Das Schienbein zählt zu unseren Unterschenkelknochen und trägt einen erheblichen Teil unseres Körpergewichtes. Es ermöglicht uns einen aufrechten Gang und ist so positioniert, dass es am vorderen Unterschenkel gegen die Haut drückt. Damit ist es leicht ertastbar, aber auch durch das fehlende Fettgewebe kommt es schnell zu Verletzungen am Schienbein durch Stöße, Aufprall oder Unfälle. Obwohl das Schienbein ein stabiler Knochen ist, kann es bei erheblicher Krafteinwirkung zur Fraktur des Knochens kommen. Dieser Schienbeinbruch zieht eine langwierige Heilung nach sich. Wann das Bein wieder vollständig belastet werden kann, ist abhängig von der Art des Bruches, der Behandlung und dem Heilungsverlauf.
Schienbeinbrüche lassen sich nicht mit Hausmitteln oder Medikamenten behandeln. Damit der Knochen vollständig zusammenwachsen kann, ist eine lange Ruhigstellung des Beines nötig. Diese wird zunächst bei einfachen Brüchen mit einem Gips gewährleistet. Der Arzt wird nach eine Röntgenaufnahme feststellen, um welche Art von Bruch es sich handelt. Hier wird unterschieden, ob sich die Fraktur am Schaft, dem Schienbeinkopf oder dem unteren Schienbein am Bereich des Knöchels befindet. Generell wird bei einfachen Brüchen ein Liegegips angelegt, der über den Knöchel und auch das Knie bis zum Oberschenkel reicht. Dadurch wird gewährleistet, dass das Bein für lange Zeit komplett ruhig gestellt ist und nicht bewegt werden kann. Der Patient muss diese Zeit zunächst einmal im Liegen ausharren, wobei durch Thrombosespritzen verhindert wird, dass es zu Blutgerinnseln kommt. Nachdem der Knochen die ersten Heilungsanzeichen zeigt, wird der Liegegips gegen einen Gehgips ausgetauscht. Der Patient bekommt Krücken, die verhindern, dass das Bein frühzeitig belastet wird.
Der Prozess der Heilung kann nicht nennenswert durch Ernährungsumstellung oder Medikamente beschleunigt werden. Ein Knochen braucht Zeit, bis er wieder zusammenwächst. Der Betroffene kann die Heilung lediglich damit beschleunigen, dass er Geduld zeigt und darauf achtet, das Bein nicht zu früh zu belasten.
Oftmals kann es sein, dass die Bruchstücke der Knochen verschoben sind oder gar bei einem offenen Bruch aus der Haut austreten. In diesem Fall ist eine Operation notwendig, um die Bruchstücke des Schienbeines wieder zurück in die ursprüngliche Position zu bringen und mithilfe von Schrauben, Nägeln oder Platten, dem so genannten Osteosynthese-Material, zu fixieren.
Siehe auch: Osteosynthese - was ist das?
Nach einer Operation ist eine frühzeitigere Belastung des Beines möglich als nach einem einfachen Bruch, der mit einem Gips behandelt wird.
Dennoch hat auch hier die lange Ruhigstellung des Beines zur Folge, dass die Muskulatur und die Gelenke des betroffenen Beines geschwächt werden. Bis das Bein wieder vollständig hergestellt ist, vergehen nicht nur mehrere Wochen für die Heilung, sondern auch das darauffolgende Aufbautraining muss in die Heilungsdauer einbezogen werden. Hier wird langsam mit der Bewegung von Kniegelenk und Sprunggelenk begonnen. Daraufhin folgen leichte Übungen im Liegen, die die Muskeln dehnen und straffen. Nach der Teilbelastung erteilt der Arzt die Freigabe zur Vollbelastung. Hier werden die Muskeln zunächst mit Wassergymnastik, einfachem Laufen oder Walking aufgebaut. Erst daraufhin folgt die Stabilisierung des Beines durch Training an Geräten.
Es dauert etwa sechs Wochen, bis der Knochen bei einem Schienbeinbruch zusammengewachsen ist. Hier spielt das Alter des Patienten und die Art des Bruches eine große Rolle. Zudem muss man die Begleiterscheinungen des Schienbeinbruchs berücksichtigen. Oftmals kommt es durch den Unfall auch zur Verletzung des Knie- oder Knöchelgelenks, Sehnen- oder Bänderrisse sind keine Seltenheit und offene Brüche haben offene Wunden zur Folge, die verheilen müssen. Hier kann es in seltenen Fällen zu Infektionen kommen, was die Heilungsdauer beeinträchtigt.
Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass Schienenbeinbrüche drei bis sechs Monate brauchen, bis sie vollständig verheilt sind und das Bein wieder komplett belastet werden kann. Auch wenn es bereits möglich ist, auf dem Bein zu stehen oder zu laufen, ist eine vollständige Belastung nicht gleich gegeben. Nachdem der Gips abgenommen wurde oder eine Operation durchgeführt wurde, braucht es etwa vier Wochen, in denen der Patient an Krücken läuft und das Bein zunehmend belasten darf. Daraufhin folgt das Muskelaufbautraining, was sich etwa über 10 bis 12 Wochen zieht, bevor wieder sportliche Belastungen möglich sind. Eine vollständige Belastung ist, wenn man all diese Faktoren einbezieht, nach einem halben Jahr möglich.
Treten Komplikationen auf, dann kann sich die Heilung deutlich verzögern. Komplikationen, die auftreten können, sind:
Es gibt so genannte Stressbrüche, die nur etwa sechs bis acht Wochen für die Heilung brauchen und keine Operation benötigen. Hier besteht jedoch die Gefahr, dass die Knochenfasern weiter einreißen, weshalb auch nach der genannten Heilungsdauer erst langsam wieder mit der Belastung begonnen werden sollte. Ob generell wieder Hochleistungssport betrieben werden kann, hängt von dem Befinden des Patienten und der Freigabe des Arztes ab.
aktualisiert am 28.10.2019