung oder Rötungen. Ein Stressbruch erhöht die Gefahr, dass Knochenfasern weiter einreißen. Langfristig gesehen sind die porösen Knochen anfälliger für Brüche. Eine weitere Belastung, vor allem durch die genannten Sportarten, sollte vermieden werden.
Manche Menschen sind sensibel, wenn das Wetter umschlägt. Sie spüren es sprichwörtlich "in den Knochen". Gelenke schmerzen, manche bekommen Kreislaufprobleme oder Kopfschmerzen. Oftmals sind es Verletzungen, die bei einem Wetterumschwung ein verändertes Gefühl hervorrufen. Narben beginnen zu kribbeln, alte Verletzungen, die längst verheilt sein sollten, sind plötzlich wieder spürbar. So kann es beim Schienbeinbruch geschehen, dass noch Jahre nach der eigentlichen Fraktur deutlich zu spüren ist, wo sich die Verletzung befunden hat, wenn das Wetter umschlägt. Besonders der alpenländische Föhn hat Einfluss auf das Wohlbefinden des Menschen, was wissenschaftlich belegt ist. Trotzdem ist nicht jeder Patient davon betroffen, manch einer spürt erhebliche Temperaturschwankungen kaum.
aktualisiert am 22.03.2021